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Nr. 474

 

Widerschein der Freiheit

 

Das Geheimnis der großen Plejade

 

von Detlev G. Winter

 

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Während Atlan und Razamon auf Dorkh ums Überleben kämpfen und um die Chance, den todgeweihten Dimensionsfahrstuhl mit einem raumtüchtigen Fahrzeug zu verlassen, ereignen sich in der Schwarzen Galaxis auch andernorts schwerwiegende Dinge.

Da ist vor allem Duuhl Larx, der verrückte Neffe, der für gebührende Aufregung sorgt. Mit Koratzo und Copasallior, den beiden Magiern von Oth, die er in seine Gewalt bekommen hat, rast er mit dem Organschiff HERGIEN durch die Schwarze Galaxis, immer auf der Suche nach weiteren »Kollegen«, die er ihrer Lebensenergie berauben kann.

Der HERGIEN folgt die GOL'DHOR, das magische Raumschiff, mit Koy, Kolphyr und vier Magiern an Bord. Die Pthorer sind Duuhl Larx auf der Spur, um ihm seine beiden Gefangenen abzujagen, und nähern sich dabei immer mehr dem Zentrum der Schwarzen Galaxis.

Und da ist schließlich die ZIEMEN, das Schiff eines Koordinators der Ewigkeit, das ebenfalls dem Zentrumsgebiet der Schwarzen Galaxis zustrebt. Der bunt zusammengewürfelten Schar von Passagieren dieses Schiffes war ein grausames Schicksal zugedacht gewesen, doch nun, da Tolfex nicht mehr ist und da die große Plejade ihren Einfluss ausübt, ist alles anders. Die große Plejade verbreitet den WIDERSCHEIN DER FREIHEIT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Yeers und Olken – Zwei Körperlose in der Lebensblase.

Zwertelis, Usmaender und Faderkyhl – Drei Wesen aus dem Marantroner-Revier.

Der laute Quahrt – Schöpfer der großen Plejade.

Prolog

 

Wie ein Blitz voll strahlender Symbolik brach es durch die Mauern des Gefängnisses, pflanzte sich fort in diesem dunklen, unwirklichen Raum, bahnte sich einen Weg zwischen Fetzen planloser Gedankenreste, pflügte durch die Überbleibsel zerrissener Bewusstseine – und streifte die, die so sehnsüchtig darauf gewartet hatten.

»Das Zeichen ...!«

Nicht mehr als ein schwacher Impuls positiver Kräfte, unbedeutender Widerschein einer Handvoll Freiheit irgendwo in den Weiten einer unterdrückten Galaxis.

Für Yeers und Olken bedeutete es mehr. Nachdem ihr großartiger Plan längst zum Scheitern verurteilt schien, weckte das Signal neue Hoffnung.

Wie viel Zeit verstrichen ist, seit sie das Projekt in Angriff genommen haben, wissen sie nicht. Sie definieren ihren Aufenthaltsort als zeitlos. Es mag Tage, Jahre oder Jahrzehnte her sein, dass sie das Signal das erste Mal empfingen und damit die Gewissheit erlangten, dass das Objekt produziert worden war und sich in den Händen positiv eingestellter Lebewesen befand. Bald jedoch versiegte der Impulsstrom wieder, und lange herrschte Unklarheit, ob der marmorne Stein jemals in ihren Besitz gelangen würde.

Jetzt ist es anders. Das Warten ist vorbei.

Abermals wurde das Objekt von einem Intelligenzwesen aufgelesen, das den Keim des Guten in sich trug. Der Zufall – Olken nannte es die Macht des Schicksals – tat ein Übriges, um die Erfüllung des Planes ein Stück weiter voranzutreiben. Tolfex, ein Koordinator der Ewigkeit, war im Marantroner-Revier unterwegs, um von jedem Volk, das dort lebte, ein Exemplar einzusammeln. Er nahm Zwertelis, die sich selbst die Denkende nannte und das wertvolle Objekt mit sich führte, an Bord seines Sternenschiffs. Es war der Anfang vom Ende. Dem Widerschein der Freiheit hatte Tolfex nichts entgegenzusetzen. Er starb unter der reinigenden Wirkung des Marmorsteins und entließ die Passagiere der ZIEMEN aus seinem Einfluss. Damit war ein weiterer Schritt vollzogen. Es gelang, eine mentale Verbindung zu Zwertelis und ihren Freunden herzustellen, die bis heute bestehen blieb, wenn sie auch sehr schwach ist. Aber es ist die Chance, den Plan doch noch zu verwirklichen. Alle, die auf dem Sternenschiff versammelt sind, haben Bereitschaft gezeigt, dem Projekt zum Erfolg zu verhelfen. Yeers bleibt dennoch skeptisch. »Du meinst, sie seien in der Lage, das Ziel zu erreichen?«

»Ich hoffe es«, sagt Olken. »Sie verfügen über ein funktionstüchtiges Raumschiff und bleiben von der Ausstrahlung der Schwarzen Galaxis unbeeinflusst. Nur sie können dem Objekt zu seiner Bestimmung verhelfen.«

»Aber sie kennen das Ziel nicht ...«

»Das Ziel ist die Ringwelt. Wir müssen dafür sorgen, dass sie erfahren, auf welchem Weg man dorthin gelangt.«

Yeers und Olken konzentrieren sich. Sie spüren jenes geheimnisvolle Band, das den dunklen Raum und die Marmorkugel über Lichtjahre hinweg auf geistiger Ebene miteinander verschmelzen lässt. Aber es ist schwach, viel zu schwach – fast so, als wollte es jeden Moment zerreißen.

»Kein Kontakt!«, schreit Yeers enttäuscht. »Es kommt kein Kontakt zustande!«

»Beruhige dich«, ermahnt ihn Olken. »Du weißt, wie schwierig es ist, einen Gedankenaustausch herbeizuführen. Wir müssen Geduld bewahren.«

Etwas von seiner Gelassenheit springt auf Yeers über. Er schweigt und versucht sich zu sammeln. Gemeinsam verstärken sie ihre Anstrengungen.

Es ist ein seltsamer und im Grunde unbegreiflicher Vorgang. Über eine Entfernung, deren Weite einem planetengebundenen Lebewesen bestenfalls abstrakt vorstellbar ist, können Yeers und Olken verfolgen, welche Geschehnisse sich an Bord der ZIEMEN abspielen. Es sind keine Bilder oder gesprochene Worte, die durch die Schranke der Dimensionen zu ihnen dringen. Es sind Eindrücke, Gedanken, Gefühle; es ist unbewusstes Erleben, verschwommenes Erfassen und instinktives Deuten. Der Schlüssel dazu ist die Marmorkugel, deren Ausstrahlung eine Brücke schlägt zwischen verschiedenen Räumen und gegensätzlichen Daseinsebenen.

Aber die Kraft der großen Plejade wird immer geringer. Ihre ganze geistige Substanz müssen Yeers und Olken aufbieten, um sich verständlich zu machen und einen sinnfälligen Kontakt herzustellen. Dass auf der Gegenseite ein telepathisch veranlagtes Wesen seinerseits bemüht ist, sich mitzuteilen, hilft ihnen ein wenig. Sie wachsen über sich selbst hinaus, verstärken erbittert ihre Konzentration.

Dann, endlich, ist es soweit. Bewusstseine und Gedanken begegnen sich. Informationen werden ausgetauscht, Daten übermittelt.

Aber die Verbindung währt nicht lange. Das Band beginnt sich zu dehnen. Yeers und Olken können nichts dagegen tun. Sie spüren, wie sich der fremde Geist aus ihnen löst.

»Zu spät!«, klagt Yeers. Enttäuscht zieht er sich zurück, kapselt sich ab. »Nichts haben wir erreicht! Alle unsere Träume können wir begraben.«

Olken ist erschüttert und zugleich wütend über die Mutlosigkeit des anderen.

»Was redest du!«, fährt er ihn an. »Der Plan ist weiter gediehen, als wir vor kurzem noch erwarten durften. Und die Informationen, die wir eben übermitteln konnten, treiben ihn abermals ein Stück voran.«

»Es war zwecklos«, beharrt Yeers auf seinem Standpunkt. »Um das Objekt sicher an sein Ziel zu dirigieren, sind weitere Kontakte notwendig. Die positive Kraft, die der Marmorkugel noch innewohnt, ist dazu viel zu schwach.«

»Das wundert mich nicht. Der Kontakt mit Tolfex und dem Todesboten hat viel Energie gekostet, und es kann lange dauern, bis sich das Objekt regeneriert hat. Das Signal ist jedoch nicht erloschen!«

»Das besagt nichts.«

»Natürlich nicht. Aber es sollte uns Auftrieb geben. Unsere Freunde an Bord der ZIEMEN sind auf dem Weg zur Ringwelt – das alleine zählt.«

 

*

 

Das lange Warten beginnt in der Zeitlosigkeit des dunklen Raumes. Allmählich schwindet auch Olkens grenzenlose Zuversicht. In dem Maß, in dem er erkennen muss, dass die positiven Kräfte auf dem Sternenschiff zu gering sind, um das Objekt ausreichend aufzuladen, sinkt die Erwartung, den notwendigen nächsten Kontakt herstellen zu können. Mehrmals versuchen Yeers und er es, aber immer wieder scheitern sie.

Die Euphorie, die sie beherrschte, als sie das Zeichen empfingen, schlägt immer mehr in Lethargie und Resignation um. Minimal ist die Kraft der großen Plejade, gerade noch groß genug, das dünne Band nicht völlig reißen zu lassen. Von ihrem anfänglichen Einfluss auf die Lebewesen an Bord des Sternenschiffs hat sie bereits einen gewaltigen Teil eingebüßt. Die Bereitschaft unter den Raumfahrern, den Plan weiter zu verfolgen, schwindet mit jedem zurückgelegten Lichtjahr weiter.

Irgendwann bricht Yeers das Schweigen.

»Es hat keinen Sinn mehr. Wir werden uns einen neuen Plan ausdenken müssen.«

Bei aller eigenen Skepsis ist Olken nicht dazu bereit.

»Solange wir das Signal noch empfangen und die Geschehnisse verfolgen können, werden wir unsere Strategie nicht ändern. Es wäre ein Verrat an uns selbst.«

Doch trotz der großen Worte beginnt auch er, je länger alles dauert, schier zu verzweifeln. Er kann nicht ahnen, dass sich bald eine entscheidende Wende anbahnt.

1.

 

Etwas klatschte neben ihm an die Wand. Ein zischendes Geräusch entstand, als würde das Holz von Säure zerfressen. Bestialischer Gestank drang ihm in die Nase.

Während er sich unwillkürlich duckte, fuhr Faderkyhl herum und versuchte, das Halbdunkel mit Blicken zu durchdringen. Wieder schlug ein prall gefüllter Ballon gegen die Fassade des Gebäudes und zerplatzte knallend. Einige Spritzer ätzender Flüssigkeit trafen ihn und brannten sich schmerzhaft in seine Schuppenhaut.

Er unterdrückte alles, was ihn in diesem Moment an instinktiven Impulsen überschwemmte: den Aufschrei, den Wunsch, eine sichere Deckung zu suchen, in rasendem Lauf die Flucht zu ergreifen.

Statt dessen blieb er stehen und verhielt sich völlig reglos. Mit seinem klar arbeitenden Verstand erfasste er, dass er gegen die Übermacht keine Chance hatte.

Es mochten fünfzig oder mehr jener dicht behaarten Zweibeiner sein, die sich ihm entgegengestellt hatten, die Arme mit den Wurfgeschossen drohend erhoben. Faderkyhl war sicher, dass sie ihm bei der geringsten Gegenwehr die Säureballons entgegenschleudern würden. Es wäre sein Tod gewesen.

Dennoch bemühte er sich, seine Friedfertigkeit zu zeigen. Langsam breitete er die Arme aus, während der Mob murrend vorrückte. Einige der Fremden trugen Fackeln, um ihr Opfer in der Dämmerung besser ausmachen zu können.

Ein weiterer Ballon flog ihm entgegen, gefolgt von einem empörten Kreischen. Faderkyhl duckte sich und wich blitzschnell einige Schritte zur Seite.

»Was wollt ihr von mir?«, schrie der Noot. Das Kreischen, das er gehört hatte, deutete er als Protest eines Anführers gegen die unbeherrschte Aktion des Säurewerfers. Es gab ihm Hoffnung, dass die Bepelzten ihn lebend fassen wollten. »Ich habe euch nichts getan und hege keine bösen Absichten!«

Er erhielt keine Antwort. Abermals schob sich die Menge drei, vier Schritte vorwärts, Ballons und Fackeln über den Köpfen schwenkend.

Faderkyhl hatte geglaubt, sich frei bewegen zu können, nachdem die Verwalter des Tanklagers eifrig die Wünsche der ZIEMEN-Besatzung erfüllt hatten. Sicher: Es mochte damit zusammenhängen, dass die Einheimischen einen Koordinator der Ewigkeit an Bord wähnten, vor dem sie gehörigen Respekt hatten. Faderkyhl war der Ansicht gewesen, dass sie ihr Zuvorkommen auch auf die bezögen, die, wie sie glauben mussten, im Dienst des Koordinators standen.

Offensichtlich war das nicht der Fall. Seine Neugier und sein Unternehmungsgeist schienen dem Noot zum Verhängnis zu werden. Er sah sich einer Schar von Angreifern gegenüber, der er nichts entgegenzusetzen hatte als seine blanke Haut. Die Motive für die unerwartete Konfrontation begriff er nicht. An Bord des Sternenschiffs hielt sich, seinerzeit von Tolfex entführt, ein Artgenosse der Bepelzten auf, die sich selbst Koohlks nannten. Mit ihm hatte es nie Schwierigkeiten gegeben. Der Koohlk war ein umgänglicher und friedlicher Zeitgenosse; um so seltsamer mutete es an, dass andere Mitglieder dieses Volkes sich derart aggressiv verhielten.

Natürlich musste man immer mit unterschiedlichen Mentalitäten rechnen. Faderkyhl gestand sich ein, dass er das wohl nicht recht bedacht hatte, als er die ZIEMEN verließ. Jetzt musste er sehen, wie er mit der Bedrohung fertig wurde. Mit dem Rücken zur Wand stand er einer Gruppe angriffslustiger, düsterer Gestalten gegenüber, die sich ihm weiter näherte. Dumpfes Raunen drang ihm entgegen, als die Koohlks damit begannen, mysteriöse Beschwörungsformeln leise vor sich hin zu murmeln.

Kaum mehr als fünf Meter trennten ihn noch von der vorderen Reihe der Angreifer. Die Köpfe mit den rotglühenden Augen wiegten sie im Rhythmus ihres monotonen Singsangs. Faderkyhl spürte, wie er zu zittern begann in Erwartung dessen, was gleich geschehen würde.

Zwei Armlängen vor ihm verhielten die Angreifer in ihrem Schritt. Faderkyhl roch ihre intensiven Körperausdünstungen, die einen würgenden Reiz in ihm auslösten. Im Licht der Fackeln sah er breite, haarige Gesichter mit wulstigen Lippen und platten Nasen. Ein gutes Hundert phosphoreszierender Augen musterte ihn kalt. Das Raunen in der Menge verstummte nach und nach. Eisige Stille legte sich über die Prozession, nur vom leisen Knistern der Flammen durchbrochen.

Wieder erwachte der Impuls, die Flucht zu ergreifen, aber Faderkyhl wusste, dass es hoffnungslos war. Nur durch äußerste Bedachtsamkeit konnte er diese Situation überleben. Worauf warteten die Koohlks? Es schien fast so, als lauerten sie nur darauf, dass er unüberlegt reagierte und ihnen ein moralisches Alibi lieferte, mit den Säurebällen nach ihm zu werfen.

In seiner Kehle schien ein fester Kloß zu stecken und ihn am Reden hindern zu wollen. Dennoch sprach er abermals auf die Fremden ein.

»Ich weiß nicht, was euch dazu treibt, gegen mich vorzugehen. Ich bin ohne Waffen hier und besitze nichts, was ihr mir entwenden könntet. Falls ich eines eurer Gesetze missachtet habe, geschah es unbeabsichtigt. Ich bin ein friedlicher Besucher eurer Stadt. Was werft ihr mir vor? Warum greift ihr mich an?«

In die Menge kam wieder Bewegung. Einige Koohlks begannen leise zu sprechen, aber der Noot verstand nicht, was sie sagten. Andere nahmen ihre rituellen Gesänge wieder auf.

Faderkyhl witterte seine Chance. Offenbar hatte er die Fremden unsicher gemacht. Vielleicht konnte er sie dazu bringen, von ihm abzulassen.

»Hört mir zu!«, rief er. Langsam hob er einen Arm und deutete in Richtung des Raumhafens. »Dort steht das Schiff, mit dem meine Freunde und ich gekommen sind. Lasst mich ziehen und ihr werdet nie wieder etwas von uns hören.«

Sechs oder sieben Koohlks, die in der letzten Reihe gestanden hatten, wandten sich ab und trotteten davon, als sei nichts geschehen. Faderkyhl wusste jedoch, dass er noch nicht gewonnen hatte. Mehrere Fackeln wurden drohend in die Höhe gestemmt. Jemand stieß einen heiseren Schrei aus.

»Einige von euch sind bereits vernünftig geworden«, appellierte der Noot weiter. »Den anderen will ich in Erinnerung rufen, dass ich der Mannschaft eines Koordinators der Ewigkeit angehöre. Wenn mir etwas zustößt, wird er nicht zögern, eine Strafaktion einzuleiten.«

Nachdem er zunächst seine Haut als Bittsteller zu retten versucht hatte, vertraute er mit seinen letzten Worten dem ungeheuren Respekt, den Tolfex überall im Marantroner-Revier genoss. Dass der Koordinator längst nicht mehr am Leben war, wusste niemand. Dennoch schoss Faderkyhl mit seiner Drohung über das Ziel hinaus. Er hatte gehofft, die Fremden einschüchtern zu können. Das Gegenteil trat ein.

Wie ein kollektiver Aufschrei ging es durch die Menge. Eine Fackel wurde ihm entgegengestoßen. Der Noot spürte die Hitze, die durch die Kleidung in seinen Körper drang. Instinktiv wich er zur Seite aus und ließ sich fallen. Ein ungezielt geworfener Ballon zerplatzte an der Hauswand und hinterließ ätzende Säurespuren. Bereits jetzt wusste Faderkyhl, dass er keine Rücksicht mehr zu erwarten hatte. Seine Taktik war gescheitert.

Er hörte das unartikulierte Brüllen der Koohlks, ihre wütenden Schreie und das Trampeln ihrer Füße. Er fühlte sich gepackt und in die Höhe gerissen, wand sich in dem stählernen Griff und kam überraschend frei. Ohne Orientierung taumelte er nach vorn und riss mehrere der Angreifer um. Es war ein ungleicher Kampf, dessen Ausgang von vornherein feststand.

Aber Faderkyhl gab noch nicht auf. Er ruderte mit den Armen und stürmte kraftvoll nach vorn, in der verwegenen Hoffnung, die Mauer aggressiver Koohlks zu durchbrechen.

Von der Seite schoss ein Schatten auf ihn zu. Er spürte den Schlag, als der Ballon auf seiner Montur platzte. Es begann erbärmlich zu stinken, als sich die Säure langsam durch das Leder fraß. Beißender Schmerz tobte durch seinen Körper.

Aufschreiend ging Faderkyhl in die Knie. Jemand trat auf ihn zu, umfasste mit beiden Händen das Rauchhorn und wollte ihn mit aller Macht daran hochziehen. Der Noot holte aus und schlug dem anderen mit letzter Anstrengung gegen die Beine. Der Fremde ließ von ihm ab und fiel polternd zu Boden.

Ein heftiger Tritt riss Faderkyhl vollends um. Abermals traf ihn ein Säureballon, und er fühlte den Schmerz, der sich brennend durch die Schuppen in sein Inneres fraß.

Seine Kraft und sein Widerstandswille waren aufgebraucht. Unter den Achseln wurde er gepackt und hochgezerrt. Zwei Koohlks hatten ihn in die Mitte genommen und schleppten ihn mit sich.

Während er in der Mitte eines Pulks triumphierender Einheimischer davongeschleift wurde, schloss Faderkyhl mit dem Leben ab.

 

*

 

»Wo ist er?«

Lässig hüpfte der Tamater in die Unterkunft des Freundes und gestikulierte mit allen vier Armen. Hinter ihm schloss sich das Eingangsschott. Aus starren Facetten blickte ihm der Camagur entgegen.

»Wo ist wer?«