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Nr. 508

 

Die Schläfer

 

Das Logbuch der SOL – 2. Bericht

 

von Detlev G. Winter

 

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Es geschah im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte.

Die neuen Herren der SOL sahen sich somit endlich in die Lage versetzt, ihre Wünsche zu realisieren. Sie trennten sich von der Menschheit, um ihre eigenen Wege zu gehen. Sie betrachteten den Weltraum als ihren eigentlichen Lebensbereich und das Schiff als ihre Heimat – und die meisten von ihnen scheuten davor zurück, das Schiff zu verlassen und einen Himmelskörper zu betreten.

Seit der Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert.

Die SOL und die Gegebenheiten an Bord haben sich dermaßen verändert, dass Atlan das Schiff kaum wiedererkennt. Wie es zu dem allgemeinen Chaos kam, beleuchtet ein Kapitel aus der bislang unbekannten Historie der SOL.

Dieses Kapitel behandelt DIE SCHLÄFER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide begegnet dem High Sideryt.

Chart Deccon – Der Schiffsführer der SOL entschließt sich zu einem bedeutsamen Schritt.

Cleton Weisel – Ein machthungriger Mann will seine gefährlichsten Widersacher ausschalten.

Die Schläfer – Fünf Menschen in Weisels Falle.

1.

Begegnung

 

Die Erschütterung war kurz und heftig. Der Mann im Raumanzug wurde davon überrascht. Er stolperte zwei, drei Schritte nach vorn, bevor er das Gleichgewicht wiederfand. Hinter sich hörte er das zischende Geräusch des zufahrenden Schotts. Der Teppich, auf dem er stand, dämpfte die Vibrationen, die dem plötzlichen Schlag folgten und rasch versiegten.

Die Nähe des Quaders machte sich immer häufiger bemerkbar. Das skurrile, entfernt würfelähnliche Objekt, das sich ebenfalls in den Fesseln des Zugstrahls von Mausefalle-Sieben befand, hatte seine Geschwindigkeit der der SOL mittlerweile fast angeglichen. Die starken Ankerstrahlen des fremden Raumers und die gravitationalen Wechselwirkungen zwischen den beiden Flugkörpern erschütterten die Stabilität des Hantelschiffs wieder und wieder.

Seine Sorge um die Sicherheit der SOL und ihrer Bewohner musste der Mann im Raumanzug jedoch zeitweilig zurückstellen. Der Kampf gegen die Kräfte des Quaders durfte ihn im Moment nur in zweiter Linie interessieren. Auf ihn wartete eine Auseinandersetzung anderer Art.

Er blieb ruhig stehen und sah sich aufmerksam um.

Nach seiner Neueinkleidung war er, von einer Eskorte begleitet, durch den weitläufigen, hellen Hauptkorridor im Mittelteil des Raumschiffsverbunds geführt worden. Der metallene Widerhall der Schritte auf dem blanken Untergrund klang noch in ihm nach. Dann hatten ihn seine Bewacher durch das Schott in diesen Raum gedrängt, der unmittelbar neben der Leitzentrale lag. Sie selbst hatten sich zurückgezogen.

Es schien ihm, als habe er eine andere Welt betreten. Der Ort, an dem er sich jetzt befand, war nur spärlich beleuchtet. Er wirkte düster. Teppiche auf dem Boden und an den Wänden dämpften jedes Geräusch.

Die Grundfläche des Raumes schätzte der Mann auf 100 bis 150 Quadratmeter. Er erkannte mehrere Bildschirme, Kontrollpulte, Interkom- sowie Normal- und Hyperfunkanschlüsse, daneben altertümlich wirkendes Mobiliar aus klobigem schwarzen Holz. Im Hintergrund stand eine Reihe von Robotern mit angewinkelten Waffenarmen.

Der Mann ließ sich von dieser drückenden Umgebung nicht beeinflussen, auch nicht von den glühenden Abstrahlmündungen der Kampfmaschinen, die auf ihn gerichtet waren. Seine Aufmerksamkeit galt den sieben stufenförmigen Podesten. Auf einem davon war ein thronähnlicher Sessel verankert.

Eine beleibte Gestalt füllte den Sitz völlig aus. Ihr Kopf war kahl und massig, die Gesichtshaut gerötet. Die Kleidung, die sie trug, wirkte wie eine Rüstung und bestand, von den schweren Stiefeln abgesehen, aus blau schimmernden Metallschuppen. Auf der Brust baumelte ein rechteckiges Behältnis, das von einer goldenen Kette um den Hals gehalten wurde.

Verschiedene Lichtreflexe und -brechungen rund um das Podest deuteten darauf hin, dass der Thronsessel von einem schützenden Energieschirm umgeben wurde.

Der Mann im Raumanzug benötigte keine besonders ausgeprägte Kombinationsgabe. Er selbst hatte verlangt, dass man ihn hierher brachte. Er wusste, wem er gegenüberstand.

Dies war die mächtigste Person an Bord der SOL: Chart Deccon – High Sideryt und Bruder ohne Wertigkeit, Kommandant der SOLAG und Herrscher über fast 100.000 Menschen.

Er musterte den Ankömmling aus grauen Augen, die in dem aufgedunsenen Gesicht kaum zu erkennen waren. Seine Stimme klang grollend.

»Du hast gut daran getan, dich zu stellen, Fremder.«

»Bezeichne mich nicht als Fremden«, entgegnete der Mann kühl. »Ich bin ein Mensch wie du – und ich habe einen Namen!«

Der High Sideryt verzog spöttisch die wulstigen Lippen.

»Richtig«, meinte er. »Du nennst dich Atlan.«

Der Mann im Raumanzug rührte sich auch jetzt noch nicht. Mit leicht gespreizten Beinen stand er da. Eine ausdrückliche Bestimmtheit lag in seinen nächsten Worten.

»Ich bin Atlan.«

 

*

 

Zweifellos hatte er es mit einer ausgesprochen faszinierenden Persönlichkeit zu tun. Chart Deccon erkannte es an der gelassenen Haltung dieses Mannes, an der Art seines Auftretens und der ungewöhnlich großen Selbstsicherheit, die er an den Tag legte. Kaum jemand, die Magniden vielleicht ausgenommen, hätte es gewagt, ihn dermaßen respektlos anzusprechen.

Etwas über einen Monat war es jetzt her, dass dieser Fremde an Bord der SOL aufgetaucht war. Wenn die Informationen des High Sideryt stimmten, hatten ein paar Buhrlos ihn aus einem festungsartigen Raumflugkörper geborgen, der damals in der Nähe des Hantelschiffs vorbeigezogen war. Seitdem wurde er von der SOLAG gejagt, aber immer wieder war es ihm gelungen, unterzutauchen und sich einer Gefangennahme zu entziehen. Erst jetzt, als die Bedrohung durch den Quader ins Unermessliche stieg, hatte der Unbekannte sein Versteckspiel aufgegeben. Es war ihm gelungen, eine Interkomverbindung mit dem High Sideryt herzustellen und seine Hilfe anzubieten.

Chart Deccon hielt das für ebenso makaber wie anmaßend. Die SOL befand sich in der Gewalt eines übermächtigen Traktorstrahls, und die Nähe des Quaders potenzierte die Gefahr für alle Menschen an Bord um ein Vielfaches. Weder ihm noch sonst einem Mitglied der SOLAG war es bisher gelungen, einen brauchbaren Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Dieser Fremde aber wusste nichts Eiligeres zu tun, als in dünkelhafter Selbstüberschätzung seine Mitarbeit bei der Lösung der anstehenden Probleme in Aussicht zu stellen.

Nach anfänglichem Zögern war der Bruder ohne Wertigkeit darauf eingegangen, nicht zuletzt deshalb, weil er den Mann damit endlich in seine Gewalt bekommen konnte. Er hatte ihn in seine Klause führen lassen, obwohl das keineswegs seinen Gepflogenheiten im Umgang mit Festgenommenen entsprach.

Während er den Ankömmling ausgiebig musterte, geriet seine vorgefasste, von persönlicher Abneigung diktierte Meinung allerdings erstmals ins Wanken.

Es war ein Unterschied, ob man sich aufgrund von Beschreibungen und einem Interkomgespräch bestimmte Vorstellungen von jemandem machte, oder ob der Betreffende einem selbst gegenüberstand. Die hochgewachsene Erscheinung dieses Mannes entsprach zu Deccons Verblüffung noch genauer dem Bild, das ihm von dem wirklichen Atlan übermittelt worden war, als er angenommen hatte.

Die Ausstrahlung des Mannes war enorm, und unwillkürlich begann Chart Deccon sich zu fragen, ob er nicht tatsächlich eine wertvolle Unterstützung für die SOLAG bedeuten könnte. Rein gefühlsmäßig war er jetzt schon fast sicher, dass der Unbekannte über eine profunde Weltkenntnis und einen extrem hohen Wissensstand verfügte.

An seinem Misstrauen änderte das allerdings nichts. So sehr ihn das selbstbewusste Auftreten des Fremden beeindruckte – er konnte nicht der sein, für den er sich ausgab. Der High Sideryt war entschlossen, die wahre Identität dieser Person herauszufinden und die Hintergründe ihres plötzlichen Auftauchens zu klären.

Zufrieden registrierte er, dass die Erschütterungen, die der Quader auf der SOL auslöste, nicht nur schwächer geworden waren, sondern in den vergangenen Minuten ganz aufgehört hatten. Es war die Ruhe vor dem Sturm, schoss es ihm durch den Sinn, eine Verschnaufpause für die Solaner, ein Atemholen. Aber es gab ihm Gelegenheit, sich intensiv mit dem Fremden zu beschäftigen.

»Ich bin Atlan.«

Noch immer stand die Behauptung im Raum. Chart Deccon war sich darüber im Klaren, dass alle seine diesbezüglichen Überlegungen nicht mehr als einige Sekunden in Anspruch genommen hatten. Dennoch erschien es ihm plötzlich wie eine kleine Ewigkeit.

Schweigend sahen die beiden Männer sich an, lauernd fast. Jeder wartete auf eine Reaktion des anderen. Schließlich trat der Fremde einen Schritt nach vorn.

»Du glaubst mir nicht?«

Das spöttische Lächeln des Bruders ohne Wertigkeit erstarb.

»Nein«, bestätigte er einsilbig.

Eindringlich breitete sein Gegenüber die Arme aus.

»Sieh mich an!«, forderte er. »Du brauchst nur in den Archiven zu stöbern und dir Bilder und Charakterbeschreibungen überspielen zu lassen. Danach wirst du wissen, dass ich die Wahrheit sage.«

Irgendwie fühlte sich Chart Deccon in die Enge gedrängt. Auf merkwürdige Weise gelang es dem Fremden, ihm die Initiative aus der Hand zu nehmen.

»Ich habe mir längst Informationen beschafft«, erwiderte er, während er sich unwillkürlich vorbeugte. »Ich weiß, dass deine Ähnlichkeit mit diesem Atlan frappierend ist. Dennoch halte ich dich für einen Betrüger.«

Der Mann im Raumanzug lachte auf.

»Denkst du wirklich, ich hätte auch nur im Traum daran gedacht, mit dir in Verbindung zu treten, wenn ich ein Schwindler wäre oder meine Behauptungen nicht beweisen könnte?«

Fast hatte der High Sideryt den Eindruck, als würde er nicht ernst genommen. Die Belustigung des Fremden machte ihn wütend.

»Kannst du sie beweisen?«, fragte er herausfordernd.

»Natürlich. Ich bin über die Entstehungsgeschichte der SOL ebenso informiert wie über ihre Reise bis zu dem Tag, als sie sich von der BASIS trennte und die Galaxis Algstogermaht verließ. Vieles ist mir zwar selbst nur aus Berichten bekannt, aber wenn du es hören willst, kann ich es wiedergeben. Anderes stammt aus eigener Anschauung, aus der Zeit, als ich den Flug des Schiffes mitmachte und kurzfristig selbst Kommandant war. – Was möchtest du wissen? Interessiert dich der Start von der aphilischen Erde, die Auseinandersetzung mit dem NEI oder der Kontakt mit den Wyngern? Ich kann auch über interne Schwierigkeiten erzählen, über den Konflikt zwischen Terranern und Solgeborenen beispielsweise.« Er hob die Schultern und machte eine umfassende Geste. »Ich fürchte nur, dass uns zu alledem nicht genügend Zeit bleibt. Das Schiff ist in höchster Gefahr, und du solltest dich fürs erste damit zufriedengeben, dass ich bereit bin, meine langjährige Erfahrung in deinen Dienst zu stellen.«

Chart Deccon atmete tief ein und lehnte sich zurück. Gegen seinen Willen war er nachdenklich geworden. Vieles von dem, was der Fremde andeutete, war ihm selbst nicht bekannt, aber es würde sich überprüfen lassen. So gesehen, durfte der Mann es sich nicht erlauben, Dinge zu erzählen, die seiner Phantasie entsprangen – er wäre sofort als Lügner entlarvt worden. Hinzu kam die ausgeprägte Ortskenntnis, die er während seiner Flucht in den vergangenen Wochen immer wieder unter Beweis gestellt hatte.

Der Bruder ohne Wertigkeit merkte, wie der Zwiespalt in ihm größer wurde. Einerseits fühlte er sich durch das für seine Begriffe teilweise überhebliche Auftreten des Fremden provoziert, andererseits war er nach dessen Vortrag, der eine umfassende Kenntnis der Vergangenheit bewies, schon fast überzeugt, tatsächlich den legendären Arkoniden vor sich zu haben. Eigentlich bedurfte es nur noch eines letzten, überzeugenden Indizes ...

»Es heißt«, sagte er langsam, »dass du über ein Gerät verfügst, das dir die Unsterblichkeit sichert. Angeblich sollst du über zehntausend Jahre alt sein ...«

»Fast zwölftausend, wenn du es genau nimmst«, stellte der Fremde richtig. Er lächelte verhalten. »Das Gerät, von dem du sprichst, ist ein so genannter Zellaktivator. Es verhindert den Alterungsprozess.«

Den High Sideryt schwindelte bei der Vorstellung. Er hatte zwar davon gehört, dass Atlan über einen solchen Apparat verfügte, den entsprechenden Berichten jedoch keinen rechten Glauben geschenkt. Auch Perry Rhodan und andere historische Personen sollten angeblich im Besitz der relativen Unsterblichkeit sein. Die Aufzeichnungen darüber hatte Chart Deccon bisher als absurd abgetan.

Jetzt allerdings begann er zu begreifen, dass er mit seiner Einschätzung verkehrt gelegen hatte. Der Fremde lächelte noch immer, während er das Oberteil des Raumanzugs öffnete und einen kleinen, eiförmigen Gegenstand hervorholte. In der ausgestreckten Hand hielt er ihn dem Bruder ohne Wertigkeit entgegen.

»Du kannst ihn begutachten«, bot er an. »Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, dich von der Richtigkeit meiner Aussagen zu überzeugen.«

Abwechselnd starrte Chart Deccon in die Augen und auf die Hand des Mannes. Für einen Moment kam ihm der Gedanke, dass er hereingelegt werden sollte. Wenn das kleine Ei tatsächlich einen Zellaktivator darstellte, würde sich der Fremde nicht so bereitwillig davon trennen. Es konnte eine List sein, um ihn hinter seinem Schutzschirm hervorzulocken.

Dann jedoch machte er sich bewusst, dass er sich auch ohne das Energiefeld in der stärkeren Position befand. Der andere konnte nichts gegen ihn ausrichten. Abgesehen davon, dass er entwaffnet worden war, würden die Wachroboter bei der kleinsten verdächtigen Bewegung sofort eingreifen.

Der High Sideryt berührte einen der Schaltkontakte, die in der Lehne seines Sessels untergebracht waren. Der Schutzschirm erlosch. Während er langsam die Stufen des Podests hinabstieg, beobachtete er den Fremden weiterhin mit größter Aufmerksamkeit, aber der tat nichts Verdächtiges.

Chart Deccon griff nach dem eiförmigen Gerät und nahm es an sich. Beinahe andächtig schloss er die Finger darum. Sofort spürte er den pulsierenden Strom belebender Impulse, der sich in seinen Körper ergoss. Plötzlich fühlte er sich ausgeruht und erfrischt. Es war ein ähnlicher Effekt wie nach einer Behandlung mit E-kick – nur trat er ohne Verzögerung ein.

»Nun?«, fragte der Mann im Raumanzug. »Glaubst du mir jetzt?«

Der High Sideryt nickte, während er den Zellaktivator weiter umschlossen hielt. Der Kontakt mit diesem Gerät hatte seine letzten Zweifel schlagartig ausgeräumt.

»Ja«, sagte er leise. »Du musst Atlan sein!«

Er wunderte sich, wie unwichtig ihm das plötzlich war. Die Person des Arkoniden und alles, was an Geheimnissen damit verknüpft war, interessierte ihn mit einemmal nur noch am Rande.

Statt dessen drängte sich machtvoll etwas anderes in seine Gedanken. Es kam ihm in den Sinn, welches unschätzbar wertvolle Kleinod er da in der Hand hielt: ein Instrument, das den Alterungsprozess nachweislich stoppte und das Leben womöglich ins Unendliche verlängerte. Man trug es an einer Kette um den Hals und brauchte keine weitere Sorge darauf zu verschwenden als die, es nicht zu verlieren.

Die Behandlung mit E-kick war dagegen wesentlich umständlicher. Man war auf die Buhrlos angewiesen, die sich während ihrer Aufenthalte im Raum mit einer Energieform aufluden, die von einigen Wissenschaftlern als »potenzierte Kirlian-Aura« bezeichnet wurde. In einem komplizierten Verfahren musste diese Aura gespeichert und über Akkumulatoren in den menschlichen Körper transferiert werden. Es war eine zeitraubende Angelegenheit, und da man E-kick erst vor zwanzig Jahren entdeckt hatte, stand die angeblich lebensverlängernde Wirkung objektiv überhaupt noch nicht fest.

Wie viel einfacher in der Handhabung und sicherer im Ergebnis war ein Zellaktivator! Chart Deccon begann Gefallen an der Idee zu finden, das Gerät in seinen Besitz zu bringen.

»Dieses Ding arbeitet seit über zehntausend Jahren störungsfrei?«, fragte er betont zweifelnd. Der andere brauchte nicht gleich zu merken, worauf er hinauswollte. »Und niemand hat es dir je entwendet? Das ist unglaublich!«

»Der Zellaktivator ist mir oft genug gestohlen worden«, erwiderte Atlan ruhig, »aber die Diebe hatten nie lange Freude daran. Das Gerät ist speziell auf meine Zellschwingungsimpulse justiert und nicht universell anwendbar. Von einem Unberechtigten getragen, führt es nach einiger Zeit zum Tod.«

Plötzlich hatte der High Sideryt das Gefühl, als hielte er ein glühendes Eisen in der Hand. Es wurde ihm klar, warum der Arkonide ihm den Apparat bedenkenlos überreicht hatte. Ob er die Wahrheit sprach oder nicht – Chart Deccon hatte kein Verlangen danach, es auszuprobieren.

Wortlos reichte er den Zellaktivator zurück. Er fühlte sich durchschaut und bloßgestellt, dem anderen hoffnungslos unterlegen.

Sein Gegenüber bewies jedoch, dass ihm seine geheimsten Gedanken durchaus nicht fremd waren.