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Über dieses Buch:

Bremen, 1950: Die Jahre nach dem Krieg waren hart, die Nahrungsmittel knapp und die Winter kalt, doch nun ist es Zeit, nach vorn zu blicken – auch für Anna und ihre Familie. Durch ihre Arbeit in der Kantine der amerikanischen Besatzer nimmt Annas Leben eine ganz neue Wendung: Mit der quirligen Gisi kehren Fröhlichkeit und Ausgelassenheit in ihren Alltag zurück … und mit dem charmanten GI Samuel Herzklopfen und Küsse bei Sonnenuntergang. Doch darf Anna ihren Gefühlen wirklich folgen, solange sie nicht weiß, welches Schicksal ihre Jugendliebe Adam ereilt hat, der in den Kriegswirren 1944 verschwand?

Die Saga geht weiter: Ein bewegender Roman über die Kraft von Freundschaft und Liebe in Zeiten voller Schrecken und Dunkelheit.

Über die Autorin:

Judith Nicolai wurde 1976 in Karlsruhe geboren. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bereits mit 14 Jahren. Dennoch machte sie erst eine Ausbildung zur Buchhändlerin und studierte anschließend Gartenbauwissenschaften. Heute lebt sie in der Nähe von Karlsruhe.

Bei dotbooks erschienen bereits Judith Nicolais Romane »Die Frauen vom Schlehenhof«, »Schneetänzerin« und »Der Traum der Schneetänzerin«.

Die komplette »Schneetänzerin«-Trilogie ist auch als Sammelband unter den Titeln »In Zeiten des Sturms« und »Schneetänzerin – Das Herz der Schneetänzerin – Der Traum der Schneetänzerin. Drei Romane in einem eBook« erhältlich.

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Originalausgabe Oktober 2016

Copyright © der Originalausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Vera Baschlakow

Titelbildgestaltung: Maria Seidel, atelier-seidel.de, unter Verwendung von Bildmotiven von istockphoto/hsvrs

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-799-4

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Judith Nicolai

Das Herz der Schneetänzerin

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Bremen, Dezember 1944

Als ich aufwachte, wusste ich nicht, ob es Morgen oder Abend war. Trübes Dämmerlicht fiel durch das Fenster in das fremde Zimmer. Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dass ich nicht daheim in meinem Bett lag, sondern Hunderte von Kilometern weit weg, in der kleinen Dachstube, in der Mutter als junges Mädchen gewohnt hatte. Als das, was geschehen war, den Treibsand meines Bewusstseins völlig durchdrungen hatte, begann ich zu weinen. Ich vergrub das Gesicht im Kissen und weinte, bis keine Tränen mehr da waren. Schließlich richtete ich mich schwerfällig auf und setzte mich auf die Bettkante.

Gerade noch rechtzeitig erinnerte ich mich daran, dass das schmale Messingbettgestell unter der Dachschräge mit der vergilbten Blümchentapete stand, sodass man aufpassen musste, um sich beim Aufstehen nicht den Kopf zu stoßen. Auf dem windschiefen Kleiderschrank waren Kisten und Kartons gestapelt, vor dem kleinen Mansardenfenster hatte Großmutter die Tontöpfe mit ihren Geranien zum Überwintern aufgereiht. In der Ecke, mit seinen beiden Lederriemen fein säuberlich verschnürt, stand Mutters Koffer. An einem Haken an der Tür hing immer noch ihr hellblauer Morgenmantel, als wäre sie nur kurz weggegangen und würde jeden Moment ihr Jungmädchenzimmer wieder betreten. Als ich vorsichtig aufstand, musste ich mich am Kopfteil des Bettes festhalten, so schwindlig war mir mit einem Mal. An der Dachschräge und den Schranktüren entlang tastete ich mich unsicher bis zur Tür und zog den Morgenmantel von seinem Haken. Darunter klebte ein Bild des Schauspielers Fritz Achterberg, für den Mutter in ihrer Jugend geschwärmt hatte. Sie hatte das Foto wahrscheinlich aus einer Illustrierten ausgeschnitten und mit vier Reißzwecken auf der Tür befestigt. Ich streifte den Morgenmantel über und tappte dann mit kleinen, unsicheren Schritten zurück zum Bett. Mutters vertrauter Duft nach Puder und Kölnisch Wasser stieg aus dem weich gewaschenen Stoff auf. Fast konnte ich sie leise vor sich hin summen hören, wie sie es manchmal getan hatte, wenn sie in ihre Stickarbeit vertieft gewesen war. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie lange ich schon hier in Bremen bei Großmutter und meinen Tanten war und wie viel Zeit vergangen war, seit sie mir gesagt hatten, dass Mutter bei einem Luftangriff ums Leben gekommen war. Ein paar Stunden erst, oder war es schon gestern gewesen? Doch je angestrengter ich darüber nachdachte, desto verschwommener wurde die Erinnerung. Ich hörte, wie die Treppenstufen leise ächzten, kurz darauf klopfte es sacht an der Tür, dann kam Großmutter ins Zimmer. Sie setzte sich neben mich und gab mir eine Tasse Tee. Das Porzellan war so heiß, dass ich mir fast die Finger verbrannte, aber ich legte sie ganz fest um die glatte Wölbung, um möglichst viel Hitze an meinen Händen zu spüren.

»Es scheint dir heute ein bisschen besser zu gehen. Ich habe gehört, dass du aufgestanden bist.« Ich räusperte mich, mein Hals fühlte sich an, als hätte ich zu sprechen verlernt, belegt und rau. »Ich kann mich an gar nichts erinnern. Ich weiß nicht, was passiert ist, nachdem ihr mir das mit Mama gesagt habt. Ich glaube, ich hatte so etwas wie einen Schock.«

»Das kannst du laut sagen, Anna. Du bist uns im Wohnzimmer zusammengeklappt, aber das ist ja kein Wunder. Ich war drauf und dran, Doktor Schrock zu rufen, aber Käthe und Heidrun meinten, ich solle dich einfach ein paar Tage in Ruhe lassen, das sei die beste Medizin für dich.«

»Ein paar Tage?«

»Ja. Du hast drei Tage lang geschlafen.«

»Oh.« Ich lehnte den Kopf an Großmutters Schulter. »Tut mir leid, dass ich euch solche Sorgen gemacht habe, dabei bin ich eigentlich nach Bremen gekommen, um euch zu trösten. Euch und Mama.« Ich zögerte. »Wie geht es dir denn, Oma?«

Sie seufzte tief. »Ich bin sehr traurig. Aber auch froh, dass du jetzt bei uns bist und all das nicht alleine durchstehen musst. Weißt du, seit der Krieg begonnen hat, habe ich unserem Herrgott jeden Tag dafür gedankt, keine Söhne zu haben. Ich war mir so sicher, dass mir keine von euch genommen wird. Schlimm genug, dass Käthes armer Mann Helmut so früh sterben musste. Und nun meine Martha … Das hat die Natur nicht gewollt, dass Eltern ihre Kinder begraben müssen, egal wie alt sie sind. Aber wir müssen dankbar sein für alle, die überleben und bei uns bleiben.«

Eine Weile schwiegen wir.

»Ich bin froh, dass Mama nicht mehr erfahren hat, dass Papa tot ist«, meinte ich schließlich. »Das hätte ihr das Herz gebrochen.«

Großmutter sah mich liebevoll an. »Vielleicht. Aber wenn sie die Wahl gehabt hätte, wäre sie hier bei dir geblieben, um dich zu trösten und auf dich aufzupassen.«

Mutters Beerdigung fand am Tag vor Heiligabend statt und zog hinter einem grauen Schleier aus Nieselregen und dumpfer Betäubung an mir vorbei. Ich konnte mich kaum auf die Worte konzentrieren, die der Pastor am offenen Grab herunterleierte. Man merkte ihm an, dass er in zu kurzer Zeit zu viele Begräbnisse abgehalten hatte, um den Hinterbliebenen wirklich Trost spenden zu können. Eher wirkte er selbst so, als wanderte er gerade durch ein finsteres Tal. Ich sehnte mich sowieso viel mehr nach der Abgeschiedenheit der kleinen Dachkammer als nach dem Zuspruch eines Geistlichen, der Mutter nicht gekannt hatte, und den ich nicht kannte.

Auch an das Weihnachtsfest kann ich mich bis heute kaum erinnern. Besonders fröhlich wäre es aber auch dann nicht gewesen, wenn wir nicht um meine Eltern getrauert hätten. Denn die letzte Kriegsweihnacht wurde in den meisten deutschen Wohnzimmern mehr als bescheiden gefeiert. Zu groß waren die Angst vor der Zukunft und die Sorge um die Lieben.

Während der letzten Tage des Jahres verließ ich das Haus nicht. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir. Den größten Teil der Zeit verbrachte ich im Bett oder in dicke Decken gepackt auf dem Sofa im Wohnzimmer, schlief oder starrte einfach an die Decke und lauschte den Geräuschen, die Großmutter in der Küche machte, wenn sie mit den Kochtöpfen klapperte oder mit ihrer kleinen Kaffeemühle Getreide mahlte. So fühlte ich mich wenigstens nicht völlig allein auf der Welt.

Mittlerweile hatte ich auch Herrn und Frau Rath kennengelernt, das ältere Ehepaar, das bei Großmutter einquartiert war, und wusste nun, was Käthe gemeint hatte, als sie die beiden »nicht besonders gemütlich« genannt hatte. Herr Rath war dick, rotgesichtig und eigentlich recht umgänglich. Das heißt, er wäre es gewesen, wenn seine Frau es ihm gestattet hätte. Wir schienen ihren Ansprüchen jedoch nicht ganz zu genügen. Wann immer ihr eine von uns über den Weg lief, verzog sie das Gesicht, als hätte sie einen schlechten Geruch in der Nase. Obwohl Großmutter die beiden anfangs mehrmals eingeladen hatte, sich zu uns in die Küche zu setzen, verließen sie ihr Zimmer nur selten und taten ihr Möglichstes, um den Kontakt mit uns auf ein Minimum zu beschränken. Herr Rath hatte mir sein Beileid ausgesprochen und unbeholfen meinen Arm getätschelt, seine Frau dagegen hatte mir nur schweigend die Hand gedrückt und mich griesgrämig angesehen. Vielleicht weinte ich für ihren Geschmack öfter, als es sich für ein »deutsches Mädel« gehörte, vielleicht störte es sie auch einfach, dass nun wieder eine Person mehr im Haus lebte.

Wenn ich des Alleinseins überdrüssig war, schlich ich in die Küche, wo Großmutter und Käthe, nach Feierabend auch Heidrun, beieinander saßen, wo wir uns trösteten, weinten und manchmal auch lachten. Meistens wollte ich aber lieber allein sein.

Ich verbrachte Stunden vor Großmutters Fotoalbum und sah mir die Fotografien an, die die Geschichte meiner Familie erzählten. Das sepiabraune Hochzeitsfoto meiner Großeltern zeigte Opa mit einem beeindruckenden Schnurrbart in seinem noch rührend jungenhaften Gesicht, Oma, mit Kranz im Haar und runden, rosigen Wangen vor ihm sitzend, schaute ein wenig ängstlich drein. Dann Tauf- und Konfirmationsbilder der drei Töchter, einige Porträtaufnahmen, schließlich Hochzeitsfotos von Käthe und Onkel Helmut und meinen Eltern. Ich als Täufling im Arm meiner Patin, sogar Fotografien des Gutshauses von Mechnitz und des Verwalterhäuschens, die Vater Großmutter einmal geschickt hatte, damit sie sich eine Vorstellung davon machen konnte, wo wir lebten.

Ich war keine zehn Jahre alt gewesen, als ich mit meinen Eltern im Sommer 1937 auf das ostpreußische Gut Mechnitz kam. Ich schloss das Land, die Menschen und Tiere sofort in mein Herz. Mechnitz und das Verwalterhäuschen, in dem wir wohnten, wurden mein Zuhause, ein schöneres konnte ich mir nicht vorstellen. Ich hatte eine beste Freundin, Helene, und begegnete Adam, mit dem ich mich anfreundete und in den ich mich später verliebte. Obwohl wir lange Zeit vom Krieg verschont geblieben waren, erreichte er schließlich auch uns. Als die Rote Armee nach Westen vorrückte, wollte Vater Mutter und mich nach Bremen schicken, doch ich büxte vorher aus, um auf Mechnitz zu bleiben. Aber schon bald war ich ganz auf mich allein gestellt: Adam und Vater wurden eingezogen, und Vater fiel schon nach kurzer Zeit.

Als Helenes Verehrer, der SS-Offizier Werner, entdeckte, dass sie sich in einen französischen Kriegsgefangenen verliebt hatte, versuchte er, rasend vor Eifersucht, sie zu vergewaltigen. Um Helene zu helfen, schlug ich Werner mit einem schweren Kerzenständer nieder – vielleicht hatte ich ihn sogar erschlagen, denn er lag wie tot vor mir. Hals über Kopf liefen Helene und ich davon, nach Bremen zu meiner Mutter. Doch unterwegs verlor ich Helene und kam alleine in Bremen an. Hier war ich nun, im Haus meiner Großmutter, die mich liebevoll aufgenommen und umsorgt hatte. Außer Adams Briefen und dem Köfferchen, das ich mitgebracht hatte, war mir nichts von meinem früheren Leben geblieben.

Doch glücklicherweise hatte Großmutter sämtliche Briefe ihrer Familie aus dem fernen Ostpreußen in einem Karton aufbewahrt. Es war, als hätte ich beim Umgraben des Gartens eine alte, rostige Blechdose mit einem Schatz darin entdeckt. Ich verschlang die Briefe wie eine Verhungernde eine köstliche Speise. Besonders Mutter lernte ich darin von einer ganz neuen Seite kennen. Sie, die zwar immer liebevoll, aber oft in sich gekehrt gewesen war, entpuppte sich als humorvolle Briefeschreiberin, die Käthe ähnlicher gewesen war, als ich es je geahnt hatte. Einen Brief, den sie kurz nach unserer Ankunft in Grünhayn geschrieben hatte, las ich zwischen Lachen und Weinen immer wieder.

Kurt und Anna haben sich beide mit einem schrecklichen Virus infiziert, dem Ostpreußischen Land-Fieber. Glücklicherweise bin ich immun gegen diese Krankheit. Ich kann mich von dieser vielen – zugegeben herrlichen und ungezähmten – Landschaft beim besten Willen nicht in dem Maße begeistern lassen wie die beiden. Kaum macht man für einen Moment die Augen zu, scheinen die unzähligen Bäume rund um uns schon wieder ein Stückchen näher gerückt zu sein. Das einzige Gegenmittel ist eine gute Tasse Kaffee, eine Zeitschrift und ein paar Pralinen am Nachmittag, wenn meine beiden Wildfänge unterwegs sind. Jetzt, da Ferien sind, kommt die Kleine nur noch zum Essen und Schlafen nach Hause. Sie treibt sich den ganzen Tag in den Ställen herum und steht den Stallburschen im Weg. Mein lieber Kurt ist natürlich stolz wie ein Pfau, lässt sie auf dem Schlepper mitfahren und bringt ihr sogar das Reiten bei.

Aber eigentlich habe ich keinen Grund, mich zu beklagen. Im Dorf gibt es einige nette Frauen, Kurt ist sehr liebevoll und besorgt um mich, ich habe meine Bücher und meine Handarbeiten – und wenn Kurt und Anna glücklich sind, so bin ich es auch.

Nach den Briefen nahm ich mir den Inhalt von Großmutters nicht sehr umfangreichem Bücherregal vor. Ich las alles, was ich in die Finger bekam: meine alten Kinderbücher, die bei unserem Umzug nach Mechnitz hier in Bremen geblieben waren, Grimms Märchen, die Romane von Hedwig Courths-Mahler und Wilhelmine Heimburg, die Großmutter so gerne mochte, Sagen des klassischen Altertums, sogar die Buddenbrooks fand ich in einer Ecke des Regals.

Als ich irgendwann in der ersten Januarwoche – mein Zeitgefühl schien mir abhandengekommen zu sein – wieder in eine Decke gewickelt auf dem Sofa lag und las, fühlte ich mich plötzlich wie ein Taucher, der nach langer Zeit in seiner Taucherglocke wieder an die Meeresoberfläche gezogen wird. Der Druck, der seit meiner Ankunft in Bremen auf meiner Brust lastete, war verschwunden, ich konnte wieder freier atmen. Mein Kopf war nicht mehr so schwer, und ich fühlte mich ausgeruht und munter. Erstaunt schloss ich die Augen und horchte auf die ungewohnten Signale, die mein Körper mir da sandte. Er schien mir mitteilen zu wollen, dass es ihm trotz aller Wunden und kaum verheilter Narben gut ging und dass ich trotz allem jung und am Leben war.

Ich stand auf und ging auf wackeligen Beinen in die Küche, wo Großmutter am Tisch saß und Pellkartoffeln schälte. Heidrun arbeitete, und Käthe war bei einer Kundin zur Anprobe. Die Raths hatten sich wie üblich in ihr Zimmer zurückgezogen. Als ich ein Messer aus der Besteckschublade holte, mich zu Großmutter an den Tisch setzte und nach einer Kartoffel griff, lächelte sie mich an.

»Wie geht es dir, Mädchen?«

Ich konzentrierte mich auf meine Kartoffel und zog die Haut in hauchdünnen Fetzen ab. »Gut, glaube ich. Immer noch traurig, aber ansonsten gut.«

»Das wird schon wieder«, sagte Großmutter. »Im Leben braucht eben alles seine Zeit.«

Als der Berg Kartoffeln fertig geschält war und nackt und appetitlich gelb in der großen Emailleschüssel lag, stand ich auf. »Ich würde gerne ein bisschen an die frische Luft gehen. Soll ich irgendetwas besorgen?«

Erfreut hievte Großmutter sich aus der Eckbank und ging hinüber zum Buffet, wo sie die Lebensmittelmarken aufbewahrte. Sie drückte mir die Hefte in die Hand.

»Geh doch bitte zu Lüders in die Hamburger Straße, vielleicht hat er Porree reinbekommen. Ansonsten schau einfach, was du kriegst. Weißt du noch, wo die Hamburger Straße ist? Und unser Brot müssen wir auch noch holen. Das macht Käthe sonst immer, aber sie ist ja heute nicht da.«

Mit mehr als nur einem Anflug von schlechtem Gewissen sagte ich hastig: »Das kann ich doch jetzt übernehmen, dann kann ich mich wenigstens nützlich machen.«

Von diesem Tag an war es meine Aufgabe, Lebensmittel zu besorgen. Es machte mir Spaß, durch die Stadt zu wandern und nach Geschäften Ausschau zu halten, in denen man noch etwas Essbares bekam. Ich stand gerne mit den anderen Mädchen und Frauen vor der Bäckerei in der Schlange und hörte ihren Gesprächen zu, ihrem verhaltenen Lachen und dem lauteren Schimpfen, wenn es gar nicht vorwärtsgehen wollte. Dann fühlte ich mich nicht ganz so fremd in Bremen. Meist beteiligte ich mich aber nicht an den Unterhaltungen, sondern beschränkte mich auf die Rolle der Zuhörerin.

Die Straßenbahn fuhr nur noch unregelmäßig, an manchen Tagen gar nicht. Doch da ich an die anstrengende Arbeit im Stall und auf den Feldern gewöhnt war, machten mir die langen Fußmärsche, die ich jeden Tag zurücklegen musste, nicht viel aus. Auch das Kohleschleppen übernahm ich und hackte Brennholz in dem windschiefen Holzschuppen, der sich an die hintere Hauswand schmiegte.

Wann immer sich die Gelegenheit bot, warf ich unterwegs einen Blick in die Zeitung. Sie erschien wegen des Papiermangels nur noch in einer vierseitigen Notausgabe, aber die wenigen Nachrichtenfetzen, mit denen man uns fütterte, genügten, um sich einiges zusammenreimen zu können. Doch erst später erfuhren wir, wie es wirklich gewesen war.

Mitte Januar holte die Rote Armee zu einem Angriffssturm auf den östlichen Verteidigungswall aus, wie ihn die Wehrmacht noch nie erlebt hatte. Mit Panzern, Flugzeugen und über zwei Millionen Soldaten überrannten sie die deutschen Befestigungslinien und fraßen sich wie eine Feuerwalze ins Land hinein. Erst eine Woche später tat Ostpreußens Gauleiter Koch das, was er schon Monate vorher hätte tun sollen: Er erlaubte die Evakuierung. Zu diesem Zeitpunkt standen die ersten russischen Soldaten nur noch wenige Kilometer vor den Ortschaften. Es folgte ein Exodus, wie man ihn sich in seiner Fantasie nicht schrecklicher hätte ausmalen können. Bei eisiger Kälte mussten die Menschen binnen weniger Stunden, nur mit dem Allernötigsten im Gepäck, ihre Häuser und Höfe verlassen. Wer sich nicht einem der großen Trecks anschließen konnte, musste sich auf eigene Faust mit dem Pferdefuhrwerk, dem Handwagen oder zu Fuß auf den Weg machen. Dabei immer, wie ein eisiger Hauch im Nacken, die stetig näher rückende russische Armee hinter sich. Wer nicht schnell genug über den durch Tausende Füße und Räder zu einer gigantischen Eisplatte niedergewalzten Schnee kam oder einfach das Pech hatte, die falsche Route gewählt zu haben, wurde erbarmungslos niedergewalzt. Bald säumten Heere von umgestürzten Wagen, verendeten Pferden und Leichen die Straßen. Was mit denen passiert sein mochte, die sich gegen die Flucht entschieden hatten oder zu alt und krank für diesen Gewaltmarsch waren, wagte ich mir nicht auszumalen.

Obwohl ich längst nicht mehr an ein Wunder geglaubt hatte, zitterten meine Hände, als auf der Karte der östlichen Reichsgebiete die rote Linie, die die feindlichen Bewegungen kennzeichnete, Elbing und somit auch Grünhayn hinter sich gelassen hatte. Lange stand ich, die Hände vor den Mund gepresst, um mein Schluchzen zu unterdrücken, vor der an die Wand gehefteten Zeitung und starrte auf das blutrote Band, das sich durch meine Heimat zog. Erst als mich jemand unsanft zur Seite drängte und brummte: »Andere wollen auch mal lesen!«, trat ich einen Schritt zurück. Ob die Leute vom Gut Mechnitz und aus Grünhayn wohl rechtzeitig gegangen waren? Hatten sie die Tiere retten können? Obwohl ich dankbar hätte sein müssen, diesem Albtraum entronnen zu sein und hier in Bremen Zuflucht gefunden zu haben, schmerzte mein Magen vor Schuld.

Als ich mich Käthe anvertraute, reagierte sie gelassen wie immer. »Sei froh, dass du rechtzeitig weggekommen bist. Was meinst du denn, wem du dort drüben eine Hilfe gewesen wärst? Die Einzigen, die sich etwas vorzuwerfen haben, sind unsere großen Herren, aber die werden sich schon rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben.«

Tatsächlich, so erfuhren wir später, hatte Gauleiter Koch als einer der Ersten mit Sack und Pack Königsberg verlassen und die Bevölkerung einem ungewissen Schicksal preisgegeben. Auch Hitler hatte schon vor Weihnachten die Wolfsschanze geräumt und war zunächst in seinen Adlerhorst im hessischen Tiefland, später dann nach Berlin gezogen.

Nachdem Käthe mir den Kopf zurechtgerückt hatte, ließen meine Gewissensbisse ein wenig nach, dennoch sorgte ich mich weiterhin um die Zurückgebliebenen, vor allem aber um Helene. Seit wir uns auf dem Bahnhof von Elbing aus den Augen verloren hatten, hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Wenn ich nachts nicht schlafen konnte, malte ich mir aus, dass sie wieder nach Grünhayn zurückgekehrt und dort den Russen in die Hände gefallen war.

Auch Adam hatte mir auf meinen letzten Brief aus Mechnitz noch nicht geantwortet. Ich sagte mir ein ums andre Mal, dass der Brief mit meiner Bremer Adresse vermutlich verloren gegangen war und er nun, selbst voller Sorge, nicht wusste, was aus mir geworden war. Ich schrieb ihm weiterhin zweimal pro Woche, aber wie bei der momentanen Lage an der Ostfront auch nur ein einziger Feldpostbrief seinen Empfänger erreichen sollte, war mir ein Rätsel und gab mir gleichzeitig Hoffnung. Dass es einen anderen Grund für Adams Schweigen gab, konnte einfach nicht sein. Allenfalls lag er mit einem Streifschuss in einem Lazarett irgendwo im märkischen Hinterland und wusste nicht, wie er mich erreichen konnte.

Ich fühlte mich so hilflos wie nie zuvor in meinem Leben. Ich konnte nur noch warten – auf gute oder schlechte Nachrichten. In der Zwischenzeit hatte ich keine andere Wahl, als den immer schwieriger werdenden Alltag zu meistern und mich irgendwie in Bremen einzurichten.

Auch an der Westfront bewegte sich einiges. Die Alliierten zogen die Schraubzwinge, die sie um das Deutsche Reich gelegt hatten, langsam und sorgfältig zu. Der Winter entließ Norddeutschland aus seinem frostigen Klammergriff, und zusammen mit dem ersten zarten Grün des Birkenlaubs und den Zugvögeln kamen auch die Briten und die Amerikaner nach Deutschland. Ende März war das Rheinland befreit, und die Alliierten stießen weiter Richtung Osten vor. Nach wie vor war Bremen häufig das Ziel britischer Bombenangriffe, wir verbrachten Stunden im Bunker. Strom und Wasser fielen immer öfter aus. Es war ein zäher Kampf, den Alltag zu bewältigen, aber immerhin waren wir am Leben.

Kapitel 2

»Schön heute, nicht?«

Ich öffnete die Augen und nickte. Wieder einmal stand ich auf dem Bürgersteig vor der Bäckerei, die Schlange der Wartenden wand sich zum Laden hinaus, die Treppe hinunter und bis zum Nachbarhaus. Die Frauen, die ungeduldig auf der Stelle traten und ihre Einkaufstaschen von einer Hand in die andere wechselten, ließen sie beinahe lebendig wirken, sich krümmen und schlängeln. Ich hatte mich umgedreht und hielt das Gesicht in die schwache Frühlingssonne. Sie schien mir warm auf Stirn und Wangen. Die junge Frau hinter mir, die mich angesprochen hatte, lächelte mir zu.

»Ja, herrlich nach der Kälte. Heute macht es mir gar nichts aus, nach Brot anzustehen. Ich könnte mich den ganzen Tag so faul in der Sonne herumtreiben.«

Die Frau verzog ein wenig gequält das Gesicht. »Na ja, den ganzen Tag nun auch wieder nicht.« Als sie die große Tasche abstellte, die sie vor sich trug, sah ich, dass sie schwanger war. Sie war so klein und mager, dass der runde Bauch, der sich unter ihrer Jacke wölbte, sie förmlich zu Boden zu drücken schien.

»Oh«, sagte ich. »Natürlich, das glaube ich Ihnen. Bitte, gehen Sie doch vor.«

»Nein, nein, ist schon gut. Vielen Dank.« Sie stützte ihre Hände in den Rücken. »Ich habe es eigentlich auch nicht besonders eilig. Heute ist so ein schöner Tag, und wenn ich in meinem Zimmer sitze, werde ich nur trübsinnig. In den Bunker müssen wir früh genug wieder.«

Die Schlange war ins Stocken gekommen. Ich steckte die Hände in die Jackentaschen und sah mich um. Vor dem strahlend blauen Frühlingshimmel wirkte der zerstörte Turm der Stephani-Kirche am Horizont wie die Kulisse eines Films. Ich musste mich manchmal selbst daran erinnern, dass ich nicht im Kino war.

An diesem Morgen Ende März lebten wir schon seit Wochen in einem seltsam irrealen Zustand des Wartens. Nun, da es sich nur noch um Wochen, vielleicht sogar um Tage handeln konnte, bis das Deutsche Reich vollständig besetzt sein würde, galt unser ganzes Sehnen dem Moment der Kapitulation. Erschien eine Zeitung, so wurde sie dem Verkäufer noch mit feuchter Druckerschwärze aus den Händen gerissen, in den Schlangen vor den Lebensmittelläden wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Den meisten von uns war klar, dass der Krieg verloren war. Das, was uns jetzt bewegte, war die Frage, was danach mit uns passieren würde.

Ich sah mich wieder nach der jungen Frau um. Sie hatte ihr dunkles Haar zu einem Kranz um den Kopf geschlungen, ihre Kleidung war, wie bei den meisten von uns, fadenscheinig und abgetragen. Sie hatte ein nettes Gesicht und blaue Augen, die aber von dunklen Ringen umschattet waren. Überhaupt sah sie mit einem Mal gar nicht mehr so fröhlich aus wie eben noch. Über ihrer Oberlippe glänzen Schweißperlen, und ihr Gesicht hatte eine graue Färbung angenommen.

Unsicher berührte ich ihren Arm. »Geht es Ihnen nicht gut? Kann ich Ihnen helfen?«

Sie verzog das Gesicht in dem Versuch, mir beruhigend zuzulächeln. »Es geht schon. Keine Angst, Sie müssen nicht hier auf der Straße Geburtshilfe leisten. Mir tut nur der Rücken ein bisschen weh.«

Ich schürzte die Lippen. »Dann sollten Sie aber nicht so lange hier herumstehen müssen.« Ich tippte der Wartenden vor mir auf die Schulter. »Entschuldigen Sie bitte, wären Sie wohl so nett und würden die Frau vorlassen? Sie ist in anderen Umständen und fühlt sich nicht besonders gut.«

Die Angesprochene drehte sich zu uns um und warf einen Blick auf die junge Frau. Dann zuckte sie mit den Schultern und sagte unwillig: »Ja und? Meine drei sind allein zu Hause, das jüngste hat Mittelohrentzündung und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Tut mir leid, aber wir haben’s alle nicht leicht, so ist das nun mal.« Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um. Empört schnappte ich nach Luft und brummte etwas Unhöfliches vor mich hin.

»Bitte, lassen Sie doch.« Das Gesicht der jungen Frau hatte seine ungesunde Farbe verloren und war nun rot vor Verlegenheit. Tränen standen ihr in den Augen. »Es geht schon, wirklich. Ich möchte niemandem zur Last fallen.« Sie griff sich wieder ins Kreuz und unterdrückte ein Stöhnen.

»Hören Sie, wir stehen hier noch mindestens eine halbe Stunde.« Ich sah sie zweifelnd an. »Seien Sie mir nicht böse, aber Sie sehen furchtbar aus, als würden Sie gleich in Ohnmacht fallen.«

Sie lachte, dann fing sie an zu schluchzen.

Ich kaute an meiner Unterlippe. »Ich weiß ja, dass Sie mich nicht kennen, aber … Wollen Sie mir nicht Ihre Marken geben? Dann hole ich das Brot für Sie, und Sie gehen nach Hause. Wenn Sie mir sagen, wo Sie wohnen, bringe ich es Ihnen nachher vorbei.«

Als sie den Kopf schüttelte, errötete ich. »Ich wollte Ihnen nur helfen«, murmelte ich gekränkt.

Sie schüttelte wieder den Kopf, diesmal heftiger. »Das glaube ich Ihnen doch auch.« Sie krümmte sich. »Aber ich denke nicht, dass ich es im Moment nach Hause schaffe, ob mit oder ohne Brot.«

Ich schulterte meine Einkaufstasche, dann legte ich der Frau den Arm um die Taille. »Dann gehen wir eben zu uns. Meine Großmutter wohnt nur ein paar Häuser weiter.«

Ohne mir zu widersprechen, ließ sie sich von mir nach Hause befördern, halb schob, halb trug ich sie. Als wir in der Salierstraße ankamen, waren wir beide schweißgebadet, sie vor Schmerzen, ich vor Anstrengung.

»Es tut mir so leid, dass ich Ihnen diese Umstände mache«, flüsterte sie, als ich die Haustür aufdrückte. »Jetzt haben Sie ganz umsonst angestanden.«

Mit einem Anflug von Bedauern dachte ich an unser Brot und daran, dass ich heute wahrscheinlich keines mehr bekommen würde, selbst wenn ich mich gleich wieder auf den Weg machte. Dann zuckte ich mit den Schultern. »Das ist nicht so wichtig.«

In diesem Moment trat Großmutter, die unsere Stimmen gehört hatte, aus der Küche. Sie sah uns erstaunt an, erfasste sofort die Situation und wischte sich die nassen Hände an der Schürze ab. »Haben Sie Wehen?«, fragte sie und stützte die Frau auf der anderen Seite.

»Nein. Ich denke nicht. Nur so furchtbare Rückenschmerzen.«

»Wir bringen sie ins Wohnzimmer«, sagte Großmutter zu mir und zog die Frau sanft mit sich. »Wie weit sind Sie denn?«

»Sechster Monat, glaube ich.«

»Dann hoffen wir mal, dass es keine Wehen sind.«

Gemeinsam schafften wir die Frau ins Wohnzimmer und legten sie aufs Sofa. Großmutter schickte mich in die Küche, um Wasser für eine Wärmflasche aufzusetzen, kurze Zeit später folgte sie mir. Während sie im Buffet nach Kamillentee suchte, fragte sie mich: »Wo hast du denn das arme Mädchen aufgelesen?«

»In der Schlange beim Bäcker. Sie wäre beinahe umgekippt, da konnte ich sie doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.«

»Nein, das hast du ganz richtig gemacht. Ich hoffe nur, dass es nichts Ernstes ist.«

Als das Wasser kochte, füllte ich die Wärmflasche und wickelte sie in ein Geschirrtuch, während Großmutter eine Tasse Tee aufbrühte. Dann gingen wir wieder zu unserem Gast. Großmutter half ihr, sich auf die Seite zu drehen, und drückte ihr die Wärmflasche in den Rücken, während ich hilflos danebenstand, die Teetasse in der Hand. Nach ein paar Minuten schien es der jungen Frau etwas besser zu gehen, sie hatte aber immer noch Tränen der Verlegenheit in den Augen.

»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte sie. »Es ist mir so peinlich, Ihnen zur Last zu fallen.«

»Papperlapapp«, antwortete Großmutter brüsk. »Bisher sind Sie hier noch keinem zur Last gefallen. Wie heißen Sie denn überhaupt, Mädchen?«

»Lore. Lore Stein.«

»Ich bin Frau Mommsen, und das ist meine Enkeltochter, Anna Finke.« Großmutter setzte sich neben Frau Stein auf die Couch und legte ihr die Hand auf die Stirn. »Sie sind ein bisschen fiebrig. Seit wann haben Sie diese Schmerzen?«

»Seit ein paar Tagen, aber so schlimm wie eben noch nie.«

»Sollen wir jemanden benachrichtigen, der Sie abholen kann? Ich denke, Sie sollten zum Arzt.«

Frau Stein richtete sich halb auf und zuckte zusammen. »Nein, das ist nicht nötig.«

»Sie sind doch hoffentlich nicht ganz auf sich gestellt? Haben Sie jemanden, der nach Ihnen sieht?«

»Na ja, ich wohne bei meinen Schwiegereltern.«

»Und warum sollen wir sie nicht holen?« Großmutter schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Ich weiß gar nicht, was mit euch jungen Frauen heutzutage los ist, dass ihr keine Hilfe annehmen wollt. Warum sollten die Leute sich nicht um Sie kümmern? Sie tragen doch schließlich das Kind ihres Sohnes unter dem Herzen, oder etwa nicht?«

Frau Stein wurde puterrot. »Natürlich. Es ist nur so, dass sie mich nicht besonders mögen.«

Großmutter zog die Augenbrauen hoch. »Warum das denn? Sie scheinen doch eine recht nette, junge Frau zu sein, wenn man von Ihrem Stolz absieht.«

»Oma«, wisperte ich verlegen. »Lass sie doch in Ruhe.«

»Nein, ist schon gut«, sagte Frau Stein niedergeschlagen. »Ihre Großmutter hat ja recht. Es wäre das Normalste auf der Welt, wenn wir uns umeinander kümmern würden.« Sie senkte den Kopf und strich über ihren Bauch. »Aber sie glauben eben, dass ich ihren Sohn hereingelegt habe. Und das verzeihen sie mir nicht. Ihrer Meinung nach hätte er etwas Besseres verdient als mich.«

Großmutter nickte. »Und, haben Sie das? Ihn hereingelegt?«

»Ich weiß nicht. Vielleicht schon.« Frau Stein zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er auch mich hereingelegt. Aber auf diese Idee ist bisher noch niemand gekommen. Darauf angelegt, schwanger zu werden, habe ich es jedenfalls nicht, wenn es das ist, was Sie meinen. Aber da er gefallen ist, ist das doch auch egal.«

Großmutter nickte wieder. »Armes Mädchen.« Sie nahm mir die Teetasse ab und drückte sie ihr in die Hand. »Hier, trinken Sie erst mal. Und du, Anna, lauf doch zu Doktor Schrock und bitte ihn, nach seiner Sprechstunde vorbeizukommen.«

Froh, mich nützlich machen zu können, rannte ich zur Praxis unseres Hausarztes, der auch mich schon auf die Welt geholt hatte, und bat seine Frau, ihn nachmittags zu uns zu schicken. Als ich wieder heimkam, lag Frau Stein mit fiebrigen Wangen auf der Couch und schlief, während Großmutter und Käthe ein spätes Mittagessen zubereiteten und sich leise unterhielten.

»Das arme Ding ist ganz auf sich gestellt«, erzählte Großmutter gerade. »Der Mann ist gefallen, und die Schwiegereltern scheinen sie nicht zu akzeptieren.«

»Frau Schrock hat mir versprochen, ihren Mann nach dem Abendessen rüberzuschicken«, unterbrach ich die beiden atemlos.

»Das ist gut. Danke, Anna. Und jetzt lasst uns essen.«

Müde und abgehetzt klingelte Doktor Schrock gegen sieben an der Haustür. Großmutter erklärte ihm, was passiert war, und begleitete ihn ins Wohnzimmer, wo er Frau Stein untersuchte.

Kurz darauf kam er zu uns in die Küche und wusch sich die Hände. »Die junge Frau hat eine schwere Nierenbeckenentzündung. Vermutlich eine verschleppte Blasenentzündung, die sie sich in den kalten Wintermonaten zugezogen hat. Eigentlich müsste sie in ein Krankenhaus, aber ich bezweifle, dass man sie dort im Moment aufnehmen würde. Daher rate ich zu absoluter Ruhe, viel Tee und Wärme. Ein bis zwei Wochen lang.« Er sah Großmutter fragend an. »Nach dem, was Sie mir über die Umstände berichtet haben, liebe Frau Mommsen, glaube ich, dass sie bei Ihnen besser aufgehoben wäre als bei ihren Schwiegereltern. Aber natürlich kann ich Ihnen nicht abverlangen, die Pflege einer wildfremden Kranken zu übernehmen …«

Seufzend schüttelte Großmutter den Kopf. »Reden Sie doch kein dummes Zeug, Doktor. Glauben Sie wirklich, ich würde das arme Ding vor die Tür setzen?« Sie wandte sich an ihre Töchter. »Was meint ihr?«

»Unangenehmer als die Raths kann sie gar nicht sein«, sagte Käthe und verzog das Gesicht. »Aber du solltest dir im Klaren darüber sein, Mama, dass der Großteil der Arbeit an dir hängen bleiben wird. Heidrun und ich arbeiten, und Anna hat mit den Lebensmitteln genug zu tun.«

»Vielleicht ist es sogar eine gute Idee, die junge Frau vorübergehend bei uns aufzunehmen«, mischte Heidrun sich ein. »Es ist durchaus möglich, dass wir noch mehr Ausgebombte oder Flüchtlinge aufnehmen müssen, das hat der Blockwart zumindest angedeutet. Warum dann nicht Frau Stein? Sie scheint ja immerhin recht nett zu sein.«

Großmutter klatschte zufrieden in die Hände. »Dann ist das abgemacht. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Herr Doktor. Ich bringe Sie zur Tür.«

Wie ich es insgeheim nicht anders erwartet hatte, brach Frau Stein in Tränen aus, als Großmutter ihr unseren Vorschlag unterbreitete.

»Kind, warum weinen Sie denn jetzt? Möchten Sie denn nicht bei uns bleiben?«

»Das geht doch nicht, Frau Mommsen. Das kann ich nicht von Ihnen verlangen, Sie kennen mich doch gar nicht«, schluchzte Frau Stein.

»Und deshalb weinen Sie so? Dann lernen wir uns eben während der nächsten zwei Wochen kennen.«

»Es ist nur, dass Sie so nett zu mir sind«, brachte sie hervor. »So war schon lange niemand mehr zu mir.«

»Sie können doch sicherlich nähen, Frau Stein, oder?«, mischte sich Käthe ein.

»Lore. Nennen Sie mich doch bitte Lore. Natürlich kann ich nähen, ganz passabel sogar.«

»Prima. Dann könnten Sie mir nämlich einen Gefallen tun, wenn es Ihnen ein bisschen besser geht.« Käthe zwinkerte Großmutter zu. »Ich habe im Moment so viel zu tun, dass ich froh wäre, wenn mir jemand die lästigen Sachen abnähme. Sie wissen schon: Knöpfe annähen, Nähte versäubern, solche Dinge. Das könnten Sie auch im Bett oder auf der Couch machen.«

Lore lächelte unter Tränen. »Das würde ich sehr gern tun. Vielen Dank Ihnen allen.«

»Schön. Und jetzt geben Sie mir Ihre Adresse, dann laufe ich rasch dorthin, hole Ihnen ein paar Sachen und sage Ihren Schwiegereltern, wo Sie sind. Sonst gehen sie noch zur Polizei und melden Sie vermisst.«

Lore schnitt eine Grimasse. »Darauf würde ich nicht wetten. Aber wenn Sie meinen: Sie wohnen in der Gustavstraße 14 in Walle.«

Käthe machte sich auf den Weg und kam nach einer guten Stunde, bepackt mit einem schäbigen Koffer und einem prall gefüllten Kissenbezug, wieder heim. Sie zitterte vor Wut und Anstrengung, als sie sich auf einen Küchenstuhl fallen ließ.

»Diese furchtbaren, furchtbaren Leute! Noch nicht einmal einen Hund würde ich ihnen anvertrauen, geschweige denn ein junges Mädchen.« Aufgebracht fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. »Es schien ihnen völlig gleichgültig zu sein, wo Lore ist und ob ihr oder dem Kind etwas zugestoßen ist. Wisst ihr, was sie zu mir gesagt haben? Lore könne gleich ganz bei uns bleiben. Sie sei ein schamloses Luder und hätte mit der Schwangerschaft ihren einzigen Sohn zur Ehe gezwungen. Sie wollten mir noch nicht einmal ihre Sachen geben. Erst, als ich mit der Polizei gedroht habe, durfte ich in Lores Zimmer.« Sie schnaubte. »Wenn man das überhaupt Zimmer nennen kann. Verschlag wäre zutreffender. Das Haus hat auf einer Seite einen Einschlag abbekommen, und Lore haben sie ausgerechnet dort einquartiert. Es war eiskalt und hat durch die Decke getropft.«

Obwohl das Ehepaar Rath mit seinem Unmut über unsere neue Hausgenossin nicht hinter dem Berg hielt, gewöhnten wir anderen uns rasch an Lores Anwesenheit und konnten uns ein Leben ohne sie bald nicht mehr vorstellen. Sie war immer freundlich und gut gelaunt und geradezu ausgehungert nach ein bisschen Zuneigung. Vor allem an Großmutter hing sie sehr und machte sich, sobald es ihr wieder etwas besser ging, nützlich, wo immer sie konnte. Mit ihrem stetig runder werdenden Bauch wackelte sie durchs Haus, putzte, bügelte, half in der Küche und Käthe beim Nähen. Niemand verlor auch nur ein Wort darüber, dass ihr Aufenthalt bei uns nur vorübergehend wäre.

Großmutter, die Herrin über die Küche, tat ihr Bestes, um aus den immer knapper werdenden Lebensmittelzuteilungen sättigende und zumindest einigermaßen wohlschmeckende Mahlzeiten zuzubereiten. Während die Tanten nach wie vor arbeiteten, hatte ich die Verantwortung für unsere Lebensmittelmarken und lernte auf der Jagd nach Essbarem ganz Bremen neu kennen. Mit prickelnden Fingern sammelte ich junge Brennnesselblätter und Bärlauch, die Großmutter wie Spinat kochte; aus Vogelmiere und wilder Kresse konnte man einen annehmbaren Salat machen.

Mit jedem Tag, der verstrich, wagte sich der Frühling ein wenig weiter in die Stadt hinein. Wenn ich die Augen schloss und ganz tief einatmete, konnte ich unter dem Gestank nach Rauch und Betonstaub, der immer in der Luft zu hängen schien, einen Hauch von aufbrechender Erde und frischem Grün erahnen. Die ersten Krokusse, die ich in diesem Jahr entdeckte, blühten am Fuße eines großen Trümmerhaufens, wo vorher der Vorgarten eines zerstörten Hauses gewesen war.

Die Front kroch langsam, aber stetig näher. Der ständige Bombenalarm versetzte mich schon lange nicht mehr in die atemlose Panik, die ich anfangs empfunden hatte, wenn die Sirenen gellten. Auch wenn Bremen nicht das Ziel der englischen Flieger war, konnten wir Nacht für Nacht das dumpfe Brummen hören, mit dem sie von der Nordsee her über uns hinwegflogen, um ein weiteres Stückchen von Berlin dem Erdboden gleichzumachen.

Obwohl Großmutter uns händeringend darum bat, unser Leben nicht leichtsinnig aufs Spiel zu setzen, scharten Heidrun, Käthe und ich uns beinahe jeden Abend um den Volksempfänger und hörten die BBC. Wie drei Wahrsagerinnen um eine Kristallkugel hockten wir vor dem Radio. Meine Aufgabe war es, so lange am Apparat herumzuschrauben, bis wir den Feindsender empfingen, der uns mit Neuigkeiten aus britischer Hand versorgte.

Ab dem 10. April beschoss auch die britische Artillerie die Stadt. Tag und Nacht dröhnte und krachte es, der Strom fiel aus. Käthe und ich schafften Wasser und Decken, das Sofa aus dem Wohnzimmer, einige Stühle und ein paar Karbidlampen in den Keller. Die nächsten Tage verbrachten wir dort unten und warteten. Auf das Ende, die Niederlage oder die Befreiung. Nicht nur die Luft war zum Schneiden, auch die Stimmung war aufgeladen wie vor einem Gewitter. Ich rechnete schon fast damit, dass es auch in unserem Unterschlupf zu Explosionen kommen würde. Denn wenn Frau Rath nicht leise vor sich hin weinte, klagte sie über die Enge und die schlechte Luft und starrte vorwurfsvoll auf Lores Bauch, bis diese errötend in sich zusammensank. Großmutter versuchte, die schwelende Glut des Streits zu ersticken, hatte aber wenig Erfolg. Erst nachdem Käthe Frau Rath androhte, sie eigenhändig an den Feind auszuliefern, herrschte eisiges Schweigen.

Am 26. April war der Krieg für uns zu Ende. Die Briten hatten Bremen vollständig besetzt, am nächsten Tag folgte die offizielle Kapitulation. Zum ersten Mal seit Wochen schwieg das Artilleriefeuer. Als wir blass und benommen aus unserer Kellergruft empor ans Tageslicht krochen, dröhnte die Stille in unseren Ohren. Ich trat in den Garten und hörte, wie im Kirschbaum eine Amsel sang. Selbstvergessen trällerte sie ein kleines Lied, unbeeindruckt vom Feuer und Qualm um sie herum. Bewegungslos stand ich da, um den Vogel nicht zu erschrecken, und lauschte seinem Gesang, gebannt von so viel schlichter Lebensfreude.

»Ich glaube, der Krieg ist vorbei«, sagte ich zu Großmutter, die neben mich getreten war.

Kopfschüttelnd lief sie ums Haus herum und begutachtete die Schäden. Ein Geschoss hatte die Wohnzimmerecke gestreift und ein großes Loch aus der Mauer gerissen, ein paar Fensterscheiben waren zerbrochen, aber ansonsten schienen wir Glück gehabt zu haben. Ein Stück die Straße hinunter brannten Häuser.

Dann hörten wir ein Geräusch, das zuvor vom Artilleriefeuer und dem Rattern der Maschinengewehre übertönt worden war: das metallische Klirren der Panzer, die sich ihren Weg durch die zerstörte Stadt bahnten. Die Sieger sicherten das Terrain.

In den nächsten Tagen fühlte ich mich wie in der Zeit nach Weihnachten, als ich mich langsam von meinem Schock erholt hatte. Verstörend lebendig spürte ich jede Faser meines Körpers. Ich konnte förmlich hören, wie das Blut in meinen Adern pulsierte, vom steten und zuverlässigen Pumpen meines Herzens in jede Zelle befördert. Gleichzeitig war mir, als stünde ich außerhalb meines Körpers und sähe mir selbst dabei zu, wie ich, genau wie alle anderen auch, die Trümmer meines Lebens zusammensammelte.

Wir waren unendlich erleichtert, dass die Bombenangriffe aufgehört hatten und unser Haus nicht zerstört war. Nachts mussten wir nicht mehr in den Luftschutzkeller, sondern konnten endlich wieder ruhig schlafen. Dennoch war der Alltag noch schwieriger zu bewältigen als zuvor. Die Lebensmittelversorgung war fast gänzlich zusammengebrochen und in den Läden so gut wie nichts mehr zu bekommen. Die Briten hatten eine strenge Ausgangssperre verhängt, anfangs durften nur die Frauen abends zum Wasserholen die Häuser verlassen. Auch Strom und Gas gab es nicht. Wir ernährten uns von kaltem Haferbrei und den Resten von Großmutters Eingemachtem.

Während der nächsten Tage durchkämmten die Briten die Straßen und durchsuchten die Wohnungen nach Waffen und flüchtigen Wehrmachtssoldaten. Als eine Gruppe britischer Soldaten in braunen Uniformen, eskortiert von zwei Panzern, durch die Salierstraße marschierte, standen wir beklommen am Wohnzimmerfenster und beobachteten, was geschah. Mit ihren Maschinengewehren im Anschlag drangen sie immer zu dritt in die Häuser ein. Verschlossene Türen traten sie einfach ein.

»Mach die Tür auf, Heidrun«, sagte Großmutter, als sich die Soldaten unserem Haus näherten. »Und Sie kommen mit uns«, fügte sie streng hinzu, als Herr Rath sich in die Küche verziehen wollte. »Ihr anderen bleibt hier im Wohnzimmer.«

Großmutter, Heidrun und der verzagte Herr Rath erwarteten die Soldaten an der offenen Tür. Ich hörte einen kurzen Wortwechsel zwischen Heidrun und einem der Männer.

»Soldiers or weapons?«

»No soldiers, only women and an old man. One woman is pregnant.«

Unter lautem Trampeln ihrer schweren Stiefel drängten sich die Soldaten an Heidrun vorbei und betraten das Haus. Wir setzten uns nebeneinander aufs Sofa und lauschten atemlos. Sie polterten die Treppe hinauf und durchsuchten das obere Stockwerk, nach kurzer Zeit kamen sie wieder herunter und machten unten weiter. Als sich die Wohnzimmertür öffnete, zuckte Lore neben mir zusammen. Drei Soldaten, zwei von ihnen mit dem Maschinengewehr im Anschlag, betraten den Raum. Der dritte schaute sich schnell im Zimmer um. Uns streifte er mit einem Blick, sah uns aber nicht an, als wären wir genauso Teil der Einrichtung wie die Stehlampe in der Ecke. Er sagte etwas zu einem der beiden anderen, das ich nicht verstand. Daraufhin ging dieser auf uns zu und bedeutete uns mit einem Wink seines Maschinengewehrs, vom Sofa aufzustehen. Er zog es ein Stück von der Wand weg und spähte dahinter. Währenddessen öffnete der andere Bewaffnete Schubladen und Schranktüren. Immer noch sah uns keiner der Männer an. Plötzlich schien es mir unendlich wichtig, dass sie uns als Menschen wahrnahmen, nicht nur als besiegte Feinde. Ich starrte dem Befehlshabenden trotzig ins Gesicht, um ihn dazu zu bringen, mich anzusehen. Als sein Blick mich streifte, fühlte ich den irrwitzigen Drang, meinen Ärmel hochzukrempeln, um ihm zu zeigen, dass ich keine Tätowierung mit meiner Blutgruppe hatte, wie es bei den Mitgliedern der Waffen-SS üblich war. Aber natürlich tat ich das nicht. Ich senkte den Kopf und starrte auf meine Hände.

An diesem Tag erfuhren wir, dass Hitler sich in Berlin umgebracht hatte. Eine Woche später war der Krieg vorbei. In den letzten Wochen und Monaten hatte ich mir diesen Moment oft vorgestellt. In meiner Fantasie lagen wir uns in den Armen, lachten und weinten und winkten den Befreiern zu. Doch die Wirklichkeit war seltsam schal. Gesittet waren die Sieger in die ausgestorbene Stadt eingezogen, von den Verlierern keine Spur. Jubeln konnte ich nicht, ich war nur müde und traurig.

Nach den Briten marschierten die Amerikaner in Bremen ein. Schon vor der Kapitulation hatten die Sieger das Deutsche Reich, das es nun nicht mehr gab, unter sich aufgeteilt: Die USA und Frankreich teilten sich den Süden und Westen, die Briten besetzten den Norden, Russland den Osten des Reiches. Damit die USA Truppen und Güter in die von ihnen besetzten Gebiete transportieren konnten, traten die Briten ihnen Bremen als Versorgungshafen ab. So wandelte sich erneut das Bild der besetzten Stadt, und Bremen wurde zu einer amerikanischen Insel inmitten des britischen Hoheitsgebietes.