Impressum

Die amerikanische Originalausgabe Sniper Elite: One-Way Trip erschien 2013 im Verlag Touchstone.

Copyright © 2013 by Scott McEwen und Thomas Koloniar

1. Auflage März 2016

Copyright © dieser Ausgabe 2016 by Festa Verlag, Leipzig

Veröffentlicht mit Erlaubnis von Touchstone, ein Unternehmen von Simon & Schuster, Inc.

Lektorat: Katrin Hoppe

Titelbild: Arndt Drechsler

Alle Rechte vorbehalten

eISBN 978-3-86552-440-9

www.Festa-Verlag.de

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8

Afghanistan,

Provinz Nuristan, Dorf Waigal

Badira aß gerade ihre Mittagsmahlzeit, als Sabil Nuristani, der Dorfälteste, in die Hütte kam und fragte, wo er Naeem finden könne.

»Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ich habe ihn seit heute Morgen nicht gesehen. Ich glaube, er ist nach Kabul aufgebrochen.«

Sabil sah in das Zimmer, in dem Sandra schlief. Sie trug wieder ein schmutziges Gewand und war am Knöchel ihres verletzten Beines an das Bett gefesselt. »Wie lange wird sie es noch machen?«

Badira war die Frage leid. »Es kommt darauf an.«

»Worauf?«

»Wie viel mehr Gewalt man ihr antut.«

Der alte Mann grübelte tief besorgt. Er war weder ein Taliban noch ein Paschtune. Er gehörte zu den Kalasha, und das Kalasha-Volk war anders als Naeem und seine waghalsige Bande von Wahhabi-Fanatikern, einem ultrakonservativen Ableger des Islams. Sabils Vorfahren, jene aus dem Nuristani-Zweig, hatten seit Jahrhunderten am Hindukusch gelebt. Der Name der Provinz war vom Namen seiner Familie abgeleitet. Die Kalasha hatten ihre eigenen Traditionen, ihre eigenen Bräuche und ihnen gefiel die militärische Anwesenheit der Taliban und ihrer neuen Freunde der HIK überhaupt nicht.

Naeem war ein Emporkömmling, ein Anführer aus dem paschtunischen Süden, der nach Norden geschickt worden war, um die Taliban-Präsenz angesichts der wachsenden Hizbi-Fraktion zu stärken. Er hatte das Dorf Waigal nicht nur ausgewählt, weil es abgelegen hoch oben in den Bergen lag, sondern auch weil hier die meisten Männer mittleren Alters in den jüngsten regionalen Auseinandersetzungen um Land und Rohstoffe ums Leben gekommen waren. Nun war es ein Leichtes, die restlichen Dorfbewohner durch Angst unter Kontrolle zu bringen. Die Teenager-Jungen des Dorfes hatten keine Väter, die ihnen die Stammesbräuche beibringen konnten, niemanden, der ihnen den Weg weisen konnte oder darauf achtete, dass sie nicht auf die schiefe Bahn gerieten. Naeems Heldengeschichten über den Dschihad – von denen Sabil die meisten für Lügen hielt – hatten bei ihnen großen Eindruck gemacht und sie waren betört von Naeems Versprechen über das Jenseits und all die Frauen, die sie haben würden, wenn sie im Kampf gegen die Ungläubigen fielen.

»Ich habe eine Nachricht an Aasif Kohistani geschickt«, gestand Sabil nach einer Weile. »Wenn er herausfindet, dass Naeem versucht, die Amerikanerin gegen Lösegeld …«

»Aber er ist ein Hizbi!«, rief Badira, die die HIK noch mehr fürchtete als die Taliban. »Das hättest du nicht tun sollen. Naeem wird dich umbringen.«

»Es ist getan. Die Frau ist für uns alle eine Bedrohung. Dieses Dorf ist sehr schwer anzugreifen, also werden die Amerikaner nicht zwischen Schuld und Unschuld unterscheiden, wenn sie kommen. Sie werden auf alles Bomben abwerfen und alle erschießen.« Er kaute an den Nägeln, vollkommen überzeugt, dass sie alle in großer Gefahr schwebten.

»Ich wünschte, du hättest gewartet«, klagte Badira. »Die Lösegeldforderung ist schon nach Kabul geschickt worden.«

Sabil winkte ab. »Sie werden nie bezahlen. Die Summe, die Naeem fordert, ist aberwitzig. Seine Wahhabi-Ideen haben ihm den Verstand vernebelt. Ich habe ihn sogar mal am Lagerfeuer damit prahlen hören, dass er einmal den Großen Osama kennengelernt hat. Kannst du dir das vorstellen? Als ob Bin Laden sich mit so einem Narren überhaupt abgegeben hätte.«

»Bin Laden war ein Narr«, tat ihn Badira müde ab. »Sein Dschihad hat uns nichts als Kummer gebracht.« Sie blickte kurz in das Zimmer, in dem Sandra unruhig träumte. »Du weißt, dass Aasif Kohistani dieses Dorf vollkommen egal ist – und du auch. Er wird vielleicht kommen und die Amerikanerin fortholen, aber er wird dich nicht vor Naeem beschützen.«

»Solange er sie nur von hier fortholt«, entgegnete Sabil, »habe ich meine Schuldigkeit für dieses Dorf getan. Naeem wird voraussichtlich nicht mehr lange leben. Das tun Fanatiker wie er nie.«

Kurz darauf ging er. Badira betrat Sandras Zimmer und weckte sie. »Du musst deine Medikamente nehmen und etwas trinken. Du trocknest aus.«

Die Antibiotika hielten die Entzündung in Schach, aber Sandras Schusswunde war trotzdem gereizt und schmerzhaft. »Bist du sicher, dass du nichts Stärkeres als Aspirin hast?«, fragte sie. »Der Schmerz ist furchtbar. Ich kann es nicht mehr aushalten.« Sie war am Rande der Verzweiflung.

Badira betrachtete sie. »Ich kann dir Opium geben. Das ist alles, was ich habe.«

»Heroin?«

»Nein, Opium … Schlafmohn.«

Sandra stimmte wimmernd zu. »Ist gut. Alles.«

Badira ging zur Tür und bat ihren Wächter, ein Junge im Teenageralter, zu einem der Dorfälteren zu gehen und ihr etwas Opium und eine Pfeife zu besorgen.

Der Junge stand auf, eine AK-47 baumelte unbeholfen über seiner Schulter. »Für dich?«

»Für die Amerikanerin. Beeil dich. Sie hat starke Schmerzen.«

Der Junge sah sie skeptisch an. »Die Ältesten werden nicht …«

»Sag ihnen, dass Naeem es befohlen hat. Los!«

Er sah sie einen Moment lang wütend an, dann drehte er sich um und ging.

Etwa 20 Minuten später kehrte er mit einer kleinen, handgearbeiteten Holzkiste zurück, die er in das Zimmer brachte, in dem Badira Sandras Wunde säuberte.

»Gut.« Sie nickte ihm zu. »Stell sie auf den Tisch.«

Der Junge stellte die Kiste auf den Tisch und sah dann Sandra voller Verachtung an. »Ich dachte, die hassen Opium.«

Sandra wandte die Augen ab.

»Sie hat starke Schmerzen«, erklärte Badira. »Jetzt geh bitte wieder hinaus.«

»Ihr Schmerz ist wichtig genug für Opium, aber unserer nicht? Sie ist scheinheilig – genau wie Naeem gesagt hat.« Er griff nach dem Ausschnitt des losen Gewandes, um einen Blick auf Sandras Brüste zu erhaschen, aber Sandra hielt es fest und schlug seine Hand zur Seite.

Er schlug ihr ungeschickt ins Gesicht und schrie: »Fass mich nicht an, ungläubige Hure!«

Badira sprang von ihrem Stuhl auf und schubste ihn zur Tür. »Raus! Ich habe die Verantwortung für sie, wenn Naeem nicht da ist. Raus jetzt!«

»Für wen hält sie sich?«, verlangte der Junge zu wissen, warf die Hände hoch und brüllte: »Ich bin ein Soldat. Sie ist unsere Gefangene. Sie tut, was wir sagen!«

»Und du tust, was ich sage!«, zischte Badira giftig und zog das Tuch von ihrem Gesicht, sodass er ihre schreckliche Verstümmelung sehen konnte. »Raus jetzt!«

Der Junge wich vor ihr zurück, von dem Gesicht erschreckt, das ihm nur Sekunden zuvor sehr hübsch erschienen war, zwei wunderschöne Augen, die ihn über einem kastanienfarbenen Hijab ansahen.

»Das werde ich Naeem sagen!«, drohte er über seine Schulter hinweg, als er aus dem Raum floh.

»Sicher wirst du das!«, rief sie ihm nach. »Du wirst ihm erzählen, dass du vor einer Frau weggelaufen bist! Wenn ich den Tag doch nur erleben könnte!«

Sie zog den Vorhang vor die Tür und öffnete das Kästchen auf dem Tisch.

»Was hat er gesagt?«, fragte Sandra. Die Konfrontation hatte für kurze Zeit ihre Aufmerksamkeit von dem Schmerz abgelenkt.

»Sie sind jung und dumm«, antwortete Badira nur und nahm eine erbsengroße Menge Rauchopium aus der Kiste, zusammen mit einer kurzen Pfeife und einem Kerzenstummel.

Sandra stützte sich mühsam auf einen Ellbogen. »Muss ich es rauchen?«

»Du bist hier nicht im Krankenhaus«, erinnerte Badira sie.

Die winzige Keramikpfeife war aus weißem gebranntem Ton gemacht und kaum größer als Sandras Daumen. Badira legte das Opiumkügelchen in den Pfeifenkopf und reichte sie ihr. Dann zündete sie die Kerze an und bedeutete Sandra, näher an den Tisch zu rücken. »Bring die Pfeife nah an die Flamme«, erklärte sie ihr. »Saug die Flamme in den Pfeifenkopf und atme den Rauch ein.«

Sandra befolgte die Anweisungen und inhalierte tief den Rauch in ihrem verzweifelten Versuch, den Schmerz in ihrem Bein zu lindern. Sie atmete zweimal ein und wurde schnell in eine andere Realität gezogen. Jeder Muskel ihres Körpers entspannte sich und ihr Kopf schien plötzlich zentnerschwer. Badira fing sie auf und half ihr, sich wieder auf das Bett zu legen, deckte sie zu und beobachtete, wie die junge Frau auf einer Opiumwolke davonglitt.

Badira wusste, dass dies der Anfang von Sandras Opiumsucht war, aber wenn Aasif Kohistani hier ankam, bevor Naeem zurückkehrte, um sie den Amerikanern auszuliefern, dann wäre eine Sucht noch ihr kleinstes Problem. Für den Moment war es besser, sie benebelt und schmerzfrei zu halten. So würde sie kaum mitbekommen, wie ihr geschah, wenn Naeem sich entschloss, sie wieder zu vergewaltigen.

9

Afghanistan,

Luftstützpunkt Jalalabad

Gil stand im Heck der Boeing 727 und sah die kurze Treppe hinunter, die vom Flugzeug zur Rollbahn zwei Meter unter ihm führte. Chief Steelyard stand, die Fäuste gegen die Hüfte gestemmt und gedankenverloren an seiner nicht angezündeten Zigarre kauend, am unteren Ende der Treppe und sah zu ihm hinauf.

»Jetzt weiß ich, wie D. B. Cooper sich gefühlt haben muss«, bemerkte Gil. Der legendäre D. B. Cooper hatte im November 1971 eine 727 entführt und 200.000 Dollar Lösegeld für die Passagiere gefordert. Nachdem das Lösegeld zum Flugzeug geliefert worden war, zusammen mit vier Fallschirmen, ließ Cooper den Flieger wieder abheben, augenscheinlich in Richtung Mexiko. Aber das war nur eine List. Cooper war irgendwo zwischen Portland, Oregon und Seattle, Washington, hinten aus der 727 gesprungen, genau wie Gil es bald tun würde, und ward nie mehr gesehen. Das FBI behauptete seitdem, Cooper konnte den Sprung nicht überlebt haben. Soweit Gil wusste, hatte niemand jemals so einen Sprung versucht, weder vorher noch nachher.

Steelyard zog die Zigarre zwischen den Zähnen hervor und deutete damit auf den Flugzeugrumpf über seinem Kopf. »Diese Scheiße ist verflucht nahe dran, über die Pflichterfüllung hinauszugehen. Du hast die Triebwerke von drei Pratt & Whitneys direkt über deinem verdammten Kopf. Sollten diese Piloten die Kiste nicht genau waagerecht fliegen, wenn du springst, wird der Abgasstrahl dich zerfetzen.«

Gil trottete die Treppe hinunter. »Sie werden beim Runterdrosseln versuchen, auf 200 Knoten zu kommen – so weit es eben geht, ohne die Maschine abzuwürgen.«

»Es gefällt mir trotzdem nicht.«

»Sie haben Coopers Leiche nie gefunden, Chief. Ich glaube, er hat es geschafft. Und ich werde es auch schaffen.«

Der ältere SEAL schüttelte den Kopf und rückte seine Mütze zurecht. »Da hat sich die SOG ja was Feines ausgedacht. Was ist mit den Passagieren? Ich glaube, denen würde ein plötzlicher Druckabfall in der Kabine auffallen.«

»Lerhers Techniker haben schon die Zufuhr für die Sauerstoffmasken in der Kabine gekappt«, erklärte Gil. »Der Flug wird nicht ausgebucht sein, nur 19 Passagiere. Drei Minuten bevor ich abspringe, wird der Pilot den Druck in der Kabine auf 3 psi senken und alle k. o. hauen. Meine Stewardess und ich werden dann schon im hinteren Flugzeugteil versteckt sein und Sauerstoffmasken tragen. Die Passagiere werden innerhalb von 60 Sekunden das Bewusstsein verlieren und dann haben wir eine Minute Zeit, um die Treppe für meinen Absprung runterzulassen. In weniger als drei Minuten wird die Kabine wieder verschlossen und der Druck wiederhergestellt sein. Ein paar Minuten später werden alle aufwachen – zu Tode erschrocken, aber ahnungslos.«

Zwei CIA-Techniker rollten in einem Wartungstruck an und parkten direkt unter dem Heck der 727. Sie kletterten auf die Ladefläche, wo ein Schweißgerät an der Fahrerkabine lehnte. Einer von ihnen stellte das Gerät an und der andere klappte eine Trittleiter auf. Dann zog der Schweißer dicke Lederhandschuhe und eine dunkle Schutzbrille an und erklomm die Leiter, um ein paar Schweißpunkte an zwei schwingenden metallenen Tragflächenprofilen anzubringen. Sie waren nur wenig kleiner als Tischtennisschläger und zu beiden Seiten der Treppe am Rumpf angebracht.

»Was zum Teufel sind das für Teile?«, fragte Steelyard.

»Sie heißen Cooper Vanes«, erklärte der Techniker, der die Leiter hielt. »Sie sind gefedert. Wenn das Flugzeug in der Luft ist, drückt der Luftzug auf die Profile und dreht sie so, dass sie die Treppe in der hochgezogenen Position abschließen. Wenn das Flugzeug wieder langsamer wird, gehen sie von alleine wieder auf. Wir schweißen sie so fest, dass sie offen bleiben, damit man die Treppe im Flug herunterlassen kann.«

Steelyard sah Gil an. »Man lernt doch nie aus.« Er reckte das Kinn. »Wer ist das?«

Gil drehte sich um und sah eine kräftige Frau über das Rollfeld stapfen. Sie trug dunkle Hosen, einen kastanienbraunen Rollkragenpullover und ein violettes Kopftuch. Ihr Gesicht war grob und der Blick in ihren achatschwarzen Augen hart. Ein Army-Wachtposten hielt sie kurz an und prüfte ihre Papiere, ehe er sie passieren ließ.

»Sie ist eine Agentin vom MIT«, erläuterte Gil. MIT war der türkische Geheimdienst. »Die Stewardess, von der ich eben geredet habe.«

»Grundgütiger«, murmelte Steelyard. »Tut mir leid, das zu hören, kleiner Gilligan.« Gil zuckte unwillkürlich zusammen, als er seinen Spitznamen hörte. Nie schien ihm der Vergleich mit dem glücklosen Trottel aus Gilligan’s Island, der im Nirgendwo strandete, treffender.

Die Frau näherte sich und starrte Gil an, ohne Steelyard auch nur eines Blickes zu würdigen. »Findet das Flugzeug Ihre Zustimmung, Master Chief Shannon?« Ihre Stimme war tief und ihr Akzent stark, aber ihr Englisch war gut verständlich. Sie war offensichtlich sehr stolz darauf, mit DEVGRU an so einer kühnen Mission beteiligt zu sein.

»Das tut es, danke, Melisa.«

»Wir werden nach Kandahar aufbrechen, sobald das Flugzeug fertig ist«, informierte sie ihn. »Man sagte mir, Sie werden ein paar Stunden später nachkommen.«

»Das stimmt«, bestätigte er. »Ich muss meine Ausrüstung für den Sprung vorbereiten.«

»Also gut.« Sie gab ihm die Hand. »Bis wir uns in Kandahar wiedersehen.«

»Bis in Kandahar.« Er nickte knapp und widerstand dem irrwitzigen Impuls, die Hacken zusammenzuknallen. Sie hätte es bestimmt nicht lustig gefunden.

Sie sahen ihr nach.

Steelyard nahm die Zigarre aus dem Mund und spuckte auf den Boden. »Schade, dass sie nicht mit dir abspringt. Sie könnte wahrscheinlich zehn von den Mistkerlen mit bloßen Händen erledigen.«

Gil gluckste. »Komm, lass uns einen Blick auf die Ausrüstung werfen, die Lerher mir besorgt hat.«

Die Ausrüstung, die Lerher für ihn vorbereitet hatte, lag in dem Hangar, in dem SOAR auch ihre High-Tech-Hubschrauber versteckte. Das Kit selbst steckte in einer Aluminium-Box, die kaum größer als Gils eigene Transportboxen war, die jetzt an der Wand aufgestapelt lagen. Es war sonst niemand in der Nähe, als Gil und Steelyard die dicken Vorhängeschlösser an beiden Seiten aufschlossen.

Das erste Teil, das Gil aus der Kiste hob, war ein Waffenkoffer aus Hartplastik, in dem ein Dragunow-Scharfschützengewehr, kurz: SWD, mit einem russischen PSO-1-Zielfernrohr steckte. Er setzte den Koffer auf einer Werkbank ab und öffnete ihn. Der Schaft des Gewehrs war aus verwittertem Holz, aber er war vor Kurzem mit Leinöl abgerieben worden und insgesamt in gutem Zustand. Problemlos nahm Gil das Gewehr sofort auseinander. Die Waffe war ein russisches Fabrikat von hoher Qualität, keines dieser chinesischen oder iranischen Lizenzprodukte.

»Wenigstens ist es von Ischmasch«, bemerkte er und warf einen kurzen Blick auf Steelyard, als er den Namen des russischen Herstellers nannte.

»Ich schätze, Lerher konnte sich keinen Kunststoffschaft leisten«, knurrte der.

»Na ja«, zögerte Gil, der sehr genau wusste, dass Steelyard Lerher nicht ausstehen konnte, »wenn du mal drüber nachdenkst, es rennen nicht gerade viele Hadschis mit brandneuen SWDs im Iran rum.« Er steckte ein gebogenes Plastiklämpchen in den Lauf und sah, dass er einwandfrei war. »Das Rohr ist brandneu. Sie haben ein paarmal damit gefeuert, um es einzuschießen, aber das war’s.«

»Das will ich verdammt noch mal hoffen.« Steelyard sah sich um, um sich zu vergewissern, dass sie alleine waren, dann zog er ein Streichholz aus der Tasche und steckte seine Zigarre an. »Mach dir keine Sorgen, wenn ich uns in die Luft jage, werden die wissen, wer’s war.«

Gil lächelte.

Zu seiner Freude entdeckte er in der Kiste als Nächstes einen Colt 1911 Government Kaliber 45. Die halbautomatische Pistole konnte man überall auf der Welt finden. Weniger freute ihn, dass die Schlagfeder schwächer war, als sie hätte sein sollen. Er nahm die Waffe bis auf die kleinsten Einzelteile komplett auseinander und entdeckte, dass auch der Schlagbolzen ziemlich abgenutzt war. Der Lauf dagegen erwies sich als brandneu.

»Chief, meine Kimber ist in dem Zweier-Kasten da drüben. Würdest du sie mir holen? Ich werde die Feder und den Schlagbolzen ausbauen. Dann kann ich auch gleich mein gebogenes Schlagfedergehäuse benutzen. Ich schätze, Lerhers Lieferant wird ihm das Teil gratis zu dem SWD dazugegeben haben.«

Steelyard lachte und machte sich auf den Weg zu Gils Kistenstapel.

Plötzlich schallte eine Stimme durch den Hangar. »Aaach-tung! Offizier auf Deck!«

Gil und Steelyard drehten sich langsam um, sie waren beide genervt, bis sie sahen, wer es war. Dann lächelten sie und schüttelten den Kopf.

»Was zum Teufel?«, rief Captain Daniel Crosswhite, United States Army Special Forces, während er durch den Hangar auf sie zustolzierte. »Ich dachte, Tintenfische müssen sofort Haltung annehmen, wenn sie das hören!«

Gil grinste, als er ihn ansah. »Wir sind Frösche, du dummer Sack.«

»Ach, scheißegal.« Crosswhite lachte und schüttelte beiden die Hand. Er gehörte zur Delta Force. »Hab gehört, ihr Navy-Schwänze braucht ein bisschen Hilfe.«

»Hast du Lust, für mich in den Iran zu springen?«, fragte Gil spontan. Er wusste, dass Crosswhite einer der zuverlässigsten Leute war, die er kannte.

Crosswhite starrte ihn an. »Ist nicht wahr.« Er war ein gut aussehender Typ mit schwarzem Haar und dunklen Augen, schmal, aber muskulös gebaut und mit einem ansteckenden, unbekümmerten Lachen.

»Ich springe aus dem Scheißteil da drüben.« Gil deutete mit dem Kinn auf die 727, die gerade in Richtung Startbahn rollte.

Crosswhite pfiff leise durch die Zähne. »Die Pratt & Whitneys können dir den Arsch grillen, Alter.«

Gil sah Steelyard an. »Siehst du, wie schnell diese Green Beanies sich wegen ein bisschen Luftzug ins Hemd machen?«

Crosswhite lachte. »Du wirst noch an mich denken, wenn deine verdammten Arme und Beine wegfliegen. Ich wette, du springst auch noch im Scheißdunkeln.«

»Kann man auch wann anders springen?«

Crosswhite wurde plötzlich sehr ernst. »Hör mir zu, Gilligan: Zieh alles ein! Ich mach keine Witze. Du rollst dich so eng wie nur möglich zusammen, wenn du in diesen Windschatten kommst, kapiert?«

Gil nickte, ebenso ernst. »Glaub mir, das hab ich vor.«

»Das Beschissene ist: Ich bin neidisch. Was ist mit dir, Chief?«

»Wär ich so alt wie du, klar«, gestand Steelyard. »Aber jetzt … bin ich verdammt noch mal zu alt für diese James-Bond-Scheiße.«

Gil wies mit dem Daumen auf Steelyard. »Nächste Woche fängt sein Fingermalkurs an.«

Steelyard zog lange an seiner Cohiba, ehe er den Rauch als dicke Wolke hinausblies. »Ich glaube, du verwechselst da was. Nächste Woche fingere ich deine Schwester.«

Alle drei lachten und machten sich wieder daran, Gils restliche Ausrüstung durchzugehen.

»Scheiß auf Lerher«, murmelte Gil wenig später. »Ich nehme meinen ölgedämpften Kompass mit. Dieses chinesische Schrottding wird da oben einfrieren und kaputtgehen.«

»Was ist mit diesem Haufen Mist?« Crosswhite hielt ein chinesisches Militärfunkgerät hoch. »Meint die SOG das ernst?«

»Unglücklicherweise muss das Ding mit«, grummelte Gil.

»Also, das geht echt gar nicht«, meinte Crosswhite. »Keiner meiner Froschfreunde springt allein und nur mit so einem chinesischen Scheißteil in feindliches Gebiet.«

Er holte sein Handy hervor.

»Joe, hier ist Crosswhite. Hör zu, ich brauche einen Gefallen … Hey, beruhig dich! Ich hab dich noch gar nicht gefragt.« Crosswhite verdrehte die Augen und flüsterte: »Er ist G2. Army-Geheimdienst.« Er sprach wieder ins Handy: »Ich will, dass du einem Froschkumpel eines von den Dingern leihst. Du weißt, welches Ding – das Ding-Ding! Ach ja? Ich würde ja sagen, du schuldest mir noch was für diese abgedrehte Scheiße in Dallas, Mann … oder hast du das vergessen?« Kurz darauf war das Gespräch beendet.

»Okay, ist alles bereit«, teilte er Gil mit. »Wenn dieses beschissene Funkgerät den Geist aufgibt, können wir dich jetzt trotzdem finden.«

»Aber womit denn nun eigentlich?«, wollte Gil wissen und wechselte einen ratlosen Blick mit Steelyard.

»Ein PDA-Prototyp, an dem wir arbeiten«, antwortete Crosswhite. »Joe wird’s dir erklären. Jetzt sag mir, was zum Teufel mit Sandra abgeht. Ich hab da was von einem echt abgefuckten Video gehört.«

10

Afghanistan,

Kabul, CID

Elicia Skelton war ein US Army Warrant Officer und Teil des Army Criminal Investigation Command, dem die Criminal Investigation Division, kurz: CID, unterstand. Sie war 27, Halbchinesin, mit einem jugendlichen Gesicht und dunklem Haar, das sie im vorgeschriebenen Army-Knoten zusammengebunden hatte, und trug eine Army-Kampfuniform mit CID-Aufnähern auf beiden Schultern. Sie marschierte den Flur hinunter bis zur Tür ihres Vorgesetzten, wo sie forsch an den Holzrahmen klopfte.

Brent Silverwood sah geistesabwesend von seinem Computer auf. Er war ein ziviler Ermittler bei der CID, 50 Jahre alt, schlank und gut aussehend mit braunem Haar, das an den Schläfen ergraute. »Ja, Elicia?«

»Mr. Silverwood, wir haben die DNA-Ergebnisse von den Taliban-Leichen der Sandra-Brux-Entführung.«

Silverwood setzte sich in seinem Stuhl auf, streckte den Rücken durch und schenkte ihr seine ganze Aufmerksamkeit. »Kommen Sie rein, Elicia. Sie müssen nicht so in der Tür stehen bleiben.«

Sie trat ein und streckte ihm einen dicken Aktenordner entgegen. Ihr entgingen weder die Sorgenfalten auf seinem Gesicht noch die dunklen Ringe unter seinen Augen. »Die meisten Proben haben ein zu weit verbreitetes Profil, um sie eindeutig zuzuordnen. Aber wir haben wahrscheinlich eine Übereinstimmung bei einer der Leichen, ein Taliban-Teenager, der ungefähr 100 Meter von dem Hinterhalt entfernt gefunden wurde. Er ist dort verblutet.«

Er legte den Ordner ab und lehnte sich in seinem quietschenden Sessel zurück. »Bringen Sie mich auf den neuesten Stand.«

Sie nahm eine halbwegs entspannte Haltung ein, faltete die Hände hinter dem Rücken und erstattete Bericht. »Tja, es sieht aus, als ob wir vielleicht Glück hatten, Sir.«

Er hob leicht die Brauen. »So?«

»Die DNA des jungen Mannes stimmt definitiv mit der DNA des Kalasha-Volkes überein, das am Hindukusch lebt. Einige Marker in ihrer DNA sind ausschließlich bei ihnen zu finden, weil ihr Genpool vergleichsweise klein geblieben ist. Es ist zwar kein definitiver Hinweis auf Warrant Officer Brux’ Aufenthaltsort, aber wir sind sicher, dass der junge Mann zumindest mit den Menschen verwandt ist, die in dem Dorf Waigal leben. Wir können zwar nicht mit Sicherheit sagen, dass er von dort stammt, aber wenn doch, dann könnte Sandra Brux irgendwo im Waigal-Tal sein.«

Silverwood griff nach seinem Telefon. »Gute Arbeit, Elicia.«

»Danke, Sir.« Sie setzte an, um noch etwas hinzuzufügen, zögerte aber, da er bereits wählte.

»Ja?«, hakte er freundlich nach.

»Na ja, Sir … darf ich … darf ich fragen, wie es Ihrer Frau geht, Sir?«

Er lächelte düster und legte den Hörer wieder auf. »Sie kommt noch zurecht, aber der Schmerz wird jetzt fast jeden Tag schlimmer. Ich fürchte, ich werde bald heimkehren, um sie zu pflegen. Sie hat beschlossen, die Chemotherapie aufzugeben.«

Elicia senkte den Blick. »Das tut mir für Sie beide sehr leid, Sir.«

»Mir auch. Aber danke der Nachfrage, Elicia. Die meisten hier tun lieber so, als ob ich ganz der Alte wäre … nicht dass ich es ihnen verübeln könnte. Man weiß schließlich nie, was man zu jemandem in meiner Situation sagen soll.«

»Ja, Sir. Gern geschehen, Sir.« Sie lächelte ihm zaghaft zu und verließ den Raum.

Silverwood nahm den Hörer wieder auf und rief Raymond Chou beim NCIS an. Er blätterte in der Akte, während er wartete, dass Chou ans Telefon ging.

»Agent Chou.«

»Ray, hier ist Brent. Hey, ich glaube, ich habe endlich etwas Handfestes über Sandra Brux für dich.«

»Ausgezeichnet. Was ist es?«

»Bevor wir darüber reden … hast du eine Kopie von dem Video gemacht, als ich aus dem Zimmer war?«

Chou schwieg einen Moment lang, dann gab er zu: »Ich hatte den Eindruck, dass das der Grund war, warum du rausgegangen warst. Tut mir leid, wenn ich das missverstanden habe, Brent.«

»Du hast es nicht missverstanden. Ich wollte nur sichergehen, dass du es getan hast. Okay, wir sollten uns treffen. Ich bin ziemlich sicher, dass ich weiß, wo Sandra Brux festgehalten wird und von wem, aber es ist kompliziert. Ich will nicht am Telefon darüber reden. Wie bald kannst du in Kabul sein?«

»In ein paar Stunden.«

»Dann treffen wir uns am üblichen Ort.«

»Geht klar. Bis dann.«

Silverwood legte auf und ging dann den Flur hinunter, wo er Warrant Officer Skelton hinter dem Schreibtisch ihres winzigen Büros vorfand. »Darf ich reinkommen?«

»Ja, Sir.« Sie stand auf, um ihm den Stuhl vor ihrem Schreibtisch anzubieten.

Silverwood setzte sich und grinste sie an. »Warum sind Sie mir gegenüber immer so steif?«

»Sir?«

Er kicherte, vielleicht zum ersten Mal seit Monaten. »Sie sind den hohen Tieren der Army gegenüber entspannter als bei mir. Warum?«

Sie sah ihn an und dachte genau über ihre Antwort nach. »Nun, Sir … ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich weiß, was ich von hochrangigen Offizieren zu erwarten habe.«

»Verstehe. Nun, ich fliege heute Abend heim, Elicia. Sie haben mir die perfekte Entschuldigung geliefert, Sie alle hier hängen zu lassen, und ich werde sie nutzen.«

»Sir?«

»Ich bin hergekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich das Protokoll verletze. Ich werde diese DNA-Ergebnisse nicht direkt zum State Department weiterleiten. Zuerst werde ich sie an meinen NCIS-Kontakt weitergeben. Ich schätze, er wird sie direkt zu DEVGRU in Jalalabad bringen. Haben Sie mitverfolgt, was mit der Hizb-i-Islami-Bewegung vor sich geht, seit wir mit dem Abzug unserer Streitkräfte begonnen haben?«

»Ja, Sir. Die Hizbis wachsen wie Unkraut, sowohl die Gulbuddin- als auch die Khalis-Fraktion. Darum wollte die Army Aasif Kohistani ausschalten. Um ihn davon abzuhalten …« Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. »Moment mal! Kohistani hat Verbindungen zum Waigal-Tal – er ist dort geboren. Aber wie konnte er wissen, dass wir einen Überfall planten?«

»Weil der ISI-Typ, den wir gestern verhaftet haben, ihm Informationen weitergegeben hat. Und das ist geheim, sagen Sie es also nicht weiter.« ISI stand für Inter-Services Intelligence und war der pakistanische Geheimdienst.

»Ach du Schande«, entfuhr es ihr. »Die Hizb-i-Islami-Parteien haben ziemlich viele Sitze im afghanischen Parlament erobert. Wenn sie diejenigen sind, die Sandra gefangen haben, dann könnte das Karzai in echte Verlegenheit bringen. Es könnte ihn dazu zwingen, gegen die USA Partei zu ergreifen.«

»Sehr gut. Sie verstehen. Das erklärt auch, warum sein Büro so schnell angeboten hat, als Vermittler für die Lösegeldforderung zu dienen.«

»Sie glauben, Karzai weiß schon, wer sie hat?«

»Davon bin ich überzeugt. Darum nehme ich in Kauf, dass diese Information an DEVGRU weitergeht. Irgendwas stimmt mit dieser Lösegeldforderung ganz und gar nicht. Sandra ist diesen Leuten viel mehr wert als Geld. Ich glaube nicht, dass Kohistani zu dumm ist, das zu sehen.«

Elicia spürte, wie sie Gänsehaut bekam. »Sie glauben doch nicht, dass DEVGRU ohne Befehl agieren wird, oder?«

Er sah auf die Uhr und stand auf. »Ob sie es tun oder nicht, ich gebe ihnen dazu die Gelegenheit. Gut möglich, dass Washington schon weiß, wer Sandra hat, und wenn das der Fall ist, dann werden Ihre brillanten DNA-Ergebnisse wahrscheinlich vom State Department unter den Teppich gekehrt.«

Elicia stand die Ernüchterung ins Gesicht geschrieben, als sie sich ebenfalls erhob. »Das scheint jetzt allzu wahrscheinlich, nicht wahr?«

»Was auch immer Sie tun, Elicia, lassen Sie sich auf keinen Fall anmerken, dass Sie sich das alles zusammengereimt haben. Wenn man Sie fragt, sagen Sie, dass Sie die Ergebnisse an mich weitergegeben haben, so wie es vorgeschrieben ist.«

»Okay, Sir. Aber … wenn DEVGRU tatsächlich loszieht, wird das State Department dann nicht herausfinden, dass Sie die Hand im Spiel hatten?«

»Vielleicht, aber das ist mein Problem.«

Sie nickte widerstrebend. Bei dem Gedanken, er könnte in Schwierigkeiten geraten, war ihr sichtlich unwohl.

»Es ist in Ordnung.« Er schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. »Wir werden uns wahrscheinlich nicht wiedersehen, aber ich möchte, dass Sie wissen, dass Sie eine ausgezeichnete Ermittlerin sind, und es war eine Freude, mit Ihnen zu arbeiten. Sie haben eine glänzende Zukunft bei der CID vor sich. Setzen Sie das nicht aufs Spiel, indem Sie versuchen, meine Spuren zu verwischen.«

Sie lächelte zurück und schüttelte ihm fest die Hand. »Sie werden uns fehlen, Sir.«

11

Langley

Deputy Director of Operations Cletus Webb aß gerade mit zwei seiner Assistenten in der CIA-Kantine zu Mittag, als er Director Shroyer auf sich zukommen sah. Er nahm direkten Augenkontakt auf, woraufhin Shroyer abrupt anhielt und mit dem Kopf fast unmerklich in die Gegenrichtung wies, um Webb zu bedeuten, dass er ihm folgen sollte. Webb fand ihn am Aufzug, sie traten ein und standen Schulter an Schulter, während sich die Tür schloss.

»Brot brechen mit dem kleinen Mann, was?«, bemerkte Shroyer trocken.

»Sie haben mich eingeladen«, verteidigte sich Webb. »Ich hatte nichts Besonderes vor und es erschien mir unhöflich, abzulehnen.«

Shroyer grunzte und inspizierte seine frisch manikürten Finger. »Der Präsident hat befohlen, das Lösegeld für Sandra Brux zu bezahlen. 25 Millionen. Ich gehe davon aus, dass unsere Leute in Kabul die entsprechenden Vorkehrungen getroffen haben?«

»Angesichts der Beteiligten waren wir darauf vorbereitet, ja.«

»Gut. Stell sicher, dass unsere Leute die Seriennummern notieren, sodass wir die Scheine nachverfolgen können«, ermahnte Shroyer. »Das Letzte, was wir brauchen, ist, dass jemand behauptet, wir spielen mit 25 Millionen Dollar Fast and Furious.«

Webb verdrehte die Augen. »Wir sind dran.«

Shroyer zupfte seine Hose zurecht. »Bob Pope wartet oben in meinem Büro.« Pope war der Direktor der SAD, der Special Activities Division bei der CIA. »Aufgrund der Gerüchte, die wir hören, will ich sichergehen, dass eins klar ist: Sollte der Feind Sandra nach der Zahlung nicht ausliefern, trifft die SOG da drüben keine eigenmächtigen Entscheidungen. Es wird deine Aufgabe sein, die SAD-Leute in den nächsten Tagen an der kurzen Leine zu halten.«

»Und wie genau stellst du dir vor, dass ich das machen soll?«, wollte Webb wissen.

Die Fahrstuhltür ging auf und Shroyer wandte sich ihm mit ausdrucksloser Miene zu. »Indem du dafür sorgst, dass Pope seine Leute so oft wie nötig daran erinnert, für wen genau sie verdammt noch mal arbeiten. Ist das klar?«

»Oh, absolut«, versicherte Webb. »Ich bin mir nur nicht so sicher, dass die Vergesslichkeit der SOG das Problem sein wird, aber du hast dich deutlich genug ausgedrückt.«

Shroyer setzte zu einer Bemerkung an, überlegte es sich dann aber anders. Er stieg aus dem Aufzug und machte sich mit Webb im Schlepptau auf den Weg in sein Büro. Sie schlenderten hintereinander an Shroyers Sekretärin vorbei und in den Raum, in dem der Direktor der SAD auf sie wartete.

»Bob, Sie erinnern sich an Cletus.«

Pope stand auf und schüttelte Webb die Hand. »Natürlich. Wie geht’s, Cletus?« Er war groß gewachsen und schlank, mit vollem grauem Haar. Hinter seiner Brille blitzten gescheite blaue Augen und er hatte ein entwaffnendes jungenhaftes Lächeln. Er war einer von jenen Männern, die immer den Anschein erweckten, als würden sie gerade an etwas völlig anderes denken, egal wer gerade mit ihnen sprach oder wie hochrangig dieser Jemand war.

»Gut, danke.« Webb setzte sich auf den Stuhl neben Popes, während Shroyer sich hinter seinem Schreibtisch niederließ.

»Tut mir leid, dass Sie warten mussten, Bob«, meinte Shroyer und strich sich die Krawatte glatt. »Cletus’ Sekretärin hatte Schwierigkeiten, ihn aufzutreiben, weil er unten in der Kantine saß … und mit den Aushilfen zu Mittag aß.« Im Gebäude wurden alle Handygespräche aus Sicherheitsgründen gestört.

Pope kicherte pflichtschuldig und Webb lächelte so wohlwollend, wie er konnte.

»Also«, fuhr Shroyer fort, »nur dass wir alle auf dem gleichen Stand sind, Bob. Das Lösegeld für Sandra Brux wird in den nächsten zwölf Stunden über einen Vermittler in Karzais Stab bezahlt. Wie Sie wissen, müssen wir Karzai helfen, seine Verbindungen innerhalb seiner Regierung aufrechtzuerhalten, und einige davon sind sehr zerbrechlich. Sicher sind Sie über die parlamentarischen Siege der Hizb-i-Islami-Fraktion in den vergangenen Monaten im Bilde.«

»Natürlich. Tatsächlich habe ich Ihnen vor zehn Monaten einen Bericht geschickt, der die meisten dieser Siege vorausgesagt hat.«

Shroyers Gesichtszüge versteinerten. »Sicher«, erwiderte er knapp. Er hatte den Bericht bis zu diesem Moment vollkommen vergessen. »Jedenfalls scheint Sandra Brux’ Entführung bis jetzt vollkommen an den Medien vorbeigegangen zu sein. Wenn das so bleibt, können wir uns relativ glücklich schätzen. Ihr Ehemann wird gerade nach Afghanistan geflogen, und wenn alles nach Plan verläuft, sollten wir sie in den nächsten 24 bis 36 Stunden wieder bei unseren Leuten haben.«

Pope nickte mit einem beinahe roboterartigen Lächeln und kratzte sich geistesabwesend den Handrücken.

Shroyer beobachtete ihn einen Moment lang, bevor er begriff, dass Pope geistig irgendwo anders war. »Bob?«

Pope zuckte mit dem Kopf. »Ja?«

»Was meinen Sie?«

»Och, ich habe nur nachgedacht.«

»Nachgedacht? Worüber?«

Pope schlug die Beine übereinander, schob seine Brille hoch und lachte nachdenklich. »Nun, George, ich habe mich gefragt, wie viele von uns in diesem Raum tatsächlich glauben, dass das klappen wird.« Er blickte zwischen den beiden Männern hin und her und hob ein wenig die Hand. »Abstimmung?«

Webb blickte zu Boden. Er wusste, dass Pope hochintelligent war, wenn er also irgendwo in der Verkabelung einen Fehler vermutete, dann lag die Wahrscheinlichkeit für einen Kurzschluss bei mindestens 50 Prozent.

Shroyer dagegen hatte nicht viel für Popes Intellekt übrig und sah nur einen Klugscheißer in ihm. Er legte die Fingerspitzen aneinander und kniff die Lippen zusammen. Es sah aus, als zählte er innerlich bis zehn, bevor er knurrte: »Wollen Sie damit sagen, dass Sie etwas wissen, das wir nicht wissen, Robert?«

Wieder dieses trockene Lachen. »Nun, ich denke, ich habe die gleichen Informationen wie Sie, George. Vielleicht habe ich nur mehr Zeit für die Interpretation.«

»Dafür bezahlt man Sie schließlich, nicht wahr?«

»All unsere neuesten Informationen deuten darauf hin, dass wir es mit einer Art flüchtigem Bündnis zwischen den Taliban und den Hizb-i Islami Khalis zu tun haben. Diese beiden Gruppen waren bis vor sechs, sieben Monaten Todfeinde, wie Sie sicher wissen. Und jetzt arbeiten sie zusammen, um eine aberwitzige Menge Geld einzufahren?« Pope schüttelte den Kopf. »Eher unwahrscheinlich.«

»Warum unwahrscheinlich?«, bellte Shroyer. »Meinen Sie, wir sollen das Lösegeld nicht bezahlen?«

»Wir haben noch nicht einmal ein Lebenszeichen, George.«

»Sie haben das verdammte Video gesehen, Bob!«

»Das ist ein Beweis, dass sie vergewaltigt wurde, nicht dafür, dass sie noch am Leben ist. Was, wenn sie sie direkt danach hingerichtet haben?«

»Eine Hinrichtung ist genau das, was wir versuchen zu verhindern.«

»Das verstehe ich«, versicherte Pope, dem Shroyers Ärger vollkommen egal war. »Und ich weiß, dass wir auch schon früher Lösegelder bezahlt haben, ohne dass wir ein echtes Lebenszeichen hatten, aber die Höhe der Summe ist waghalsig. Irgendwas stimmt nicht. Ich weiß nicht, was, aber irgendwas daran stinkt. Auf mich macht das Ganze einen dilettantischen Eindruck. Und sollten wir es wirklich mit Amateuren zu tun haben, na ja …« Er lachte. »Die Möglichkeiten, wie die Sache schiefgehen kann, sind dann fast unbegrenzt.«

Shroyer sah Webb an. »Was meinst du dazu?«

Webb räusperte sich. »Nun, der Präsident hat seine Entscheidung getroffen. Ich glaube nicht, dass er noch ein drittes Mal seine Meinung ändern wird, und ich halte es außerdem für keine gute Idee, ihm das vorzuschlagen. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses sitzt dort oben im Regierungsviertel und hat den Finger auf dem Medienknopf. Das Einzige, was wir im Moment tun können, ist, die Sache durchzuziehen und zu hoffen, dass Bobs Intuition diesmal falschliegt. Oder nicht, Bob?«

Pope war schon wieder geistig abgedriftet. »Ach, ich wollte nicht behaupten, dass wir jetzt noch etwas anders machen könnten. Ich möchte nur nicht, dass irgendjemand überrascht ist, wenn sich herausstellt, dass wir 25 Millionen zum Fenster rausgeworfen haben … nicht dass wir das sonst nicht tun … aber … nun, Sie verstehen, was ich meine.«

Shroyer blickte Webb halb verzweifelt an. »Cletus, ich glaube, du wolltest mit Bob noch etwas wegen der SOG besprechen.«

Webb wählte seine Worte sorgfältig. »Falls sich diese Vermutung bestätigt, Bob, und Sandra nicht herausgegeben wird, ist es für die SAD von großer Bedeutung, sicherzustellen, dass die SOG-Einheiten – besonders DEVGRU und SOAR – keine Alleingänge unternehmen werden, um sie zu finden. Wir haben die Gerüchte gehört und wir wissen, dass gerade viele Gefühle hochkochen wegen der Art, wie sie behandelt wird. Also ist es für uns sehr wichtig, dass die Special-OPs-Leute wissen, dass wir alles tun, um ihre Kameradin lebend heimzubringen, und dass wir nicht nur auf ihre Bereitschaft, sondern auch auf ihre Geduld zählen.«

Pope streckte den Arm aus und klopfte Webb kurz auf die Schulter. »Ich verspreche hoch und heilig, dass niemand von der SOG handeln wird, bevor es angemessen ist.«

Webb wollte gerade genauer nachfragen, aber Shroyer unterbrach ihn.

»Also gut.« Der Direktor stand auf. »Wir sind alle der gleichen Meinung. Danke, dass Sie gekommen sind, Bob. War mir wie immer ein Vergnügen.« Er streckte die Hand aus und Pope stand auf, um sie zu schütteln.

Webb, der blieb, wo er war, und Popes Mienenspiel beobachtete, während die beiden Männer sich verabschiedeten, wurde vom plötzlichen Bewusstsein überflutet, dass Popes Versprechen aufrichtig und ernst gemeint war. Und zwar in jedem Sinne. Der Mann hatte ihnen gerade sein Wort gegeben, dass weder DEVGRU noch SOAR aktiv werden würden, bevor es angemessen war, und Webb begriff in diesem Moment die ganze Dimension dieses Versprechens. Was Pope – so sicher wie das Amen in der Kirche – eigentlich sagte, war: Wenn die Taliban und ihre neuen besten Freunde der Hizb-i Islami Khalis ihren Teil der Abmachung nicht einhielten, würden DEVGRU diejenigen sein, die entschieden, wann welche Handlungen angemessen wären.

12

Afghanistan,

Kabul

Silverwood und Chou trafen sich in der gleichen Hotel-Lounge wie immer und suchten sich einen abgeschiedenen Tisch im hinteren Bereich aus, wo sie sich beide Kaffee bestellten.

»Okay«, begann Silverwood ohne Umschweife, während er Unmengen von Zucker in seine Tasse rührte. »Sagt dir der Name Aasif Kohistani etwas?«

»Das war der Typ, dessen Entführung die Army in Nangarhar geübt hat, als Sandra gefangen wurde. Er ist angeblich der Anführer von irgendeiner Hizb-i-Islami-Gruppe. Das ist so ziemlich alles, was ich weiß.«

»Okay, gut«, meinte Silverwood. »Was sagt dir das Dorf Waigal?«

Chou schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich was. Ich weiß, dass es östlich des Shok-Tals liegt, wo ODA 3336 vor ein paar Jahren in die Hose gegangen ist.«

ODA 3336 war ein Operational Detachment A-Team. Die Spezialeinheit war ins Shok-Tal geschickt worden, um Gulbuddin Hekmatyar auszuschalten, der Anführer der Partei Hizb-i Islami Gulbuddin. Die Mission war ein Debakel gewesen und mehrere Rangers waren beinahe umgekommen.

»Gut«, antwortete Silverwood. »Das war sogar mehr, als ich erwartet hatte, wo du doch bei der Navy bist.«

»Dann klär mich auf, Obi-Wan Kenobi.«

Silverwood lachte. »Okay. ODA 3336 wurde ins Shok-Tal geschickt, um einen Typen namens Gulbuddin Hekmatyar auszuschalten. Sagt der dir was?«

Chou schüttelte den Kopf.

»Er ist ein 65-jähriger islamischer Fundamentalist, der 1977 die Partei Hizb-i Islami Gulbuddin gegründet hat. Wir nennen sie kurz HIG. Am Anfang war er nicht besonders einflussreich, aber nachdem die Sowjets eingerückt waren, ist er bei denen ein großes Tier geworden. Es gab allerdings ein Problem – er hat fast so viele Afghanen umgebracht wie Russen bei seinem Versuch, Macht zu erlangen. Das hat ihn ziemlich unbeliebt gemacht. Als die Taliban in den 90ern auftauchten, ist er in der Versenkung verschwunden. Dann sind wir eingerückt und haben den Taliban in den Arsch getreten, und das hat ihm ermöglicht, seinen politischen Einfluss wiederzuerlangen.« Er sah Chous Gesichtsausdruck und nickte zustimmend. »Ja, ich weiß. Wir haben so ein Talent, solche Monster mit unseren guten Absichten zu erschaffen. Na, jedenfalls hat er gleich wieder angefangen, alle abzuschlachten, die ihm im Weg standen, und seither ist sein Einfluss stetig gewachsen. Als ODA 3336 daran gescheitert ist, ihn 2008 aus dem Weg zu räumen, hat ihn das nur stärker gemacht.«

»Warte mal«, warf Chou ein. »Ist das nicht der gleiche Spinner, der für das Badachschan-Massaker verantwortlich ist?« Er meinte den Mord an zehn ausländischen Entwicklungshelfern, der im August 2010 stattgefunden hatte.

»Niemand weiß mit Sicherheit, wer diesen Angriff befohlen hat«, erwiderte Silverwood, »aber wenn es nicht die Gulbuddin-Fraktion war, dann war es wahrscheinlich die Khalis-Fraktion – eine Hizb-i-Islami-Gruppe, die sich 1979 von der HIG abgespalten hat – und es sind die verdammten Khalis, die uns heute hierherführen. Nicht nur dass Aasif Kohistani vor Kurzem der Anführer der Hizb-i-Islami-Khalis-Partei geworden ist – wir nennen sie HIK –, sie operieren auch in der Nangarhar-Provinz, wo Sandra entführt wurde.«

Chou lehnte sich zurück. Er nippte an seiner Tasse und setzte sie sofort wieder ab, um noch mehr Zucker hineinzuschaufeln. »Ich weiß, dass da mehr kommt«, bemerkte er lächelnd, »also werde ich einfach geduldig hier sitzen und warten, dass du es mir sagst.«

Silverwood trank einen Schluck Kaffee. »Weißt du, wie viele Sitze im Parlament die HIG- und HIK-Parteien seit diesem Jahr innehaben?«

»Da musst du mir erst die Gesamtzahl der Sitze sagen, sonst wird mich die Zahl kaum beeindrucken.«

Silverwood lachte. »Sie haben 50 der 246 Sitze.«

»Okay, das ist beeindruckend.«

»Also.« Silverwood lehnte sich weit über den Tisch und senkte die Stimme. »Stell dir vor – nur mal theoretisch –, dass der gute Präsident Karzai weiß, dass die HIK Sandra entführt hat. Wie wahrscheinlich ist es, dass er sich gegen sie stellen wird, wenn sie so verdammt viele Sitze im Parlament haben?«

»Das wäre ein großes Risiko«, stimmte Chou zu. »Ich bin sicher, er würde sich lieber zurücklehnen und warten, dass wir uns selbst darum kümmern.«

»Und um sicherzugehen?«

Chou musste ihm recht geben. »Oder er könnte sicherheitshalber anbieten, als Vermittler für die Lösegeldforderung zu dienen – und genau das hat er verdammt noch mal gemacht. Okay, so viel ist klar, aber deine Theorie hat einen Haken.«

Silverwood lehnte sich wieder zurück. »Und zwar?«

»Ich weiß, dass schon eine Leiche am Ort von Sandras Entführung identifiziert wurde. Sie wurde von Taliban-Kräften entführt – so viel ist sicher – und du hast gerade gesagt, dass die Taliban nicht mit der HIK klarkommen.«

»Das sind sie nicht, als sie selbst noch stark waren«, widersprach Silverwood. »Nur ist die HIK jetzt sehr viel mächtiger als die Taliban, also ist es eine gute Idee, sich mit ihnen zusammenzutun, wenn man deren wachsenden politischen Einfluss bedenkt.«

»Dir ist klar, dass das alles nur Indizien sind«, meinte Chou, immer noch nicht von einer Verbindung überzeugt.

»Ja, aber nur bis du erfährst, dass einer von diesen toten Taliban-Kriegern am Entführungsort eine genaue DNA-Übereinstimmung mit dem Kalasha-Volk aufweist, das im Waigal-Tal lebt … genau gesagt dem extrem unzugänglichen Bergdorf Waigal. Übrigens habe ich diese DNA-Ergebnisse noch nicht an das State Department weitergegeben.«

Chou schob seine Kaffeetasse beiseite und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Gibt es da nun eine direkte Verbindung zur HIK oder schießt du hier ins Blaue?«

Silverwoods Gesicht nahm einen triumphierenden Ausdruck an. »Kohistani ist im Waigal-Tal geboren, Ray. Er ist kein Kalasha, aber er spricht ihre Sprache und ist mit ihnen verschwägert. Und falls du immer noch nicht überzeugt bist, wir sind zu 90 Prozent sicher, dass der ISI-Typ, den wir gestern verhaftet haben, Kohistani und der HIK Informationen geliefert hat, seit er vor drei Monaten angefangen hat, mit uns in Jalalabad zusammenzuarbeiten.«

»Sagen wir, du hast mich überzeugt. Was folgern wir daraus?«

Silverwood zuckte mit den Achseln. »Du hast jetzt die gleichen Informationen wie ich. Folge dem Informationsfluss zu seinem logischen Schluss.«

Chou nahm sich etwas Zeit, um über all das nachzudenken, was er eben erfahren hatte. »Oh, Scheiße. Du denkst, die Regierung weiß schon, dass die HIK Sandra hat … und vielleicht sogar, wo?«

»Na ja, hätten die bis jetzt wirklich nicht den geringsten Schimmer …« Silverwood schmunzelte. »Dann wären das einfach nur beschissene Idioten, oder?«

»Aber das ergibt keinen Sinn«, wandte Chou ein. »Die SOG ist noch nicht einmal in Bereitschaft versetzt worden. Von einem Notfallplan ist auch nirgendwo die Rede.«

»Was bedeutet, dass Washington beschlossen haben muss, das Lösegeld zu zahlen. Denn außer dass meine ganze Theorie Blödsinn ist, sehe ich sonst keine Erklärung dafür, dass sich beim Militär bisher nichts gerührt hat.«

»Na prima! Problem gelöst. Die Frau hat schon genug durchgemacht. Bezahlt das verdammte Geld und holt sie da raus. Ich bin dafür. 25 Millionen sind ein Haufen Holz, aber der Staat gibt jeden Tag viel mehr für verdammt viel weniger aus. Sie müssen ja nicht zugeben, wie sie sie zurückbekommen haben.«

»Da stimme ich dir zu«, versicherte Silverwood, »aber macht die Lösegeldforderung dich nicht stutzig? Mich schon.«