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Phil Humor

Skurrile Interviews





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Inhalt

 

Ich verwende in meinen Texten und Büchern gerne Philosophie und Humor.

Deswegen: Phil Humor

 

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Skurrile Interviews:

Hermann und Dorothea im Interview

Interview mit Santa Claus und seiner Lieblings-Elfe Marion

Der Wind in den Weiden - Interview mit Kenneth Grahame und seinen fabelhaften Tieren

Der kleine Prinz gibt ein Interview

Interview mit Struwwelpeter

Interview mit Gott

Zombrini und Zombienchen im Interview

Interview mit Dracula und seiner Cousine Katrin

Zu Gast bei Dracula

Zu Gast bei Dracula - Vorsätze

Goethe 2030

Leonardo da Vinci in der VIP-Lounge

Interview mit dem Osterhasen

Hildegard von Bingen im Privatjet

Inside Hollywood

Gespräch mit Wilhelm Meister

Derby Gold

Marcel Proust und der Engel

Così fan tutte und eine Mozart-Kugel aus Kristall

Interview mit Noah und Gott

 

Auch als Taschenbuch

181 Seiten, ISBN 978-1544605517

 

Hermann und Dorothea im Interview

 

Reporter: "Hermann und Dorothea, Ihr seid ja das idyllische Traumpaar schlichtweg. Unsere Leser interessiert, ob es sich denn wirklich so zugetragen hat, wie es Johann Wolfgang von Goethe kolportiert. Wir sind hier bei dem Birnbaum, wo das alles begonnen hat. Von hier können wir das Gasthaus sehen 'Zum Goldenen Löwen' - es scheint alles vorhanden."

Dorothea: "Es beginnt ja schon damit, dass wir nicht unentwegt im Hexameter-Versmaß uns unterhalten. Wir haben es versucht, das ist nicht durchzuhalten. Das haben wir dem Goethe auch gesagt; hatte er gar kein Verständnis für; die Idylle verlangt es. Er war sehr streng mit uns; hat uns gemahnt, uns zu besinnen: Vorbilder seien wir, wir trügen Verantwortung dafür, dass die schöne Tradition der homerischen Dichtung in uns einen Brückenkopf hätte; aber ehrlich: Dieses Achten darauf, dass nach einer betonten Silbe zwei unbetonte zu folgen haben, das hat uns den ganzen Ehealltag kaputtgemacht. Ich war verzweifelt!"

Reporter: "Wie war das für Dich, Hermann? Großer Triumph: Die Trulle heimgeführt - sie, die keine Dukaten bei sich hatte. Gewissermaßen ein Schnäppchen."

Dorothea: "Ich habe mich unter Wert verkauft. Ganz spontan musste ich mich entscheiden. Hermann war wie ein Pfeiler inmitten eines Meeres, das an Dir zerrt. Wie Venus, eine Schaumgeborene, so entstieg ich den Fluten, quasi nackt."

Hermann: "Yes Sir, ich erinnere mich sehr gerne daran: Eine Frau wie Dorothea, da kommst Du ja unter normalen Umständen nicht mal in Rufweite. Wie soll sie mich da erhören? Wir aber konnten ganz traulich miteinander verkehren. Ein sehr schöner Verkehr."

Reporter: "Das hat Goethe gar nicht erwähnt." Er blättert in dem Epos.

Dorothea: "Ja, es ging ordentlich zur Sache. Musste dem Hermann demonstrieren, was ihn erwartet. Habe mich gewissermaßen an dem Pfeiler tüchtig festgehalten."

Reporter: "Wir sind hier am Rhein. War es für Dich ein Sprung in unbekannte Gewässer?"

Dorothea: "Ich könnte jetzt ein Wortspiel machen: Von wegen Hermann sei zu seicht und so - aber es ist ja gar nicht so entscheidend, was jemand in der Birne hat."

Hermann: "Bitte?! Wie kommst Du mir denn? Gut, zugegeben, unser Nachbar, der Kaufmann und seine drei Töchter, die haben die Bildung mit Löffeln gefressen und ich mit den Fingern - aber das Derbe hast Du immer sehr zu schätzen gewusst bei unsern Ausflügen in Eros' Reich."

Der Reporter macht sich Notizen. "Das ist es, was unsere Leser schätzen und zu würdigen wissen: derbe Anzüglichkeiten; und das von dem Idylle-Paar. Ich bitte um Einzelheiten - das turnt mich jetzt aber richtig an. Könnte Dorothea sich oben freimachen? Steigert die Auflage und mein Temperament. Ein temperamentvoller Bericht hat was Spritziges. Hast Du auch was Spritziges für uns Hermann?"

Hermann: "Wir sind hier zwar beim Birnbaum - und eine gewisse Parallele zum biblischen Apfelbaum und Adam und Eva könnte man schon sehen, aber wer will schon Äpfel mit Birnen vergleichen, obwohl, wenn ich Dorotheas Äpfel betrachte, und sie annimmt, ich hätte eine weiche Birne ..."

Reporter: "Sag mal, was plapperst Du da eigentlich? Verwirrt Dich dermaßen die Tatsache, dass ich Dorothea gerade das Oberteil ausziehe? Ein flotter Dreier könnte für unsere Leser von großem Interesse sein, da es ja um deutsches Bildungsgut geht: Ihr seid deutsches Bildungsgut - und je näher ich mich damit befasse, umso mehr empfinde ich den Geist, der diese Daktylen und Verse belebt."

Dorothea: "Aber nicht so dicht an mir. Hermann, zerr den Mann bitte runter von mir!"

Hermann ist auf den Birnbaum geklettert und pflückt einige Birnen; er sagt: "Carpe diem! Es ist doch schön, dass Goethe uns zum Modell gemacht hat, wir sind Vorbild - gehören gewissermaßen einer Kollektion an von Preziosen; ich komme zurück auf den Sprung in unbekannte Gewässer: Die Realität ist solch ein unbekanntes Gewässer. Man lebt das Mustergültige, als ob wir ein Weinstock wären, der zu ranken hat um die Antike. Ist sie ein Spalier? Taugt sie dazu? Dorothea und ich sind Gebundene - gebunden durch Versmaß; der Antike sollen wir nacheifern, statt vorwärtszustürmen in unbekannte Zukunft. Vorgetäuscht wird, dass die Zukunft beschlossene Sache sei; das ist Sache der Älteren, sie wollen es so: Wollen es nicht zur Sprache kommen lassen, dass ohne ihr Zutun das Unbekannte wahrlich zu erhalten wäre. Wir sind Repräsentanten des Verstockten. Wir sind bedingt; das Idyll ist unsere Welt; die Wohlgeordnetheit - Versfuß-Ordnung, Versuchs-Anordnung. Wir sind ein Experiment; Figuren, die durch das Gedicht ihre Grenzen finden; es beschreibt uns. Aber wie wäre es, wenn wir Roman wären, dann hätte das Techtelmechtel mit Dorothea nicht so schnell zu Höhepunkten geführt, die so gar nicht im Gedicht stehen, wegen Moral. Obwohl, das Leseinteresse wäre ja vorhanden ... Aber dann im Jambus, schnelleres Versmaß, anders ist so eine Leistung nicht zu vollbringen. Im Roman hingegen schickt Dir der Autor üblen Antagonisten. Bis Du den bezwungen hast, bist Du buchstabengläubig, verlernst, zwischen den Zeilen zu lesen. Doch darauf kommt es ja an: Sich Freiheiten herausnehmen, dem Gefühl folgen. So wie es gilt, einen flüchtigen Gedanken festzuhalten, wenn er schön ist: So griff ich die vorübereilende Dorothea, zog sie an mich - dafür bedarf es eines Vorwandes, dann billigt sie es."

Reporter: "Du hast also das Glück beim Schopf gepackt. Etwa so?"

Er greift Dorothea ins Haar. Sie rammt ihm ihr Knie in den Bauch.

Reporter: "Atemberaubendes Temperament. Ist momentan vielleicht etwas ungünstig, mich hier weiter vorzutasten. Dorothea, stimmt die Mär: Du hast Dir den Säbel eines Marodeurs geschnappt und damit eine Jungfrauen-Schar geschützt? Von Dir hört man keine vergleichbaren Heldentaten, Hermann."

Hermann: "Hermann dem Cherusker nachzueifern, könnte interessant sein, aber meine Hobbys sind Angeln und Wandern. Die Beschaulichkeit wird vernachlässigt. Man muss sie in Ehren halten."

Reporter: "Ich zitiere:

'Alles regt sich, als wollte die Welt, die gestaltete, rückwärts

lösen in Chaos und Nacht sich auf und neu sich gestalten.'

Wie fühlt Ihr Euch, wenn Euch von Goethe solche Sätze in den Mund gelegt werden? Möchte man sie ausspucken wie Kieselsteine, die bunt schimmern im Bachbett, aber keinen Nährwert haben? Wir bieten unseren Lesern eine Sättigungsbeilage: etwas, was ihren Lesehunger stillt."

Dorothea: "Also von Goethe zu verlangen, er möge lauwarmen Kartoffelsalat servieren ... Ich habe da einen anderen Satz, der viel diskutiert wurde:

'Dienen lerne beizeiten das Weib nach ihrer Bestimmung!

Denn durch Dienen allein gelangt sie endlich zum Herrschen, ...'

Ich werde oft gefragt, wie habe ich das gemeint, war das eine Um-den-Finger-wickeln-Taktik? Ebenso wenig, wie es ratsam ist, die Zimperliche zu spielen, ebenso könnte es ja eine Art Tarnmodus sein, damit unerkannt bleibt das wahre Wesen: die Walküre, die Amazone, die Tigerin."

Sie beißt dem Reporter in den Nacken.

Er sagt: "Wie verspielt. Der Nackenbeißer, ein Sujet, das wir für unsere Cover verwenden."

Hermann: "Ja, Dorothea geht die Sache richtig an, sie kann zupacken, da könnten schwächere Naturen als ich einpacken. Da muss man gegenhalten können, Ekstase in diesem Bebens-Bereich verträgt nicht jeder."

Dorothea springt auf seinen Schoß. Sie sagt: "Die Bebenstärke ist eine Variable. - Mach mir den Poseidon!"

Reporter: "Ich könnte meinen Dreizack jetzt auch hervorholen. Darf ich mich zu Euch auf die Bank begeben?"

Dorothea: "Ein Beben ging dem Ausbruch des Vulkans zuvor - in Pompeji. Glaube kann Berge versetzen ... wenn man glaubt, man gliche dem himmlischen Ich. So gestaltet fand ich mich in Goethes Meisterwerk. Wie vollbring ich nun die Wunder? Indem ich mich besinne auf die Mühe, die er verwandt hat auf unser Lebendigsein, dass wir nicht nur Symbole seien, sondern berechtigt, unser Glück zu umfassen als Persönlichkeiten."

Reporter: "Noch ein Zitat:

'Der Augenblick nur entscheidet

über das Leben des Menschen und über sein ganzes Geschicke.'

Dieser Zwang, sich sofort entscheiden zu müssen, in solchen Situationen kann die Intuition zeigen, was in ihr steckt. Sich von seiner Intuition bei der Hand nehmen lassen, mit ihr zusammen Sprünge zu wagen ... so setzt man mit Siebenmeilenstiefeln über das Territorium des Chaos; das Tohuwabohu schreckt sie nicht: Die Intuition ist beherzt. Unsere Leser wird es freuen, dass ihr das Prinzip der Spontanität validiert habt: Liebe auf den ersten Blick benötigt kein 'Drum prüfe, wer sich ewig bindet'. - Lasst mich in Eurem Bund der Dritte sein!"

Dorothea: "Prima! Lasst uns Skat spielen."

Reporter: "Seit wann ist sie so harmlos? Ich komme hierher mit den besten Absichten. Ich bin verliebt in Dich, Dorothea! Ich gestehe es!"

Er sinkt vor ihr nieder.

Hermann: "Nun lass ihn doch nicht so leiden. Das Idyll erfordert manchmal Zugeständnisse."

Reporter: "Man kann ja auch in unbekannte Gewässer hineingleiten. Peu à peu - sich vortasten, ob der doppelte Genuss, Erfüllung ist eines lang gehegten Traumes; Betonung liegt auf lang."

Dorothea:

"Erfüllungspforten findet er nicht flügeloffen.

Frag doch das Gretchen, ob sie Lust zum Interview."

Reporter:

"Du wärst von meiner Kunst im Innersten betroffen.

Bin investigativ, nun komm, my love is true."

Dorothea: "Ich habe das Gefühl, Mephisto interviewt uns. Der lässt nicht locker. Nehm' ich eben meinen Elektroschocker."

Hermann: "Das ist der Vorteil der Moderne. Man hat mehr Möglichkeiten. Als Team gehen wir durch alle Zeiten, verwahrt im Bildungsgut; wir sprechen uns wieder - nach Generationen. Interessant, was Ihr in uns seht.

'Und sie sahen gespiegelt ihr Bild in der Bläue des Himmels

schwanken und nickten sich zu und grüßten sich freundlich im Spiegel.'

Sind die Zeiten uns der Spiegel, so danken wir artig für Eure Reflexion."

 

ENDE

 

Interview mit Santa Claus und seiner Lieblings-Elfe Marion



Reporterin Babsi: "Bei uns heute zu Gast im Studio - trotz erheblichen Termindrucks: Santa Claus und seine Lieblings-Elfe, Marion."

Marion: "Davon kann gar nicht die Rede sein. Okay, Santa drängt mich, dass ich dann Privilegien genießen würde; aber ein Sonderstatus beinhaltet auch Verpflichtungen; und zu denen bin ich überhaupt nicht bereit - aber so was von gar nicht."

Santa Claus: "Nun reg Dich doch nicht so auf; immer gemütlich; man kann doch mal gewisse Konstellationen andenken."

Er wendet sich an die Reporterin und zieht sie zu sich heran, als wolle er etwas Vertrauliches mitteilen.

Santa Claus: "Du musst wissen, bei uns kriselt es - Patricia Claus, meine Frau, mischt sich in den Workshop ein, sie führt sich auf wie ein Oberfeldwebel. Ich stehe nicht unter dem Pantoffel meiner Frau! Um das noch mal nachdrücklich fürs Protokoll festzuhalten."

Reporterin Babsi: "Ich komme gar nicht dazu, mich durch meinen Fragenkatalog zu arbeiten. ..."

Santa Claus: "Das sind doch eh dieselben öden Fragen, mit denen man mich allerorten belämmert. Ich fahre einen flotten Schlitten - meine Frau behauptet, das tue ich nur, um die Frauen zu beeindrucken. Gar nicht wahr; was hab ich denn für Vergnügungen? Mich mit nörgelnden, antriebsschwachen Rentieren zu beschäftigen - sie bei Laune halten. Ja, bin ich denn der Klassenclown?"

Marion: "Nun beruhig Dich. Hier, ich habe Deinen Flachmann eingepackt."

Santa Claus: "Doch nicht vor der Kamera; ich komme ja rüber wie 'ne Schnapsdrossel."

Er trinkt trotzdem einige Schlucke. Er deutet auf den Flachmann.

Santa Claus: "Tolles Patent; wird niemals leer."

Ruf aus dem Publikum: "Ja, solche Geschenke solltest Du mal machen; aber die guten Sachen behältst Du für dich selber."

Santa Claus: "Reklamationen bitte an meine Frau; die kümmert sich darum; hähä. Glaubt Ihr ernsthaft, ich lese mir Millionen von Wunschzetteln durch? Ja, leider - meine Frau zwingt mich dazu. Sie meint, wenn Du schon so einen beschissenen Job hast, der nichts einbringt, dann mach ihn aber zumindest richtig, anständig; aber das sagt sie in einem Ton - da steckt so viel Vorwurf drin ... Ja gut, ich habe nie versucht, Millionen zu scheffeln - es hieß damals: Du wirst mit Liebe bezahlt. Ja, wo ist sie denn? Da bittet man die schöne Elfe Marion um Gefälligkeiten ..."

Er betatscht die Reporterin Babsi.

Auf ihren fragenden Blick antwortet er: "Kann man mir zugutehalten, dass ich im Weihnachtsstress bin?"

Babsi: "In Verbindung mit dem treuen Blick eines Bernhardiners, bin ich gar nicht mal so abgeneigt, diese Prozedur - auch im Hinblick auf die Einschaltquote - zu tolerieren."

Santa Claus: "Toll."

Babsi: "Wenn ich Dir meinen Wunschzettel dann mal so zustecken darf. Es stehen da einige sehr kostspielige Dinge drauf - meinst Du, da ließe sich was drehen?"

Santa Claus: "Ich wunder' mich ja immer, warum Ihr Euch nicht innere Werte wünscht. Ich soll das sagen, meint mein Boss. Der Hinweis auf innere Werte, auf die himmlischen Gaben, die man jetzt schon eifrig sammeln sollte ..."

Babsi: "Ist das so was wie ein Payback System, wo man Punkte sammeln kann?"

Marion: "Seelenheil-Punkte? Bei Dir piept's wohl?"

Babsi: "Ich möchte auch so einen Glorienschein wie die Marion."

Marion: "Den muss man sich verdienen. Treue Kameradschaft mit magischen Wesen."

Santa Claus: "Mag isch alles - wie ich immer sag. Magst ein Lebkuchenherz? Habe ich Dir als Geschenk mitgebracht. Mit Widmung: Santa - Dein Center-Player."

Babsi beißt in das Lebkuchenherz. Es vervollständigt sich danach wieder.

Babsi: "Sehr praktisch. Sag mal, Magie könnte ja auch als Waffe eingesetzt werden. Wissen die Geheimdienste von Deinen Aktivitäten?"

Santa Claus: "Ich habe die Lizenz zum Tröten."

Marion kramt aus ihrer Tasche eine Trompete hervor.

Babsi: "Vielleicht in der Werbepause. Das bringt doch viel mehr Spaß, meine Fragen zu beantworten."

Sie flüstert zu ihrem Kollegen: "Wie im Kindergarten."

Aber Santa Claus steht bereits auf und spielt Trompete. Ein Rentierschlitten saust herbei. Ist aber nur ein Rentier. Es ist Rudolph.

Rudolph: "Du hast mich gerufen, Meister?"

Santa Claus: "Wo sind die anderen?"

Rudolph: "Passten nicht ins Studio. Aber wenn Du so unwillig bist, dann macht Dich das noch unsympathischer. Sie überlegen ja jetzt schon, Weihnachten zu streichen. Du bist der Vorreiter der Magie."

Santa Claus: "Der Konsumgeilheit. Ne echt, das wird mir vorgeworfen."

Babsi: "Das trifft sich sehr gut, dass Rudolph da ist."

Er schaut auf ihre Kärtchen. Schnee tropft ihm vom Fell.

Santa Claus: "Rudolph, sei nicht so aufdringlich. Genügt doch, wenn ich aufdringlich bin; ich mache das sehr gut; ich bin ein Meister der Aufdringlichkeit.

Rudolph zu Babsi: "Willst Du Weihnachtsschmuck kaufen? Second-Hand bzw. Second-Huf. Ich verhöker das, derweil er seiner Schornstein-Sucht nachgeht."

Santa Claus: "Das ist der von Amts wegen für gut befundene Routine-Weg für den Weihnachtsmann; was weiß ich, welche Behörde das festgelegt hat. Misst da mal jemand nach? 'Come in' und 'Kamin' - das klingt nur ähnlich. Narrenpossen, da wiehert der Amtsschimmel!"

Rudolph: "Kann ich mitwiehern? Ich habe geübt: Verstellung, Nasal-Laute, selbst Hunde-Gebell gelingt mir vorzüglich. Ich bin ein begnadeter Imitator. Überlasst Ihr mir die Bühne für 5 oder 50 Minuten?"

Rudolph bedient sich beim Flachmann des Weihnachtsmannes.

Rudolph: "So kommt Stimmung auf. Weihnachten ist 'ne Schnapsidee. Ich pinkel in den Schnee."

Babsi: "Bitte nicht im Studio."

Rudolph: "Das sollte eine Erpressung sein - wegen des Auftritts. Ging aber gründlich in die Hose."

Santa Claus: "Ja, Rudolph trägt zwei Jogging-Hosen."

Rudolph: "Ich wollte ein Renn-Tier sein; was Sportliches. Das rote Kostüm vom Weihnachtsmann sieht so was von altbacksch aus - da wollte ich mich abheben, die Jugend ansprechen, hip sein. Ich will mehr sein, als nur ein Dealer von geklautem Weihnachtsschmuck."

Santa Claus: "Du sollst nichts mitgehen lassen! Wir geben - wir nehmen nichts. Obwohl - so hin und wieder stibitze ich. Aufhübschen meiner Nordpol-Bude. Das verbuche ich unter Sondereinnahmen."

Babsi: "Tolle Geständnisse. Würdet Ihr das auch unter Eid aussagen? Ein Scherz. Der Weihnachtsmann steht über dem Gesetz - er genießt Privilegien. Ich könnte auf eine Spritztour mitkommen. Du würdest so was von privilegiert."

Marion: "Das sind Flittchen-Methoden. Fall nicht drauf rein; sie will nur an Deinen Sack."

Santa Claus: "An meine Hoden? Wo muss ich unterschreiben?"

Marion: "So geht das nur. Diese Anzüglichkeiten steigern sich, und dann will er meine Christbaumkugeln prüfen. Er nennt sich Möpse-Inspektor - solche Titel legt er sich zu aus lauter Langeweile."

Santa Claus: "Bitte keine Indiskretionen. Insbesondere sollte Patricia Claus davon keinen Wind bekommen. Wer Wind sät ..."

Santa Claus pupst vernehmlich.

Santa Claus: "Wie mach ich mich als Bläh-Boy?

Babsi: "Das ist erschreckend vulgär. Mach weiter so. Das steigert die Quote. Ich habe auch immer schon Mühe, meine Gäste in diese Richtung zu drängen. Verteile Furzkissen - gebe Steilvorlagen - aber die Leute sind so bieder. Könnte ich das Weihnachts-Elfen-Kostüm von Marion haben? Das knallgrüne Kleid und die roten Stiefel würden bei mir noch einen Tick magischer aussehen."

Marion beginnt, sich auszuziehen.

Rudolph: "Meine Jogging-Hosen bekommst Du aber nicht."

Santa Claus: "Die Elfen-Kleidung ist sehr begehrt;

was ist daran verkehrt?

Sie kleidet sexy - und betont Magie -

den Schwung weiblicher Po-esie.

Ach, würde sich Patricia Claus

mondäner kleiden -

mehr Extravaganzen zeigen.

So bleibt Santa nicht gern zu Haus -

und wär doch gerne ganz aus dem Häuschen."

Babsi: "Na, dann zeig mir mal Dein Cläuschen.

Wie verschmitzt, wie verschwitzt mein armer Gast.

Ich befreie ihn von schwerer Last.

Erst die Lust und dann die Lustigkeit.

Versprühe ich ganz wirkungslos meinen Charme?

Er sinkt in meinen Arm;

ins Reich der Wonne geb ich Dir Geleit."

Santa Claus: "Dass mir mal jemand was schenken will ... Ich soll Zuspruch liefern aufs Kommando, Trost spenden - wie ein Seifenspender Seife spendet; wer füllt nach, wo nehm ich Allsympathie her?

Marion : "Die Mitleidsmasche - versucht er bei mir auch andauernd."

Santa Claus: "Ich bin im Geschenke-Delirium! Wunschzettel umflattern mich - als ob jede Seele mir ihr Flugblatt aufdrängt, ich möge zu ihrer Veranstaltung kommen, ich solle teilhaben an ihren Nöten. Wünsche umwehen die Welt - und ich soll sie alle einsammeln, Erfüllungsgehilfe des Teufels sein - denn die Menschen verwünschen sich, sie wünschen verkehrt. Man steckt viel Energie in Wünsche, geht auf Straßen, die einen nur im Kreis führen. Man sieht es den Straßen nicht an, ob sie die genau richtigen sind - für die Seele gibt es kein GPS, kein Navi. Und doch würde ich gerne ihr Navigator sein, wenn sie mich nur ließen. Doch sie müssten an mich glauben. Das wiederum erachten sie für lächerlich. Weisen es von sich. Kindereien. Und hätten sie den Glauben der Kinder, könnten sie alles versetzen, jeden Wunsch erreichen. Bin ich nun der Narr?"

Babsi: "Ich glaube an Dich - aber Du hast recht, es fällt uns leichter, an jemanden zu glauben, wenn er Magie-besessen erscheint, als ob er alles vollbringen könnte. Doch die Magie wird nach einiger Zeit nicht mehr wahrgenommen - an ihre Stelle tritt Erwartungshaltung: Vielleicht sind auch wir nur technische Meisterleistung. Wir funktionieren nach Gesetzen, doch Magie ist gesetzlos? Reservieren wir den Begriff Magie für das, dessen Gesetze wir noch nicht kennen? - Ich lass das mal so als Schlusswort stehen - ich bedanke mich recht herzlich bei Santa Claus, Marion und Rudolph."

Santa Claus: "Ja ja, weih mir eine Nacht; das nenn ich 'ne Weihnacht!"



ENDE