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Zum Buch

Ein Handbuch für Moderatoren, Trainer und Dozenten

Es gibt kaum ein Berufsfeld, in dem Menschen nicht immer wieder vor Gruppen präsentieren und mit ihnen arbeiten müssen. Für viele ist dies ein Sprung ins kalte Wasser, da die jeweilige Fachausbildung dafür meist nur unzureichend vorbereitet.

Dieses Buch stellt in praxisorientierter Form die wichtigsten Faktoren dar, die ein Training, eine Moderation oder Präsentation zum Erfolg führen, wobei im Mittelpunkt die Person des Trainers oder Moderators selbst steht. Die Methoden und Prinzipien sind so präzise beschrieben, dass sie unmittelbar in der Praxis umgesetzt und angewandt werden können. Dadurch wird dieses Buch zu einem wertvollen und inspirierenden Ratgeber für Einsteiger als auch für erfahrene Profis.

 

Zu den Autoren

Dipl.-Psych. Martin Haberzettl ist NLP-Lehrtrainer mit langjähriger Erfahrung im Bereich Training, Coaching und Organisationsentwicklung.

Dipl. Päd. Thomas Birkhahn ist Systemischer Coach, NLP-Lehrtrainer und zertifizierter Reiss Profile Master.

Inhalt

Vorwort zur 2. Auflage

Vorwort zur 1. Auflage

1. Kapitel Einführung

1.1 Vorüberlegungen zu einem pragmatischen und handlungsorientierten Ansatz

1.2 Der Moderator und Trainer im Mittelpunkt des Prozesses

1.3 Präsentation, Moderation und Training – Wo sind die Unterschiede?

1.4 Was leistet dieses Buch?

1.5 „NLP“ als methodischer Werkzeugkoffer

2. Kapitel Die Aufgaben von Moderatoren und Trainern – Der Moderator und der Trainer als Jongleur

3. Kapitel Im Mittelpunkt stehen – Der Moderator und Trainer im Zentrum des Geschehens

3.1 Trainerfähigkeiten

Wahrnehmen können

Selbstmanagement

Menschen in ihren Bedürfnissen wahrnehmen können

Physische und psychische Präsenz

Fachliche Kompetenz

Lehren können

Führen können

3.2 Ressourcezustände und Selbstmanagement

„Wache Flexibilität“ als Meta-Ressource

Die Münchhausen-Strategie – Raus aus dem Sumpf

3.3 Selbstverständnis als Trainer

3.4 Systemische Prämissen – die innere Haltung als wirkungsvolles Instrument für erfolgreiche Moderationen und Trainingsprozesse

Haltung als innere und äußere Orientierung

Eine Einladung

Der Vergleich zwischen einem linear-kausalen und einem systemischen Weltbild

Systemische Prämissen in der praktischen Anwendung:

4. Kapitel Ziele formulieren und abstimmen

4.1 Sinnesspezifische Formulierungen als Grundlage für lösungsorientiertes, didaktisches Denken und Handeln

4.2 Zielabstimmung zwischen dem Trainer und den Teilnehmern zu Beginn und während der Veranstaltung

4.3 Zielformulierung und Absprachen mit dem Auftraggeber

4.4 Eindeutige Ziele setzen

Kriterien für wohlgeformte und lösungsorientierte Ziele

4.5 Unterschiedliche Ziele ausbalancieren

Ziele und Erwartungen von Teilnehmern während des Seminars und der Umgang damit

Ziele von Besuchern und Co-Trainer in Trainingsprozessen

5. Kapitel Beziehungen aufbauen – Mensch bleiben

5.1 Die Beziehung zu den Teilnehmern – Gute Stimmung herstellen

Gruppenrapport unterstützen und fördern durch die Minderung von Erfolgsdruck

Rapport zur Gruppe herstellen und aufrechterhalten

5.2 Verhaltensmuster erkennen und nutzen

Nonverbale Muster

Die Körpersprache der Gruppe

Muster der Gruppeninteraktion und Gruppenrollen

Interaktion Trainer – Gruppe

„Mustervorlagen“ – Übungen zur Schulung der Wahrnehmung nonverbaler Muster in Gruppen

Indexpersonen

Feinsteuerung des Prozesses durch nonverbales Feedback

Verhaltensweisen als Kooperation interpretieren

6. Kapitel Mit schwierigen Situationen umgehen

6.1 Phasen der Gruppenbildung

Formieren

Anwärmen

Sturm und Drang

Regeln

Arbeiten

Beenden

6.2 Die Diltschen Ebenen der Gruppenbildung

6.3 Exkurs zu den sozialen Grundbedürfnissen

6.4 Gruppendynamik in Aktion

Wegweiser

Der Zustand des Trainers ist Chefsache

Im Zentrum stehen

Präsentation und Beziehungsklärung trennen

Grundszenario

Schwierige Fragen und Gruppendynamik

Wenn die ganze Gruppe Widerstand leistet

6.3 Konflikte zwischen den Beteiligten lösen

Wenn Sie Ihre Teilnehmer verwirrt haben

Umgang mit Konflikten zwischen Teilnehmern

Grundvoraussetzungen der Konfliktklärung

Zusätzliche Werkzeuge der Konfliktklärung

Konfliktklärung für Profis

Konflikte zwischen Gruppen von Teilnehmern

7. Kapitel Inhalte in den Griff bekommen

7.1 Inhalte reduzieren und auswählen

Didaktik – Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens

Kriterien für die Auswahl von Inhalten – die Didaktische Analyse

Kriterien der Didaktischen Analyse

Bedeutung der Inhalte für die Teilnehmer in der Gruppe

Die Beziehung des Trainers zum Inhalt

7.2 Inhalte strukturieren – Ein Seminardesign

Das „Grinder-Format“

8. Kapitel Vermitteln können

8.1 Voller Einsatz – Der Körper als Instrument

Was ist Ihr Standpunkt?

Unterschiedliche Standpunkte von Frauen und Männern

„Beziehungsraum“ gestalten

Jonglieren auf der Beziehungsebene

Das Wechselspiel von Verhalten und innerer Haltung

8.2 Methoden für unterschiedliche Situationen

Analog Markieren

Analog Markieren auf der Beziehungsebene

Prozess und Inhalt strukturieren – Ankern

Raumanker

Der methodische Werkzeugkoffer für Moderations- und Trainingsprozesse

8.3 Wirkungsvolle Sprachmuster einsetzen

Ist Hypnose wirklich so gefährlich?

Wie wirken hypnotische Sprachmuster?

Preframes

Yes-Set

Nicht-Sprache

Vorannahmen

Vorannahmen unter der Lupe – Ein Baukasten voller Wort-Werkzeuge

8.4 Mit Fragen Lösungen auf den Weg bringen

Wozu sind Fragen nützlich?

Umgang mit Fragen von Teilnehmern

Fragen für einen ziel- und lösungsorientierten Prozess

9. Kapitel Zielorientiertes Vorgehen – Reflexion und Auswertung

9.1 Reflexion aus verschiedenen Wahrnehmungspositionen

Jeweils sinnesspezifisch und analytisch

Reflexion, Auswertung und Bewertung am Schluss des Veranstaltungsprozesses

9.2 Blitzlicht und Feedback

Möglichkeiten eine Rückmeldung in Form eines Blitzlichtes zu gestalten

Strukturiertes Feedback

Bewertung in schriftlicher Form

9.3 Lerntransfer

Future Pace

Future Pace und die Diltschen Ebenen

Systemische Bewertung durch eine Erlebnisreise

Feedback des Trainers oder Moderators

10. Kapitel Ein eigenes Seminar planen

10.1 Selber Jonglieren – die eigene Planung

Planungsraster

Kreatives Planen – Die Walt-Disney-Strategie

Die Planung mit lösungsorientierten Fragen

Ein integrativer Ansatz

Didaktische Elemente und lösungsorientierte Fragen

Die Planung von Übungen in Seminaren

Allgemeine Überlegungen für die Planung von Übungen

11. Kapitel Unsere Philosophie

11.1 Unsere Philosophie – generell

Warum wird dieser individuelle Prozess in Zukunft von immenser Bedeutung sein?

11.2 Systemisch-konstruktivistische Überlegungen

11.3 „Möglicherweise ist vielleicht besser“ – ein Plädoyer für eine relativierende Sprache in Präsentation und Training

Anhang

Glossar

Literaturverzeichnis

Sachverzeichnis

Impressum

Vorwort zur 2. Auflage

Wirkungsvolle Methoden und Prinzipien so präzise zu beschreiben, dass sie unmittelbar in der Praxis umgesetzt und angewandt werden können, das war und ist nach wie vor unser Ziel. Die sehr positive Resonanz, die wir zu diesem Buch bekommen, bestätigt uns darin, den Erfolg unserer Arbeit hier in leicht verständlicher Form zur unmittelbaren Anwendung anzubieten.

„Angebote“ zu unterbreiten sind in Moderations- und Trainingsprozessen ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs. Auch deshalb haben wir die zweite Auflage von „Moderation und Training“ mit zwei weiteren „Angeboten“ aus der Praxis für die Praxis ausgestattet.

Einen besonderen Mehrwert bekommen Leser und Anwender mit dem neuen Abschnitt 3.4 „Systemische Prämissen – die innere Haltung als wirkungsvolles Instrument für erfolgreiche Moderationen und Trainingsprozesse“. Die innere Haltung, in dem hier dargestellten Verständnis, gibt Ihnen Selbstsicherheit, die nach innen und außen wirkt. Gleichzeitig bewirkt diese systemische Haltung, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Moderations- und Trainingsprozessen ihre persönlichen Ressourcen kontextabhängig entfalten und zielorientiert einsetzen können.

Und Kapitel 11 – „Unsere Philosophie“ – wurde um einen Abschnitt erweitert. Befasst sich der erste mehr mit unserer Philosophie allgemein, so findet sich in dem neuen Abschnitt „Plädoyer für einen relativierenden Sprachgebrauch in Präsentation und Training“ eine konkrete Umsetzung unserer zentralen Überzeugungen.

Die Leser und Anwender dieses Buches haben uns in ihrem Feedback mitgeteilt, dass für sie folgende Schwerpunkte sehr hilfreich und unmittelbar umsetzbar sind:

Vielleicht lassen Sie sich inspirieren und entdecken weitere Feinheiten für die Praxis. Bringen Sie wirkungsvolle Methoden und Prinzipien ergebnisorientiert zum Einsatz. Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen beim Entdecken und bei der Umsetzung.

Salzburg und Hamburg,
im November 2011

Martin Haberzettl
Thomas Birkhahn

Vorwort zur 1. Auflage

Zwischen der ersten Idee und dem vorliegenden Ergebnis lag eine lange Wegstrecke. Während dieser Zeit feilten wir immer wieder an der Konzeption, wir strichen ganze Passagen und fügten neue hinzu. Vor allem aber mussten wir uns auf einen klaren und stimmigen Titel einigen, was gar nicht so einfach war.

Zwei im Grunde schlichte Fragen überdauerten jedoch all die verschiedenen Entstehungsphasen dieses Buches. Sie dienten uns in dieser Zeit gleichsam als Kompass, um auch bei widrigen und unklaren Wetterbedingungen weiter auf Kurs bleiben zu können. Die beiden Fragen lauten: Was ist das Besondere an diesem Buch und für welche Leser bringt es speziellen Nutzen?

Unser vordringlichstes Ziel war und ist, ein Buch aus der Praxis für die Praxis vorzulegen. Dazu gehört, die wichtigsten Einfluss- und Erfolgsfaktoren für Training und Moderation umfassend darzustellen sowie eine präzise, ausführliche und meist sofort umsetzbare Beschreibung der vorgestellten effektiven Methoden.

Wir wenden uns mit diesem Buch an:

Viel Freude beim Lesen und noch viel mehr bei der praktischen Umsetzung.

Salzburg und Göttingen,
im Oktober 2003

Martin Haberzettl
Thomas Birkhahn

1. Kapitel

Einführung

1.1  Vorüberlegungen zu einem pragmatischen und handlungsorientierten Ansatz

Wir sitzen in einem Café am Wolfgangsee. Die Sonne scheint, der österreichische Himmel strahlt in tiefem Blau, die Berge bilden ein beeindruckendes Panorama. Doch wir registrieren all dies kaum. Immer wieder dreht sich unser Gespräch um Training und Moderation. Und damit sind wir nicht allein. Wie oft haben wir mit anderen Kolleginnen und Kollegen über unsere Tätigkeit reflektiert. Zum einen, weil wohl viele Trainer gerne reden. Das mag eine Quelle der Motivation für diesen Beruf sein. Aber noch etwas anderes lässt uns immer wieder darüber sprechen. Fragen wollen beantwortet werden: Was macht eine erfolgreiche Moderation, ein effektives Training aus? Welche Rolle spielt dabei die Person des Trainers? Wie können wir problematische Situationen meistern? Welche Strategien wenden wir an, um uns in einen guten Zustand zu versetzen, wenn wir einmal nicht gut drauf sind?

Und doch unterscheidet sich dieses Gespräch von den bisherigen. Denn in diesem wurde der Grundstein zu diesem Buch gelegt.

Wie schon in vielen vorangegangenen Gesprächen wurde uns beim ersten Planungsgespräch deutlich, wie komplex die Prozesse im Training und in der Moderation eigentlich sind. Training und Moderation sind keine eindimensionalen Tätigkeiten, sondern spielen sich auf unterschiedlichen Handlungs- und Reflexionsebenen gleichzeitig ab. Dabei besteht für Trainer und Moderatoren unmittelbarer Handlungsbedarf. Sie befinden sich im Brennpunkt des Geschehens und müssen mit dieser Komplexität zurechtkommen, sie müssen sie meistern.

Bald wurde uns klar, dass es in Training und Moderation darauf ankommt, passende Antworten auf wichtige Fragen zu finden: Worum geht es überhaupt bei der anstehenden Veranstaltung? Welche Einflussfaktoren spielen eine wichtige Rolle und müssen berücksichtigt werden? Was muss und soll ich als Trainer tun, damit das Seminar ein Erfolg wird?

Diese Leitfragen führten uns schließlich zu einem pragmatischen und handlungsorientierten Ansatz. Denn ein Trainer oder Moderator braucht weniger theoretische Konzepte und Modelle, sondern konkrete Anregungen, von denen er so viele wie möglich unmittelbar in die Praxis umsetzen kann.

1.2  Der Moderator und Trainer im Mittelpunkt des Prozesses

Jongleure finden sich im Zirkus und auf dem Rummel. Sie gehören zu den Gauklern und Artisten. Sie sind fahrendes Volk.

Passt diese Metapher des Jongleurs auch auf Trainer und Moderatoren? Es scheint so. Viele Trainer und Moderatoren können sich zu einer modernen Version des fahrenden Volkes rechnen. Darunter werden sich einige von ihnen sicherlich zu den Künstlern zählen und sich als die wahren Könner fühlen. Allerdings werden es die meisten mehr oder weniger empört von sich weisen, den Gauklern zugeordnet zu werden. Schließlich geht es um seriöses Training und nicht darum, den Teilnehmern etwas vorzugaukeln!

Wir sind der Auffassung, dass sich Seriosität und Kunstfertigkeit nicht ausschließen – ganz im Gegenteil. Wir glauben daran, dass auch ernste Themen und tiefes Eindringen in die Inhalte durchaus mit Leichtigkeit vonstatten gehen können. Nicht dass Lernen immer Spaß machen muss, auch Anstrengung darf sein und ihren berechtigten Platz in Lern- und Entwicklungsprozessen einnehmen. Im Zeitalter des Infotainments nicht unbedingt selbstverständlich.

Ein guter Jongleur schätzt seinen Beruf, wenn er ihn nicht sogar liebt. Er ist bereit, Stunden um Stunden an Übung zu investieren, um sein Können zu verfeinern und stetig zu erweitern. Auch gebraucht er, wie alle Gaukler, zuweilen Taschenspielertricks. Damit will er Überraschungseffekte erzielen. Die bleiben hängen und werden erinnert, denn sie sind es wert, erinnert zu werden.

Gaukler, Clowns und Jongleure treten vor Publikum auf. Ihre Aufgabe ist es, die Menschen zu unterhalten und fröhlich zu stimmen. Doch ist das alles? Gerade bei den besten Clowns zeigt sich unter der Oberfläche eine Andeutung von Tiefe, teilweise melancholisch eingefärbt, stets aber ernsthaft. Eine schillernde Oberfläche allein sichert noch keine Qualität. Das gilt in besonderem Maße auch für alle Techniken und Methoden, die in diesem Buch dargestellt werden. Sie sind vielfach erprobt und hochwirksam. Doch ihr volles Potential entfalten sie erst, wenn Sie als Anwender die entsprechende innere Haltung einnehmen: die innere Verpflichtung gegenüber den Zielen und den Inhalten und vor allem Wertschätzung und Respekt gegenüber den Teilnehmern.

Moderatoren und Trainer sind in erster Linie Unterstützer. Sie unterstützen die Teilnehmer, indem sie Inhalte an den geeigneten Stellen einbringen, sodass sie in die bereits vorhandenen individuellen Strukturen und Lernprozesse integriert werden können. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Vermittler oder Mittler, nicht Schöpfer oder Erzeuger des Wissens.

Im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter der Wissensgesellschaft, gewinnt der Beruf des Moderators oder Trainers immer mehr an Bedeutung. Moderatoren und Trainer stehen im Mittelpunkt. Sie sind und werden gefragt. Ihre Unterstützung und Antworten werden gesucht. Sie werden – zumindest wenn sie ihren Job gut machen – bewundert. Sie stellen eine Autorität dar und dienen als Vorbild. Und dies unabhängig davon, ob sie selbst ihre Rolle anders definieren. So mögen sie sich ausschließlich als Prozessvermittler, Begleiter oder ähnlich bescheiden verstehen, für viele spielen sie dennoch die Rolle der meist gar nicht so grauen Eminenz.

Zu pauschal, werden Sie vielleicht einwenden. Und doch haben wir dies mit voller Absicht so allgemein formuliert. Wir glauben, dass jeder, der diesen Beruf ausübt oder ausüben will, sich dieser Thematik stellen sollte. Nur derjenige wird nicht Opfer seines eigenen Größenwahns werden, der sich mit ihm auseinander gesetzt hat. Und dies ist unser Ziel: nicht falsche Bescheidenheit, auch nicht arrogante Selbstgefälligkeit, sondern stolzer Unterstützer und Begleiter individueller Entwicklung zu werden. Und Sie können sicher sein: Dann erst werden die Werkzeuge ihre ganze Effektivität entfalten.

Das Buch wendet sich an Vermittler und Mittler, an Trainer, Präsentatoren und Moderatoren. Es wendet sich aber auch an Dozenten, Referenten, Lehrer und damit an sämtliche Vortragende im weitesten Sinne. Nun sind diese Bezeichnungen nicht eindeutig definiert. Daher halten wir es für notwendig, unser Verständnis dieser Begriffe darzulegen.

Eines ist all diesen Tätigkeiten gemeinsam: An zentraler Stelle geht es um Inhalte, deren Vermittlung und Erarbeitung. Natürlich sind auch in Moderation und Training Gruppenprozesse und Gruppendynamik wichtig. Denn die Beziehungsebene bildet die Basis für die Sachebene und damit für die Inhalte. Aber eben nur die Basis. Dies unterscheidet Präsentation, Training und Moderation deutlich von der an Selbsterfahrung orientierten Gruppenleitung oder gar Gruppentherapie.

1.3  Präsentation, Moderation und Training – Wo sind die Unterschiede?

Präsentation und Moderation stellen gegensätzliche Pole der inhaltlichen Arbeit mit Gruppen dar. In diesem Spannungsfeld nähert sich Training mal mehr dem einen, mal mehr dem anderen Pol.

Abb. 1–1: Unterschiede zwischen Präsentation, Moderation und Training

In einer „reinen“ Präsentation sind die Teilnehmer mehr oder weniger nur Konsumenten des Inhalts. Die wichtigste Aufgabe des Präsentierenden ist, die Inhalte so appetitlich und geschmackvoll aufzubereiten, dass sie die Empfänger gut aufnehmen und leicht verdauen können. Das Produkt, die zu vermittelnde Information, wird über die Präsentationstechniken anschaulich und verlockend verpackt, so dass es auf die Teilnehmer einleuchtend, stimmig und beeindruckend wirkt. Dann „kaufen“ die Teilnehmer dem Präsentierenden die Inhalte ab.

Moderation auf der anderen Seite vermittelt in ihrer reinen Form keinen Inhalt. Sie schafft einen Rahmen, der es den Teilnehmern ermöglicht, Inhalte selbst zu erarbeiten, auszutauschen und zu einer neuen Struktur zusammenzufügen. In gewisser Weise übernimmt der Moderator die Funktion einer Hebamme. Er sorgt dafür, dass die Inhalte, die von den Teilnehmern selbst stammen, das Licht der Welt erblicken. Dabei ist der Moderator für die Methode zuständig, die Gruppe für den Inhalt.

Dem Training kommt daher eine Zentralstellung zu. Die Aufgabe eines Trainers ist, dass die Teilnehmer eines Seminars die Inhalte nicht nur kennen, sondern auch können. Dies reicht über die pure Vermittlung von Inhalten weit hinaus. Der Trainer vermittelt Wissen und er leitet die Teilnehmer dazu an, Wissen selbst zu erarbeiten. Aufnehmende und aktive Teilnehmerrolle wechseln sich ab. Auf diese Art und Weise soll sichergestellt werden, dass die Teilnehmer das Wissen später auch anwenden können.

Je länger eine Trainingseinheit oder eine ganzes Seminar dauert, desto wichtiger ist für einen guten Trainer, dass er sowohl präsentieren als auch moderieren kann.

Training nimmt eine Zentralstellung ein. Entsprechend gilt das auch für dieses Buch. Aber auch Präsentatoren und Moderatoren werden es mit großem Gewinn lesen können. Denn diese Funktionen bzw. Rollen fließen mehr denn je in vielen Aufgabenbereichen ineinander über. So mag man in der eigenen Abteilung mit Präsentationen und Moderationen begonnen haben, und ehe man sich versah, sollte man ein Halbtagestraining firmenintern anbieten.

Das Gegenteil passierte in einem Workshop eines der Autoren. Der Auftrag lautete, in einem Team ein Konfliktcoaching durchzuführen, an sich eine klassische Moderationsaufgabe. Doch schon während der Moderation meldeten die Teilnehmer zunehmend das Bedürfnis an, etwas über den Prozess der Konfliktmoderation selbst kennen zu lernen. Und so wurden kurze Trainingseinheiten in die Moderation mit eingebaut.

Diese Rollenvielfalt im Training von der Präsentation bis zur Moderation ist unserer Ansicht nach eine mitteleuropäische Errungenschaft. Klassische amerikanische Trainer bewegen sich meist nur im Bereich Präsentation und Training. In unseren Breitengraden scheinen jedoch die Teilnehmer und deren Kompetenzen einen größeren Stellenwert zu besitzen. Der Trainer wechselt öfters in die Rolle des Moderators und das Publikum wird zum Star. Wir glauben, dass ein wirklich guter Trainer auch fähig sein muss, in den Hintergrund zu treten, wenn es die Situation erfordert.

1.4  Was leistet dieses Buch?

Das Buch stellt einen pragmatischen und handlungsorientierten Ansatz des Trainings- und Moderationsprozesses vor. Ziel ist, die Komplexität der Anforderungen und sich gegenseitig bedingenden Einflussfaktoren kreativ in den Griff zu bekommen.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Person desjenigen, der präsentiert, trainiert oder moderiert. Exzellentes Training hat eine sehr „handwerkliche“ bzw. „stimmwerkliche“ Basis. Denn primär ist es der Einsatz von Körper und Stimme, der entscheidend zu einem gelungenen Training beiträgt. Folgerichtig bieten wir Ihnen in diesem Buch eine Fülle von Werkzeugen und Methoden an. Sie sind so konkret und präzise beschrieben, dass Sie diese meist sofort in Ihren eigenen Trainings anwenden können. Es geht uns jedoch nicht nur um das konkrete körperliche und sprachliche Verhalten. In vielen Anmerkungen weisen wir immer wieder darauf hin, welche innere Haltungen es ermöglichen, diese Verhaltensweisen leicht und authentisch zeigen zu können.

Für professionelles Training und für professionelle Moderation bedeutet das, sich auch mit dem eigenen Wertesystem und dem eigenen Selbstverständnis als Trainer oder Moderator auseinander zu setzen. Wir halten das für unerlässlich.

In diesem Buch werden Sie keine Hinweise zur Arbeit mit Medien und technischen Hilfsmitteln finden. Für uns sind sie in erster Linie Hilfsmittel und damit Verlängerung der eigenen Person. Eben Medien. Wir glauben, dass Hilfsmittel erst dann tatsächlich eine Präsentation oder ein Training unterstützen, wenn sie von einer kongruenten und authentischen Persönlichkeit benutzt werden. Anders ausgedrückt: Die Arbeit mit der eigenen Person und damit auch die Beherrschung des Instrumentariums des Körpers und der Stimme steht an erster Stelle – auch zeitlich. Dann erst folgen die Erweiterungen durch die Hilfsmittel. Vielleicht haben Sie – wie wir – zu oft erlebt, wie Trainer versuchten, den Rekord für Folien pro Minute zu brechen. Andere wiederum befanden sich in einem Privatkrieg mit dem Beamer. Voll konzentriert auf die Tätigkeit, hat der Trainer nur eine winzige Kleinigkeit übersehen – die Teilnehmer.

Sie werden erstaunt feststellen, wie viele Möglichkeiten es gibt, nur mit Stimme und Gestik zu visualisieren und optimale Lernzustände hervorzurufen. Guten Medieneinsatz zeichnet aus, dass er ergänzt und nicht ersetzt!

1.5  „NLP“ als methodischer Werkzeugkoffer

Wie jeder „Handwerker“ stets das richtige Werkzeug für seine Arbeit dabei haben sollte, sind auch Trainer und Moderatoren mit ihrem „Werkzeugkoffer“ mit methodischen Kompetenzen und inhaltlichen Kenntnissen ausgerüstet. Ebenso sollte jeder „Handwerker“ wissen, wie er seine Werkzeuge einsetzen muss.

Viele der „Werkzeuge“ und Ansätze, die wir Ihnen in diesem Buch vorstellen, stammen aus dem NLP – dem Neuro-Linguistischen-Programmieren. NLP beschreibt – ausgehend von den Erkenntnissen unterschiedlicher Wissenschaften – die wesentlichen Prozesse, wie Menschen sich selbst und ihre Umwelt wahrnehmen, diese Reize auf individuelle Weise verarbeiten und auf dieser Grundlage mit anderen Menschen kommunizieren, lernen und sich verändern.

NLP versteht sich als eine Methode, mit deren Unterstützung Menschen lernen können,

Viele von Ihnen werden einiges oder mehr davon kennen. Wir präsentieren Ihnen jedoch auch anspruchsvolle Methoden und Techniken auf eine Art und Weise, die keine Vorkenntnisse in NLP erfordern. Dazu haben wir „the best of NLP“ für den Trainingskontext ausgewählt. Übrigens: Wie Sie wahrscheinlich beim Lesen schon bemerkt haben, vertreten wir ein NLP der leisen Töne. Unserer Ansicht nach finden sich im NLP viele sehr effektive und respektvolle Methoden und Techniken, die es unnötig machen, sie großspurig zu verkünden und mit ihnen zu protzen. Auch sehen wir NLP als ethisch sehr „sauberes“ Modell an – was den einen oder anderen vielleicht überraschen mag. Den Kern des NLP bilden Grundsätze oder Grundannahmen, die – wenn sie ernst genommen werden – eine sehr wertorientierte und wertschätzende Haltung Menschen gegenüber transportieren. Ein Beispiel mag dies skizzieren.

Eine Grundannahme des NLP lautet „Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht“. In ihrer ganz allgemeinen Form erweist sich diese Grundannahme in manchen Kontexten als problematisch. Da sich NLP auch als „ökologischer Ansatz“ versteht, entspricht es vollständig dem Geist von NLP, diese und andere Grundannahmen zu kontextualisieren, d. h., ihren Anwendungsbereich zu beschreiben. So kann diese Annahme in der Arbeit mit psychosomatisch Erkrankten zu Problemen führen, ist jedoch im Kontext Trainer nahezu immer angebracht.

Dazu folgendes Beispiel:

Ein Teilnehmer in einem Training fällt durch „unangebrachte“ und „unpassende“ Fragen auf. Er scheint zu stören. (Den meisten Trainern wird dieses Szenarium sehr bekannt vorkommen.) Ich reagiere emotional, fühle mich kritisiert oder nicht respektiert. In so einer Situation wählen wir in der Regel meist zwischen zwei Strategien: Entweder geben wir uns selbst die Schuld („Ich bin nicht gut, vielleicht aber auch nicht kompetent genug.“) oder dem Teilnehmer. In diesem Fall stempeln wir ihm das Etikett „schwieriger Teilnehmer“ oder ähnliches auf.

Ausgehend von der Grundannahme, dass hinter dem Fragen des Teilnehmers in dieser Situation eine positive Absicht steht, ergibt sich daraus eine wertschätzende Haltung zur Frage und zur Person. Aus dieser Sicht erscheint das Verhalten des Teilnehmers schlicht als Oberfläche, die mehr oder weniger wirksam die eigentlichen Motive – die gute Absicht – verbirgt. Nun kann ich ganz anders auf den Teilnehmer eingehen und seine eigentliche Motivation erfragen. Gemeinsam können wir dann konstruktive Klärungen und Lösungen vorantreiben.

Im Kapitel „Unsere Philosophie“ stellen wir etwas ausführlicher unser Verständnis von NLP dar. Die fachspezifischen Begriffe aus dem NLP sind jeweils mit „(→ Glossar)“ gekennzeichnet und werden im Glossar näher beleuchtet und erklärt. Betrachten Sie die Hinweise auf das Glossar als Unterstützung und Anker (→ Glossar). Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und Anwenden.

2. Kapitel

Die Aufgaben von Moderatoren und Trainern – Der Moderator und der Trainer als Jongleur

„Werde ich den Ablauf im Kopf behalten?“ – „Sollte ich wirklich mit dieser Anekdote beginnen?“ – „Hätte ich mich doch nur ausführlicher vorbereitet!“ – „Ob diese Übung wirklich die richtige für die Teilnehmer ist?“ – „Reiß dich zusammen, du weißt doch, du bist gut, bisher warst du auch immer erfolgreich!“ – „Ja, aber…“

So oder ähnlich klingen wohl bei vielen Trainern und Moderatoren die inneren Zwiegespräche kurz vor Beginn eines Seminars. Meist enthalten sie mehr oder weniger hilfreiche Fragen und selbstkritische Äußerungen, gelegentlich unterbrochen von eingestreuten Aufmunterungen.

Zum einen verhindern diese inneren Dialoge mitunter, dass der Trainer oder Moderator seine volle Präsenz und Kompetenz entfaltet. In erster Linie jedoch spiegeln die inneren Zwiegespräche die außerordentliche dynamische Komplexität von Trainings- und Moderationsprozessen wider.

Zahlreiche Aspekte müssen während eines Trainings oder einer Moderation beachtet werden. An erster Stelle steht natürlich das Thema. Ohne Thema bestünde ja gar kein Anlass für das Training oder die Moderation. Als nächstes haben es Trainer und Moderatoren mit Teilnehmern zu tun. Denen reicht es bei weitem nicht, einfach nur die Inhalte vermittelt zu bekommen. Teilnehmer wollen gesehen werden sowie ihren Platz in der Gruppe finden und einnehmen.

Häufig steht zusätzlich noch ein Auftraggeber im Hintergrund. Er rechnet damit, dass sich seine Investitionen lohnen und das Seminar seinen Erwartungen entspricht. Schließlich muss noch berücksichtigt werden, wie die Trainingsgruppe in die Strukturen und die Hierarchien der ganzen Organisation eingewoben ist. Wir erahnen zahlreiche Möglichkeiten, uns in diesem Gewebe zu verstricken.

Es würde uns nicht wundern, wenn Sie sich durch diese vielfältigen Aspekte verunsichert fühlten. Lassen Sie sich davon jedoch nicht irritieren! Ihre Unsicherheit spiegelt einen wesentlichen Gesichtspunkt von Trainings- und Moderationsprozessen wider: Seminare sind nicht hundertprozentig planbar. Bereits im Einzelkontakt verhalten sich Menschen bisweilen unberechenbar. Dies potenziert sich, wenn, wie zu einem Seminar, viele Menschen zusammenkommen. In der Sozialpsychologie firmiert dies unter dem Begriff Gruppendynamik. Diese entpuppt sich beim näheren Hinschauen als äußerst vielschichtiges Geflecht aus unterschiedlichsten Interessen, Bedürfnissen und Verhaltensweisen.

Auf den Punkt gebracht:

Training, Präsentation und Moderation bleiben bis zu einem gewissen Grad unberechenbar. Selbst perfekte Vorbereitung macht ein Training nicht völlig planbar. Bewahren Sie sich daher eine positive Restunsicherheit. Sie wird gewährleisten, dass Sie im Training wach und präsent bleiben.

Zum Glück ist „nicht planbar“ etwas anderes als „nicht steuerbar“. Natürlich können wir nie mit absoluter Gewissheit voraussagen, wie unser Training im Einzelnen verlaufen wird. Genauso wenig würde es reichen, zu Beginn eines Segeltörns das Ruder ein für allemal festzustellen. Hier wie da kennen wir nicht alle Strömungsverhältnisse – und werden mitunter von heftigem Gegenwind überrascht. Jedoch können wir das Steuerruder immer wieder neu justieren und an die vorherrschenden Bedingungen anpassen.

Dieses Kapitel skizziert die unterschiedlichen Aufgaben, die es dem Seminarleiter ermöglichen, das hochkomplexe Seminargeschehen zu meistern. Mit Aufgabe meinen wir hier etwas, was der Trainer, Moderator oder Präsentator tun sollte. Viele dieser Aufgaben müssen gleichzeitig angegangen werden. Gute Balance und geschicktes Jonglieren mit diesen Anforderungen sind hier gefordert. Das gilt gleichermaßen für Trainer, Moderatoren und Präsentatoren. Deshalb verwenden wir den Begriff „Trainer“ stellvertretend für alle drei. Gelten bestimmte Aufgaben jeweils nur für Training, Moderation oder Präsentation, weisen wir darauf hin.

In dem Bild des Trainers als Jongleur (Abb. 2–1) deutet sich bereits an, dass es uns vorrangig um das Tun und Handeln des Trainers geht, mit anderen Worten um die konkrete Trainingspraxis.

Was ist nun die vordringlichste Aufgabe des Trainers? Die Antwort darauf klingt im ersten Moment überraschend banal:

 

Die wichtigste Aufgabe eines Trainers ist, das von allen Beteiligten – Teilnehmer, Auftraggeber und Trainer – festgelegte Seminarziel zu erreichen.

Dies mag Ihnen selbstverständlich erscheinen, gerät jedoch allzu leicht wieder aus dem Blick. Überlegen Sie sich daher vor und während des Seminars immer wieder, ob das, was Sie planen und tun, Sie und Ihre Teilnehmer dem Seminarziel näher bringt.

Aus dieser zentralen Aufgabe lassen sich alle weiteren Aufgaben ableiten:

Was Training und Moderation von rein gruppendynamischen und anderen psychologischen Seminaren unterscheidet, ist die Grundorientierung auf ein inhaltliches Thema. Dieses bildet den zentralen Bestandteil des Seminarziels. Aus Erfahrung wissen wir jedoch, dass die Bearbeitung der inhaltlichen Themen nur dann gut gelingt, wenn sich die Teilnehmer untereinander und mit dem Trainer wenigstens halbwegs gut verstehen. Ausdruck findet dies in einem positiven Gruppen- und Lernklima.

Vier Aspekte bilden den Kern des Trainings- oder Moderationsprozesses:

Sie stellen gewissermaßen die wichtigsten Bälle dar, mit denen der Trainer während des Seminars jonglieren muss.

Die ersten drei Punkte betreffen die Menschen, die im Seminarkontext zusammenkommen: der Trainer, die einzelnen Teilnehmer sowie die Gruppe als Ganzes. Dem Trainer kommt nun die Aufgabe zu, die Balance zwischen sämtlichen beteiligten Menschen herzustellen.

Abb. 2–1: Der Trainer als Jongleur

An erster Stelle stehen die eigene Person und der eigene Zustand. Es hängt entscheidend von der Kompetenz und der Verfassung des Trainers ab, ob die Seminarziele erreicht werden. Befindet er sich in einem schlechten Zustand, kann der Seminarerfolg gefährdet sein.

Eine wichtige Aufgabe des Trainers besteht daher darin, stets dafür zu sorgen, während der Veranstaltung in einem guten Zustand zu bleiben. Wie das geht, erfahren Sie in Kapitel 3 unter dem Stichwort „Selbstmanagement“. Als nächstes richtet sich die Aufmerksamkeit des Trainers auf den Zustand der gesamten Gruppe. Deren Wohlergehen steht für ihn noch vor dem Wohlergehen des einzelnen Teilnehmers. In Kapitel 5 wird detailliert beschrieben, wie es dem Trainer gelingen kann,

Nun endlich rückt der einzelne Teilnehmer ins Blickfeld. Die Maxime des Trainers lautet: „Akzeptiere jeden Teilnehmer als eigenständige Persönlichkeit“. Er weiß, dass er die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lernstile der Teilnehmer beachten und individuell auf sie eingehen muss, um erfolgreich zu arbeiten. In Kapitel 6 finden Sie präzise beschriebene Wege, wie Sie

Das solide Fundament des Beziehungsgewebes zwischen dem Trainer, dem einzelnen Teilnehmer und der gesamten Gruppe ist jedoch kein Selbstzweck. Wir erinnern uns: Das Seminarziel kann nur dann erreicht werden, wenn auch die inhaltlichen Ziele im Blickfeld bleiben. Hier verschränken sich die beiden Ebenen:

 

Die erfolgreiche Vermittlung von Inhalten lebt von der tragfähigen Beziehungsebene.

Als nächstes steht der Trainer vor der Aufgabe, sich, jeden einzelnen Teilnehmer und die Gruppe als Ganzes mit dem Thema zu verbinden. Ab jetzt jongliert er gewissermaßen mit vier Bällen. Je mehr Menschen von einem Thema „berührt“ werden, desto größer ist der Nutzen eines Seminars. Es fällt ihnen dann viel leichter, sich selbst zu motivieren und die Inhalte auch anzuwenden und umzusetzen. Die Rolle des Trainers, Moderators und auch des Präsentators ist hier im wahrsten Sinne des Wortes die Rolle des Vermittlers. Er bringt den Teilnehmern das Thema „näher“.

Wichtige Aspekte sind hierbei:

Die zentrale Fähigkeit des Trainers besteht also darin, mit allen Einflussfaktoren so zu jonglieren, dass sie sich in einem ausgewogenen und ausbalancierten Zustand befinden.

Um diesen eigentlichen Kern des Trainierens und Moderierens gruppieren sich weitere Aufgaben. Zum größten Teil können diese Aufgaben jedoch außerhalb des eigentlichen Seminars bereits im Vorfeld bearbeitet werden.

Zuerst müssen Ziele und Thema des Trainings oder der Moderation geklärt werden. Der Trainer setzt sich dazu mit dem Auftraggeber zusammen oder klärt schon im Vorfeld wichtige Seminarziele mit den Teilnehmern. Ohne eine klare Vorstellung davon, wohin das Seminar gehen soll, ist eine vernünftige Planung und Konzeption unmöglich. (Siehe dazu auch Kapitel 4)

Im nächsten Schritt legt der Trainer fest, wie er die Seminarziele erreichen und umsetzen will.

Um die Themen zu den Teilnehmern „rüberzubringen“, braucht er Methoden. Zusätzlich fertigt er ein Konzept bzw. ein „Seminardesign“ an. Es beschreibt den grundsätzlichen Aufbau des gesamten Seminars.

Eine gute Seminarplanung mit der Auswahl der passenden Methoden ist die Grundlage, um

Uns ist es ein zentrales Anliegen, in diesem Handbuch hochwirksame gruppendynamische Methoden vorzustellen und didaktische Überlegungen anzustellen. Sie finden die Anregungen und Ausführungen zu Methoden und Seminardesign besonders in den Kapiteln 8 und 10.

Training und Moderation finden nicht im luftleeren Raum statt. Bereits während der Planung fließen wichtige Aspekte des Umfelds in die Seminargestaltung mit ein. So sorgt der Trainer dafür, dass das Seminar „nicht aus dem Rahmen fällt“. Die gute Einbettung des Seminars ins Umfeld mit den jeweils passenden Rahmenbedingungen bilden das i-Tüpfelchen des Trainingserfolges! Unter anderem gehören dazu Ort und Zeit des Trainings. Ein Trainer kann sich noch so gut vorbereiten und hochgradig kompetent sein, diese Vorteile können durch einen hässlichen, ungeeigneten Raum oder eine falsche Zeitplanung zunichte gemacht werden. Legen Sie daher bereits in der Vorbereitungsphase Ihr Augenmerk auf die „Äußerlichkeiten“.

Im Vorfeld sollte sich der Trainer auch schon darüber informieren, aus welchem Umfeld die Teilnehmer kommen. Nützliche Fragen dafür sind:

Schließlich wartet noch eine weitere Aufgabe auf den Trainer. Bereits während des Seminars, aber auch danach, sollte er sich (und die Teilnehmer) fragen, ob sich das Training noch auf Kurs befindet. Feedbackschleifen und Instrumente der Auswertung sind für den „richtigen Kurs“ im doppelten Sinn des Wortes unerlässlich. Kapitel 9 beschäftigt sich eingehend mit Auswertung und Reflexion.

Um die klare Übersicht über die verschiedenen Aufgaben des Trainers oder Moderators zu bewahren, können wir sie in die Phasen des Trainingsprozesses eingliedern.

Training oder Moderation beginnen bereits weit vor dem Veranstaltungstermin und enden auch nicht mit dem offiziellen Seminarabschluss. Am Anfang stehen Seminaridee und Akquise. Damit wenden wir uns an potentielle Auftraggeber und Teilnehmer und erhalten einen Seminarauftrag.

Als nächstes folgt die Planungsphase. Die Ziele von Auftraggebern und Teilnehmern werden mit unseren eigenen abgeglichen. Wir recherchieren Informationen zum Seminarthema. Schließlich erstellen wir ein Seminarkonzept und wählen geeignete Methoden sowie Bewertungsinstrumente aus, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Aus der Idee wird Wirklichkeit. Die eigentliche Trainingsphase beginnt. Sie lässt sich weiter unterteilen:

Zunächst steht die Phase der Gruppenbildung im Vordergrund. Wir erarbeiten uns in dieser Phase das Fundament des Trainings.

Nach einem ersten Kennenlernen folgt das Gerangel um den eigenen Platz innerhalb der Gruppe. Erst wenn dies für die Teilnehmer befriedigend geklärt ist, ist die Gruppe bereit, in die eigentliche Arbeitsphase überzuwechseln. Wir haben nun die Spitze der Pyramide erklommen. Das Thema des Seminars erlangt seine ihm gebührende Position. Den Abschluss der Trainingsphase bilden Verabschiedung und Transferplanung.

Doch damit endet unsere Arbeit noch lange nicht. Die Auswertungsphase steht an. Alleine oder gemeinsam mit dem Auftraggeber überprüfen wir das Seminarergebnis. Wir verbessern unser Seminarkonzept und gewinnen neue Aufträge. Ein neuer Seminarzyklus kann beginnen.

Wie wir gesehen haben, sind Training und Moderation hochkomplexe dynamische Prozesse. Allein die Fülle der Aufgaben, die ein Trainer oder Moderator zu bewältigen hat, kann erheblichen Druck erzeugen.

 

Die wirksamste Prophylaxe ist eine gute Vorbereitung. Je besser sie erfolgt, umso weniger Bälle müssen vom „Trainerjongleur“ gleichzeitig in der Luft gehalten werden. Aber selbst perfekte Vorbereitung macht ein Training nicht völlig planbar.

Solange wir planen, bewegen wir uns auf festem Boden. Wenn es ernst wird und wir vor den Teilnehmern stehen, verlassen wir vertrautes Gelände und gehen auf Entdeckungstour. Um all die Untiefen eines Trainings sicher zu umschiffen, benötigen wir vor allem dreierlei:

Die folgenden Kapitel geben Ihnen die nötigen Instrumente und Methoden an die Hand, mit denen Sie Ihre Seminare erfolgreich meistern können.

3. Kapitel

Im Mittelpunkt stehen – Der Moderator und Trainer im Zentrum des Geschehens

Vor einigen Jahren wurden zahlreiche Menschen in den USA befragt, vor was sie die meiste Angst hätten. Für die Interviewer überraschend rangierte die Angst, öffentlich eine Rede halten zu müssen weit vor der Angst vorm eigenen Tode. Im Mittelpunkt zu stehen und die Erwartungen des Publikums auf sich gerichtet wissen, löst unterschiedlichste Emotionen aus. Einerseits zieht es Menschen an, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Andererseits fürchten sie, abgelehnt zu werden und dann alleine im Regen dazustehen.

Trainieren und Moderieren ist nicht einfach irgendein Job. Ob Sie wollen oder nicht, immer geht es auch um Ihre Person als ganzes. Sie stehen im Brennpunkt des Geschehens und damit gewissermaßen auch auf dem Prüfstand. Manche versuchen dem zu entfliehen, indem sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer von sich ablenken und das Publikum mit zig Folien oder aufwendigst vorbereiteten Powerpoint-Präsentationen beglücken. Andere verstecken sich hinter einem Rednerpult oder einem mächtigen Tisch, bis sie kaum mehr sichtbar sind. Doch letztlich sind all diese Versuche vergeblich. Bei einem Training, einer Moderation oder einer Präsentation wird immer auch die Person des Trainers, des Moderators oder des Präsentators bewertet.

Sich ausschließlich Trainerfähigkeiten und Präsentationskompetenzen anzueignen, reicht nicht aus. Zusätzlich ist es absolut unerlässlich, sich mit dem eigenen Selbstverständnis der Rolle als Trainer oder Moderator auseinander zu setzen. Dazu braucht es Selbst-Bewusstsein im wahrsten Sinne des Wortes: Zu wissen und sich dessen bewusst sein, was die eigenen Stärken aber auch Schwachpunkte sind.

Als Trainer müssen Sie sich im Klaren sein, wo Sie verletzlich sind und wo Ihre Teilnehmer Sie treffen könnten. Sie werden dann selbstbewusst, wenn Sie den Mut aufbringen, sich immer wieder den Spiegel vorzuhalten. Dies fällt nicht schwer, wenn es um die hellen, strahlenden Seiten geht.

Unangenehm wird es, wenn wir uns die eigenen Schattenseiten und Schwächen eingestehen müssen. Jedoch wird es noch weit unangenehmer, wenn uns die Teilnehmer einen Schritt voraus sind und ihrerseits uns den Spiegel aufzwingen! Kommen Sie Ihren Teilnehmern zuvor und freuen Sie sich über jeden blinden Flecken, den Sie aufdecken. Ihr Selbstbewusstsein und damit verbunden Ihre Fähigkeit, selbst schwierigste Trainingssituationen meistern zu können, wächst mit jeder dieser Entdeckungen.