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Lieblingsplätze

zum Entdecken

Edi Graf

Der Schwarzwald

Täler, Tannen, Traditionen

Inhalt

Impressum

Entdeckertouren, wo wilde Wasser durch weite Wälder rauschen

Auftakt

Karte

Nordschwarzwald

1  Ein Meer von Fachwerk in der Hessestadt

Calw

2  Geschichtsträchtiger Kurort und Kulturdenkmal

Kloster Hirsau

3  Krokusblüte und Hahnentanz

Das Teinachtal

4  GOLDENE PFORTE ZUM SCHWARZWALD

Pforzheim

5  Begegnung von Heckengäu und Schwarzwald

Nagold

6  Freizeitparadies am Flößerfluss

Oberes Nagoldtal

›Ihre Freude ist, auf ihrem Holz die Ströme hinabzufahren‹

Flößerei im Schwarzwald

7  Schwäbische Vesperstube mit ­histori­­schem Flair

Wirtschaft Bäck-Schwarz – Altensteig

8  Bewacht von ›Himmel‹ und ›Hölle‹

Altensteig

9  Stadt im Schutz des ›Hohen Mantel‹

Berneck

10  BIKER-ELDORADO, BAUMWIPFELPFAD UND BELCANTO

Bad Wildbad

11  Moor and more im Wildseemoor

Der Kaltenbronn

12  Route des Wohlbefindens

Schwarzwald-Bäderstraße

13  Rolls-Royce neben Puppenküche

Marxzell – Fahrzeugmuseum

14  Das ›Paradies‹ an der Alb

Bad Herrenalb

15  Sonneninsel mit Blick zur Schwarzwaldalb

Dobel

16  Werdende Wildnis

Nationalpark Schwarzwald

17  Himmelswege im Sternedorf

Baiersbronn

18  Ziegenherden in Heuhüttentälern

Das Murgtal

19  Harmonisch in der ­Schwarzwaldlandschaft

Hotel Engel – Baiersbronn-Obertal

20  TOR ZUM NATIONALPARK

Schwarzwaldhochstraße

21  Junge, Baden-Baden ist schön!

Baden-Baden

22  Auf dem Mühlenpfad zum Mummelsee

Das Achertal

23  Schwabenweg vom Rhein zum Kniebis

Die Wilde Rench

24  Vom Christophstal zum größten Markplatz

Freudenstadt

25  Überlieferter Brauch alter Bauernräuchertradition

Räucherspezialitäten Pfau – Herzogsweiler

26  Einfach tierisch: der Bär im Wolfstal

Bad Rippoldsau-Schapbach

27  Einfach ›bierisch‹: Klosterbräu

Alpirsbach

28  Fische, geboren im Schwarzwald

Forellenzucht Lohmühle – Ehlenbogen

29  Vom Neckar in den Schwarzwald

Das Glatttal

30  KIRSCHTORTE IM EINSTIGEN CHORRAUM

Zur Alten Kirche – Loßburg-Unterbrändi

Mittlerer Schwarzwald

31  Tradition mit Fasnet und Mauser

Oberndorf am Neckar

32  Von der FünfTälerstadt in die ganze Welt

Schramberg

33  Die Spuren der Schwarzwälder Uruhr

Deutsche Uhrenstraße

34  Hexenlochmühle und Herrgottsbaum

Furtwangen

35  Juwel der deutschen Fachwerkstraße

Schiltach

36  Mundgeblasenes Bleikristall

Wolfach

37  Auf Hansjakobs Pfaden

Haslach im Kinzigtal

38  Berühmt durch den schwarzen Hahn

Zell am Harmersbach

39  Barfußgolfen und Bärenpuppen

Der Brandenkopf

40  Von Apfelbrand bis Zwetschgenwasser

Armbrusters Hoflädele, Gengenbach-Reichenbach

41  Kleppern gehört zur Fasend

Gengenbach

42  Urig vespern, wo sich das Mühlrad dreht

Müller’s Mühle in Dantersbach – Schwaibach

43  PFORTE VON DER BAAR ZUM SCHWARZWALD

Villingen-Schwenningen

44  Clocks and Rocks am Wasserfall

Triberg

45  Bollenhut und Schäppel

Gutach

LEBENSFROH, BUNT, TRADITIONSREICH

Brauchtum im Jahreslauf

46  400 Jahre Schwarzwald in einem Tal

Vogtsbauernhof, Freilichtmuseum

47  Erzfasnet: uralt und unverfälscht

Elzach 

48  Verwöhnpension statt all inclusive

Elztalhotel – Winden im Elztal

49  140 Fußballfelder voll Fantasie

Europapark Rust

50  PFORTE VON ORTENAU UND OBERRHEIN

Offenburg und die Schwarzwaldbahn

Hochschwarzwald

51  Volkskunst, WASSERSPORT & GLAMPING

Schluchsee

52  Das Höchste im Schwarzwald

Der Feldberg

»Wir sind Weißtanne und Auerhahn!«

Flora und Fauna des Schwarzwaldes

53  Essen kann auch ein Erlebnis sein …

Höhengasthof Grüner Baum – Neuglashütten

54  Blaues Juwel UND BADEPARADIES

Titisee

55  Sommerskispringen auf Keramik

Hinterzarten

56  Der Sprung übers Höllental bewahrte vor dem Himmelreich

Das Höllental

57  Schwarzwälder Fuchs und Schwarzwaldmädel

Die Klosterdörfer St. Peter und St. Märgen

SüdSchwarzwald

58  Erlebnis und Genuss am ›Bächle‹

Freiburg im Breisgau

59  Markt, Museen und Musik beim Münster

Freiburg – Münsterplatz

60  Wein vom Vulkan und Sekt im Stollen

Kaiserstuhl

61  Ausgeschenkt, wo’s Sträußle hängt

Markgräflerland

62  Der ›Berg der Kräfte‹

Der Kandel

63  Horloges à Coucou für die Welt

Simonswäldertal

64  Gemütlich: Bibiliskäs’ mit Brägele

Gasthaus ›Zum Gscheid‹ – Freiamt

65  Von drei Bergen eingerahmt

Das Dreisamtal

66  Tierisch und temporeich

Steinwasenpark – der Schauinsland

67  ›des Feldbergs lieblichste Tochter‹

Das Wiesental

68  sicht bis Zugspitze und Montblanc

Der Belchen

69  Hochtal der Holzschnefler

Bernau

70  Ein Schwarzwaldtal wie im Bilderbuch

Menzenschwand

71  Traditionelle Gastlichkeit mit regionaler Küche

Hirschen – Menzenschwand

72  In der Tradition des Bibiliskäs’

Käseroute Naturpark Südschwarzwald

73  ursprüngliche Wildflusslandschaft

Die Wutachschlucht

Pisten und Pfade, Routen und Touren

Unterwegs im Schwarzwald

74  Hagehole Und Brinkmanns Hüsli

Das Rothauser Land

75  Einsame Sonnenoase ohne Handy und TV

Gasthof Sommerau – Bonndorf

76  Wo sich Huskys zu Hause fühlen

Todtmoos

77  Das südliche Finale des Schwarzwalds

Der Hotzenwald

Bildverzeichnis

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Entdeckertouren, wo wilde Wasser durch weite Wälder rauschen

Auftakt

Horst Jankowski hat mit ›Eine Schwarzwaldfahrt‹ einen Evergreen geschrieben, der ihm den Namen ›Mr. Black-Forest‹ eingebracht hat. Genau diese CD dreht sich in meinem Autoradio, während ich durch das Glatttal Richtung Freudenstadt fahre. Es ist einer der typischen Tage des Sommers 2010. Wolkenverhangen der Himmel, die Temperaturen im Keller. Ich fahre in den Schwarzwald. Holiday in Germany.

Jedes Mal dasselbe erhebende Gefühl, wenn du, egal von wo kommend, die ersten hohen Tannen erreichst und sie ihre langen Schatten auf die Straße werfen. Ob im Norden zwischen Calw und Dobel oder im Süden zwischen Löffingen und Titisee, du hast das Gefühl, in Kanada zu sein. Einsame Karseen, steile Schluchten und das Waldmeer. »Das sind doch alles Schwarzwaldklischees«, höre ich die Kritiker sagen, »wie Bollenhut und Kuckucksuhr.« Richtig, aber auch die Klischees sind dort, wo sie wirklich zu Hause sind, lebendiger Bestandteil dieser Landschaft. Ich habe sie getroffen, die Bollenhutträgerin in Gutach, wo die rote Wolle kein Symbol für eine Landschaft, sondern Teil einer uralten Tradition ist. Oder den Kuckucksuhrmacher, der seinem Handwerk einen Aufwärtstrend bescheinigt und mit modernen, poppig gestalteten Kuckucksuhren in Neonfarben einen neuen Markt entdeckt hat. Und deshalb habe ich auch die Klischees beschrieben, denn das Herstellen eines Bollenhuts ist durchaus etwas für Weltentdecker, und beim gleichmäßigen Ticken der Kuckucksuhr baumelt die Seele im Schwarzwaldtakt. Auch kulinarisch bietet der Schwarzwald natürlich internationale Kost, und längst haben Kirschwasser und Kirschtorte Konkurrenz durch Grappa und Tiramisu bekommen.

Doch ich wollte wissen, wie die Caféwirtin in Elzach ihre Schwarzwälder Kirschtorte backt, was den Schwarzwälder Schinken in Pfalzgrafenweiler vom ›Schinken nach Schwarzwälder Art‹ aus Gottweißwo unterscheidet und wo im Kinzigtal Schwarzwälder Forellen gezüchtet werden.

Nein, die Zeit ist im Schwarzwald nicht stehen geblieben, wenngleich es Orte gibt, wie den Fürstenberger Hof in Unterharmersbach oder den Resenhof in Bernau-Oberlehen, wo die Schwarzwaldbauern aus den Geschichten Hansjakobs noch zu leben scheinen. Ich habe aber über den Tannen von Seewald-Allemandle die weiß-roten Rotoren von rund einem Dutzend Windkrafträdern und auf vielen Schwarzwaldhöfen statt Schindeldach Sonnenkollektoren entdeckt. Der Schwarzwald ist eine moderne und umweltbewusste Region mit einer Vielzahl von Naturschätzen, die bewahrt werden, auf dass sie von den Gästen immer wieder aufs Neue entdeckt werden können. Heute können die weiten Wälder per Geocaching erforscht werden, und die leihbaren GPS-Geräte gehören in vielen Tourist-Infos zur Grundausstattung. Moderne Ranger erklären, warum der Luchs zurückkehren darf, und junge Schwarzwaldguides führen auf ausgeklügelten Themenwanderungen durch ihre Heimat. Ganze Regionen haben sich auf Trendsportarten wie Nordic Walking und Mountainbiking spezialisiert, Klettergärten schießen wie die Pilze (nur höher) aus dem Waldboden, bergauf geht es beim Wasserfallklettern in Triberg, rasant bergab auf den Coastern von Hasenhorn oder Mehliskopf, und Snowtubing oder Snow Kiting sind in den Wintersportcentern angesagt.

Ach ja, und hier kommt es, das Rezept von Margarethe Jäkle aus Oberprechtal für ihre für ihre fünfstöckige Schwarzwälder Kirschtorte: als Zutaten 200 g Mehl, 50 g Mondamin, 100 g Zucker, 6 Eier, Backpulver, 2 EL Kakao, 2 EL heißes Wasser, Eiweiß, 1 ½ l Sahne (32%), 2 Päckchen Sahnesteif, Vollmilchschokolade, Sauerkirschen und ¼ l Kirschwasser. Der Biskuitboden wird durchgeschnitten und mit Kirschwasser beträufelt, Sauerkirschen werden auf den ersten Boden gegeben und mit Sahne bestrichen. Die folgenden Böden werden ebenso belegt. Margarethe Jäkle legt bis zu fünf Böden aufeinander und bestreicht das Ganze rundum mit Sahne. Zu guter Letzt wird die Torte mit Sahnetupfern, 16 Sauerkirschen sowie mit Vollmilchschokoladeraspeln verziert, und fertig ist das kulinarische Stückchen Schwarzwald nach exklusivem Privatrezept. das historische Stadtpalais ›Haus Schüz‹, beherbergt ein umfassendes Museum

Tipp: Checken Sie bei den Museen die Öffnungszeiten. Viele der oft kleinen, aber sehenswerten Museen im Schwarzwald haben nur tage- oder stundenweise geöffnet. Zur Sicherheit: vorher anrufen.

Karte

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Nordschwarzwald

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1  Ein Meer von Fachwerk in der Hessestadt

Calw

›Die schönste Stadt von allen aber, die ich kenne, ist Calw an der Nagold, ein kleines, altes, schwäbisches Schwarzwaldstädtchen‹, schrieb Hermann Hesse 1918 in ›Heimat‹ über seine Geburtsstadt. Im Haus Schaber, Marktplatz Nr. 6, kam Hermann Hesse 1877 zur Welt und verbrachte dort bis 1881 seine Kindheit. Neben der einmaligen gotischen Brückenkapelle auf der Nikolausbrücke (›Das ist mir der liebste Platz im Städtchen, der Domplatz in Florenz ist mir nichts dagegen.‹) steht eine lebensechte Statue des Dichters, das historische Stadtpalais ›Haus Schüz‹ beherbergt ein umfassendes Museum über sein Leben und Werk.

Die Stadt im Nagoldtal und an der deutschen Fachwerkstraße gilt nicht umsonst als eines der Tore zum Schwarzwald, ›die Berge aber so nahe, dass man von dannen fast einen Stein auf den Marktplatz werfen kann‹, schrieb 1595 ein Tübinger Professor. Und so führt oberhalb des von denkmalgeschütztem Fachwerk umgebenen Marktplatzes ein Fußweg am Sitz der Aurelius-Sängerknaben, dem ›Georgenäum‹ vorbei, durch den Stadtgarten direkt auf den Wimberg und somit auf die Schwarzwaldhöhen.

Flößer, Tuchmacher und Gerber prägten lange Zeit das Geschick der Stadt, im Gerbereimuseum der Weißgerberei Balz kann man dem alten Handwerk bei einer Führung nachspüren. Lohnenswert ist ein Blick hinter das Rathaus, wo der Salzkasten von 1696 an das Salzmonopol der ›Calwer Compagnie‹ erinnert: ›Salzkasten heißt der Bau, für Stadt und Amt vormals / Ward hier das Salz verkauft, Kraft fürstlichen Regals‹. Einen ›Blick über die Stadt von der Hochwacht (Gefängnis)‹ aus ermöglicht die Besteigung des ›Langen‹, wie man den letzter Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung im Zwinger nennt.

Im Calwer Ortsteil Altburg bietet das Bauernhausmuseum Einblick in bäuerliches Leben im 19. Jahrhundert. Wohnung, Stall, Scheuer und Schnapsbrennerei sind in dem 1813 errichteten Hof zu besichtigen.

Tipp: Jährlich zwischen Geburts- und Todestag Hesses: der Gerbersauer Lesesommer vom 2. Juli bis 9. August mit Lesungen, Musik und literarischen Spaziergängen.

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Stadtinformation Calw /// Sparkassenplatz 2 /// 75365 Calw ///

0 70 51 / 16 73 99 /// www.calw.de ///

2  Geschichtsträchtiger Kurort und Kulturdenkmal

Kloster Hirsau

Drei Kilometer flussabwärts von Calw ragt auf der linken Nagoldseite rotbraun leuchtend der Eulenturm in den Abendhimmel. Durch den unteren Torbogen betritt der Besucher die Ruinen der ehemaligen Benediktineranlage St. Peter und Paul und taucht ein in die über 1100-jährige Geschichte. Die Ursprünge des Klosters Hirsau liegen allerdings am anderen Ufer der Nagold, wo schon 830 die erste Klosterkirche geweiht wurde. Dort bietet heute das Klostermuseum Einblicke in die alte Klosterkultur.

Später entstand dort die heutige Aureliuskirche, die im 16. Jahrhundert teilweise abgebrochen wurde und später als Scheune, Schafstall, Turnhalle und Garage diente. Erst 1955 wurde die Ruine restauriert und wieder als katholische Pfarrkirche geweiht.

Die Weihe der dreischiffigen Basilika im neuen Kloster St. Peter und Paul erfolgte im Mai 1091, sie war eine der größten romanischen Kirchen des 11. Jahrhunderts in Deutschland. Ein Jahr später verließen dann die Mönche das alte Aureliuskloster und zogen auf die linke Nagoldseite in die größere Klosteranlage. Nach der Reformation wurde das Kloster in eine evangelische Klosterschule umgewandelt, und die württembergischen Herzöge errichteten im Klosterareal jenes dreiflügelige Renaissanceschloss, dessen Ostflügel noch heute als Ruine steht und mit der gotischen Marienkapelle und dem alles überragenden Eulenturm ein beeindruckendes historisches Ensemble bildet. Bis 1988 stand dort auch die vom schwäbischen Dichter Ludwig Uhland in einem romantischen Gedicht verewigte ›Ulme zu Hirsau‹.

Musikliebhaber genießen die beeindruckende Klosterkulisse bei den alljährlichen Open-Air-Konzerten des Calwer Klostersommers (Juli/August). Klosterführungen finden in den Sommermonaten sonntags um 11 Uhr statt, Gruppenführungen ganzjährig.

Tipp: Abendliche Fackelführung für Kinder von 8 – 12 Jahren (Okt.–März), mit Geschichten über das Leben der Hirsauer Mönche.
Anmeldung erforderlich.

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Kloster Hirsau /// Klosterhof /// 75365 Calw-Hirsau ///

Stadtinformation Calw /// 0 70 51 / 16 73 99 /// www.calw.de ///

3  Krokusblüte und Hahnentanz

Das Teinachtal

Aus fünf verschiedenen Quellen sprudelt das Heilwasser der Bad Teinacher ›Hirschquelle‹. Der Sage nach soll die erste Quelle von einem Hirsch entdeckt worden sein. »Die Seele baumeln lassen? Das können Sie bei uns im Tal prima!«, sagt Dietrich Morlock. Über 170 Nudelsorten hat er in seiner ›Bad Teinacher Nudelmanufaktur‹ im Angebot, dazu Müslimischungen nach eigener Rezeptur und ›Schokofinessen‹.

Im Besucherbergwerk des Hella-Glück-Stollens im heilklimatischen Kurort Neubulach (zugänglich von April bis Oktober) werden neben der bequemen Familienführung auch Touren für Entdecker in die unteren Stollen angeboten. Hier geht es über niedrige Passagen und Leitern in die Erlebniswelt unter Tag. Die hohe Luftreinheit in der Heilstollen-Therapiestation des ehemaligen Silberbergwerks bietet Linderung bei Atemwegserkrankungen.

Schätze des Schwarzwalds kann man im Teinachtal entdecken: in der Dreifaltigkeitskirche Bad Teinach gilt der Flügelaltar, die ›Kabbalistische Lehrtafel‹ aus dem 17. Jahrhundert, als eine historische Besonderheit. Sollte die Kirche geschlossen sein, kann man den Schlüssel in der Apotheke oder im Pfarramt abholen. Malachit, Bergkristall, Rosenquarz und Achat glitzern in den ›Kristallwelten‹, der Schwarzwälder Mineralienausstellung in der Alten Bergvogtei Neubulach. Zur Blütezeit des Bergbaus zwischen 1200 und 1450 war Neubulach die führende Bergbaustadt im nördlichen Schwarzwald.

Apropos Blütezeit: Die Blüte des aus der Mittelmeerflora stammenden Wilden Krokus im Zavelsteiner März ist ein blauviolettweißes Farbenspiel. Am besten zu erleben auf dem 4,5 km langen Krokusweg im Naturschutzgebiet ›Zavelsteiner Krokuswiesen‹. 164 Stufen führen auf den 28 Meter hohen Turm der Burgruine Zavelstein. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf das Teinachtal, die bewaldeten Höhenzüge bis zur Schwäbischen Alb und natürlich auf das entzückende ›Städtle und Ämbtlein‹ Zavelstein selbst mit seinem denkmalgeschützten Fachwerk.

Tipp: Am letzten Augustwochenende findet im Bad Teinacher Kurpark das Lichterfest mit traditionellem Hahnentanz und Wahl der Wasserkönigin statt.

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Teinachtal-Touristik /// Rathausstraße 5 ///

75385 Bad Teinach-Zavelstein /// 0 70 53 / 9 20 50 40 ///

www.teinachtal.de ///

4  Goldene Pforte zum Schwarzwald

Pforzheim

Gleich drei Schwarzwälder Fernwanderwege beginnen in Pforzheim, am Kupferhammer, wo die Würm in die Nagold mündet. Schon der Weg durch die Innenstadt lohnt sich, er führt durch den Stadtgarten bis zur ›Goldenen Pforte‹ am Beginn der drei Fernwanderwege. Der 1900 vom Schwarzwaldverein angelegte 285 Kilometer lange Westweg bis Basel gilt als Klassiker. Der Mittelweg führt über 233 Kilometer bis nach Waldshut am Hochrhein, auf dem Ostweg wandert man durch das Würmtal Richtung Gäu, gelangt entlang der Ostflanke des Schwarzwaldes auf die Baar und zur jungen Donau, von dort über das Wutachtal und den Randen bis Schaffhausen.

Alte Berufe wie Gerber und Flößer, denen wir im Schwarzwald auf Schritt und Tritt begegnen, haben der heutigen ›Goldstadt‹ schon im Mittelalter Aufschwung gebracht. Pforzheim ist das nördliche Tor vom Kraichgau zum Schwarzwald, Richtung Bad Wildbad oder Bad Liebenzell.

Als ›Muss‹ gilt ein Besuch in einer der ›Goldstätten‹: Schmuckmuseum, Edelsteinausstellung Schütt und Schmuckwelten, verbunden mit einer Fahrt im Retro-Reisebus namens ›Goldliner‹ – einem 22-Karat-Gold-Oldie, der mit Goldblättchen überzogen und mit Wurzelholz ausgestaltet ist. Im ›Technischen Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie‹ zeigen Goldschmiede, Edelsteinschleifer und Uhrmacher ihre Handwerkskunst. Unter fachkundiger Leitung werden Hobby-Schmuckkurse durchgeführt, bei denen man am Goldschmiedebrett den Umgang mit dem Feilnagel lernt.

Ganzjähriges Ausflugsziel ist der Enzauenpark, der für Kinder einen Wasserspielplatz sowie den Spielpark Römerauen und den Erwachsenen einen Biergarten bietet.

›Tierisch natürlich‹ lautet das Motto des Wildpark Pforzheim mit seinen zahlreichen europäischen Wildtierarten wie Luchs, Wisent und Elch sowie Nutztieren von Alpaka bis Zwergzebu. Kinder erleben im Streichelzoo und auf dem Kinderbauernhof Tiere hautnah.

Tipp: Bedeutendste Kulturstätte des Kraichgaus ist das zum Weltkulturerbe ernannte Zisterzienserkloster Maulbronn, eine der bedeutendsten Abteien nördlich der Alpen.

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Tourist Information Pforzheim /// Schlossberg 15 – 17 ///

75175 Pforzheim /// 0 72 31 / 39 37 00 ///

5  Begegnung von Heckengäu und Schwarzwald

Nagold

Romantisch umfließt die Nagold von drei Seiten den Schlossberg, auf dem die Ruine der Burg Hohennagold einen herrlichen Ausblick ermöglicht. In östlicher Richtung, Herrenberg zu, liegt das Heckengäu, dessen Kennzeichen und Namensgeber die zahlreichen Hecken sind. Die Nagold selbst hingegen bahnt sich ihren Weg weiter durch den Schwarzwald und macht genau hier in Nagold den Bogen von ihrer Quelle im Westen nach Norden Richtung Calw und Pforzheim.

In einem ähnlich geschwungenen Bogen bewegt sich die Marktstraße im Ort von zwei Seiten auf das Rathaus mit Dachreiter und Barockfassade zu, das flankiert wird vom Ludwig-Hofacker-Haus (benannt nach dem Nagolder Stadtschreiber) aus dem 16. Jahrhundert und dem Urschelbrunnen mit der Figur der ›Wüsten Urschel‹, die das Nagolder Stadtwappen hält. Fachwerk prägt das Gesicht der Altstadt, eine Besonderheit stellt hier das Doppelhaus mit unterschiedlichem Fachwerk unter einem Giebel neben der Schmid’schen Apotheke dar, die wiederum durch ihre Fassadenmalerei besticht. Zu den bekanntesten Fachwerkgebäuden zählt das Hotel Post mit seinem auffälligen goldenen Wirtshausschild.

Am Fuß des Schlossbergs bietet der Stadtpark ›Kleb‹ unter anderem nasses Vergnügen im Nagolder Badepark mit Riesenrutsche und Strömungskanal oder beim gemütlichen Ruderboot- und Tretbootfahren auf der Nagold. 2012 wurde das Gelände im Rahmen der Landesgartenschau attraktiv umgestaltet.

In der Nähe des Krankenhauses liegt auf dem Lemberg ein kleines Naturschutzgebiet, in dem die typische Landschaft des Naturraums ›Heckengäu‹ mit seinen Halbtrockenrasen, Wacholderheiden und Heckenstrukturen geschützt wird. Da der der Pflug hier oft über die brüchigen Kalksteinplatten kratzte, nannte man den Ort des ›Teufels Hirnschale‹. Säbelschrecke, Schwarzspecht und Küchenschelle gehören zu den Bewohnern dieses Biotops. Eindrücke von Gäu und Schwarzwald erwandert man auf dem 120 Kilometer langen Gäurandweg von Mühlacker nach Freudenstadt, geführt vom Symbol der Hagebutte.

Tipp: Ohne große Steigung: Der Nagoldtalradweg führt über 90 Kilometer von der Quelle am Fluss entlang bis zur Mündung in die Enz.

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Tourismusbüro Nagold /// Marktstraße 27 – 29 ///

72202 Nagold /// 0 74 52 / 68 10 /// www.nagold.de ///