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Nr. 82

 

Ottac – der Sternentramp

 

Ein geheimnisvoller Fremder erscheint – und bietet der USO seine Dienste an

 

von Clark Darlton

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Ende Januar des Jahres 2842.

Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit voller Gefahren und Überraschungen.

Nach der Niederschlagung der »Revolte des Chanbruders«, bei der Lordadmiral Atlan massiv erpresst wurde und um das Leben seiner Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon fürchten musste, herrscht für kurze Zeit Ruhe im All.

Doch schon wenig später kommt es innerhalb der USO erneut zu hektischer Aktivität. Lordadmiral Atlan, der sich zu einem Alleingang entschloss, wurde entführt.

Trotz fieberhafter Suche in allen Teilen der Galaxis finden die USO-Spezialisten von ihrem Chef keine Spur. Dafür aber entdecken sie immer mehr Welten, die durch den so genannten »Suddenly-Effekt« bedroht werden. Außerdem meldet sich ein Fremder, der der USO helfen will.

Der mysteriöse Fremde ist OTTAC, DER STERNENTRAMP ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener – Lordadmiral Atlans Stellvertreter.

Ottac – Ein seltsamer Sternentramp.

Topmugg – Ottacs noch seltsamerer Begleiter.

Domat Wjatka – Ein Major der USO.

Fredican und Negatoran – Bewohner einer todgeweihten Welt.

Die Situation war nicht nur beunruhigend, sie war vielmehr unbegreiflich und nicht zu erklären.

Da gab es zwei Planeten – Koetanor-Delp und Verler-Phonat –, auf deren Oberfläche plötzlich und ohne vorherige Ankündigung riesige Fels- und Gesteinsmassen aus dem Nichts materialisierten und das gravitationelle Verhältnis dieser Welten aus dem Gleichgewicht brachten.

Doch nicht nur das war die Folge des unerwarteten Erscheinens solcher Massen. Die Atmosphäre wurde durch die zeitlose Materialisation urplötzlich verdrängt, erhitzte sich und erzeugte gewaltige Brände auf der Planetenoberfläche, Stürme entstanden durch den Druckausgleich, die Kontinente wurden von den Meeren überschwemmt.

So unbegreiflich das Phänomen auch sein mochte und einer wissenschaftlichen Erklärung bedurfte, so real war doch die Tatsache, dass Atlan verschwunden war.

Und zwar spurlos und ohne den geringsten Hinweis.

Koetanor-Delp! Auf dieser untergehenden Welt war er zum letzten Mal gesehen worden, ehe die Akonin Nuramy von Potrinet ihn in einer Space-Jet entführte. Der Kommandant des Schweren Kreuzers HAMATIT war wohl der letzte Mensch, der eine indirekte Botschaft von Atlan erhielt, dann tauchte die Space-Jet mit dem Entführten im Linearraum unter und verschwand.

Die Spur ging damit endgültig verloren und konnte nicht mehr wiedergefunden werden.

Bis jetzt nicht.

Das Phänomen von Koetanor-Delp und Verler-Phonat beschäftigte die Wissenschaftler der USO in allen Stützpunkten, aber sie fanden keine Erklärung für die unangekündigte Materialisation der Bruchstücke eines fremden, unbekannten Planeten auf anderen bewohnten Welten.

War es ein natürlicher oder ein künstlicher Vorgang?

Die Forschungsschiffe der USO und des Solaren Imperiums umkreisten die beiden zum Tode verurteilten Welten und nahmen Messungen vor. So hoffte man, wenigstens einige Hinweise zu finden.

Andere Schiffe machten sich auf die Suche nach Atlan, der von der ehrgeizigen Akonin entführt worden war. Sicherlich war sein Leben nicht in unmittelbarer Gefahr, aber auf keinen Fall war er noch ein freier Mann.

Doch alle Spuren führten ebenfalls ins Nichts.

Atlan blieb unauffindbar.

Ronald Tekener nahm vorerst seine Stellung ein und leitete von Quinto-Center aus alle Aktionen und Suchexpeditionen.

Es war der 26. Januar 2842 Terra-Zeit ...

 

1.

 

Admiral Andorra befehligte den Stützpunkt »Kralle« im Wega-System. Das System war 27 Lichtjahre von der Erde entfernt und galt als nicht besonders wichtig. Somit galt auch der Stützpunkt als nicht besonders wichtig, was Admiral Andorra innerlich heftig wurmte, denn wer war schon gern Kommandant eines Stützpunkts, der überflüssig zu sein schien?

Der Asteroid, der zwischen dem vierzehnten und fünfzehnten Planeten die Wega umkreiste, hatte einen Durchmesser von zwölf Kilometern und war bis zum Kern ausgehöhlt worden. Der Stützpunkt »Kralle« war nicht geheim. Jeder konnte auf ihm landen, wenn er einen Grund dafür besaß.

Andorra saß in seinem Büro wie eine Spinne im Netz. Hier liefen alle Fäden zusammen, soweit sie das Wega-System und die nähere Umgebung betrafen. Selbstverständlich war der Admiral über die seltsamen Vorgänge auf den beiden Planeten unterrichtet, wenn er auch keine vernünftige Erklärung dafür fand.

Sein Büro glich einer TV-Zentrale. Die Wände waren mit Bildschirmen und Schaltpulten bedeckt, auf dem wuchtigen Schreibtisch standen Nachrichtengeräte, darunter auch ein Visiphon, das eine direkte Hyperfunkverbindung zur Erde gestattete.

Als er es abschaltete, war sein Gesicht mehr als nur nachdenklich. Es verriet seine Sorge um die Zukunft und das Weiterbestehen der USO, der galaktischen Feuerwehr Atlans und damit auch Rhodans. Die letzten Nachrichten waren alles andere als erfreulich. Atlan war und blieb verschollen, von einer Frau entführt.

Admiral Andorra besaß weder die Möglichkeiten noch die Vollmachten, in dieser Angelegenheit etwas zu unternehmen und einzugreifen. Seine Aufgabe bestand darin, diesen Stützpunkt in Funktion zu halten und dafür zu sorgen, dass seine Besatzung jederzeit einsatzbereit war. Das alles konnte ihn jedoch nicht davon abhalten, sich zumindest Sorgen um seinen obersten Chef zu machen.

»Kralle« mochte ein relativ unbedeutender Stützpunkt der USO sein, aber damit konnte nicht abgeleugnet werden, dass in einem überdimensionalen Uhrwerk selbst das Fehlen eines einzigen Rädchens verheerende Folgen nach sich ziehen würde.

Admiral Andorras Augenbrauen zuckten hoch, als das Visiphon auf seinem Tisch summte und sich selbständig einschaltete. Mit einem Knopfdruck stellte er endgültig die Verbindung her.

Der kleine Raumhafen des Asteroiden meldete sich.

»Sir, ein Schiff ist gelandet – ein privates Schiff. Aber es gab das Erkennungssignal der USO durch, das für heute gültig ist.«

Für einen Augenblick war Admiral Andorra fassungslos. Niemand außer den Spezialisten der USO kannte die Parole für den heutigen Tag. Diese Parolen waren nichts anderes als Signalkombinationen, die über Funk abgestrahlt wurden. Es war unmöglich, dass ein Fremder je in den Besitz einer solchen Kombination gelangte.

»Kann es einer der Spezialisten sein?«, fragte Andorra.

»Wir konnten noch keinen direkten Kontakt erhalten, Sir«, erwiderte der Raumhafenoffizier. »Das Schiff erhielt Landeerlaubnis, landete daraufhin auch, und nun wartet es.«

Admiral Andorra konnte sich nicht an einen ähnlichen Vorfall erinnern, der jetzt vielleicht als Musterbeispiel gedient hätte. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit jedoch musste sich in dem Schiff ein Mann der USO aufhalten. Zumindest aber eine Person, der es gelungen war, den geheimen Erkennungskode der USO herauszufinden.

»Kümmern Sie sich um die Angelegenheit«, bat Andorra, »und unterrichten Sie mich laufend darüber. Lassen Sie das Schiff auf keinen Fall starten, ohne mich zu fragen. Wenn es sich nicht um einen USO-Spezialisten handelt, sondern um einen Fremden, der den heute geltenden Erkennungskode kennt, dann kann er unter Umständen größtes Unheil damit anrichten.«

»Sollen wir ihn festnehmen, Sir?«

»Erst dann, wenn er seine Identität nicht nachweisen will oder kann.«

Admiral Andorra vergaß für einige Minuten den unbekannten Besucher und widmete sich den letzten Videogrammen, die inzwischen eingetroffen waren. Mehrere Suchschiffe waren zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt, ohne eine Spur Atlans gefunden zu haben. Das Objekt, das sie suchten, war winzig klein im Vergleich zur unermesslichen Größe des Raumes. Nur ein Zufall konnte ihnen jetzt noch helfen, einen Hinweis über den Aufenthaltsort Atlans zu entdecken.

Andere Berichte betrafen die Beobachtungen der Vermessungsschiffe in der näheren Umgebung von Koetanor-Delp und Verler-Phonat. Es gab noch immer keine Erklärung für das Phänomen, das ganze Kontinente von einem Planeten zum anderen transmittierte, vielleicht über Lichtjahrtausende hinweg.

Ein Summen unterbrach Admiral Andorras Denkpause. Die Nachrichtenzentrale kündigte eine wichtige Meldung direkt aus Quinto-Center an.

»Bleiben Sie auf Direktempfang, Sir, wir geben gleich durch.«

Andorra nickte und schaltete das Aufzeichnungsgerät hinzu.

Über nahezu dreißigtausend Lichtjahre hinweg kamen Ton und Bild ohne Zeitverlust an. Die Relais- und Verstärkerbrücke war perfekt und lückenlos. Andorra kannte das Gesicht des Mannes am anderen Ende, es gehörte einem der Nachrichtenoffiziere von Quinto-Center, dem Hauptquartier der USO.

»Eine wichtige Durchsage für alle Stützpunkte: Das Phänomen von Koetanor und Verler scheint kein Einzelfall zu sein. Ähnliche Vorfälle ereignen sich zu dieser Stunde auf einem nicht näher bezeichneten Planeten in unmittelbarer Nähe des Zentrumskerns. Sobald einem von Ihnen derartige Erscheinungen bekannt werden, bitten wir um sofortige Meldung ins H.Q. – Ende.«

Andorra schaltete ab.

»Also noch ein weiterer Planet ...«, murmelte er. »Es werden immer mehr werden, und niemand vermag etwas dagegen zu tun.« Das Summen des internen Visiphons unterbrach sein Selbstgespräch. »Ja, bitte?«

Es war der Raumhafenoffizier.

»Sir, die Luke des Schiffes hat sich geöffnet. Ein merkwürdiges Individuum ist ausgestiegen. Es sieht ziemlich heruntergekommen aus und macht keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Unsere Sicherheitsbeamten sind schon zur Stelle. Oh – noch etwas, Sir: Gerade erscheint ein zweiter Passagier oben in der Luke, aber er sieht nicht wie ein Mensch aus ... lieber Himmel, das muss ein Riesensalamander oder so etwas sein.«

»Ein Salamander?«, keuchte Admiral Andorra fassungslos. »Sie müssen sich irren, Mann!«

»Ganz bestimmt nicht, Sir, ich habe doch Augen im Kopf.«

Andorra hatte das Gefühl, sich nun persönlich um die Angelegenheit kümmern zu müssen. Wenn schon Salamander den geheimen Erkennungskode kannten, konnte das Ende nicht mehr weit entfernt sein.

»Nehmen Sie die beiden ... eh, Passagiere fest, bis ich dort bin. Und kümmern Sie sich um den Kommandanten oder Eigentümer des Schiffes. Ich beeile mich und werde ...«

»Sir!«, unterbrach ihn der Offizier konsterniert.

»Ja, was ist denn noch?«

»Sir, der Kerl, der wie ein Tramp aussieht, besteht darauf, sofort ins Büro des Stützpunktkommandanten geführt zu werden. Er kennt sogar Ihren Dienstgrad und Namen, Sir ...«

Andorra blieb verdutzt sitzen und schnappte nach Luft.

»Er kennt mich?« Das war eigentlich unmöglich, denn nur die Angehörigen der USO kannten die Namen der einzelnen Kommandanten. »Wer ist dieser Fremde? Wissen Sie das bereits?«

»Nein, er verweigert die Auskunft. Wir haben ihn durchsucht, aber er trägt keine Waffe bei sich. Er will nur mit Ihnen sprechen und behauptet, wichtige Erkenntnisse zu besitzen, die er der USO zur Verfügung stellen möchte.«

»Ein Spinner«, vermutete Andorra. Dann nickt er dem Bildschirm zu: »Also gut, lassen Sie ihn zu mir bringen. Und was ist mit seinem merkwürdigen Begleiter?«

»Dem Salamander? Er wurde ebenfalls festgenommen, benimmt sich aber sehr höflich und zuvorkommend. Er behauptet, Topmugg zu heißen und ein Kresalier zu sein. Er besteht darauf, den Tramp zu begleiten.«

Das Auftauchen von nicht zur USO gehörenden Personen auf einem Stützpunkt war schon verwunderlich genug, aber nun handelte es sich auch noch um eine Lebensform, die Andorra nicht kannte. Allerdings entsann er sich dunkel, schon einmal etwas von den Kresaliern gehört zu haben. Mehr bekam er nicht zusammen.

»Also gut, dann lassen Sie alle beide herbringen, aber unter strenger Bewachung. Ich fühle mich hier im Büro am sichersten, falls diese Typen etwas vorhaben sollten. Hat der eine noch immer nicht seinen Namen genannt?«

»Er will ihn nur Ihnen nennen, Sir.«

Admiral Andorra schaltete das Gerät aus und lehnte sich zurück. Kresalier ...?

Es konnte zehn Minuten dauern, bis der unerwartete Besuch bei ihm eintraf, Zeit genug also, den Speichercomputer anzurufen. Vielleicht besaß der einige Informationen über die Kresalier. Es dauerte keine zwei Minuten, da lag die angeforderte Information vor ihm auf dem Schreibtisch. Hastig überflog er die spärlichen Angaben.

Die Kresalier waren Insektenabkömmlinge, erinnerten äußerlich jedoch an aufrecht gehende Salamander. Ihr Ursprungsplanet war unbekannt. Es hieß, er sei in grauer Vorzeit zerstört worden und es gäbe nur noch einige hundert Kresalier in der ganzen Galaxis. Erwähnt wurde noch eine Eigenschaft der Kresalier, die Andorra fast unglaublich erschien: Bereits die alten Arkoniden sollten sich Kresalier als Begleiter erwählt haben, weil sie in der Lage waren, negative Empfindungen wie Hass, Angst, Depression und Traurigkeit zu neutralisieren, sie gewissermaßen mit Hilfe einer latenten parapsychischen Gabe ihrem Besitzer abzunehmen. Ein Kresalier konnte also sozusagen den Kummer seines Herrn in sich hineinsaugen und ihn davon befreien. Kein Wunder also, wenn sie bei den Arkoniden sehr beliebt waren.

Andorra wurde unterbrochen, als ihm die seltsamen Besucher gemeldet wurden. Hastig legte er die Unterlagen beiseite und schob sie unter den Packen mit den anderen Akten. Dann nickte er dem bewaffneten Polizisten zu und bat ihn, die Gefangenen eintreten zu lassen.

Der Mann sah in der Tat wie ein verkommener Tramp aus, aber Andorra war klug genug, sich nicht durch das Äußere der Kleidung täuschen zu lassen. Der Fremde war groß und hager, ging ein wenig gebeugt und trug kurze, blonde Haare. Sein Gesicht war voller Falten, aber seine hellblauen Augen schienen jung geblieben zu sein. Ein wenig verschmitzt sah er Andorra an, der nicht genau wusste, wie er sich verhalten sollte.

Nun war auch der Kresalier in den Raum getreten, einen Meter groß, unbekleidet und mit lederartiger, tiefschwarzer Haut. Sein Körper war sichtbar in einzelne Segmente unterteilt, insgesamt achtzehn. Er hatte zwei Beine und zwei Arme, besaß aber keinen Schwanz. Der Kugelkopf konnte nach allen Seiten gedreht werden und wurde von einem halbmondförmigen Wulst überzogen, in dem seine Hörorgane saßen. Von der Seite gesehen wirkte sein Gesicht flach und abgeplattet, von vorn waren der dreieckige Mund und die beiden weit auseinander stehenden bernsteinbraunen Augen zu erkennen.

Das Seltsamste jedoch war der angewachsene Faltensack auf seinem Rücken. Andorra entsann sich nun wieder, was er eben gelesen hatte. Ein Kresalier trug sein Haus mit sich herum, wie eine Schnecke. Nach Belieben konnte er es auseinanderfalten und Schutz vor den Unbilden der Witterung in ihm finden.

»So, wir hier!«, bellte Topmugg, der Kresalier, mit krächzender Stimme. Das war Interkosmo, wenn auch fehlerhaft und primitiv. »Hi, Kommandant!«

Der hochgewachsene und gebeugt gehende Fremde in der verwahrlosten Kleidung lächelte entwaffnend.

»Sie müssen Topmuggs direkte Art entschuldigen, Admiral Andorra, aber es ist mir bisher noch nicht gelungen, ihm Anstand beizubringen. Könnten Sie die Güte besitzen und Ihre Wachen fortschicken? Ich möchte mit Ihnen allein reden.«

Andorra nickte dem Posten zu.

»Warten Sie draußen auf dem Korridor. Wenn Sie ein verdächtiges Geräusch vernehmen, kommen Sie sofort zurück!« Der Mann verschwand. »So, Mister Unbekannt, nun nehme ich doch an, dass Sie mir einige Fragen beantworten. Wer sind Sie überhaupt?«

»Er großer Herr!«, kläffte Topmugg und schlug verschämt die Augen nieder, weil er sich schon wieder einmal vorlaut benommen hatte. Wie ein Häufchen Elend stand er neben dem viel zu hohen Schreibtisch und versuchte, über die Platte hinwegzusehen.

»Man nennt mich Ottac, den Sternentramp, oder auch den König der Schnorrer, manchmal auch einfach nur den Calurier, falls Ihnen das ein Begriff sein sollte. Aber ich glaube nicht. Sie müssen meine Kleidung entschuldigen, aber ich fand gerade nichts Besseres.«

Andorra starrte seinen Besucher nachdenklich an.

»Ottac, der Calurier ...« Tief im Unterbewusstsein dämmerte es. Er war fest davon überzeugt, den Namen schon mal gehört zu haben, aber es war unmöglich, einen Zusammenhang herzustellen. »Woher kannten Sie das geheime Kodesignal?«

»Mein Freund, lassen Sie doch diese Kleinigkeiten.«

»Das ist keine Kleinigkeit!«, brüllte Admiral Andorra aufgebracht. Die Tür öffnete sich sofort, und hinter dem Lauf der Impulswaffe erschien der Kopf des Postens.

»Sie haben gerufen, Sir?«

Andorra beruhigte sich wieder.

»Nein, ich habe nicht gerufen – schließen Sie die Tür wieder. Von außen.« Er wandte sich wieder Ottac zu. »Also gut, was wollen Sie?«

Auf keiner einzigen Sternenkarte war eine Sonne oder ein Planet eingezeichnet, der Calurien hieß. Eine Welt mit diesem Namen gab es überhaupt nicht, aber der Sternentramp behauptete, gerade von diesem Planeten zu stammen, den es nicht gab.

Andorra entsann sich, Geschichten über ihn gehört zu haben. Zumeist versuchte er, einen kostenlosen Urlaub zu ergattern. Als Gegenleistung erzählte er die amüsantesten Geschichten, die in allen Teilen der Galaxis spielten. Ottac galt als harmlos und ungefährlich und sein Begleiter Topmugg auch. Ein ungleiches Paar, das sich da in Andorras Büro verirrt hatte.

Ottac deutete auf einen freien Stuhl.

»Hätten Sie viel dagegen einzuwenden, wenn ich mich setze? Ich möchte nicht unhöflich sein ...«

»Nehmen Sie Platz – bitte.«

Topmugg, der Salamander, bezog die Aufforderung zugleich auch auf sich. Allerdings zog er es vor, sich einfach auf die weiche Teppichunterlage zu setzen und den Rücken gegen die Wand zu lehnen.

»Es gibt leider eine große Zahl von Fragen, Admiral, die ich Ihnen nicht beantworten kann, weil ich in dieser Hinsicht nur einem noch Größeren als Ihnen Rechenschaft schuldig bin. Also fragen Sie besser von vorneherein erst gar nicht. Sie haben meinen Namen und den meines Begleiters, und wir kannten das Kodewort. Aber da gibt es noch etwas, das ich nicht kenne, aber ich möchte es gern wissen.«

»Und was wäre das?«, erkundigte sich Andorra, der sich an das Ungewohnte zu gewöhnen begann. »Was möchten denn der Herr gern wissen?«

Ottac lächelte mit berückender Freundlichkeit.

»Nun, die Position von Quinto-Center, zum Beispiel ...«

Admiral Andorra wäre fast vom Stuhl gefallen. Die Position von Quinto-Center gehörte zu den größten Geheimnissen des Solaren Imperiums und war nur den Spezialisten und leitenden Offizieren bekannt. Dieser Sternenwanderer und Schnorrer musste verrückt geworden sein!