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Nr. 1223

 

Ordobans Erbe

 

Die Suche nach den Mentaldepots – ein Saboteur wird gestellt

 

von Detlev G. Winter

 

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Der Kampf um die Kommandogewalt über die Endlose Armada ist im Sommer 428 NGZ längst zugunsten Perry Rhodans entschieden. Und Kazzenkatt, der Lenker des Dekalogs, hat bei seinen Angriffen auf die Endlose Armada und auf verschiedene Chronofossilien, die er zu pervertieren versuchte, nach anfänglichen Erfolgen eine ganze Reihe schwerer Niederlagen einstecken müssen.

Ja, es kommt sogar dazu, dass zwei der drei Basen des Dekalogs, nämlich BRÜTER und VERSTÄRKER, in die Gewalt der Gegenseite geraten und für Kazzenkatts künftige Operationen somit nur noch die Basis LAGER verbleibt.

Derartig in seiner Macht geschwächt, ist es dem Element der Lenkung auch nicht möglich, das wichtige Chronofossil Hundertsonnenwelt länger zu halten. Vielmehr muss Kazzenkatt sich mit dem Rest seiner Streitkräfte überstürzt zurückziehen und den Planeten wieder den Posbis überlassen.

Während die Endlose Armada nun die Milchstraße anzusteuern beginnt, verschwindet Perry Rhodan zusammen mit Taurec, um im Frostrubin selbst eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.

Auch Vishna und Nachor hält es nicht länger auf der BASIS.

Der Kosmokratin und dem Armadaprinzen geht es um ORDOBANS ERBE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Vishna und Nachor – Die Kosmokratin und der Armadaprinz auf der Suche nach Ordobans Mentaldepots.

Waylon Javier – Kommandant der BASIS.

Gucky – Der Mausbiber setzt sich mit einer »Mauer« auseinander.

ES – Die Superintelligenz treibt wieder einmal ihre berühmt-berüchtigten Späße.

Reginald Bull – Er kommt, um nach seinen Freunden zu sehen.

Eines Tages, das war dir von Anfang an klar, würdest du deine Zurückhaltung aufgeben müssen, und der Spaß würde ein Ende haben.

Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen.

Die Aufgabe, die du erfüllst, gleicht nicht länger einem Spiel, in dessen Verlauf du auftreten kannst, wann und wie es dir gerade beliebt. Ab jetzt dienst du mit all deiner Kraft nur noch dem Ziel, für das du erschaffen wurdest, und du hast dich dabei jeder Art von Individualität zu enthalten. Denn nun wird es ernst.

Seit der Mutation des TRIICLE-9 agierst du für die Mächte des Chaos, genaugenommen schon geraume Zeit länger. Meistens spielte sich deine Arbeit im verborgenen ab, und wenn du wirklich einmal offen eingreifen musstest, hast du es so geschickt getan, dass niemand dein falsches Spiel durchschaute. Du bist ungewöhnliche Wege gegangen, die von deiner Schläue, aber auch von deiner Kaltblütigkeit künden. Ja, du hattest sogar die Nerven, deinen ärgsten Widersacher zu unterstützen und ihm bei seiner Mission tatkräftige Hilfe zu leisten – nur um jenem anderen negativen Potenzial begegnen zu können, das deiner Kontrolle zu entgleiten drohte. Zuletzt machtest du dir förmlich einen Sport daraus, die weitere Entwicklung zu beobachten oder nach deinem Gutdünken sanft zu lenken, obwohl du wusstest, wie gefährlich das werden könnte.

Die Spielerei jedoch ist nun vorbei.

Die Dinge erlauben es nicht mehr, dass du deine Aufgabe auf die leichte Schulter nimmst. Drei Chronofossilien sind bereits aktiviert. Ein Teil von Ordobans Mentalsubstanz ist auf den Armadaprinzen übergegangen. Die Lage wird kritisch, wenn du nicht endlich wirksam gegensteuerst. Dein voller Einsatz ist jetzt ebenso gefragt wie absolute Kompromisslosigkeit in der Wahl deiner Mittel.

Woran du deine Cleverness bisher eher spielerisch testen konntest, wird nun zur entscheidenden Probe, zur ernsten Prüfung auf Leben und Tod. Aber es bleibt dir keine Wahl.

 

1.

 

Deneide Horwikow raufte sich die Haare und nickte dem ungläubig dreinschauenden Ilt energisch zu.

»Eine gemauerte Wand, jawohl! Ich mache keine Scherze. So wahr ich hier stehe, er hat gemauert gesagt – und die optische Überwachung bestätigt es.«

Gucky stemmte die Fäuste in die Hüfte und klatschte mit dem breiten Biberschwanz auf den Boden. Vielleicht, dachte er verdrossen, wäre es besser gewesen, nicht gerade jetzt in die Zentrale zu kommen. Es sah ganz danach aus, als hätte er sich einiges ersparen können, wenn er in seiner Kabine geblieben wäre.

»Gemauert!«, wiederholte er abfällig. »So ein Unsinn! Auf der ganzen BASIS gibt es keinen einzigen Mauerstein, den man dazu verwenden könnte. Lachhaft!«

Sein Nagezahn kam zögernd zum Vorschein, weil er sich entschloss, nun doch an einen schlechten Scherz zu glauben. Die Heiterkeit legte sich jedoch schnell, als er Deneides strafenden Blick bemerkte.

Die hagere Frau seufzte ungeduldig.

»Ich sagte bereits, dass ich es ernst meine. Du kannst dir die Bilder ansehen – und Holtz Khaan klang auch nicht so, als sei ihm nach blöden Witzen zumute. Der Mann arbeitete in einem Lagerraum, als ihm plötzlich eine Wand den Rückweg versperrte und ihn einschloss. Wohlgemerkt: Keine Projektion, sondern echtes, massives Mauerwerk. Khaan hat sich über den Armbandtelekom gemeldet und gebeten, dass man ihn herausholt. Du könntest das per Teleportation am schnellsten erledigen.«

Gucky blinzelte, noch immer misstrauisch. Was Deneide sagte, klang unglaublich. Er überlegte, ob er in ihren Gedanken lesen sollte, doch er entschied sich dagegen. Es gab keinen Grund, an der Aufrichtigkeit der Funkerin zu zweifeln. Waylon Javier, dem er einen fragenden Blick zuwarf, hob bedauernd die Schultern; auch er stand offenbar vor einem Rätsel.

»Eine Wand aus dem Nichts«, brummte der Ilt gereizt. »In einem Lagerraum der BASIS. Was sagt Hamiller dazu?«

»Frag ihn!«, forderte Deneide ihn auf.

Gucky wartete, bis auf einem Monitor das Erkennungszeichen der Bordpositronik aufleuchtete.

»Du weißt, worum es geht?«

»Natürlich, Sir«, bestätigte Hamiller in seiner charakteristischen Sprechweise. »Ein Besatzungsmitglied wurde angeblich eingemauert.«

»Angeblich!«, schnaubte Gucky. »Es stimmt also gar nicht?«

»Sie müssen verzeihen, Sir, wenn ich mich unglücklich ausgedrückt habe. Es stimmt, dass jemand eingemauert ist. Fraglich ist seine Eigenschaft als Besatzungsmitglied.«

Der Mausbiber blickte verwirrt um sich.

»Was heißt das? Deneide, du hast doch mit dem Mann gesprochen. Wie nannte er sich? Khaan?«

»Holtz Khaan«, nickte die Cheffunkerin der BASIS.

»Eine Person dieses Namens ist an Bord nicht registriert«, bemerkte die Hamiller-Tube. »Vielleicht handelt es sich um ein Pseudonym.«

Gucky schüttelte unwillig den Kopf. Im Moment begriff er nur, dass auf der BASIS etwas nicht stimmte. Was ihm missfiel, war die Gelassenheit, mit der über das ungereimte Vorkommnis gesprochen wurde.

»Und?«, fragte er provozierend. »Hat sich jemand um den Mann gekümmert?«

»Dazu bestand kein Anlass«, erklärte die Positronik trocken. »Wir waren der Auffassung, dass Sie dem Eingeschlossenen am schnellsten helfen können. Schließlich sind Sie der Teleportation mächtig, Sir.«

Gucky rang um seine Beherrschung.

»Und wenn es eine Falle ist?«, presste er hervor. »Ein Trick des Dekalogs ...?«

»Ich kann Sie beruhigen, Sir«, schmeichelte die Hamiller-Tube. »Der fragliche Sektor ist selbstverständlich längst abgeriegelt und steht unter permanenter Beobachtung. Aus Sicherheitsgründen wurde allerdings bislang darauf verzichtet, die Mauer zu untersuchen oder gar zu zerstören. Ihre Existenz wirft noch Fragen auf. Optisch ist sie vorhanden, materiell ebenfalls – aber sie ist weder als Energie noch als Masse anzumessen. Ich rate weiterhin, nichts zu unternehmen, was den Eingeschlossenen in irgendeiner Weise gefährden könnte – auch wenn wir noch gar nicht wissen, wer sich hinter dem Pseudonym überhaupt verbirgt.«

Gucky nickte langsam. Die Ausführungen der Bordpositronik zerstreuten seine Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der das seltsame Phänomen behandelt wurde.

»Gibt es eine Verbindung zum Lagerraum?«, wollte Gucky wissen. »Kann man sich die Sache einmal ansehen?«

»Ja, Sir.«

Das verschnörkelte H, Erkennungssymbol der Hamiller-Tube, verschwand vom Monitor. An seiner Stelle erschien das Abbild eines mäßig ausgedehnten Raumes. Fassungslos betrachtete der Ilt die Wiedergabe und musterte die Wand, deren ungewöhnliche Struktur darauf hinwies, dass sie nachträglich eingezogen worden war. Sie erinnerte an die Kalksandsteinmauern konventionell errichteter Häuser.

»Und dahinter ...?« Gucky verzog die Winkel der spitzen Schnauze. »Dahinter schmachtet dieser Holtz Khaan ...?«

»Wenn nicht alles täuscht: Ja. Und da dieser Raum nur einen Ausgang hat, ist der Mann eingeschlossen.«

»Besteht die Telekomverbindung zu ihm noch?«

»Er hat sie getrennt und reagiert nicht auf meine Kontaktversuche. Ich bedaure es zutiefst, Sir, aber Sie werden sich höchstpersönlich dorthin bemühen müssen. Ich rate Ihnen allerdings, einen Schutzanzug anzulegen.«

»Spar dir deine klugen Tipps, Blechkasten«, versetzte Gucky. »Ich bin nicht mehr ganz so grün hinter den Ohren, wie du offenbar annimmst.«

Hamiller schwieg pikiert. Der Mausbiber indes war jetzt entschlossen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Er prägte sich den Sektor ein, in dem sich der Lagerraum befand, und teleportierte.

 

*

 

Abermals hatte Kazzenkatt eine Niederlage hinnehmen müssen.

Nach Andro-Beta und Magellan war mit der Hundertsonnenwelt das dritte Chronofossil aktiviert worden. Der Dekalog der Elemente hatte es nicht verhindern können und sogar weitere substantielle Einbußen erlitten.

Noch wusste niemand, wie viele Stationen letztlich nötig sein würden, um die große Aufgabe zu erfüllen. Jedes Chronofossil, das die Endlose Armada passierte, bedeutete bereits einen großen Schritt auf dem Weg zum Erfolg – denn jeder einzelne der kosmischen Marksteine lockerte, sobald er aktiviert war, durch mehrdimensionale Schockwellen den Anker, von dem der Frostrubin noch immer festgehalten wurde.

Der Frostrubin wiederum, auch TRIICLE-9 genannt, bildete den Schlüssel zu der dringend erforderlichen Reparatur des Moralischen Kodes. Irgendwann würde er sich aus den Fesseln des porleytischen Ankers lösen und an seinen angestammten Platz zurückkehren. Das Ziel, das die Kosmokraten verfolgten, wäre dann erreicht ...

Kosmokraten!, dachte Waylon Javier mit durchaus zwiespältigem Gefühl. Die Wesenheiten von jenseits der Materiequellen hatten sich in den vergangenen Monaten mehr und mehr zu den Motoren des aktuellen Geschehens entwickelt. Taurec und Vishna, in Menschengestalt auftretende Bildnisse einer unbegreiflichen Existenzform, griffen überall dort steuernd ein, wo sie es im Sinn ihrer Planung für erforderlich hielten.

Mit Auskünften und Erklärungen geizten sie dagegen weiterhin. Stück für Stück nur entstand vor den eigentlichen Akteuren das Bild eines durch Jahrmillionen verfolgten Vorhabens, das sich allmählich seinem Höhepunkt und Abschluss näherte. Selbst jetzt, da die Kosmokraten in immer stärkerem Maß die Initiative übernahmen, ließen sie sich nicht in die Karten schauen.

Manchmal argwöhnte Waylon Javier, dass sie selbst längst die Übersicht verloren haben könnten – obwohl sie auf der Leiter der kosmischen Evolution bekanntlich drei Stufen über den Menschen standen. Doch wirkten viele ihrer Aktionen so überhastet, als fiele ihnen erst im letzten Moment ein, wie sie sich weiter zu verhalten hatten. Allerdings war es gut möglich, dass dieser Eindruck, aus der Sicht der niedriger angesiedelten Entwicklungsform gewonnen, täuschte.

Der Kommandant der BASIS lachte rau auf.

Es war ein ungutes Gefühl, im Dienst höherer Mächte zu stehen und sein Verhalten fast ausschließlich an deren Ansprüchen zu orientieren. Oft kam er sich wie eine Marionette vor, von geheimnisvollen Kräften an unsichtbaren Fäden gelenkt. Die Chronofossilien, der Treck der Endlosen Armada, die Lösung des Frostrubin-Ankers ... Alles war so sehr miteinander verzahnt und von so langer Hand geplant und initiiert, dass man daran zweifeln musste, ob man als Herr seines eigenen Willens auch anders hätte handeln können, als der Wunsch der Kosmokraten es vorsah.

Javier wandte den Kopf und blickte in Gesils unergründliche Augen.

Gesil lächelte. Früher, durchfuhr es den Kommandanten, früher hatte ihr Blick den Eindruck schwarzer Flammen mitten im Gehirn dessen erzeugt, den sie ansah. Kaum ein männliches Besatzungsmitglied, das sich davon freisprechen konnte, diese Frau einmal begehrt zu haben. Längst jedoch gehörte ihre sinnverwirrende Ausstrahlung der Vergangenheit an.

»Woran denkst du?«, fragte sie, als wollte sie ihn auf die Probe stellen.

Waylon Javier hob die Schultern.

»Es geht einem vieles durch den Kopf in diesen Tagen«, sagte er ruhig. »Beispielsweise frage ich mich, was geschehen würde, wenn die Menschheit sich weniger stark von den Kosmokraten beeinflussen ließe. Taurec hier und Vishna dort – man kommt sich vor wie eine Puppe, die getreulich den Weg geht, den ihr Besitzer ihr vorschreibt.«

»Du siehst das zu eng«, hielt Gesil ihm entgegen. »Jeder Mensch konnte noch immer selbst entscheiden, wie er sich verhält.«

»Tatsächlich? Wird nicht Perry Rhodan zum Beispiel von den Kosmokraten regelrecht benutzt? Er muss doch tun, was sie wollen, um die eigene Existenz nicht letzten Endes in Frage zu stellen. Die Chronofossilien sind von seiner Mentalsubstanz erfüllt, und ihn braucht der Kosmos, wenn TRIICLE-9 jemals wieder die frühere Funktion versehen soll. So ist es doch?«

»Gewiss. Perry unterliegt jedoch keinem Zwang, falls du das meinst. Er handelt stets aus freien Stücken.«

»Das bezweifle ich ja nicht. Es ist nur – wie soll ich sagen ... Ein blöder Eindruck eben, weißt du? Alles wirkt so vorherbestimmt, so unabänderlich ...«

Gesil sagte nichts dazu. Nur ihr Lächeln schien noch eine Spur geheimnisvoller zu werden.

»Ich will dir nicht zu nahe treten«, sinnierte Javier weiter, »aber wenn nun Perry etwas zustößt – wer sorgt dann für die Rückführung des Frostrubins? Was geschieht dann mit dem Moralischen Kode? Triumphieren die Mächte des Chaos?«

»Ich weiß nicht. Aber es gibt ein wichtiges Wort, das sagt, die Sterne würden erlöschen, wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist. Vielleicht hat es damit etwas zu tun.«

Waylon Javier senkte den Kopf und musterte stumm die bläuliche Aura seiner Hände. Von welcher Seite er das Problem auch beleuchtete, jedes Mal drehte er sich im Kreis. Er dachte an Jen Salik, den zweiten bekannten Ritter der Tiefe. Niemand wusste momentan, was aus ihm geworden war; aus ihm und Atlan, dem Arkoniden ...

Beide waren unterwegs, um in der Tiefe – was immer man sich darunter vorstellen sollte – die Ankunft des Frostrubins vorzubereiten. Wieder griff ein Rädchen ins andere. Auch sie waren von den Kosmokraten für ihre Aufgabe bestimmt worden. Auch sie hatten im Grunde keine Wahl gehabt.

Waylon Javier zwang seine Gedanken in eine andere Richtung. Einen Moment blickte er Gesil nach, die sich ohne ein weiteres Wort entfernte.

Nach der Aktivierung des Chronofossils Hundertsonnenwelt hatten Perry Rhodan und Taurec die BASIS verlassen und waren zum Frostrubin aufgebrochen, wo angeblich eine weitere wichtige Aufgabe auf sie wartete. Und noch jemand befand sich auf Reisen: Nachor von dem Loolandre, der Armadaprinz. In Vishnas Begleitung flog er mit der SYZZEL durch die Armada, um die Mentaldepots Ordobans aufzuspüren. Wie er das bewerkstelligen sollte, darüber konnte nur spekuliert werden.

Unterdessen hatte die Hamiller-Tube es übernommen, die BASIS und die armadistischen Flottenverbände zum nächsten Chronofossil zu steuern. Von der Hundertsonnenwelt führte der Weg durch den Leerraum zur Eastside der Galaxis, wo die von der Signalflamme geschaffene Sternschneise den reibungslosen Flug ins Verth-System sicherte.

Knapp zwei Wochen würden nach überschlägigen Berechnungen vergehen, bis dieses nächste Ziel erreicht war, einschließlich aller nötigen Zwischenstopps und Orientierungsmanöver. Bislang verlief die Reise ruhig; die Koordination mit dem Loolandre und den Armadaeinheiten gestaltete sich komplikationslos.

Trotzdem gelang es niemandem an Bord, echte Entspannung zu finden. Die Gefahr eines Angriffs des Dekalogs der Elemente bestand nach wie vor. Darauf zu vertrauen, dass die Kräfte des Chaos Zeit brauchten, um sich zu sammeln und neue Strategien zu entwickeln, konnte ein tödlicher Fehler sein. Niemand vermochte beispielsweise zu ermessen, inwieweit das Element der Kälte noch eine Drohung bedeutete. Schlug es während eines Normalraummanövers zu, so musste die Endlose Armada mit fürchterlichen Verlusten rechnen.

Waylon Javiers Blick wanderte von den Fahrtkontrollen hinüber zu Sandra Bougeaklis, seiner Stellvertreterin. Die schwarzhaarige, knochige Frau leitete von hier aus den Einsatz der Sicherheitskräfte im Lagersektor 18-C-11. Die Mauer, die dort förmlich aus dem Nichts entstanden war, gab weiterhin Rätsel auf. Wie es jetzt aussah, bedeutete sie zwar keine unmittelbare Gefahr, doch konnte ihre Existenz nicht einfach hingenommen werden.

Holtz Khaan!, überlegte Javier beunruhigt. Ohne die Meldung des Eingeschlossenen wäre die Mauer vielleicht noch gar nicht entdeckt worden. Der Raum, den sie in zwei Teile trennte, war kaum frequentiert und unterlag, wie der gesamte Sektor 18-C-11, gewöhnlich keiner ständigen Überwachung.