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Nr. 162

– ATLAN exklusiv Band 30 –

 

Das Schwarze System

 

Der Kristallprinz im System des Todes – auf der Fährte der Varganen

 

von Clark Darlton

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Arkon steht trotz des tobenden Krieges gegen die Methans in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Gegner hat der Imperator von Arkon besonders zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der nach der Aktivierung seines Extrahirns den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen hat und den Sturz des Usurpators anstrebt.

Im Zuge dieser gegen Orbanaschol und seine Schergen gerichteten Unternehmungen haben Atlan, Fartuloon, der Leibarzt des ermordeten Imperators, und Ra, der mysteriöse Barbar von einem unbekannten Planeten, gerade die Schrecken des Dreißig-Planeten-Walls hinter sich gebracht und wieder unversehrt Atlans Beuteschiff, die KARRETON, erreicht.

Die Suche nach dem legendären »Stein der Weisen«, dem Kleinod kosmischer Macht, hinter dem auch Orbanaschols Leute her sind, wird fortgesetzt. Vom Eppith-System, das eine tödliche Falle des Blinden Sofgart beherbergt, fliegt Atlan mit der KARRETON weiter – auf der Fährte der Varganen.

Er will einen Vorsprung wettmachen, und sein Ziel ist DAS SCHWARZE SYSTEM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz wird zum Organsucher.

Fartuloon – Atlans Begleiter.

Farnathia – Atlans Jugendfreundin.

Allzon – Ein Deserteur aus den Reihen der Kralasenen.

Morvoner Sprangk – Der ehemalige Flottenoffizier rettet Atlan vor dem Scheiterhaufen.

1.

 

Erst nach der dritten Transition war Fartuloon sicher, dass es keine Verfolger gab. Der Hyperraum hatte uns verschluckt, wieder ausgespien und abermals verschluckt. Jeder Raumsprung hatte das Schiff einige hundert Lichtjahre zurücklegen lassen und so alle Spuren verwischt.

Mir selbst steckte das Abenteuer im Eppith-System noch in den Knochen, aber ich hatte mich wenigstens einigermaßen von dem Schock erholt, der mir dort versetzt worden war. Es sah ganz so aus, als habe mich bei der Suche nach dem »Stein der Weisen« mein Erzfeind, der Blinde Sofgart, nicht nur eingeholt, sondern sogar überholt.

Nun galt es, seinen Vorsprung zu verringern.

Ich richtete mich auf und rieb die schmerzhaften Glieder, eine Nachwirkung der Transitionen. Noch immer gab es kein Mittel, den Verzerrungsschmerz bei der Entmaterialisation zu dämpfen. Ich hatte keine Ahnung, wann Fartuloon den nächsten Sprung einleitete, aber über den schiffsinternen Interkom würde eine Vorwarnung rechtzeitig erfolgen.

Ich öffnete vorsichtig die Tür zur Nachbarkabine, zu der ich einen direkten Zugang besaß. Farnathia lag auf ihrem Bett, ein wenig blass und erschöpft. Sie blieb liegen, als ich eintrat, und sah mir entgegen.

»Ist uns jemand gefolgt?«, fragte sie schwach.

»Ich glaube nicht«, beruhigte ich sie und setzte mich auf den Bettrand. »Wie fühlst du dich?«

»Ich habe Transitionen nie gut vertragen können, Atlan. Aber diesmal spürte ich sie besonders schlimm.«

»Mir geht es ähnlich, aber das ist nach dem, was wir erlebten auch kein Wunder. Nur fürchte ich, dass wir noch mehr unangenehme Überraschungen erleben werden. Wenn dieser Sofgart mit von der Partie ist, können wir niemals davor bewahrt bleiben. Bleib jetzt liegen und ruh dich aus. Ich bin bei Fartuloon in der Kommandozentrale.«

Sie nickte dankbar und schloss die Augen.

Behutsam erhob ich mich, kehrte in meine eigene Kabine zurück und schloss die Verbindungstür. Dann zog ich meine Jacke an und ging hinaus auf den Korridor. Bis zur Zentrale war es nicht weit.

Die KARRETON war ein Kugelraumer mit fünfhundert Metern Durchmesser, ein ehemaliges Forschungsschiff. Die sechzig Mann starke Besatzung war zuverlässig und Fartuloon und mir treu ergeben. Viele der Leute mochten den fetten Bauchaufschneider für den eigentlichen Kommandanten halten, nicht aber mich, den Kristallprinzen des Imperiums. Und sie wussten auch nicht, dass ich der Sohn des vor vielen Jahren ermordeten Imperators Gonozal war, der den gewaltsamen Tod seines Vaters rächen wollte.

Der Mörder war Orbanaschol, mein Onkel und der jetzige Herrscher über unser Sternenimperium. Sein willigstes Werkzeug war der Blinde Sofgart mit seinen grausamen Söldnern, den Kralasenen.

Fartuloon hatte gerade einigen Offizieren seine Anweisungen gegeben, als ich die Zentrale betrat. Theatralisch breitete der Dicke beide Arme aus und rief:

»Sei willkommen, mein Sohn, und gratuliere mir! Keine Verfolger, und in zwei weiteren Etappen erreichen wir unser Ziel. Das Schwarze System!« Er betrachtete mich forschend. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen. Was ist los mit dir?«

»Ich bin noch ein bisschen schwach auf den Beinen«, gab ich zu und folgte ihm auf den Korridor. »Soll ich dich in der Zentrale ablösen?«

»Nicht nötig, das macht Morvoner Sprangk schon. Du solltest dich wieder hinlegen. Bis zur nächsten Transition haben wir noch ein paar Stunden Zeit. Wir wollen nichts überstürzen.«

»Der Vorsprung des Blinden wird immer größer.«

»Nicht so groß, um ihn zu verlieren. Wir wissen, dass er die nächste Etappe kennt: das Schwarze System. Dort finden wir seine Spur wieder, darauf kannst du Gift nehmen.«

Ich blieb stehen.

»Ich bin ausgeschlafen und werde Morvoner etwas Gesellschaft leisten. Wird er die nächste Transition vornehmen?«

»Ja, ich habe sie bereits programmiert. Vielleicht verschlafe ich sie.« Fartuloon lachte dröhnend und klopfte mir so kräftig auf die Schulter, dass ich fast in die Knie ging. »Bis später, wir sehen uns dann ...«

Ich kehrte in die Zentrale zurück, nickte dem alten Haudegen Morvoner Sprangk freundlich zu und setzte mich in den freigewordenen Sessel neben ihn. Ich sprach noch nicht, denn der alte Arkonide war mit der Kontrolle der Instrumente beschäftigt und nahm gerade die Meldungen der Orterzentrale entgegen, die den Raum nach fremden Objekten absuchte.

Erst als er damit fertig war und sich mit einem befreiten Aufatmen zurücklehnte, sagte ich:

»Alles in Ordnung, wie mir scheint.«

»Stimmt!«, knurrte er zufrieden. »Wir sind allein. Bei der vierten Transition schlagen wir trotzdem vorsichtshalber einen Haken.«

»Der Blinde Sofgart wird ohnehin wissen, wohin wir wollen«, gab ich zu bedenken.

Er zuckte die Achseln.

»Möglich, aber das lässt sich kaum vermeiden. Ich rechne sogar mit einem Empfangskomitee. Mir selbst soll das recht sein, denn ich roste sonst noch ein.«

Er konnte den ehemaligen Kommandanten der arkonidischen Kriegsflotte nie ganz vergessen oder gar verleugnen. Krieg war sein Handwerk gewesen, und in einigen Situationen war mir das schon sehr zustatten gekommen. Auf ihn war Verlass, und so etwas wie Furcht kannte er nicht einmal dem Namen nach.

Ich nickte stumm und betrachtete das Bild auf dem Panoramaschirm vor mir über den Kontrollen. Diesen Sektor des Raumes kannten wir noch nicht. Ich war nicht sicher, ob er noch im Einflussgebiet des Imperiums lag oder bereits jenseits der Grenzen. Wahrscheinlich gab es niemanden, der das genau wusste.

»Kann man die Sonne des Schwarzen Systems schon sehen?«, erkundigte ich mich schließlich nach einer Weile.

»Nein, noch nicht. Zu weit entfernt.«

»Wie weit?«

»Ich schätze, insgesamt haben wir noch tausend Lichtjahre, es können aber auch mehr oder weniger sein.«

Ich nickte und meinte ironisch:

»Na, da bin ich jetzt genau informiert. Danke.«

»Kann ich doch nichts dafür«, knurrte er unwillig, meinte es jedoch nicht so. Er hatte im Grunde ein weiches Herz und ein frohes Gemüt, aber wahrscheinlich waren ihm die letzten Ereignisse ebenfalls auf die Nerven gegangen, so wie uns allen. Das machte ihn unwirsch und kurz angebunden. Ich nahm es ihm nicht übel. »Fartuloon hat die Koordinaten eingespeist, er muss es wissen.«

Wir kannten natürlich alle die Koordinaten, aber in einem relativ unbekannten Sektor der Galaxis, der selbst auf den Karten nicht exakt eingezeichnet war, half uns das wenig. Wichtig war, dass die Computer den Zielstern fanden.

»Wie lange machst du hier Dienst?«

»Bis zur letzten Transition, die will der Dicke selbst übernehmen. Außerdem will ich mich noch mit Ra unterhalten.«

Ra war der Barbar, den wir aus den Händen der Sklavenhändler befreit hatten und der von einem wilden, namenlosen Planeten stammte. Er hatte uns seine Geschichte erzählt, und es war eine spannende und interessante Geschichte gewesen.

Außer der Besatzung Morvoner Sprangk, Fartuloon, Ra und mir befanden sich auch noch der Magnetier Vorry und Corpkor an Bord der KARRETON. Ja, und natürlich noch Farnathia, meine Jugendfreundin. Wir waren eine verschworene Gemeinschaft, und unser Ziel war es, den korrupten Imperator Orbanaschol zu stürzen und für seine Bluttat zu bestrafen.

Ein nicht leichtes Unterfangen, denn Orbanaschol regierte ein riesiges Sternenreich, dessen Macht fast unbegrenzt schien. Wir aber waren nur wenige. Doch ich war sicher, dass wir immer mehr Kampfgefährten hinzugewinnen konnten, wenn sie erst einmal die Wahrheit erfuhren.

»Unser Barbar macht sich«, gab ich schließlich zu, obwohl Morvoner nicht das Gegenteil behauptet hatte. »Er spricht unsere Sprache fast fließend und ist auch nicht mehr so schweigsam wie früher. Ob er jemals seine Goldene Göttin wiederfinden wird?«

Morvoner lächelte flüchtig.

»Sicher nicht, aber die Hoffnung auf ein Wiedersehen macht ihn zu einem großartigen Bundesgenossen. In ihm wohnt noch die urwüchsige Kraft des Ureinwohners eines unberührten Planeten, der einem Paradies gleichen muss. Er ist ein guter Kämpfer, und in unserer Flotte hätte er im Krieg gegen die Methanatmer sicherlich einige Orden eingeheimst. Bestimmt wäre er Offizier geworden.«

»Auch der einfache Soldat kann kämpfen«, warf ich ein. »Du musst den Wert eines Mannes nicht immer nach seinem Dienstrang beurteilen.«

Jetzt wurde Morvoner verlegen. Wir hatten schon oft genug bei diesem Thema Streit bekommen. Er kannte meine Einstellung, aber die Tradition war zu tief in ihm verwurzelt. Sein Leben lang hatte er arbeiten und kämpfen müssen, bis er endlich Offizier geworden war. Dann waren die Maahks gekommen und hatten mit neuen Waffen experimentiert. Ein Fehlversuch hatte Morvoner und viele seiner Leute und eine Anzahl Maahks in eine Geisterarmee verwandelt. In halbstofflichem Zustand waren Kriege ausgefochten worden, bis ein zweites Experiment sie endlich aus ihrem Geisterzustand erlöste.

»Du solltest dich ausruhen«, sagte er und wechselte abrupt das Thema. »Wie geht es Farnathia?«

Ich musste lächeln. Er mochte ein guter Taktiker im Krieg sein, aber als Diplomat war er unbrauchbar, weil seine Absichten zu durchsichtig waren.

»Sie schläft, nehme ich an. Die Transitionen waren diesmal zu anstrengend für sie. Aber die beiden nächsten wird sie schon noch aushalten, wenn sie meinen Rat befolgt und im Bett bleibt.«

»Fein, dann siehst du ja auch ein, dass es gut für dich ist, wenn du meinen Rat befolgst und dich hinlegst.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Du wirst es dir niemals abgewöhnen, mein Kindermädchen sein zu wollen, Morvoner. Ich passe schon selbst auf mich auf.«

»Dabei meine ich es doch nur gut!«, erklärte er.

»Im Schwarzen System, was immer das auch sein mag, benötigen wir alle unsere Kräfte und Energien. Nur ausgeruht schaffen wir das.«

»Und was ist mit dir?«, fragte ich neugierig.

»Du weißt doch, was ich aushalte. Mich bringst du nicht so schnell um, Atlan. Ob ich hier vor den automatischen Kontrollen sitze oder ob ich schlafe – wo ist da der Unterschied?«

»Na schön.« Ich nickte ihm zu und stand auf. Er hatte recht. Es war sinnlos, die wenigen Stunden der Ruhe, die uns noch verblieben, zu vergeuden. »Ich versuche zu schlafen. Aber sage Fartuloon, er soll mich kurz vor der letzten Transition wecken. Ich möchte dabei sein.«

»Verlass dich darauf!«, versprach er grimmig. »Und grüße Farnathia, falls sie wach werden sollte.«

Ich ging und grinste bei seiner etwas anzüglichen Bemerkung.

 

*

 

Die nächste Transition verschlief ich, wenn mir der im Unterbewusstsein vorhandene Entzerrungsschmerz auch Albträume vermittelte. Zwar erwachte ich danach für einige Sekunden, blieb ruhig liegen und lauschte durch die offene Tür auf Farnathias ruhige Atemzüge – und schlief wieder ein.

Wieder träumte ich, doch diesmal von freundlicheren Dingen. Mit Unterlicht durcheilte die KARRETON die uns allen unbekannte Region der Galaxis, während die wahrscheinlich letzte Transition errechnet und programmiert wurde.

Orbanaschol war seiner gerechten Strafe zugeführt worden und das Imperium wieder frei von dem Tyrannen. Mein Vater war gerächt, und an der Seite meiner geliebten Farnathia übernahm ich die Herrschaft, von Freunden und wohlmeinenden Ratgebern umgeben. Der Blinde Sofgart und seine Kralasenen waren verschwunden, die Arkoniden konnten aufatmen. Sie brauchten keine Furcht vor plötzlicher Verhaftung mehr zu haben und konnten so leben, wie sie es für richtig hielten, solange sie nicht gegen die Gesetze verstießen.

Da mich Ras Erzählung und Lebensgeschichte stark beeindruckt hatte, war es auch kein Wunder, dass ich von dem namenlosen Planeten träumte, der seine Heimat gewesen war. Er umkreiste eine gelbe Sonne, irgendwo in den fremden Weiten der Galaxis, in einem Teil, der noch nicht kartographiert worden war. Dort hatte Ra gelebt. Ich sah die primitiven Höhlenbewohner in den Felsen des Flusses und den »Mann mit dem Feuer«, das eine Göttin vom Himmel gebracht und Ra geschenkt hatte.

Und ich erlebte mit, wie Ra von arkonidischen Raumfahrern gefangen und entführt wurde, die jene Welt zufällig entdeckt und später sicherlich wieder vergessen hatten.

Eine undeutliche Stimme drang an meine Ohren, holte mich aber nur allmählich in die wache Wirklichkeit zurück. Dazwischen war das Summen des Interkoms, das ich zuerst für das Summen eines Insektes hielt. Dann aber erkannte ich Fartuloons kräftiges Organ und vernahm seine ungeduldig klingenden Worte:

»... bei allen Göttern des Kosmos, was ist denn mit dir los? Warum antwortest du nicht? Sollte ich dich nicht wecken, wenn wir in die letzte Transition gehen? Corpkor wird dich gleich mit einigen seiner dressierten Tiere aus dem Bett holen, verlass dich darauf ...!«

Das tat es! Ich war sofort hellwach und sprang auf, um meinen eigenen Interkom einzuschalten.

»Schon gut, Fartuloon. Brüllst du schon lange in der Gegend herum?«

Für eine Sekunde verschlug es ihm die Sprache, dann kam es laut zurück:

»Das nennst du Brüllen? Dann sollst du mich mal hören, wenn ich wütend werde! Kommst du jetzt?«

»Bin schon unterwegs!«

Ich grinste und schaltete ab. Meine Befürchtung, Fartuloon habe auch Farnathia geweckt, war unnötig. Mit einem Blick überzeugte ich mich davon, dass sie tief schlummerte, dann verließ ich meine Kabine und eilte zur Kommandozentrale. Der Sessel zwischen Morvoner Sprangk und Fartuloon war frei. Ich setzte mich und nickte den beiden freundlich zu, um jede weitere überflüssige Bemerkung im Keim zu ersticken.

Trotzdem sagte Fartuloon:

»Wurde auch Zeit, Atlan. Die Transition erfolgt in genau fünf Minuten. Da wir einige Umwege gemacht haben, kann es sein, dass die Koordinaten nicht mehr exakt stimmen. Wenigstens nicht mehr vom augenblicklichen Standort aus. Aber es kann sich höchstens um ein paar lumpige Lichtjahre handeln.«

»Für einen Fußmarsch nicht zu empfehlen«, knurrte Morvoner und verzog das Gesicht. »Keine Verfolger, das beruhigt mich ungemein.«

Eingehend studierte ich den großen Panoramaschirm vor mir. Ich sah fremde Sternkonstellationen, die keinen Sinn für mich ergaben. Wir hielten uns ja auch in einem völlig fremden Sektor auf. Zwar gab er Sternkarten, aber die waren ungenau und nicht zuverlässig. Was das Schwarze System eigentlich war, wusste niemand von uns. Es gab nur vage Andeutungen, keine Erklärungen. Es sollte dort einen Planeten geben, auf dem man ohne Gefahr landen konnte – das war so ziemlich alles was wir wussten – oder eben zu wissen hofften.

»Noch eine Minute!«, stellte Morvoner sachlich fest. »Bereitet euch auf die Kreuzschmerzen vor ...«

Der Entzerrungsschmerz trat nicht nur im Kreuz auf, er nahm vom ganzen Körper Besitz und marterte ihn fast bis ins Unerträgliche. Zum Glück dauerte er nicht lange. Das kam auf die Größe der in der Transition zurückgelegten Strecke an, wie auch die Genauigkeit des Sprungs davon abhing. Die bevorstehende Transition führte über eine relativ kurze Entfernung.

Automatisch – von einer Sekunde zur anderen – glitten wir in die andere Dimension, die nächsthöhere, und wurden vom Schmerz durchrüttelt. Ich klammerte mich an den Armlehnen meines Sessels fest, um nicht aufzuschreien. Auch Fartuloons Gesicht wirkte verzerrt, obwohl er der Unempfindlichste von uns allen sein mochte. Morvoner biss sichtbar die Zähne zusammen, um nicht aufschreien zu müssen.

Der Bildschirm zeigte nichts mehr. Es war schwarz, bis auf einige seltsame Lichterscheinungen, die ich nicht zu klären vermochte. Sie traten bei Transitionen fast immer auf.

Dann war alles wieder vorbei, und niemand hätte zu sagen vermocht, wie viel Zeit vergangen war. Jedenfalls hatte die KARRETON Lichtjahre zurückgelegt.

Auf dem Bildschirm wurden die Sterne wieder sichtbar, aber nun waren es andere Sterne als vorher. Weit links am Rand der gewölbten Mattscheibe stand eine große, flammende Sonne, die den relativ hellen Hintergrund der Galaxis verdunkelte. Dicht daneben war ein zweiter Stern, den ich mit geschultem Blick sofort als Planeten identifizierte. Die Fernortung gab mir wenige Minuten später recht.

»Das ist die Sonne!«, sagte Fartuloon überzeugt. »Das muss