Elisabeth Raffauf

Only For Girls

Alles über Liebe und Sex

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www.beltz.de

© 2008 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz Weinheim Basel

Alle Rechte vorbehalten

Text © 2008 Elisabeth Raffauf

Lektorat: Stefanie Schweizer Einbandgestaltung: Max Bartholl unter Verwendung eines Fotos von Bernd Vogel / Corbis Neue Rechtschreibung

Typographie: Annette Fröhlich

ebook: Druckhaus »Thomas Müntzer«, Bad Langensalza

ISBN: 978-3-407-74149-3

Liebe und Sex tausend Mal anders

Ehrlich gesagt: In diesem Buch steht nicht alles drin, was du über Liebe und Sex wissen möchtest. Denn es lässt sich nicht alles erklären und nicht alles vorausberechnen, schon gar nicht, wenn es um Körper und Seele geht. Zum Glück ist das so! Ließe sich unser Liebesleben am Schreibtisch analysieren und vorhersagen, dann wäre der Zauber, den jede Liebe für sich hat, die Einzigartigkeit, das Geheimnis, kein Geheimnis mehr. Liebe und Sex sind glücklicherweise nicht wie ein Film, den man schon tausend Mal gesehen hat und bei dem man jedes Wort mitsprechen kann. Das Drehbuch wird immer wieder neu geschrieben und neu inszeniert. Und deshalb stimmt es nicht ganz, wenn im Untertitel dieses Buches »Alles über Liebe und Sex« steht.

Was du hier findest, sind Liebeserlebnisse, Erfahrungen und Ansichten anderer Mädchen und Jungen, Fakten über deinen Körper und Geschichten aus anderen Kulturen. Du liest, wie ganz unterschiedliche Mädchen »das erste Mal« ganz unterschiedlich erlebt haben – das erste Mal beim Frauenarzt, die erste Liebe, der erste Sex. Du erfährst, wie viel Blut du während deiner Periode wirklich verlierst, wie du deine BH-Größe berechnest, wie lange Samenfäden leben und was es mit dem G-Punkt auf sich hat. Und dass es Zeiten und Kulturen gibt, in denen dick sein schöner ist als dünn sein und dass Küssen nicht gleich Küssen ist, sondern in verschiedenen Ländern Unterschiedliches bedeutet.

Eigene Erfahrung aber lässt sich nicht aus Büchern anlesen und von keinem noch so schlauen Denker auch nur annähernd voraussagen. Selbst Profis in Sachen Liebe erleben immer noch Geschichten, die ihnen den Atem verschlagen, und erfahren immer wieder aufregende Neuigkeiten, von denen sie bisher keinen Schimmer hatten.

Dieses Buch zeigt, wie verschieden der Körper sein kann, wie unterschiedlich Sex erlebt werden kann und was es an Weisheiten und Möglichkeiten gibt, sich in der Welt der Liebe orientieren und bewegen zu können. Viel Spaß beim Auswählen und Gucken, was für dich passt und wichtig ist.

Elisabeth Raffauf,

im Januar 2008

Star und Sternchen

»Wer bin ich?« Gute Frage, schwere Frage. Ganz schön philosophisch jedenfalls. Vielleicht hast du sie dir schon einmal gestellt und versucht, dich selbst zu charakterisieren:

14 Jahre, groß und kräftig, rot gelockte Haare, trage immer einen langen Ledermantel, ein ausgefallenes Piercing, ein neues Tattoo, bin am liebsten mit Älteren zusammen, höre Heavy Metal und schreibe Gedichte.

Oder:

13 Jahre, blonde, halblange Haare, schlaksig, oft nervös, liebe Pferde und Dinosaurier und habe einen kleinen Bruder, der mich oft zur Weißglut treibt.

Oder:

12 Jahre, kurze, dunkle Haare, klein, meist ruhig, zeichne gerne Mangas, ärgere mich, dass ich immer auf meine Geschwister aufpassen muss, und wünsche mir dringend eine Freundin.

Wahrscheinlich bist du noch ganz anders als diese drei. Denn Mädchen sind verschieden und das ist auch gut so.

Immer wieder fragen sich Leute öffentlich in Zeitschriften, Umfragen, wissenschaftlichen Abhandlungen: Wie sind denn eigentlich die Mädchen von heute? Und dann geraten die Forscher, Schreiber und Gelehrten auch direkt in Erklärungsnot. Denn es gibt keine allgemeingültige Antwort. Jedes Mädchen ist anders und damit auch einzigartig.

Es gibt die politisch Interessierten, die Desinteressierten, die Punkigen, die Modebewussten, die Dicken, die Dünnen, die mit Freund und die ohne, die mit Pferd, die mit Kuscheltier, die Fernsehjunkies, die Outdoorfreaks, die Musikerinnen, die Sportlerinnen … und alle sind ganz besonders. Du bist ein Mädchen und das ist gut. Fertig.

Wie du bist, wie du dich siehst und wie andere dich sehen, das ist auch längst nicht jeden Tag gleich. Mal bist du die Königin der Samstagnacht, mal das nach Aufmerksamkeit dürstende Mauerblümchen, mal die kleine Maus, die verzweifelt ihr Mauseloch sucht. Es gibt kein Richtig oder Falsch, kein Normal oder Unnormal – alle Seiten, alle Stimmungen, alle Ecken und Kanten haben ihren Reiz und ihre Berechtigung. Sie sind alle okay und gehören zu dir als ganzer Person.

Schönheit und Pickel

Was siehst du, wenn du morgens in den Spiegel schaust?

Einen verträumten Schlafzimmerblick, deine kräftigen braunen Locken, deine markante Kleopatranase, deine vollen, geschwungenen Lippen und deine Grübchen, die dein Lächeln so unverwechselbar machen?

Oder siehst du verquollene Augen, strähnige, zerzauste Haare, die zu groß geratene Hakennase, die du von deinem Vater geerbt hast und die nun dick und fett in deinem pickeligen Pfannkuchengesicht prangt?

Es ist dasselbe Gesicht und trotzdem kommt es dir ganz unterschiedlich vor: An einem Morgen schaut dir ein schöner Schwan entgegen und am nächsten ein hässliches Entlein. Ursache für diese Wahrnehmungsunterschiede ist nicht ein spontan verändertes Sehvermögen. Gründe könnten eher deine Guten-Morgen-Laune, dein momentaner Mut zur Selbstliebe oder auch deine gehässigen Klassenkameradinnen sein.

Morgens mit Power aufzustehen, sich wie Schneewittchen als die Schönste im ganzen Land zu fühlen und seinem Spiegelbild aus vollem Herzen zu sagen: »Du bist toll, du bist hübsch, du bist gut, so wie du bist«, ist klasse und gibt Energie für den Tag. Aber leider ist es manchmal nicht ganz einfach, sich selbst so zu sehen. Wenn ein dicker Pickel auf deiner Stirn sprießt, die Haare wie ölige Spaghetti am Kopf herunterhängen, die letzte Mathearbeit verhauen ist, deine Mutter an dir herumnörgelt, weil sie dich frech und undankbar findet, und dann noch Ärger mit den Mädels aus deiner Klasse hinzukommt, ist es kaum verwunderlich, wenn dich morgens das Entlein begrüßt.

Die Meinung anderer lässt niemanden auf Dauer kalt. Was deine Eltern, deine Geschwister, deine Freundinnen und Freunde von deinem Aussehen und deiner Figur halten und dir mit oder ohne Worte vermitteln, ist vielleicht manchmal wichtiger, als dir lieb ist. Selbst wenn du jemand bist, der sich betont anders gibt und extra im Gruftie-Look herumläuft, weil deine Eltern das nicht mögen, ist dir das Urteil deiner Außenwelt nicht egal. Wir alle wollen schön sein und blühen auf, wenn man uns signalisiert, attraktiv zu sein.

Aber: Was ist überhaupt »schön«? Eine rote Rose in voller Blüte, ein Kätzchen mit weichem Tigerfell, Leonardo da Vincis Mona Lisa, ein mit Edelsteinen besetzter Ohrring oder das Mädchen aus der Parallelklasse mit der sanft gebräunten Haut, den langen, dunklen Haaren, das aussieht, als wäre es gerade dem neuesten H&M-Werbeplakat entsprungen? Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer fand übrigens, Schönheit sei »ein offener Empfehlungsbrief, der die Herzen im Voraus für uns gewinnt«.

Eins ist klar: Äußere Schönheit kann man sehen, und zwar sofort. Ein einziger Blick, und schon transportiert unser Sehnerv die Bildinformation direkt ans Gehirn, und das macht umgehend Meldung: »Wow!«

Schönheit mit deinem Blick

Was findest du schön, wenn du dich umschaust oder dich selber anschaust?

Vielleicht musst du nach deinem eigenen Blick erst mal länger suchen. Womöglich hat er sich in der hintersten Besenkammer deines Bewusstseins versteckt, und die ganzen Bilder, die du von außen aufnimmst, haben sich davorgedrängelt. Es ist manchmal nicht so genau auseinanderzuhalten, ob man den neuen Superstar anhimmelt, weil man ihn wirklich gut findet oder weil es ein ungeschriebenes Gesetz gibt, das lautet: »Das ist der Superstar, den muss ich gut finden, wenn ich dazugehören will.« Und wer möchte das nicht, dazugehören?

Wenn du jetzt mal versuchst, alle äußeren Bilder beiseitezuschieben, dich wieder vor den Spiegel stellst und fragst: »Was gefällt mir an mir?« – wetten, dass dir etwas einfällt, an deinem Äußeren und an deinem Charakter sowieso? Deine vollen Haare, deine lachenden Augen, deine rosigen Wangen, deine zarten Hände oder, oder, oder … Und welche Eigenschaften an dir, welche Facetten deiner Persönlichkeit magst du besonders gerne?

Was gefällt dir an anderen?

Was findest du wirklich schön an deiner Freundin, und welcher Typ interessiert dich, wenn du nicht darüber nachdenkst, wen die anderen gut finden? Nur ganz allein dein Geschmack: Ist es ein Mädchen aus dem Hip-Hop-Kurs mit blonden, langen Haaren, blauen Augen, schlanken Hüften, die sich bewegt wie ein Engel, der gerade vom Himmel gestiegen ist? Oder sind es die frechen Sommersprossen, die markante Nase, die strahlenden Augen, die dich unverwandt ansehen und dein Herz berühren? Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem.

Was gefällt dir speziell an Jungs?

Um die Schönheit von Jungs zu messen, gibt es offenbar ein anderes Maßband als für die Schönheit von Mädchen. Und das wiederum hat magische Eigenschaften, es kann nämlich in ihr Inneres hineingucken. Die Bewertungskriterien der männlichen Schönheitsskala sind irgendwie sehr viel differenzierter als die der weiblichen: Bei Jungs misst das Metermaß auch Werte wie Stärke, Coolness und Persönlichkeit. – Gucken Mädchen und Frauen anders, wenn sie Jungs beurteilen? Oder ist es eine Sache unserer Kultur, in der Jungs für andere Dinge zuständig gemacht werden und wir ihre »Schönheit« an der Erfüllung dieser Rollen instinktiv beurteilen und dabei eine krumme Nase gerne übersehen?

Siba, 21 »Als ich ihn kennenlernte, fand ich ihn cool. Er hat in einer Band gespielt und war im Freundeskreis meiner Meinung nach ›einzigartig‹. Er sah etwas ausgeflippter aus und ich fand ihn einfach schön. Dazu kam seine Art mir gegenüber. Mit anderen Worten: Ich fand die Persönlichkeit und das Aussehen schön. Wobei das Aussehen auch oft durch die Persönlichkeit aufgewertet wird.«

Liebe auf den ersten Blick

»Wir sahen uns in der Eisdiele und es war Liebe auf den ersten Blick.«

So oder so ähnlich beginnt manche Liebesgeschichte, und wir können uns dann ausmalen, wie romantisch die Sache weitergeht, wie die zwei sich näher kommen und sich verlieben und umarmen und küssen und später mal heiraten …

Was sehen Fremde zuerst, wenn sie uns anschauen? Sicher nicht die inneren Werte und die Tatsache, dass wir gut Kuchen backen können und unserer Freundin immer bei den Hausaufgaben helfen. Deshalb haben wir ein Riesenproblem, wenn wir nicht auch äußerlich »schön« sind. Woran soll der Mensch unseres Herzens denn unsere inneren Werte so schnell erkennen?

Johnny, 20 »Mir hat am besten ihr Gesicht gefallen, irgendwie auch ihr ganzer Körper. Es passte alles zusammen, es war ein schönes, harmonisches Bild.«

Wer oder was ist schön?

Was in unserer Kultur als schön gilt, das wissen schon 10-Jährige Jungen sehr genau:

Hendrik, 10 »Für mich sind Mädchen schön, wenn sie lange Haare haben, hübsche Klamotten und gepflegte Haut, nicht stinken, keine Pickel haben …«

Models gelten als schön, und wenn du genau hinschaust, wirst du feststellen: Sie haben fast alle lange Haare, lange Beine und sind schlank. Auch Miss Germany oder Miss World sehen so aus und die Schauspielerinnen in den Vorabendserien sind ebenfalls eher jung und schlank und langhaarig …

Was, wenn man eine Umfrage machen würde: »Wen und was finden Sie schön?«

Eigentlich müssten doch ganz verschiedene Sachen dabei herauskommen: »Ich steh auf Brünette«, »Ich mag dicke Beine«, »Mir gefallen die kleinen Porzellan-Puppen-Ohren am besten« und so weiter. »Die Geschmäcker sind verschieden«, heißt es ja, und »schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet«, schrieb der deutsche Dichter Christian Morgenstern.

Das hat Herr Morgenstern schön gesagt. Schaut man sich die Ergebnisse von Schönheitsstudien an, könnte man allerdings meinen, es gelte die genaue Umkehrung des Satzes: »Man betrachtet mit Liebe, was schön ist.«

Viele Menschen, die sich gar nicht kennen und auch nicht abgesprochen haben, scheinen sich einig zu sein: Forscher haben Versuchspersonen verschiedene Gesichter vorgelegt und von den meisten wurden dieselben als schön bezeichnet. Die Kriterien sowohl für Frauen als auch für Männer stehen demnach fest, als gäbe es eine geheime, übergeordnete Steuerung unseres Geschmackszentrums im Gehirn. Frauengesichter, die als »schön« gelten, sollen demnach glatt und makellos sein und sie sollen »kindchenhaft« wirken – das bedeutet, sie sollen aussehen wie Kindergesichter: großer Kopf, große, dominante, gewölbte Stirn, große Augen, kleine, kurze Nase, runde Wangen und kleines Kinn. Wenn jemand so aussieht, empfinden wir das als niedlich und süß. Schöne Männer unterscheiden sich laut Studie vor allem in drei Punkten von unattraktiven: einen breiten, kräftigen Unterkiefer, ein markantes Kinn und volles Haar.

Bei Schönheitswettbewerben finden sich in der Endrunde fast nur noch Frauen mit besonders kindlichen Gesichtszügen. Forscher haben sich daraus einen Spaß gemacht und den Glauben an die wahre, makellose Schönheit entlarvt: Sie haben aus den Endrundenteilnehmerinnen der Miss-Germany-Wahl 2002 am Computer ein virtuelles Gesicht entwickelt, das in einer Umfrage als deutlich attraktiver beurteilt wurde als alle Miss-Kandidatinnen und die gekrönte Miss Germany zusammen. Mit anderen Worten: Du kannst dich ganz locker machen. Am Computer ist jedes Gesicht so veränderbar, dass es hinterher als Titelfoto einer Modezeitschrift an allen echten Models vorbeizieht. Das entsprechende Computerprogramm kann mehr als jeder Schönheitschirurg.

Warum ausgerechnet kindliche Schönheit?

Schon immer, auch in vorigen Jahrhunderten, wollten Frauen jünger aussehen und das hat seinen Grund in der Evolution: Es ging um Fortpflanzung. Männer suchten sich junge Frauen, weil sie mit großer Wahrscheinlichkeit gesünder waren als ältere und noch eine längere Periode der Fruchtbarkeit vor sich hatten. So konnte beispielsweise eine jung aussehende 15-Jährige noch mehr Kinder zur Welt bringen als eine älter aussehende 30-Jährige. Das war wichtig, wenn man bedenkt, dass die Menschen früher nur eine Lebenserwartung von rund vierzig Jahren hatten. Die Frauen, die besonders jugendlich aussahen, hatten den Vorteil, dass sie unter mehreren Männern auswählen konnten und nicht den erstbesten nehmen mussten in der Angst, sonst keinen mehr abzukriegen.

Wer oder was ist hässlich?

Was hässlich ist, auch darüber sind sich viele Menschen – sowohl kulturübergreifend als auch individuell – zumindest in ein paar Grundzügen einig. Jedenfalls, wenn man den sogenannten Attraktivitätsforschern glauben will. Sie haben herausgefunden, dass ein symmetrisches Gesicht und eine makellose Haut immer schon die Hauptzutaten idealer Schönheit waren, Asymmetrien und Hautunreinheiten hingegen als tendenziell »hässlich« empfunden werden.

Das Problem ist: An asymmetrischen Verhältnissen in deinem Gesicht, also ob beispielsweise dein linkes Augenlid weiter runterklappt als das rechte, lässt sich nicht direkt etwas ändern. Verbuch es auf jeden Fall unter der Rubrik »persönliche Note«.

Wenn du dir überlegst, was das Schöne an Pickeln sein soll, wird dir sicherlich auch nicht besonders viel dazu einfallen. Zumal sie die unangenehme Eigenschaft haben, ausgerechnet dann aufzutauchen, wenn es um »alles« geht. Wenn du gerade zu einem wichtigen Date mit dem Mensch deiner Träume willst oder ein Vorstellungsgespräch hast oder sonst etwas, wo du auf gar keinen Fall möchtest, dass dein Gegenüber die ganze Zeit auf deinen Pickel starrt und seine oder ihre Erinnerung an dich mit diesem eiternden, roten Etwas in deinem Gesicht verbunden bleibt. Fazit: Pickel sind einfach doof.

Pickel

Den Pickeln nicht zu Leibe zu rücken, ist fast unmöglich, wenn dich ein Eitergebilde aus deinem Spiegelbild frech und dreist anglotzt – womöglich spitzt du automatisch die Finger, um ihm den Garaus zu machen. Aber Vorsicht: Quetschen hilft nur bei wirklich reifen Exemplaren und nur mit Fingern, die du vorher mit einem Tempotuch verkleidest. Ansonst wandern die Bakterien, die bislang unter deinen Fingernägeln gewohnt haben, schnurstracks in die Wunde und die Pickel freuen sich über neue Nahrung und fangen erst recht an zu blühen.

Wenn du dich auf die Suche nach einem geeigneten Pickel-Killer machst, solltest du wissen: Die meisten Pflegemittel der Kosmetikindustrie kannst du bei deinem Kampf gegen die Pickelplage getrost vergessen. Vieles von dem, was dir auf den Etiketten der Produkte versprochen wird, ist reine Show mit dem einzigen Ziel, möglichst viel Geld zu verdienen. Doch du kannst den Werbeleuten ein Schnäppchen schlagen, wenn du ein paar Dinge beachtest, bevor du ins Warenregal greifst und ein womöglich völlig überteuertes Mittel zur Kasse trägst:

  1. Weniger ist mehr. Kauf keine Produkte, die sich mit verlockend klingenden Inhalts- und Duftstoffen anpreisen. Wichtig sind vor allem der Hinweis »antibakteriell und entzündungshemmend« sowie der Zusatz »dermatologisch getestet«. Ein altbewährter Wirkstoff, auf den du vertrauen kannst, ist zum Beispiel Zink. Zink wirkt austrocknend, verfeinert die Poren, hat eine antibakterielle Wirkung und hemmt Entzündungen.

  2. Greif auf keinen Fall mit Blick auf dein knappes Taschengeld zu billiger, fetthaltiger Schminke, auch wenn sie noch so schön glitzert und schimmert. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass minderwertige Kosmetika das ganze Malheur verschlimmern und sogar eine Akne auslösen können. Deshalb lieber Make-ups, Puder und Abdeckstifte verwenden, die speziell für unreine Haut gedacht sind und ebenfalls den Hinweis »antibakteriell« und/oder »nicht komedogen« tragen, d. h. Mitesser und Pickel mildern, statt sie zu verursachen. Solche Produkte müssen gar nicht teuer sein und du bekommst sie in ganz normalen Drogerien. Hochwertige Kosmetika gibt es auch in der Apotheke. Wenn deine Haut wirklich arg von Pickeln gebeutelt ist, solltest du dich dort auf jeden Fall einmal umgucken und von einer netten Apothekerin beraten lassen.

  3. Kommt der Tag, an dem du dich beim Blick in den Spiegel hinter all den Pusteln schon fast selbst nicht mehr erkennst und du einfach nur noch frustriert bist, ist es an der Zeit, einen Hautarzt aufzusuchen. Er oder sie wird dein Hautproblem und auch die seelischen Belastungen, die es dir bereitet, sehr gut kennen. Gemeinsam könnt ihr dann überlegen und ausprobieren, mit welcher Therapie, ob mit klassischen Akne-Medikamenten oder homöopathischen Mitteln, dir am besten geholfen ist.

Traumberuf Model

Spätestens seit Heidi Klum in Germany’s next Top Model öffentlich nach einer Thronfolgerin Ausschau hält, hat es in vielen Mädchenköpfen angefangen zu arbeiten: »Was wäre, wenn …?«, »Eigne ich mich nicht auch …?«, »Könnte nicht auch ich über die großen Laufstege der angesagtesten Metropolen flanieren … ? «

Vielleicht hast du die Show gesehen und danach mit deinen Freundinnen die Kleiderschränke geplündert, um auszuprobieren, was euch am besten steht, wer die verrücktesten Kombinationen kreiert und sich am professionellsten präsentiert. Vielleicht habt ihr dabei sämtliche Konkurrenzgefühle umgangen und habt den Platz der Schönheitskönigin immer wieder neu vergeben, je nachdem, ob ihr Outfit, Styling oder Catwalk beurteilt habt.

Kerstin, eine junge Frau, die eine Zeit lang im Model-Geschäft war, viel durch die Welt gereist ist und berühmte Designer kennengelernt hat, sagt im Rückblick: »Das war alles ein Riesenabenteuer. Ein Wahnsinn auf Zeit, aber das war nicht mein Leben, das war gar kein Leben.« Heute modelt sie gelegentlich, um etwas Geld zu verdienen, findet das total in Ordnung, will aber auf gar keinen Fall, wie sie sagt, »mein Verfallsdatum verpassen«.

Klar ist: öffentliche Schönheit hat zwei Seiten, und es ist gut, sie zu kennen, wenn man sich auf den Weg ins Rampenlicht macht.

Der große Schönheits-Bluff

Die Schönheiten, die einen von allen Seiten anblitzen, aus Hochglanzmagazinen, von Plakatwänden, aus dem Fernsehen, von den Laufstegen, vermitteln den Eindruck: Wer so aussieht, dem liegt alles zu Füßen, alle wollen mit einem befreundet sein, ein riesiger Swimming-Pool und viele Verehrer warten zu Hause, man ist begehrt und dauerglücklich.

Was oft dahintersteckt, sieht keiner: Morgens um vier Uhr aufstehen, mit hungrigem Magen durch die Wohnung tigern, den Kühlschrank ignorieren und erst mal eine Stunde Stretching oder Walking oder sonst eine schicke Sportart mit -ing am Ende durchführen. Dann noch mal vorbei am Kühlschrank ins Bad, verzweifelt ins pickelige Gesicht gucken und eine weitere Stunde damit zubringen, zu quetschen, zu säubern, zu überdecken … Du rast ab zum Set, wo du zehn Stunden mit Ausharren und Rumstehen zubringst und Blicken ausgesetzt bist, die ausschließlich auf deine Hüften, deinen Busen und deine Haare gerichtet sind. Kein Schwein interessiert sich dafür, dass du eigentlich gut kochen kannst und ein hilfsbereiter, lustiger Mensch bist, der am liebsten mit seinen Freundinnen Witze erzählt und tanzen geht. Kleiner Schönheitsfehler: Die Freundinnen sind alle längst los und haben ihren Spaß. Der Bluff ist: Nur du weißt, wie dein Magen knurren muss, damit du in Hosengröße 34 reinpasst, wie viel Kaugummis du gegen Mundgeruch verbrauchst und wie scheußlich es bei dir zu Hause aussieht. Alle anderen denken: Du bist dauerglücklich.

Das ist die harte Seite des Geschäfts. Auf der anderen lockt das große Abenteuer. Einzelnen Zähen, Strapazierfähigen, die es an die Spitze schaffen, winken auch Blitzlichtgewitter, Erfolg und Geld. Ein Leben aus dem Koffer zu führen, in fremde Länder zu reisen, viele interessante Menschen kennenzulernen – das kann für eine Zeit lang ein Lebensstil sein, der total spannend ist und deinen Horizont um viele Erfahrungen erweitert.

Der Blickwinkel macht‘s

Ein Hersteller von Körperpflegeprodukten hat sich das Idealbild von der überschlanken jungen Frau wohltuend zunutze gemacht. Die Werbeleute haben die Sache umgedreht: Ganz normale Mädchen und Frauen, mit ganz normalen Bäuchen und natürlichen Brüsten haben sie auf ihr Werbeplakat gedruckt und dafür einen Riesenzuspruch bekommen. Das zeigt: Es gibt auch noch etwas anderes. Das Leben ist schön, auch wenn man nicht gertenschlank und makellos aussieht.

Mal so, mal anders

Schönheitsideale variieren. In der Renaissance zum Beispiel galt ein Doppelkinn als sexy und das »Vollweib« mit breiten Hüften und gewölbtem Bauch war angesagt. Das ist vielerorts immer noch so: In den meisten Gesellschaften rund um den Globus wird weibliche Attraktivität mit einem fülligen Körper in Verbindung gebracht. – Woher diese unterschiedlichen Schönheitsideale kommen? Das liegt am Verhältnis von Mangel und Überfluss: Wo die Versorgungslage unsicher ist, wo es nicht an jeder Ecke Pommes, Döner, Hamburger und Würstchen zu essen gibt, wird Fett zum Statussymbol. Und umgekehrt: Im Überfluss schwärmt man von schlanken Körpern.

Aussehen wie …

»Du siehst ja genau aus wie deine Mutter, als sie so alt war wie du! « – Sicher hast du solche oder ähnliche Kommentare schon mal von Verwandten oder Freunden deiner Eltern gehört. Das Interessante daran ist der Ton, in dem sie diesen Satz sagen. Meist kommt er voller Entzücken über ihre Lippen, so als wärst du die Inkarnation deiner Vorfahren und damit die Garantin dafür, dass die schöne Jugendzeit der sich Erinnernden nicht gänzlich vorbei ist, sondern durch dich weiterlebt.

So könnte das Entzücken klingen. Aber wie ist es für dich selber, so auszusehen wie jemand anders? Und was ist das genau Gleiche? Sind es die Augen, die Grübchen, die zarten Arme oder die kräftigen Oberschenkel? Aus dem Freudentaumel der in Nostalgie schwelgenden Erwachsenen ist das meist nicht so präzise herauszuhören. Klar ist: Du hast etwas geerbt, das deine Mutter auch schon hatte, und diese alten Bekannten sind begeistert.

Und du? Vielleicht umfängt dich etwas Befremdliches darüber, wie Außenstehende plötzlich so viel Vertrautes in dir entdecken. Du hättest vielleicht lieber das ebenmäßige Gesicht und die dicken, schwarzen Locken deines Vaters gehabt als die kräftigen Oberschenkel deiner Mutter oder deiner Oma. Vielleicht empfindest du das Wiedererkennungsgeheul aber auch als Zeichen, dass du etwas Markantes, das eurer Familie eigen ist, weiterträgst. Vielleicht findest du deine Mutter hübsch und fühlst dich ihr zugehörig und weißt zugleich, dass du unverwechselbar bist.

Lina, 12 »Ich höre das sehr oft, dass Menschen, die meine Mutter als Kind kannten, in Begeisterungsstürme verfallen, wenn sie in mir die Ähnlichkeit zu ihr entdecken. Und ehrlich gesagt: Es macht mich stolz. Es macht mich stolz, weil ich meine Mutter sehr mag und finde, dass sie gut aussieht, und weil ich in dieser Reihe stehe.«

Verwandlung macht Spaß

Wenn du Spaß daran hast, dich zu verwandeln, mal als Diva, mal als Punk herumzulaufen, oder auch einfach daran, das Schöne an dir zu entdecken und besonders zu betonen, gibt es unbegrenzte Möglichkeiten. Schminken, Haare färben, Locken drehen, Klamotten tauschen, Stöckelschuhe probieren … Keiner hat verboten, sich vor dem Spiegel zu drehen und sich selbst zu gefallen.

Mag sein, dass du dich in die Körperkunst der »wilden« Völker verliebt hast, die sich Ringe und Knöpfe durch Ohren, Nase, Brustwarzen und Lippen ziehen. Wenn das so ist, musst du allerdings einiges beachten, bevor du ein Piercing-Studio betrittst. Denn die Sache ist nicht ganz ungefährlich: Die Löcher können sich entzünden, Narben bleiben und es können Allergien entstehen. Das heißt, bereite die Sache gut vor. Sprich mit deinen Eltern. Bist du unter achtzehn Jahre alt, brauchst du sowieso ihre Einwilligung. Bitte sie um Hilfe, ein seriöses Piercing-Studio auszuwählen oder einen kompetenten Hautarzt zu finden, der Körperschmuck gegenüber offen ist.

Wenn du dich gern immer wieder neu verwandelst, helfen aber auch schon Accessoires, für die du keine Löcher brauchst, Strass-Knöpfe zum Aufkleben oder Magnet-Ohrringe zum Beispiel. Auch Tattoos, die du dir aufkleben kannst, gibt es ja zuhauf, so dass du nicht gleich deinen Oberarm oder deine Hüfte fürs Leben mit einer Schlange verheiraten musst.

Richtig gucken

»Nicht die Schönheit entscheidet, wen wir lieben, sondern die Liebe entscheidet, wen wir schön finden.«

Victor de Kowa, deutscher Regisseur, Erzähler und Schauspieler

Gibt es sie vielleicht doch, die Schönheit von innen, die sich auch außen zeigt, oder den Röntgenblick mitten hinein ins Herz? Aber klar! In der Eisdiele, auf der Straße, in der Bahn – überall kann er einen treffen. Das behauptet jedenfalls die Künstlerin Gaby Ludwig:

»Innere Schönheit kann man anhand von Gefühlsregungen auch außen sehen. Wenn jemand traurig ist, kann dieser Mensch schön sein, weil traurige Augen Gefühl zeigen. Dann entwickelt man ein Mitgefühl mit diesem Menschen und entdeckt seine Schönheit und fühlt sich angezogen. Das kommt natürlich von innen. Jemand, den man mag oder den man auf irgendeine Weise bewundert, sieht gut aus. Ob ich nun finde, dass der toll turnen kann oder singen oder sonstwas, dann finde ich den schön, einfach, weil er etwas besonders Schönes macht, was ich vielleicht nicht so gut kann. Und dann übersieht man auch einen dicken Bauch. Man sieht einfach die tollen Lippen oder die tollen Augen.«

Auf den ersten Blick ist also tatsächlich mehr zu sehen als deine Haarlänge, dein Hüftumfang und deine Gesichtsoberfläche. Das sagen nicht nur Künstler, sondern auch Jugendliche auf die Frage: »Als du dich verliebt hast, was hat dir an dem oder der anderen gefallen?«

Siba, 21 »Ich fand bei meinem Freund vom ersten Augenblick an die Augen schön. Die waren so durchdringend und verrieten, dass er in mich hineinsah und mich nicht so sah wie andere, die dann direkt Vorurteile über mich fällten, ohne mich zu kennen.«

Du selber sein

Künstliches wirkt auch künstlich, das wissen und spüren viele Kinder und Jugendliche, wenn sie über die Frage nachdenken, was Schönheit eigentlich ist:

Marie, 11 »Wenn man schön sein will, dann muss man man selbst sein. Wenn man verliebt ist, finden viele Jungen es ja auch schöner, wenn man so ist, wie man ist, und nicht extra ganz toll auftritt.«

So sein, wie man ist, das kann total verschieden sein. Vielleicht bist du mal eine gute Freundin, mal eher eine Zicke, mal hast du Lust, dich zu schminken und zu stylen, mal gehst du in löchrigen Jeans und ungekämmt aus dem Haus. Das gehört alles zu dir und es ist okay.

Daraus folgt: Wenn du dich selbst auf Entdeckertour nach der Schönheit, die dich begeistert, machst, gibt es nur eins – die Augen aufhalten und den Röntgenblick ausfahren!

Ugly

When I was seven they said I was strange

I noticed that my eyes and hair weren’t the same

I asked my parents if I was OK

They said you’re more beautiful and that’s the way

They show that they wish that they had your smile

So my confidence was up for a while

I got real comfortable with my own style

I knew that they were only jealous ’cos

People are all the same

And we only get judged by what we do

Personality reflects name

And if I’m ugly then so you are

So you are

Song: Sugababes

Als ich sieben war, sagten sie, ich sei komisch

Ich bemerkte, dass meine Augen und meine Haare anders waren

Ich fragte meine Eltern, ob ich o.k. bin

Sie sagten, du bist schöner, das ist es

Sie zeigten mir, dass sie sich wünschen, dass ich fröhlich bin

So war mein Vertrauen für eine Weile oben

Ich wurde richtig zufrieden mit meinem eigenen Stil

Ich wusste, dass sie nur neidisch waren, denn

Menschen sind alle gleich

Und wir werden nur beurteilt nach dem, was wir tun

Die Persönlichkeit spiegelt den Namen wider

Und wenn ich hässlich bin, dann bist du’s auch

Bist du es auch

Freundinnen und Zicken

Mädchen gehen manchmal zu zweit aufs Klo. Vielleicht hast du das selbst schon gemacht oder hast mal zwei Mädchen beobachtet, die sich zuzwinkern oder mit Händen und Füßen Zeichen geben. Plötzlich stehen sie in geheimem Einverständnis vom Tisch auf oder lösen sich aus einer Gruppe auf dem Schulhof und stürzen kichernd in Richtung Toilette, um dann beide hinter derselben Klotür zu verschwinden … Was machen die da?

Hannah, 11 »Wir haben Geheimnisse ausgetauscht.«

Mira, 11 »Wir haben über Jungs geredet.«

Rebekka, 12 »Wir machen das zum Beispiel auch, wenn eine unbedingt etwas von der Freundin wissen möchte über die Tage. Wir geben uns dann gegenseitig Tipps, denn ich trau mich nicht, das meine Mutter zu fragen.«

Es ist völlig klar und für jeden sichtbar: Mit Freundinnen, das ist etwas ganz Besonderes, Privates, das gehört nur den beiden allein. Das ist ein eigener Kosmos im Kosmos – für alle anderen unerreichbar. Diese Welt haben sie sich geschaffen und da kommen auch nur sie hinein. Mit anderen Worten: Sie sind zwar zwei, aber eigentlich sind sie eins.

»Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern«, fand auch schon der griechische Philosoph Aristoteles und der befasste sich tagtäglich mit Gedanken über Menschen und deren Sinn und Dasein. Er wusste: »Ohne Freunde möchte niemand leben, auch wenn er die übrigen Güter alle zusammen besäße.«

Bei einer Freundin kannst du deinen Ärger loswerden, wenn deine Eltern dich zur Weißglut gebracht haben, weil sie wieder deine kleine Schwester gelobt und dich kritisiert haben. Sie versteht deine Traurigkeit darüber, dass der Junge deines Herzens im Eiscafé gesessen hat – und zwar nicht mit dir, sondern mit Nadine aus eurer Parallelklasse. Eine Freundin hört dir zu, kennt vielleicht ähnlich frustrierende Erlebnisse, tröstet dich, du kannst dich bei ihr anlehnen und sie ihrerseits erzählt dir von ihrem ersten Date oder ihrer letzten Enttäuschung.

Jemanden zu haben, mit dem du deine innersten Gedanken teilen kannst, der deinen Kummer mindestens halbiert, weil er davon was auf seine Schultern packt, und der auf deine Luftsprünge noch einen doppelten Salto setzt, ist ein wunderbares Gefühl. »Ich bin liebenswert«, »Ich bin nicht allein«, funkt es durch den ganzen Körper.

Maike, 16 »Freundinnen sind sehr wichtig. Seit ich meine beste Freundin durch Vertrauensbruch verlor, fehlt sie mir sehr. Was mir am meisten fehlt, ist, dass wir viel gemeinsam unternommen haben. Und … na ja, es ist einfach sie, die mir fehlt. Unser Kontakt war eigentlich sehr stabil. Wir haben uns fast jeden Tag gesehen und uns kaum gestritten, denn wir teilten alle Geheimnisse und Interessen miteinander.«

Freunde finden