Freiwilligen-Management
Wie Bewohner, Freiwillige und Einrichtungen profitieren
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Druck: BWH GmbH, Hannover
Foto Titelseite: weerapat1003, fotolia
ISBN 978-3-86630-507-6
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Freiwilligen-Management
Wie Bewohner, Freiwillige und Einrichtungen profitieren
VINCENTZ NETWORK
Inhalt
Einleitung/Vorwort
Einführung ins Thema – Grundlagen
Was bedeutet Ehrenamt?
Neue Begrifflichkeiten
Entwicklungslinien des Ehrenamtes
Wandlungsprozesse
Zusammenfassung
Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements
Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die Pflegeeinrichtung
Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die pflegebedürftigen Menschen
Fazit
Grundlagen einer gelingenden Ehrenamtsarbeit
Ehrenamt ist Chefsache
Die gelingende Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen
Die Rahmenbedingungen
Motive und Beweggründe von ehrenamtlich Engagierten
Umfragen
Handlungsansätze aus den Umfrageergebnissen
Strukturen und systematisierte Prozesse im Freiwilligenmanagement
Das Ehrenamtskonzept
Organisationsstrukturen
Die Kommunikationsstruktur
Die Einführung neuer Ehrenamtlicher
Die Gewinnung neuer und jüngerer Ehrenamtlicher
Weitere Möglichkeiten der Gewinnung
Projektbezogenes Engagement
Berufstätige Ehrenamtliche
Die Einbeziehung der Flüchtlinge im Ehrenamt
Kulturelle Vielfalt im Ehrenamt
Begleitung, Anleitung und Schulung von freiwillig Engagierten
Arbeitsgruppe oder Qualitätszirkel
Hauskonferenz
Schulungen
Unentgeltlich, aber nicht umsonst
Schlussbemerkungen und Ausblick
Ihr exklusiver Bonus an Informationen!
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Einleitung/Vorwort
Als Wohnbereichs- und Pflegedienstleitung und später in meiner Funktion als Einrichtungsleitung einer Pflegeeinrichtung erlebte ich die Arbeit mit Ehrenamtlichen nicht immer konfliktfrei.
Zu Beginn meiner Leitungstätigkeit war es oft so, dass nach einem Fest, an dem Ehrenamtliche uns unterstützten, jeder plötzlich noch etwas anderes vorhatte. Ich bedankte mich herzlich wie sich das gehört bei allen freiwilligen Helfern und stand dann alleine da, um das Chaos wieder in Ordnung zu bringen.
Den Hausmeister hatte ich, um Kosten zu sparen, in der Zwischenzeit nach Hause geschickt. Die Pflegemitarbeiter mussten sich um die Bewohnerinnen und Bewohner kümmern und diese „bettfertig“ machen. Die Hauswirtschaftsmitarbeiterinnen mussten abräumen und das Geschirr spülen. Angehörige, die beim Fest anwesend waren, wollten noch Anliegen mit mir besprechen oder einen kleinen Smalltalk machen.
Bis ich mich dann daran machte, die Tische und Stühle zum Teil ins Lager oder an Ort und Stelle zu bringen und die vielen anderen Materialien, wie Liederbücher und Deko, aufzuräumen, war es schon sehr spät geworden und noch später, bis ich ermattet Feierabend machte. Selbstverständlich lag das „Verschulden“ dieser Situation an meiner Person, da ich keine klaren Absprachen getroffen hatte.
EIN ANDERES BEISPIEL: Wir machten immer monatlich einen größeren Rollispaziergang mit einem schönen Ziel, zum Beispiel zu dem Aussiedlerhof mit Streicheltieren, dem Supermarkt oder der Gärtnerei mit Gewächshäusern. Diesen Tapetenwechsel möglichst vielen Bewohnern zu ermöglichen, ist ohne ehrenamtliche Unterstützung undenkbar und auch unbezahlbar.
Wie wertvoll es für pflegebedürftige Menschen ist, wenn sie aus der Einrichtung herauskommen, wenn sie einen Schwatz über den Gartenzaun mit alten Bekannten oder Nachbarn halten können, wenn sie also Teilhabe an der Gemeinschaft erleben, brauche ich Menschen, die professionell oder ehrenamtlich in einer Pflegeeinrichtung arbeiten, nicht zu erzählen.
Wir hatten das Glück, dass uns viele Bürger der Gemeinde unterstützten und uns auch Angehörige auf den Spaziergängen gerne begleiteten. So machten sich also immer 10 bis 12 ehrenamtlich Engagierte und eine hauptamtliche Betreuungsmitarbeiterin oder meistens auch ich selbst mit den Bewohnern auf den Weg.
Doch bevor es losgehen konnte, galt es, diesen kleinen Ausflug logistisch zu planen. Nicht alle Bewohnerinnen hatten einen eigenen Rollstuhl, außerdem sollten auch nicht immer nur dieselben Bewohner in den Genuss kommen. So waren die Vorbereitungen nach folgendem Fragenkatalog zu treffen:
Wer geht mit? Wer hat einen eigenen Rollstuhl? Wer hat keinen und benötigt einen vom Haus? Welcher Rollstuhl kann von einem anderen Bewohner, der nicht mit kann oder möchte, ausgeliehen werden? Wer schiebt wen?
Dies galt es in einer Liste festzuhalten, damit beim Eintreffen der Helfer kein Chaos ausbrach und jeder wusste, welchen Bewohner er zu schieben hatte.
Dann die Rollstühle selbst: Sind sie straßensicher? Sind Fußstützen da? Sind die Reifen aufgepumpt? Sind die Bremsen in Ordnung? Ist das Sitzkissen vorhanden und sauber? Das alles sind Aufgaben, die von der Organisatorin des Spazierganges zu erledigen sind.
Wenn es soweit war, dass es losgehen sollte – meist gleich nach dem Kaffee nachmittags – und die ehrenamtlichen „Schieber“ kamen, war es häufig so, dass die Helfer nicht wussten, in welchem Zimmer die pflegebedürftige Person wohnt, wo die Jacken zu finden sind, wie man die Jacke jemandem, der im Rollstuhl sitzt, anziehen kann und wie die Fußstützen anzubringen sind.
Ich war überall und bei jedem, unterstützte hier und dort, flitzte hin und her und wenn wir starten konnten, war ich schon fix und fertig!
So waren die hauptamtlichen Mitarbeiter dann nach jeder Aktivität froh, wenn es vorbei war. „Gott sei Dank, das Sommerfest ist rum. Nun kann ich dokumentieren, wer dabei war. Puh – der Spaziergang – wieder geschafft!“
Ohne Einarbeitung der ehrenamtlichen Helfer, ohne klare Absprachen, kann der Spaß und die Freude an der gemeinsamen Aktivität blieben auf der Strecke bleiben!
Da können bei verantwortlichen Leitungspersonen die Gedanken aufkommen, dass es doch einfacher wäre, nur mit hauptamtlichen Mitarbeitern zusammen zu arbeiten. Die Planung und Organisation ist auf professioneller Ebene einfacher und schneller durchzuführen.
Doch wie einseitig wäre das Leben für unsere pflegebedürftigen Menschen in der Einrichtung ohne das freiwillige Engagement? Und es geht bei unserer Arbeit nun mal um die Menschen, die wir betreuen und nicht um unsere eigenen Befindlichkeiten.
Hauptamtliche Mitarbeiter sind verrichtungsorientiert, sie denken in Schichtabläufen, alles ist durchgetaktet. Oft klagen sie über Zeitmangel und versuchen dennoch so gut es geht, bewohnerorientiert, liebevoll und zugewandt ihre Arbeit zu erledigen.
Ehrenamtlich Engagierte aber bereichern das Leben durch Abwechslung, Geschichten von außen und Zeit zum Zuhören. Sie kennen oft die pflegebedürftigen Menschen auch noch aus früheren Tagen und haben oft Biografiewissen.
Wenn ich heute nach dreijähriger Einführung eines strukturierten Ehrenamtskonzeptes und mit meiner Erfahrung als Referentin für das Ehrenamt zurückschaue, kann ich nur den Kopf schütteln und milde über mein damaliges Vorgehen lächeln.
Wenn wir die Ehrenamtlichen gut einarbeiten, sie beteiligen, sie anleiten und begleiten, wenn wir voneinander lernen, den anderen respektieren und wertschätzen, können wir gemeinsam das Beste für unsere pflegebedürftigen Menschen erreichen.
Wenn jeder seine Kompetenzen und Ressourcen am richtigen Platz einbringt, die Hauptamtlichen und die Ehrenamtlichen, wird durch diesen Bürger-Profi-Mix eine individuelle Zuwendung und rundum Versorgung zum Wohle unserer Bewohner gewährleistet.
Darum gilt es, die Hauptberuflichen in der Pflege zur Begleitung und Anleitung der Ehrenamtlichen zu befähigen. Es geht wie so oft um Haltung. Und es geht darum, die Ehrenamtsarbeit konzeptionell zu gestalten. Durch systematisches Vorgehen, durch Strukturen die verlässlich sind und möglichst wenig dem Zufall überlassen.
ACHTUNG: Dieses Buch ist mit dem Erfahrungshintergrund aus einer Pflegeinrichtung in Trägerschaft eines Wohlfahrtsverbandes geschrieben. Beispiele und Erfahrungen stammen aus diesem Zusammenhang. Das Thema Ehrenamt ist in kommunalen Einrichtungen oder in Häusern in privatwirtschaftlicher Trägerschaft genauso wichtig und bedeutsam – insofern sind auch diese Einrichtungen Zielgruppe dieses Buches.