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Nr. 17

 

Die Hundertsonnenwelt

 

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

Perry Rhodan und seine Gefährten suchen die Zentrale der Posbis, jener bio-positronischen Roboter, die mit ihren Fragmentraumschiffen die Menschheit bedrohen. Dabei werden sie auf den Höllenplaneten Surprise verschlagen. Auf diesem uralten Stützpunkt einer untergegangenen Zivilisation stoßen sie auf die unsichtbaren Laurins, die ebenfalls nach den Posbis forschen.

 

Als eine Gruppe terranischer Wissenschaftler auf dem Planeten Fossil das Instrument findet, mit dem man die Laurins endlich sehen kann, beginnt ein erbarmungsloses Wettrennen: Terraner und Laurins kämpfen um den Zugang zur Hundertsonnenwelt, dem Heimatplaneten der Posbis, der sich im Leerraum zwischen den Galaxien befindet.

 

Perry Rhodan und Atlan scheinen das Wettrennen zu gewinnen – aber als sie am Ziel eintreffen, ist der Feind schon da. Die Auseinandersetzung um die Hundertsonnenwelt eskaliert ...

Einleitung

 

 

Die Abenteuer um die seltsamen Roboter, die in dem Buch »Mechanica« ihren Anfang nahmen und in Band Nr. 16 »Die Posbis« fortgesetzt wurden, finden mit dieser Perry-Rhodan-Hardcover-Ausgabe ihren Abschluss. Die Idee, die Posbis als kombinierte Geschöpfe aus Stahl und Plasma darzustellen, fand in den Originalbänden ihren Höhepunkt in der so genannten »hypertoyktischen Verzahnung«. Sie zu entwirren und die mit ihr verbundenen Abenteuer zu einem geschlossenen Roman umzuarbeiten, war die bisher härteste Nuss, die ich als Bearbeiter der Perry-Rhodan-Romane für die Bücher zu knacken hatte. Die Autoren waren sich Anfang der sechziger Jahre durchaus nicht immer einig, wie ein Posbi funktionierte und was ihn motivierte. Und dies sind die Titel der Originalromane, die (unberücksichtigt der darin vorgenommenen Streichungen) in diesem Buch Verwendung fanden: Die Laurins kommen von William Voltz; Ein Toter soll nicht sterben von Clark Darlton; Für Menschen verboten von William Voltz; Roboter lassen bitten von K. H. Scheer; Amoklauf der Maschinen von William Voltz; Sprung in den Interkosmos von Kurt Brand und Kampf um die Hundertsonnenwelt von Kurt Brand.

An dieser Stelle noch ein paar allgemeine Bemerkungen zur Perry-Rhodan-Bibliothek, die für jeden Sammler dieser Bücher interessant sind: Es finden nur die Originalromane in den Büchern Verwendung, die für die Weiterentwicklung der Haupthandlung wichtig und interessant sind. (Eine Ausnahme bilden jene Einzelabenteuer, die bei den Lesern gut angekommen sind.) Auf diese Weise wollen wir erreichen, dass Ihre Perry-Rhodan-Bibliothek für Sie überschaubar bleibt, d.h., wir kommen mit den Büchern zügig voran. Sie stellen sozusagen die »Essenz« der Perry-Rhodan-Serie dar. Der Erscheinungsrhythmus (drei Bücher im Jahr) wird nicht geändert. Der Umfang der einzelnen Bücher kann von Band zu Band um ein paar Seiten variieren, denn es ist bei der Bearbeitung nie möglich, eine exakt einheitliche Manuskriptlänge zu erreichen. Dies zur Information für unsere treuen Leser und Sammler.

Es bleibt mir noch, meinen Dank abzustatten an Christa Schurm, Franz Dolenc und G. M. Schelwokat, die mit mir zusammen über der »hypertoyktischen Verzahnung« gegrübelt haben.

 

Heusenstamm, Januar 1984

William Voltz

Zeittafel

 

 

Die Geschichte des Solaren Imperiums in Stichworten:

 

1971 – Die STARDUST erreicht den Mond, und Perry Rhodan entdeckt den gestrandeten Forschungskreuzer der Arkoniden.

1972 – Aufbau der Dritten Macht und Einigung der Menschheit.

1976 – Perry Rhodan löst das galaktische Rätsel und entdeckt den Planeten Wanderer, wo seine Freunde und er von dem Geisteswesen ES die relative Unsterblichkeit erhalten.

1984 – Rhodans erster Kontakt mit dem Robotregenten von Arkon im Kugelsternhaufen M 13. Der Robotregent versucht die Menschheit zu unterwerfen.

2040 – Das Solare Imperium ist entstanden. Nach 10.000 Jahren taucht der Arkonide Atlan aus seiner Unterwasserkuppel im Atlantik auf und wird Perry Rhodans Freund.

Die Druuf dringen aus ihrer Zeitebene in unser Universum vor.

2043 – Rhodans Frau stirbt auf dramatische Weise, und ihr gemeinsamer Sohn Thomas Cardif wird zum Gegenspieler seines Vaters.

2044 – Die Terraner stoßen nach Arkon vor und verhelfen Atlan zu seinem Erbe. Die Antimutanten tauchen auf.

2102 – Perry Rhodan entdeckt das Blaue System der Akonen.

2103 – Thomas Cardif stirbt, und Perry Rhodan erhält den Zellaktivator von ES.

2104 – Der Planet Mechanica wird entdeckt. Vernichtung des Robotregenten von Arkon.

2112 – Die Posbi-Roboter und die unsichtbaren Laurins tauchen auf.

1.

 

 

Sechs Stunden, bevor eine Fehltransmission ihn auf eine Höllenwelt verschlagen würde, traf Perry Rhodan in der kleinen Kantine den Spion. Natürlich wusste Rhodan nicht, dass Fyrn von Mes-Naar ein Spion war, der einer Gruppe von politischen Fanatikern des Blauen Systems angehörte. Selbst Fyrn war sich seiner Aufgabe nicht bewusst, denn seine Auftraggeber kannten inzwischen die Gefährlichkeit der terranischen Mutanten. Man hatte Fyrns Bewusstsein sorgfältig präpariert, so dass sich der Akone für einen der Transmittertechniker hielt, die den Großtransmitter auf Arkon III gebaut hatten.

Dagegen befand sich Fyrns Unterbewusstsein in ständiger Anspannung. Er registrierte jedes Ereignis, verfolgte alle Vorgänge.

Als Perry Rhodan die Kantine betrat, schlug in Fyrns Unterbewusstsein die Warnglocke an. Hier war der wichtigste Mann des gesamten Unternehmens.

Fyrn schob den noch vollen Becher dampfenden Kaffees über den Tisch. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sich der Bedienungsroboter näherte, um eventuell den Becher nachzufüllen. Außer Fyrn hielten sich nur zwei Vorarbeiter der Schweißerkolonne in der Kantine auf.

Rhodan war stehengeblieben, steuerte aber dann auf die Theke zu. Er trug eine einfache Kombination, die ihn jugendlich aussehen ließ.

»Darf ich Sie bitten, sich an meinen Tisch zu setzen?«, fragte Fyrn, bevor Rhodan sein Ziel erreichen konnte.

Der Administrator wandte sich um und sah Fyrn an. Die Klarheit seiner Augen verwirrte Fyrn. Er stand auf, schob einen Stuhl zurück und lächelte Rhodan zu.

Der schlanke Terraner nickte stumm.

»Sie sind einer der akonischen Techniker«, stellte er fest, als er sich auf der anderen Seite des Tisches niederließ.

Der Robot rollte geräuschlos heran. Fyrn wartete, bis Rhodan einen Kaffee gedrückt hatte. Fyrn griff nach seinem Becher. Zu seinem Erstaunen sah er seine Hände zittern. Er versuchte, seine Unsicherheit zu erklären.

»Ich arbeite in Berhaans Gruppe«, sagte er hastig, um seine Unruhe zu verbergen. »Wir haben die letzten Anschlüsse vorgenommen.«

Der Robot brachte Rhodans Kaffee. Mit beiden Händen umschloss der Administrator den Becher.

»Sie haben gute Arbeit geleistet«, sagte Rhodan freundlich.

Fyrn lauschte in sich hinein, um seine steigende Unruhe zu ergründen. Lag es daran, dass diese Begegnung zumindest ungewöhnlich war? Seit der Bildung der Galaktischen Allianz, die am 10. September 2113 beschlossen worden war, zeigte niemand Verwunderung, wenn ein Akone und ein Terraner an einem Tisch saßen. Das arkonidische und das Solare Imperium hatten sich mit dem Reich der Akonen zu einem Waffen- und Wirtschaftsbündnis zusammengeschlossen. Die Akonen hatten dabei jede nur denkbare Hilfeleistung zugesichert, während Rhodan ihnen sämtliche Unterlagen, die bisher über die Posbis vorlagen, überreichte.

Nicht alle Akonen waren mit diesem Bündnis einverstanden. Untergrundbewegungen wie die, der Fyrn angehörte, versuchten, das freundschaftliche Verhältnis zu torpedieren.

Doch Fyrn, der Spion, wusste nichts von der Existenz solcher Gruppen, er war davon überzeugt, einer der Techniker zu sein, die der Große Rat auf Arkon III eingesetzt hatte, um den Großtransmitter zu bauen.

»Sie scheinen müde zu sein«, drang Rhodans Stimme in die Gedanken des Akonen.

Fyrn zuckte zusammen. Hastig trank er seinen Becher aus. Er fühlte die Augen dieses gefährlichen Mannes auf sich ruhen, und es war ihm, als könnten sie mühelos in ihn hineinsehen. Verärgert fragte er sich, warum er sich davor fürchtete. Er hatte nichts zu verbergen.

»Der Flottentender ist schon gestartet«, bemerkte er, um das Schweigen zu brechen. Der Robot glitt neben ihn, füllte seinen Becher. Der aufsteigende Dampf des heißen Getränks schien seltsame Figuren zu bilden.

Rhodan warf einen Blick zu den beiden Vorarbeitern, die aufgestanden waren, ihre Schutzhelme aufsetzten und die Kantine verließen. Fyrn starrte enttäuscht hinter ihnen her. Aus irgendeinem Grund war ihm ihre Anwesenheit willkommen gewesen. Nun war er allein mit dem Terraner.

»Wenn man an die ursprüngliche Aufgabe eines Tenders denkt«, sinnierte Rhodan lächelnd, »dann kann man sich schlecht vorstellen, dass dieses Schiff nun einen Transmitter größten Ausmaßes in den Raum transportiert.«

Die Flottentender waren dafür bestimmt, havarierte Raumschiffe abzuschleppen. Sie bestanden aus einer flachen, rechteckigen Plattform, die an ihrer Spitze einen halbkugelförmigen Aufbau besaß. Innerhalb dieser Halbkugel befanden sich die Steuerzentrale und die Kabinen der Mannschaften. Die Triebwerke waren innerhalb der langgestreckten Plattform untergebracht, die bei den größten Tendern eine Ladefläche von 800 mal 300 Meter erreichten. Die modernen Tender verfügten ausnahmslos über Lineartriebwerke.

»Die Zusammenarbeit unserer beiden Zivilisationen schafft erstaunliche technische Symbiosen«, meinte Fyrn mit einem Anflug von Humor. »Sie stellten den Tender, auf dessen Plattform wir einen Großtransmitter errichteten.«

Hinter der Theke spielte der Musikautomat eine neue Tonspule ab, auf der sich elektronische Töne mit denen alter Musikinstrumente zu einer angenehmen Melodie verbanden.

Rhodan fühlte sich schläfrig, obwohl er in den vergangenen Tagen viel geruht hatte. Der Akone war ihm nicht unsympathisch, aber er fühlte die Erregung dieses Mannes. Er fragte sich, woher sie wohl kommen mochte.

Die Vorbereitungen der letzten Wochen hatten einem Unternehmen gedient, das die letzten Rätsel der Posbis lösen sollte. Akonische Wissenschaftler hatten mit ihren leistungsstarken Robotgehirnen ausgerechnet, die Herkunft der Posbis und ihr seltsames Verhalten könnte wahrscheinlich enträtselt werden, wenn es gelang, in aller Ruhe eine Posbi-Raumstation zu untersuchen. Bisher hatten es lediglich kleine Einsatzkommandos für wenige Stunden geschafft, auf solchen kugelförmigen Raumstationen Fuß zu fassen, was jedoch nicht ausreichte, genügend Informationen zu erlangen.

An der Grenze der Milchstraße stand kampfbereit die alliierte Flotte. Die Kommandanten warteten auf das Auftauchen von Fragmentschiffen, während andere Einheiten weit in den Leerraum vorstießen, um nach der Kommandozentrale der Posbis zu suchen.

Der Große Rat des Blauen Systems hatte Rhodan einen Plan unterbreitet, mit dessen Durchführung man sich wertvolle Aufschlüsse über die Posbis erhoffte. Der Flottentender BA-F333 war mit einem Transmitterempfängergerät ausgerüstet worden. Akonische Wissenschaftler hatten zusätzliche Spezialprojektoren auf der Plattform des Tenders installiert. Diese Projektoren erzeugten den blauen Energieschirm, den die Terraner bereits bei ihrem ersten Vorstoß mit der FANTASY in das Blaue System gesehen hatten. Die energetische Zusammensetzung dieses Energieschirms war sechsdimensionaler Ordnung, das heißt, er konnte von keiner bekannten Waffe durchdrungen werden. Lediglich ein Raumschiff im Schutz des Kalupschen Absorberfelds konnte diesen Schirm durchstoßen.

Der Plan sah vor, dass der Flottentender BA-F333 ungefähr zwei Lichtjahre von einer Posbi-Station stationiert werden sollte. Mit Hilfe des Großtransmitters auf Arkon III, dessen Torbogen hundert Meter hoch in die Luft reichte, sollten Mannschaften, Material und wissenschaftliche Untersuchungsgeräte zu dem Tender geschickt werden.

Die Plattform würde eine vorgeschobene Station für kommende Einsätze darstellen. Die Akonen hatten Geräte zur Verfügung gestellt, mit denen man die Relativfelder der Posbis zu zerstören hoffte.

Rhodan blickte auf seine Uhr. Vor einer halben Stunde war der Tender mit einer kleinen Besatzung gestartet. Sein Ziel war eine Posbi-Station, die etwa 50.000 Lichtjahre im Abgrund zwischen den Sterneninseln stand.

Sobald das Plattformschiff ankam, sollte die Besatzung einen Rafferimpuls abstrahlen, der Rhodan und seine Begleiter veranlassen würde, den Transmitter zu betreten.

Fyrn, der durch das Schweigen seines Gegenübers nicht sicherer geworden war, räusperte sich.

Was hatte ihn überhaupt dazu veranlasst, diesen mächtigen Mann zu sich an den Tisch zu bitten? Fyrn war davon überzeugt, dass etwas mit ihm nicht stimmte, er fühlte das Unheil wie eine kommende Krankheit in sich aufsteigen.

Rhodan trank seinen Becher leer.

»Ich muss wieder an die Arbeit«, sagte er zu Fyrn. »Danke für den Kaffee.«

Im selben Augenblick, als er sich erhob, kamen Berhaan, Sos von Laar und Rowynn in die Kantine. Fyrn blickte auf.

»Sir!«, sagte Berhaan, und in seiner Stimme schwang eine ungewöhnliche Kälte mit. »Sir, wir müssen diesen Mann verhaften.«

Es dauerte einige Sekunden, bis Fyrn begriff, dass Berhaan ihn gemeint hatte, als er von der Verhaftung sprach, Fyrn stieß seinen Stuhl zurück. Der Becher kippte um, goldbrauner Kaffee lief über den Tisch.

»Was wird ihm vorgeworfen?«, fragte Rhodan.

Der Bedienungsrobot kam heran und wischte die Kaffeelache vom Tisch. Die Maschine stand den Ereignissen vollkommen teilnahmslos gegenüber.

»Er ist ein Spion der Untergrundbewegung, die die Galaktische Allianz sabotieren möchte«, erklärte Berhaan. »Die Verbrecher haben ihn unter die Techniker geschmuggelt, um Informationen über unsere Pläne zu erhalten.«

Fyrn stützte sich mit beiden Händen auf die Tischkante. Seine Blicke gingen gehetzt zwischen Berhaan und dem Terraner hin und her.

»Aber – das ist doch Unsinn«, stammelte er.

Berhaan ging ungeduldig weiter, aber eine Handbewegung Rhodans hielt ihn zurück.

»Warten Sie noch, Akone«, sagte Perry. »Ich werde ihn von meinen Mutanten untersuchen lassen.«

Sos von Laar lachte verächtlich auf.

»Das wird wenig Sinn haben«, sagte er. »Die Untergrundbewegung gibt ihren Spionen keine Gelegenheit, sich zu verraten. Fyrn weiß nichts von seinem Auftrag. Er ist davon überzeugt, dass er einer der Techniker ist. Nur sein Unterbewusstsein sammelt wertvolle Daten. Später, wenn er zurück ist, können sie mühelos an die Oberfläche seines Bewusstseins geholt werden.«

Rhodan dachte einen Augenblick nach.

»Wenn das so einfach ist«, sagte er, »sollten wir doch ebenfalls keine Schwierigkeiten haben, zu seinem Unterbewusstsein vorzudringen.«

»Wenn wir das versuchen, töten wir Fyrn«, erklärte Berhaan ernst. »Er verfügt über eine geistige Sicherheitsschaltung, die nur von Eingeweihten beseitigt werden kann. Eine falsche Behandlung führt zum Gehirntod.«

Rhodan runzelte die Stirn. Eine geheime Organisation konnte natürlich nicht rücksichtsvoll arbeiten, aber diese Methode kam ihm barbarisch vor.

»Was haben Sie mit Fyrn vor?«, fragte er Berhaan.

In Berhaans Augen leuchtete der unerschütterliche Glaube an die eigene Intelligenz. Die sprichwörtliche Selbstsicherheit der Akonen kam bei ihm besonders stark zur Geltung.

»Das ist eine Angelegenheit, die nur uns und den Großen Rat betrifft«, eröffnete er Rhodan.

Der Administrator fühlte die Wärme, die das heiße Getränk in seinem Körper verbreitet hatte. Die unerklärliche Verbundenheit, die er für Fyrn empfunden hatte, war geblieben. Es war ihm klar, dass die Akonen genau das versuchen würden, was sie den Terranern nicht gestatten wollten: die Sicherheitsschaltung Fyrns zu beseitigen, ohne dass der Spion starb. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass ihnen das gelingen würde. Fyrn würde also sterben.

Das Gehirn des Mannes, mit dem er freundschaftlich Kaffee getrunken hatte, würde explodieren. Die Explosion würde geistiger Natur sein, aber den gleichen Effekt hervorrufen wie jede andere innerhalb eines Schädels: Fyrns Tod.

»Ich bitte Sie, diesen Mann der Solaren Abwehr zu überlassen«, sagte er zu Berhaan.

Im ausdrucksvollen Gesicht des Akonen zuckte kein Muskel.

»Ihre Bitte ist vermutlich sehr nachdrücklicher Natur?«, erkundigte er sich mit feinem Spott.

Rhodan musste lachen.

»Gerade so nachdrücklich, um Erfolg zu haben«, sagte er zu den Akonen.

Rowynn, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, sagte: »Ihre Forderung könnte letzten Endes die Allianz gefährden. Es können Verwicklungen entstehen.«

»Das einzige, was im Augenblick unsere Koalition gefährden könnte, wäre die Beseitigung der Posbi-Gefahr«, sagte Rhodan mit rücksichtsloser Offenheit.

Berhaan errötete, blieb aber stumm. Rhodan packte Fyrn am Arm.

»Kommen Sie!«, befahl er.

An den schweigenden Wissenschaftlern vorüber zog er Fyrn aus der Kantine. Die frische Luft, die ihnen entgegenschlug, tat ihm gut. Er ließ Fyrn los und blickte zur Baustelle hinüber. Der Transmitter wirkte wie ein Triumphbogen.

»Sie haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet«, sagte Fyrn leise.

Rhodan schaute ihn von der Seite her an. Fyrn hatte ein sehr jugendliches Gesicht, er wirkte viel jünger, als er in Wirklichkeit war. Seine schmale Nase verlief gradlinig. Augen und Haare waren im Gegensatz zu den meisten Akonen von einem schimmernden Grau. Fyrn war schlank, fast zerbrechlich.

»Sind Sie ein Spion?«, fragte Rhodan.

»Ich weiß es nicht«, erwiderte Fyrn.

Sie gingen weiter, wobei sie die Richtung auf den Transmitter einschlugen. Gleich darauf wurden sie von Berhaan und seinen beiden Begleitern überholt, die in einem Montagewagen vorüberfuhren. Berhaan lächelte von seinem Sitz herunter, als sei nichts geschehen.

»Was werden Sie mit mir tun?«, erkundigte sich Fyrn, als der Wagen davonrollte.

»Ich nehme Sie mit«, erwiderte Rhodan.

Fyrn blieb stehen. »Wenn ich ein Spion bin – und es ist sehr wahrscheinlich, dass es so ist –, werden Sie Schwierigkeiten mit mir bekommen.«

»Die Posbis werden Ihnen wenig Zeit lassen, an Ihre Spionagetätigkeit zu denken, weder bewusst noch unbewusst.«

Fyrn musste lachen. Sie begegneten vier terranischen Technikern, die auf dem Weg zur Kantine waren. Diese Männer würden nicht durch den Transmitter gehen. Mit Fyrn erhöhte sich die Zahl der Mitglieder des Einsatzkommandos auf 43. Darunter befanden sich Atlan, Van Moders, Gucky, Tschubai, Marshall, Goratschin, der wieder genesen war, und andere Mutanten. Außerdem gehörten einige Spezialisten dem Team an.

Die Zeitspanne, die das Einsatzkommando von der Hölle trennte, hatte sich um eine weitere Stunde verringert.

In genau vier Stunden und dreiunddreißig Minuten würden die Männer den Transmitter betreten.

2.

 

 

Auf einen Flottentender kommandiert zu werden, bedeutete für die Offiziere der Solaren Flotte eine gewisse Degradierung. Die Tender nahmen an keinem militärischen Manöver teil. Sie wurden lediglich damit beauftragt, zerschossene Wracks abzuholen. Die Kommandanten der Schlachtschiffe sprachen von denen der Tender in herablassendem Ton. Die »Männer von der Schrottverwertung«, wie man Besatzungen von Tendern ungerechterweise nannte, waren sich ihrer Berufsehre jedoch bewusst. Jeder einzelne von ihnen war ein Bergungsspezialist, jeder konnte ein Schiff steuern. Tatsache war, dass ein Mitglied einer Tendermannschaft über mehr technisches Wissen verfügte als ein Schlachtschiffkommandant.

Benito Bassaldari, Kommandant des Flottentenders BA-F333, hätte in keinem Fall mit einem Befehlshaber eines Schlachtschiffs tauschen wollen. Der kleine schwarzhaarige Major aus Italien hatte einen Spezialauftrag erhalten, der ihn und sein Schiff von der »Schrottverwertung« befreite. Bassaldari steuerte die Plattform, auf der das Transmittergerät montiert war, dem fernen Ziel zwischen den Sterneninseln entgegen. Rhodan hatte den Major genau von der Abwicklung ihres Unternehmens unterrichtet.

Für Bassaldari war der Flug in das Nichts (denn diese unendliche Weite, die die Milchstraßen voneinander trennte, wurde von den Raumfahrern als das Nichts empfunden) nicht allein ein abenteuerliches Erlebnis. Der Major kannte die Bedeutung seines Auftrags. Von seiner Erfüllung hing es ab, ob die terranischen Spezialisten eine der Raumstationen der Posbis untersuchen konnten.

Als der Flottentender BA-F333, ungefähr zwei Lichtjahre von der Zielstation entfernt, aus der Halbraumzone auftauchte, während die akonischen Spezialprojektoren den schützenden blauen Schirm aufbauten, fühlte Bassaldari die Last seiner Verantwortung.

Von einem der Bildschirme innerhalb der Zentrale vermochte er über die Plattform des Tenders zu blicken. Der Transmitter war auf der Plattform errichtet worden. Menschen, die ihn verließen, befanden sich praktisch im freien Raum. Rhodan und seine Begleiter würden deshalb bei ihrer Ankunft Raumanzüge tragen. Am Ende der Plattform bot eine mittelgroße Luftschleuse den Männern Gelegenheit, das Innere des Tenders zu betreten.

Bassaldari stabilisierte den Flug des Schiffes, bis es eine Kreisbahn um die Station der Posbis zog. Das Gefühl völliger Einsamkeit, das den Major in den letzten Stunden überfallen hatte, wurde auch durch das Vorhandensein der Posbis nicht verdrängt. Es war ein grandioses, aber gleichzeitig bedrückendes Bild, die eigene Milchstraße als breit gefächerten Gürtel auf den Bildschirmen zu sehen. Das Bewusstsein der eigenen Winzigkeit wurde durch diesen Anblick noch verstärkt.

Die empfindlichen Ortungsgeräte des Spezialschiffs zeigten die Position der Station genau an. Bassaldari hatte nie geglaubt, dass die Leuchtkraft der Galaxis bis in die Tiefe des Nichts reichen würde, wo sie, für das menschliche Auge kaum sichtbar, an festen Körpern einen schwachen Widerschein erzeugte. Der Kommandant ermaß erst jetzt die gewaltige technische Leistung der Posbis, die einen ganzen Ring von Stationen vor der Galaxis errichtet hatten. Natürlich war es unmöglich, einen so dichten Beobachtungsgürtel zu schaffen, dass jeder Einflug registriert werden konnte.

Wenn die Posbis einen Gegner so fürchteten, dass sie unzählige Stationen geschaffen hatten, dann musste dieser mindestens gleich stark sein. Es bestand für Bassaldari kein Zweifel, dass es sich bei diesem Gegner um die unsichtbaren Laurins handelte.

Wer den Posbis zu schaffen machte, würde früher oder später auch das Solare Imperium und die gesamte Galaktische Allianz beschäftigen. Die Menschheit konnte nur hoffen, dass Laurins und Posbis so mit ihrer Auseinandersetzung beschäftigt waren, dass ihnen keine Zeit mehr blieb, tiefer in die Galaxis vorzustoßen.

Trotzdem durfte nichts unversucht bleiben, mehr über Posbis und Laurins zu erfahren.

Bassaldari befahl, den ausgemachten Rafferimpuls nach Arkon III abzustrahlen. Das würde das entscheidende Signal für die Männer des Einsatzkommandos sein.

»Wie lange wird es dauern, bis Rhodan aus dem Transmitter kommt, Sir?«, fragte Captain Essex, der Erste Offizier des Tenders. Essex hätte auf Grund seiner Kenntnisse in der privaten Industrie Terras eine Laufbahn als Ingenieur einschlagen können, aber er kletterte lieber in den Trümmern havarierter Schiffe umher, um sie mit großem Geschick auf der Plattform zu verankern.

Bassaldari blickte auf seine Uhr. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der erste Mann aus dem Transmitter trat. Innerlich fieberte der Major diesem Zeitpunkt entgegen, denn er würde zum ersten Mal in unmittelbarer Nähe Rhodans und einiger Mutanten sein. Zudem nahm Atlan, der Imperator des Großen Imperiums von Arkon, an diesem Unternehmen teil.

»Es wird bald soweit sein, Captain«, sagte Bassaldari.

Eine halbe Stunde später begann er allmählich nervös zu werden. Noch immer war die Plattform leer. Captain Essex durchmaß die Zentrale mit unruhigen Schritten.

»Es ist etwas dazwischengekommen«, vermutete er finster.

Bassaldari blickte auf den Bildschirm, wo sich die Galaxis in ihrer kalten Pracht zeigte. War es nicht Vermessenheit, diese Entfernung überbrücken zu wollen? Der Major verdrängte solche Gedanken. Bestimmt würde es nicht lange dauern, bis Rhodan persönlich durch die Luftschleuse trat, um den Grund für die Verspätung zu nennen.

Bassaldari begann nun in regelmäßigen Abständen auf seine Uhr zu blicken. Die kleine Besatzung des Tenders wartete mit zunehmender Spannung darauf, die Männer aus dem Torbogen des Transmitters kommen zu sehen.

Sie warteten auch noch eine Stunde nach dem abgestrahlten Rafferimpuls.

Aber niemand kam.

 

Sechs Wochen hatte es gedauert, bis sich die akonischen und terranischen Wissenschaftler über die endgültige Zusammenstellung der Geräte geeinigt hatten, die Rhodan und seine Begleiter mitnehmen sollten.

Wenn Perry Rhodan auf den Berg aufgestapelter Gegenstände blickte, die man zusammengetragen hatte, konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken. Hier hatte man anscheinend einen Kompromiss auf Kosten des Einsatzkommandos geschlossen.

Nun, während des Sprunges durch den Transmitter würde sie das schwere Gerät nicht belasten. Später, auf dem Tender, hatte er immer noch Gelegenheit, einen Großteil der Gegenstände zurückzulassen, ohne mit übereifrigen Wissenschaftlern endlose Diskussionen führen zu müssen.

Rhodan trug bereits den Raumanzug mit leistungsfähigen Luft- und Energieaggregaten. Der Anzug war nicht flugfähig, aber darauf konnten sie bei diesem Einsatz verzichten.

Vor wenigen Minuten hatten die Empfänger den Impuls von der BA-F333 aufgefangen. Bassaldari hatte in der Nähe der Station den Flug unterbrochen. Rhodan kontrollierte ein letztes Mal sein kleines Armbandfunkgerät. Fyrn, der Akone, hielt sich an seiner Seite, als befürchte er, dass Berhaan im letzten Augenblick noch protestieren und Fyrns Teilnahme an der Aktion verhindern könnte.

Was Fyrn nicht wissen konnte, war, dass Rhodan Gucky damit beauftragt hatte, den Akonen ständig unter Kontrolle zu halten, um bei dem geringsten Verdacht einzugreifen. Falls Berhaan recht hatte und Fyrn tatsächlich ein Spion war, konnten sie einer eventuellen Aktion am besten begegnen, wenn er ständig in ihrer Nähe weilte.

»Wir warten auf den Einsatzbefehl, Barbar«, klang Atlans Stimme über den Helmfunk auf.

Die Akonen hatten Atlan nur widerwillig als unterzeichnenden Vertragspartner innerhalb der Galaktischen Allianz anerkannt. Es war ein psychologischer Schachzug von Rhodan, seinen alten Freund an den unmittelbaren Brennpunkten des Geschehens einzusetzen, eine Maßnahme, die von den Akonen mit mürrischem Widerwillen geduldet wurde. Rhodan wollte den Akonen beweisen, dass ein Arkonide wertvoll sein konnte wie ein Akone oder Terraner.

Rhodan überblickte die Gruppe, die sich mit den zusammengetragenen Geräten beladen hatte. Hinter ihnen ragte der Torbogen des Transmitters in die Höhe, ein technisches Wunderwerk, erdacht von akonischen Gehirnen.

Perry Rhodan hob seinen Arm. Der plump wirkende Raumanzug verbarg seine Schlankheit; ein gelber Flammenkopf auf dem Helm kennzeichnete ihn als Anführer.

»Es kann losgehen«, sagte er einfach.

Mit diesen Worten nahm er seinen Teil des Gepäcks vom Boden auf und setzte sich in Bewegung. Ohne zu zögern, folgten ihm die Mutanten und Wissenschaftler der Gruppe.

Sie schritten langsam in den Transmitter hinein.

Berhaan hielt sich nicht ohne Grund für einen der besten Transmittertechniker des Blauen Systems. Er hatte die letzte Kontrolle des Transmitters vorgenommen, bevor das Einsatzkommando auf den Torbogen zuging. Im stillen bedauerte der Akone, dass er Rhodan nicht begleiten konnte. Er sah jedoch ein, dass seine Anwesenheit auf Arkon III wichtiger war. Er dachte an Fyrn, der jetzt bei diesen Männern weilte. Natürlich hatte sich Rhodan nicht nur schützend vor Fyrn gestellt, weil sie zusammen in der Kantine Kaffee getrunken hatten. Rhodan mochte nicht so intelligent sein wie die führenden Wissenschaftler des Blauen Systems, aber er besaß ein verblüffendes Kombinationsvermögen, gepaart mit einem sicheren Blick für jede Situation. Berhaan akzeptierte den Terraner vorbehaltlos als gleichwertigen Partner. Dieser Rhodan würde niemals einen Verrat an einem Verbündeten begehen, sagte sich Berhaan. Trotzdem war der Administrator gefährlich. Was er tat, was er plante, alles geschah in erster Linie zum Vorteil der Menschheit, die sich, ausgehend von jenem winzigen Sonnensystem am Rand der Galaxis, schon über große Teile der Milchstraße ausgebreitet hatte.

Berhaans Volk jedoch war älter und reifer. Die Akonen hatten junge Zivilisationen aufblühen und ins Verderben gehen sehen. Früher oder später, davon war der Wissenschaftler überzeugt, würden die Terraner den gleichen Weg nehmen. Daran würde auch ihre erstaunliche Vitalität nichts ändern.

Berhaan blickte hinüber zu dem Transmitter. Rhodan war deutlich am Helmsymbol zu erkennen. Dieser Mann begnügte sich nicht damit, von seinem Regierungssitz Befehle zu geben, er riskierte ständig in der vordersten Reihe sein Leben.

Unverständlich, dachte Berhaan, unverständlich und gefährlich.

Die Männer des Einsatzkommandos durchschritten den Torbogen des Transmitters. Rhodans leuchtender Helm verschwand.

Da geschah es.

Innerhalb des Torbogens blitzte es auf, eine gewaltige Stichflamme schien den Transmitter in zwei Hälften zu spalten. Keiner der Männer war noch zu sehen. Berhaan sprang auf. Er sah die terranischen Techniker über den freien Platz auf den Transmitter zustürmen. Weitere Blitze zuckten auf, die Energieladungen waren so stark, dass Berhaan einen flimmernden Gürtel am oberen Ende des Torbogens wahrnahm.

Er entspannte sich langsam, aber die Reaktion des plötzlichen Schocks ließ ihn zittern. Er rannte los, war sich aber gleichzeitig der Sinnlosigkeit seiner Eile bewusst.

Rhodan und seine Begleiter waren aus dem Torbogen verschwunden. Kein noch so begabter Techniker konnte sie jetzt noch zurückholen. Vielleicht waren sie sicher auf der Plattform des Tenders gelandet.

Berhaan bezweifelte das. Irgend etwas war schiefgegangen, eine unvorhergesehene Reaktion hatte den Transmittersprung beeinflusst.

Ein Techniker in einer weißen Kombination holte ihn ein. Er war klein und kurzhaarig, er trug ein Werkzeug in der Hand und deutete damit auf den Transmitter.

»Haben Sie das gesehen?«, schrie er. »Da ist etwas passiert!«

Obwohl sich der Akone dagegen wehrte, griff die Erregung des Mannes auf ihn über. Die ersten Alarmsirenen heulten auf. Rote Montagewagen kamen in wahnwitziger Geschwindigkeit aus ihren Schuppen gerast.

Berhaan sah Reginald Bull, den Stellvertreter des Administrators, auf sich zukommen. Der Akone hatte schon von der Freundschaft zwischen Rhodan und diesem Mann gehört. Bullys Gesicht war von einer unnatürlichen Blässe überzogen.

»Wie lange wird es dauern, bis wieder ein Mann in den Transmitter gehen kann?«, fragte Bully ohne Umschweife.

»Bevor wir nicht wissen, was mit Rhodan geschehen ist, kann ich es nicht verantworten, den Transmitter für weitere Sprünge freizugeben«, erklärte Berhaan.

»Ich werde mir einen Raumanzug beschaffen und auf eigene Verantwortung losgehen«, verkündete Bully.

»Sie werden nichts dergleichen tun«, antwortete Berhaan kopfschüttelnd. »Wenn den Männern etwas zugestoßen ist, werden Sie es durch Tollkühnheit nicht ändern.«

Das Aufblitzen innerhalb des Torbogens hatte aufgehört. Der Transmitter bot sein gewohntes Bild.

Lauter als zuvor rief Bull: »Wenn sie nicht auf dem Tender sind, wo können sie sich dann befinden?«

In Berhaans Gedanken formte sich das Bild der Galaxis. Er fühlte, wie eine eisige Kälte nach ihm griff.

»Sie können an jedem denkbaren Punkt der Galaxis sein«, sagte er leise zu Bull, und seine Stimme wurde fast von dem schrillen Heulton der Alarmsirenen übertönt.

In Bulls Augen erschien ein eigenartiger Glanz, aber sein Gesicht blieb ausdruckslos. Berhaan beobachtete, wie sich die Hände des Terraners zu Fäusten ballten, dass die Knöchel weiß hervortraten.

»Wie konnte das passieren?«, fragte Bully.

»Es gibt nur eine Erklärung dafür«, sinnierte Berhaan. »Eine übergeordnete Energieentladung hat den Transmittersprung beeinflusst.«

Bull starrte hinter den roten Montagewagen her, die noch immer an ihnen vorüberschossen.

»Sind Sie sicher, dass Perry den Tender nicht erreicht hat?«

»Es sieht fast so aus«, entgegnete Berhaan.

Da sagte Bull etwas, das der Akone nie in seinem Leben vergessen würde: »Wir werden die Männer suchen.«

Berhaan war sich darüber im klaren, dass der Terraner nicht so naiv war, um sich kein Bild von der Größe der Galaxis machen zu können. Es war, als hätte jemand vorgeschlagen, in der Tiefe eines unermesslichen Ozeans nach einem bestimmten Sandkorn zu suchen.

Nach einmal hob Reginald Bull seinen Arm, als wollte er einen Schwur leisten.

»Wir werden sie finden«, sagte er.

3.

 

 

Die Sphäre bestand aus blauem Dunst. Sie erstreckte sich von einem Ende der Unendlichkeit bis zum anderen. Sie füllte mit ihrer gasförmigen Substanz das gesamte Universum aus, oder das, worin er schwebte. Das hieß, er schwebte eigentlich nicht, denn er besaß keinen Körper. Er existierte nur als Bewusstsein, als ein Teil dieses Raumes ohne Anfang und Ende.

Im selben Augenblick, als der Transmitter zu arbeiten begonnen hatte, war Rhodans Warnschrei verstummt. Instinktiv hatte er gefühlt, dass etwas nicht stimmte, aber seine Warnung kam zu spät. Der Transmitter schleuderte das energetische Äquivalent der Männer in ein Nichts.

Wahrscheinlich lebten sie alle noch, wenn man ihre derzeitige Existenzform als »Leben« bezeichnen konnte. Erstaunlicherweise konnte Rhodan sehen, obwohl er sich sagte, dass dies ein völlig abstrakter Vorgang war, der ohne Zuhilfenahme seiner Augen stattfand. Er befand sich innerhalb dieser Sphäre, vielleicht füllte er sie vollkommen aus, oder er war nur ein winziger Teil von ihr. Da es keinerlei Bezugssystem gab, vermochte er das nicht festzustellen. Ein Ausspruch von Descartes fiel ihm ein. Ich denke, also bin ich! Gewann dieser Ausspruch für ihn, Rhodan, in diesem Augenblick nicht neue Bedeutung?

Was geschah, wenn er aufhörte zu denken? Wie konnte er überhaupt denken? Da erblickte er etwas, was die ganze Zeit über schon dagewesen war, mit ihm schwebte es in dieser unglaublichen Sphäre. Es war ein leuchtender, schmaler Strich.

Er erkannte weitere dieser leuchtenden Striche. Sie schienen die Sphäre zu beleben wie Fische im trüben Wasser. Was stellten sie dar? Waren es Milchstraßen, Energiezusammenballungen?

Da bewegte sich die Sphäre. Sie tat es nicht impulsiv, ihre Bewegung war auch kaum sichtbar, sondern nur zu erahnen. Rhodan fühlte keine Furcht, ja, er konnte seinen jetzigen Zustand überhaupt nicht gefühlsmäßig definieren.

Das bedeutete, dass er nichts fühlte. Er war zu einem nicht fassbaren Bestandteil dieser undefinierbaren Substanz geworden, zu einem Betrachter von reiner Objektivität.

Einer der Striche wurde plötzlich breiter, es war, als nähme jemand eine systematische Vergrößerung einer Fotografie vor. Schließlich wurde der Strich zu einem ovalen Gebilde, zu einem länglichen Ei, dessen Enden die verschwommene Leuchtkraft des Mittelpunkts aufzusaugen schienen.

Die Staffelung der Dimensionen – wie weit ging sie eigentlich? Setzte nicht jede Dimension eine weitere, übergeordnete voraus, in der sie, sicher eingebettet, existierte? Der sechsdimensionale Schutzschirm der Akonen konnte nur funktionieren, weil es etwas gab, das seinen Energieabtausch gewährleistete. Man konnte nicht sagen, dass es irgendwo ein Ende gab, dass dann nur noch das Nichts war, ein unausgefülltes Vakuum oder noch weniger als das, denn selbst ein Vakuum bedarf einer physikalischen Stabilisation.

Der Fehler des menschlichen Gehirns war, das erkannte Rhodan, ohne dass er Enttäuschung fühlen konnte, dass es für den dreidimensionalen Raum geschaffen war. Es konnte sich nichts Überdimensionales vorstellen. Gäbe es zweidimensionale Wesen, praktisch nicht mehr als Schatten auf einer Grundfläche, sie wären unfähig, einen dreidimensionalen Körper zu verstehen oder gar zu erkennen.

Während das ovale Gebilde ständig an Größe und Leuchtkraft zunahm, erkannte Rhodan, dass er auch jetzt, irgendwo im Netz der Dimensionen, niemals mehr als dreidimensionale Eindrücke empfinden konnte. Das war der Grund, warum ihm alles rätselhaft und unverständlich vorkam. Wäre er fähig gewesen, übergeordnete Dimensionen zu verstehen, seine gesamte Umgebung hätte einen Sinn bekommen.

Die Bewegung der Sphäre hielt an, es war ein gigantisches Herumwälzen, ein Drehen in Raum und Zeit, das alles zu erfassen schien, was sich innerhalb der Sphäre befand.

Rhodan dachte an Major Bassaldari, der jetzt vergeblich die Plattform des Tenders beobachten würde. Jetzt? Rhodan konnte nur vermuten, dass es jetzt geschah, denn es gab keinen Anhaltspunkt dafür, wieviel Zeit verstrichen war. Rhodan dachte von ihrem geplanten Unternehmen gegen die Posbis mit der gleichen Nüchternheit, wie er seine Umgebung ansah. Es war ihm nicht möglich, den Zwischenfall zu bedauern. Er war zu einem denkenden, aber gefühllosen Teil dieser Sphäre geworden.

Und er drehte sich.

Das ovale Leuchtgebilde dehnte sich konkav vor ihm aus, als würde es über einen unsichtbaren Körper gezogen. Dann erschienen schwarze Flecken darin, es zerriss, als sei es eine zusammengefügte Protuberanz unzähliger Riesensonnen.

Erstaunlicherweise wusste Rhodan, dass er sich drehte, obwohl er nicht körperlich existierte, keinen Bezugspunkt, keine Achse, keinen absoluten Mittelpunkt und kein Gefühl für irgendeine Bewegung besaß. Er wusste von seiner Rotation wie von einem mechanischen Vorgang, der Teil eines wohlorganisierten Ganzen war.

Die Flecken häuften sich, fast waren sie größer als die hellen Stellen. Das gesamte Gebilde bedeckte die kleineren Leuchtstriche vollkommen. Nur die Sphäre war noch größer.

Die anderen Männer fielen Rhodan ein. Wo waren sie jetzt? Trieben sie gleich ihm in dieser Substanz? Oder war er der einzige, den die fehlgeleitete Energie des Transmitters in das Nichts geschleudert hatte?

Was mochte Fyrn denken, der Akone, der wahrscheinlich ein Spion war? Vielleicht war er jetzt bereit, lieber ein Verhör des Großen Rates durchzustehen und dabei zu sterben, als für alle Zeiten in diesem unwirklichen Zustand zu verweilen.

Die Protuberanz war jetzt so auseinandergerissen, dass sie einem engmaschigen Netz ähnelte, aber sie teilte sich noch weiter. Es würde nicht mehr lange dauern, bis nur noch einzelne Lichtpünktchen von dem Vorhandensein des ovalen Gebildes kündeten. Der Anblick würde dem eines wolkenverhangenen Sternenhimmels nicht unähnlich sein.

Vielleicht waren es Sterne oder Materialzusammenballungen, noch gasförmig, die von einer Explosion auseinandergesprengt wurden. Die Sphäre drehte sich majestätisch, sie wirbelte Millionen dieser leuchtenden Striche mit sich herum, brachte sie näher, schleuderte sie davon, sprengte sie auseinander oder ließ sie augenblicklich zusammenschrumpfen.

Von all diesen Vorgängen blieb Rhodan unbeeinflusst.

Trotz der willkürlichen Geschehnisse glaubte Rhodan ein System zu erkennen. Aus dem zerrissenen Netz der Protuberanz schraubte sich eine Energiespirale hervor. Sie war trichterförmig, und ihre große Öffnung näherte sich dem entstofflichten Rhodan. Der Kopf der Spirale mochte Millionen Kilometer durchmessen oder nur einen halben Meter, wer wollte das sagen? Rhodan versuchte, das Ende zu sehen, den Anfang dieses Gebildes, aber dieser schien in der Unendlichkeit verankert zu sein.

Die Spirale hüllte Rhodan ein, sie schuf eine scharfe Markierung zwischen ihm und der grauen Dunstschicht der Sphäre. Er glitt tiefer in den Trichter hinein, jedenfalls glaubte er das, obwohl es möglich war, dass er sich überhaupt nicht bewegte.

Aus welcher Energieform die Spirale auch gebildet sein mochte, ein winziger Teil hätte sicher genügt, um das Solsystem in einem Elektronensturm fürchterlichen Ausmaßes hinwegzufegen.

War es die Spirale, die den Transmitter beeinflusst hatte?

Das war jetzt gleichgültig. Rhodan wurde von gleißender Helligkeit eingehüllt, aber er hatte keine Augen, keine Netzhaut, keine Pupillen, die sich gegen das grelle Licht gewehrt hätten.

Er war nur Geist.

Während er in die Spirale hineinschoss, erlosch auch sein Denken. Für einen Moment glaubte er, etwas von diesem gewaltigen Geschehen verstehen zu können, aber da wurde er schon ausgestoßen.

Die Sphäre aber drehte sich weiter, ihre Beweglichkeit füllte die Unendlichkeit aus, und ihr blaugrauer Dunst war überall. Innerhalb der Sphäre war Rhodan nicht mehr messbar gewesen, trotzdem war er den Vorgängen unterlegen.

Etwas hatte ihn hineingestoßen.

Nun, nachdem eine nicht messbare Zeit vergangen war, hatte es ihn wieder zurückgeholt.

Aber er kam weder auf der Arkon III noch auf der Plattform des Flottentenders BA-F333 heraus.

 

Allan D. Mercant, der Chef der Solaren Abwehr, verfügte über eine Kartei, in der er die Rangordnung jener Aufgaben eintrug, die man seiner Abteilung erteilte. Wenige Minuten, nachdem man Mercant über das Verschwinden von Rhodans Einsatzkommando informiert hatte, wurde die Einteilung dieser Kartei überflüssig, denn es war für den Abwehrchef klar, dass es jetzt nur noch eine Aufgabe zu erfüllen gab: Rhodan musste gefunden werden.

Reginald Bull, dessen ernstes Gesicht noch immer von dem großflächigen Bildschirm herabblickte, sagte gerade: »Wir haben inzwischen unsere Vorsicht aufgegeben und Funkkontakt mit dem Flottentender hergestellt. Major Bassaldari berichtete, dass kein einziger der Männer auf der Plattform herausgekommen sei.«

Mercant, für den das Problem eher kriminalistisch als technisch war, strich gedankenvoll über den Haarkranz seines Schädels.

»Haben Sie mit den akonischen Technikern gesprochen?«, fragte er. »Halten Sie es für möglich, dass diese Leute mit Absicht einen Unfall herbeigeführt haben?«

»Ausgeschlossen ist das natürlich nicht«, gab Bull zu, »trotzdem möchte ich es bezweifeln. Das Risiko, dass wir es herausfinden und gegen das Blaue System vorgehen könnten, ist zu groß für die Akonen.«

An der Wand neben dem Bildschirm war eine dreidimensionale Sternenkarte aufgehängt. Die roten Kreise bezeichneten die terranischen Einflussgebiete. Dort waren überall Agenten im Einsatz, die sofort gemeldet hätten, wenn Rhodan aufgetaucht wäre.

»Glauben die Akonen, dass die Männer tot sind?«, fragte er abrupt.

Bulls Gesicht zuckte, aber seine Stimme schwankte nicht. »Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass Rhodans Kommando irgendwo zwischen den Dimensionen hängengeblieben ist. Dieser Zustand wäre gleichbedeutend mit dem Tod aller Mitglieder dieser Gruppe. Die Akonen behaupten jedoch, dass durch unbekannte Energieeinflüsse eine Verschiebung der Sprungkoordinaten eingetreten sein könnte.«

»Was würde das bedeuten?«

»Nun«, Bull vollführte eine kreisende Handbewegung, »dann könnte Perry an jedem Ort der Galaxis sein.« Er schüttelte seinen Kopf. »Bedauerlicherweise verfügt das Einsatzkommando über kein starkes Funkgerät. Jeder einzelne trägt den üblichen Helmfunk, nur Perry führt ein Armbandfunkgerät mit, dessen Reichweite jedoch begrenzt ist. Wir können also kaum hoffen, dass es den Männern gelingen wird, sich zu melden.«

Mercant fuhr mit den Fingerspitzen der feinen Maserung in der Holzplatte seines Arbeitstisches nach. »Das heißt also, dass wir suchen müssen?«

»Mit allen zur Verfügung stehenden Kräften.« Bull nickte.

Unwillkürlich blickte Mercant noch einmal zu der Karte. Die Flotten der Galaktischen Allianz verfügten über Tausende von Schiffen. Sie würden über die gesamte Galaxis ausschwärmen, um Anzeichen von Rhodan zu entdecken. Trotzdem würden die Schiffe nie mehr als einen winzigen Teil der Milchstraße überprüfen können.

»Woran denken Sie, Allan?«, erkundigte sich Bull ungeduldig.

Mercant lächelte traurig. »An etwas, was wir jetzt dringend benötigen: an ein Wunder.«

 

Jetzt sah er wieder alles in eindringlicher Deutlichkeit vor sich. Während ihrer Geheimsitzung war er aufgestanden und hatte sich freiwillig gemeldet. Sie hatten ihn gefeiert, nicht so stürmisch, wie er es sich in seiner jugendlichen Einbildungskraft gewünscht hätte, aber immerhin. Sogar der alte Brosanor war zu ihm gekommen, um ihm die Hand zu schütteln.

Dann hatte man ihn in die wissenschaftliche Abteilung gebracht. Er erinnerte sich, wie er blass und zitternd auf den mit weißen Tüchern bedeckten Tisch zugegangen war.

Die Stimme von Kopaars, dem Mediziner, kehrte in seine Gedanken zurück. Er sah ganz deutlich das Gesicht des Arztes vor sich, hörte seine Stimme sagen: »Legen Sie sich auf den Tisch, Fyrn.«

Fyrn sank zurück.

»Wenn Sie aufwachen, werden Sie sich an nichts erinnern«, erklärte Kopaars. »Sie werden sich für einen Transmittertechniker halten. Sie werden nicht wissen, dass Sie als Spion unserer Untergrundbewegung arbeiten. Später, wenn Sie zurückkehren, werden wir Sie noch einmal auf den Tisch legen müssen, um Ihnen die Erinnerung zurückzugeben. Dann werden Sie uns berichten, wo die wunden Stellen der Allianz zu finden sind.«

»Das will ich tun.« Fyrns Stimme hatte vor Aufregung verzerrt geklungen.

Eine ovale Haube war über seinen Kopf geglitten, war tiefer über ihn herabgesunken und hatte alles verdunkelt.

Und jetzt ... Er wusste plötzlich, dass er ein Spion war. Seine Erinnerung war zurückgekehrt, obwohl er sich noch irgendwo auf Arkon III befinden musste.

Nein. In diesem Augenblick hielt er sich nicht auf Arkon III auf. Er war zusammen mit anderen Männern in den Torbogen des Transmitters gegangen. Lange Zeit hatte er sich in einem traumhaften Zustand befunden, in der sich Vergangenheit und Gegenwart zu einem unentwirrbaren Kaleidoskop vermischt hatten. Plötzlich kehrte die Wirklichkeit mit einem heftigen Schock in sein Gehirn zurück. Sie hatten ihr Ziel nicht erreicht. Etwas war schiefgegangen.

Langsam öffnete Fyrn die Augen.

 

Die Wiederverstofflichung bereitete Rhodan körperliche Schmerzen, die aber mehr auf die gewaltsame Umstellung des Geistes zurückzuführen waren als auf den eigentlichen Vorgang. Gleichzeitig mit dem Schmerz kehrte Rhodans Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, schlagartig zurück.

Er spürte festen Boden unter den Füßen. Als die Umgebung sichtbar wurde, hörte er neben sich die Geräusche der anderen Männer. Ein düsterrotes Leuchten ging von einer unsichtbaren Quelle aus. Es gab dem Raum, in dem sie materialisiert waren, einen gespenstischen Anblick.

Rhodan straffte sich. Sie waren weder tot noch in der unfassbaren Tiefe des Universums hängengeblieben. Schwach erinnerte er sich an die Zeit, die er in einem unwirklichen Zustand verbracht hatte. Er erschauerte.

»Allem Anschein nach sind wir nicht auf dem Flottentender herausgekommen«, sagte Atlan sarkastisch über Helmfunk.

Allmählich gab das dunkelrote Licht den Blick auf ihre Umgebung frei. Rhodan schätzte, dass sie sich in einem hundert Meter hohen Raum befanden, der kugelförmig von einer Stahlwandung umschlossen wurde.

Jemand hatte es verstanden, den Transmitter auf Arkon III so zu beeinflussen, dass sie ihr Ziel verfehlt hatten. Ob das absichtlich oder unabsichtlich geschehen war, konnte im Augenblick nicht festgestellt werden.

An der Innenseite der Wände wuchsen stachelartige Auswüchse hervor.

Rhodan wandte sich den Männern zu. Alle waren mit ihm in der fremden Umgebung gelandet. Auch ihre Ausrüstung, Geräte und Waffen, war dabei. Vielleicht erwies sich die Hartnäckigkeit der Wissenschaftler, die auf diese voluminöse Ausrüstung gedrängt hatten, jetzt als vorteilhaft.

»Berhaan hatte recht«, sagte eine Stimme. »Ich bin tatsächlich ein Spion.«

»Fyrn!«, entfuhr es Rhodan. »Was hat das zu bedeuten?«

»Während des Übergangs ist meine Erinnerung zurückgekehrt«, erklärte der Akone. »Warum sollte ich warten, bis die Mutanten feststellen, dass ich im Auftrag einer Untergrundbewegung arbeite, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Allianz zu sabotieren?«

»Ich glaube, dass es jetzt vollkommen unwichtig ist, ob Sie ein Spion sind oder nicht. Sie sitzen genau wie wir in der Falle«, sagte Rhodan.

»Ich bin kein einfacher Beobachter«, rief Fyrn zornig. »Ich glaube an meinen Auftrag. Es ist meine innerste Überzeugung, dass die Galaktische Allianz das Blaue System zugrunde richten wird. Deshalb müssen die Gründer und Förderer dieser Koalition bekämpft werden. Man hat mir meine Erinnerung nicht genommen, weil ich unzuverlässig wäre – nein, es sollte nur ein Schutz gegen die Mutanten sein.«

Rhodan fühlte kalte Wut in sich aufsteigen. Noch wussten sie nicht, wo sie sich befanden. Es war durchaus möglich, dass sie in wenigen Augenblicken angegriffen werden konnten. Und dieser Fanatiker hielt lange Reden.

»Es ist gut, Fyrn«, sagte er scharf. »Wir wissen jetzt alle, wo wir stehen, nicht wahr?« Er machte eine kurze Pause, die er benötigte, um den Akonen unter den anderen herauszufinden. »Nehmt ihm seine Waffen ab!«, befahl er dann.

Fyrn protestierte, aber er konnte nicht verhindern, dass Goratschin ihn entwaffnete. Der Doppelkopfmutant, der in seinem Spezialraumanzug mit zwei Helmen einen phantastischen Anblick bot, steckte die Waffe in seinen Gürtel. Einer seiner Köpfe sagte: »Das wäre erledigt.«