cover
  Inken Weiand– Maja und Bella | Pferdeträume werden wahr– SCM Kläxbox

„SCM | Stiftung Christliche Medien“

Dieses E-Book darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, E-Reader) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das E-Book selbst, im von uns autorisierten E-Book Shop, gekauft hat.
Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.

ISBN 978-3-417-22703-1 (E-Book)
ISBN 978-3-417-28620-5 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

© 2014 SCM Kläxbox im SCM-Verlag GmbH & Co. KG
Bodenborn 43 · 58452 Witten

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Umschlaggestaltung: Ulrike Vohla, grafikdesign-storch, Rosenheim

Inhalt

1. Reitstunde auf dem Sonnenhof

2. Immer dasselbe Thema!

3. So eine gemeine Zicke!

4. Da hilft nur Beten

5. Eine riesengroße Überraschung

6. Zum ersten Mal am Grabenhof

7. Typisch Eltern!

8. Ein wunderbares Pony

9. Ob Bella wohl mitmacht?

10. Der erste Ausritt ganz allein

11. Meerschweinchen und Zickenterror

12. Nichts als Unsinn im Kopf

13. Eine seltsame Begegnung

14. Ein Unfall mit Folgen

15. Ein gefährlicher Streich!

16. (K)ein guter Rat?

17. Das beste Pferd

18. „Warum sollte ich enttäuscht sein?“

19. Maja wird richtig sauer!

20. Ärger bei der Reitstunde

21. „Muss ich mir das gefallen lassen?“

22. Probleme mit dem Halfter

23. Auf gute Freundschaft

24. Ausritt mit Hindernissen

25. Bella ist die Beste

26. Ausflug mit den Schwestern

27. Endlich wieder Reitstunde!

28. Ein Ausritt im Regen

29. Laura-Sophie legt wieder los

30. Nerviger Dauerregen

31. Ein Geschenk für Simone

32. Wer reitet beim Turnier?

33. Arme Bella! Arme Maja!

34. So eine Gemeinheit!

35. Vielleicht könnte das klappen

36. Schwerstarbeit auf dem Hof

37. Ein perfekter Tölt!

38. Das große Fest

39. Was Jesus wohl getan hätte …

40. Ein unerwarteter Sieg

41. Was für ein Tag!

42. Eine schreckliche Entdeckung

43. Gott, mach das Feuer aus!

44. In letzter Sekunde

45. Alle staunen über Maja

46. Die größte Überraschung

Zum Nachschlagen

Vielleicht fallen dir beim Lesen Wörter auf, die du nicht kennst. Wenn du wissen möchtest, was sie bedeuten, lege dein Lesezeichen an die Stelle im Buch, wo du gerade eine Pause machst. Dann schlage Seite 184 auf. Dort findest du eine Liste mit Erklärungen zu vielen Begriffen. Weil die Wörter nach dem Alphabet sortiert sind, findest du sicher schnell, was du suchst!

1. Reitstunde auf dem Sonnenhof

„Und Maja reitet eine Volte!“ Klar und energisch hallt Svenjas Stimme über den Zirkel.

Maja strafft sich, gibt Motte eine Schenkelhilfe und lenkt ihren Kopf leicht nach rechts.

Motte ist lieb und geht ihre Volte einwandfrei. Maja atmet auf.

„Gut!“, ruft Svenja. „Nur dabei die Haltung nicht vergessen, Maja! Aufrecht sitzen, die Ferse nach unten! – Und Petra reitet eine Volte!“

Maja pustet ihre dunkelblonden Wuschelhaare aus der Stirn. Sie korrigiert ihre Haltung. Es ist nicht immer einfach, auf alles gleichzeitig zu achten: Richtig auf dem Pferd sitzen und ihm dabei die richtigen Signale geben. Dazu noch auf Svenjas Anweisungen achten und auf die anderen Pferde – schließlich soll es keine Zusammenstöße geben. Wenn man wie Maja nur eine Reitstunde pro Woche hat, dann übt sich das alles nicht so leicht.

Und Motte ist zwar ein nettes Pferd, aber Maja reitet sie nicht ganz so gerne. Sie ist manchmal ziemlich stur, und es ist anstrengend, sie anzutreiben. Vielleicht liegt es daran, dass Motte ein bisschen zu dick ist. Aber dafür kann Maja doch nichts. Motte ist ja hier ein Schulpferd und anscheinend auch ein bisschen verfressen. Außerdem hat sie viele Fans, gerade unter den jüngeren Reitschülerinnen. Die geben ihr alle gerne mal ein Leckerchen, weil sich Motte so sehr darüber freut.

Ja, wenn Maja bloß ein eigenes Pferd hätte! Das würde bestimmt nicht zu dick werden. Natürlich bekäme es Pferde-Leckerchen oder Möhrenstücke, aber es würde auf jeden Fall genug bewegt. Maja beginnt wieder zu träumen. Ein eigenes Pferd, das wäre natürlich das Größte!

Ein eigenes Pferd könnte sie jeden Tag reiten. Sie könnte sogar doppelt so oft Reitstunden nehmen, weil Reitstunden auf dem eigenen Pferd billiger sind. Das Pferd würde nur Maja mögen und sonst niemanden. Wenn Maja an die Weide oder zum Stall käme, würde es vor Freude leise wiehern. Ach ja, ein eigenes Pferd …

„Marianne!“ Scharf hallt Svenjas Stimme über den Zirkel.

Maja schreckt auf. Eigentlich heißt sie Marianne, aber sie wird fast nie so genannt. Meistens nur dann, wenn sie gerade ermahnt wird.

„Wenn alle traben, solltest du das auch tun. Sonst hältst du den ganzen Laden auf!“

Maja reißt sich zusammen. Sie sieht Laura-Sophies hämisches Grinsen. Laura-Sophie ist auf ihrem Araber „Wüstenprinzessin“ eine elegante Erscheinung. Sie trägt eine funkelnagelneue weiße Reithose, Lederstiefel und eine schicke Jacke. Und sie reitet auch noch gut. Sie hat schon das ‚Große Hufeisen’ und tritt mit Wüstenprinzessin auf Springturnieren an. Davon kann Maja natürlich nur träumen.

Sie treibt Motte an, bis das Pferd in einen angenehmen, gleichmäßigen Trab fällt. Vor ihr kämpft Anette mit dem Scheckenwallach Felix.

Anette ist Majas Freundin. Sie gehen zusammen in die Mädchengruppe und auch in dieselbe Klasse. Aber Anette ist Einzelkind, ihre Mutter berufstätig. Anette kann viel häufiger Reitstunden nehmen als Maja. Darum reitet sie natürlich um einiges besser. Aber sie gibt damit nicht so an wie Laura-Sophie. Maja mag Anette sehr gern.

„Haltung, Marianne!“, hört sie Svenja sagen.

Maja nimmt die Schultern zurück und zieht die Füße so weit aus den Steigbügeln, dass nur noch die Fußspitzen darin stecken.

„Setz dich durch, Anette! Felix muss merken, wer hier das Sagen hat!“

Als Maja zu Laura-Sophie hinüberschaut, sieht sie schon wieder ihr spöttisches Gesicht. Am liebsten hätte sie ihr mal tüchtig die Meinung gesagt. Felix ist halt manchmal ganz schön zickig. Doch schon wieder wird Maja von Svenja herangenommen. „Maja reitet einen Zirkel!“

Da muss sich Maja wieder konzentrieren. Und sie beschließt, einfach nicht mehr auf Laura-Sophie zu achten, sondern die Reitstunde zu genießen. Es ist so ein tolles Gefühl, sich dem Rhythmus des Pferdes anzupassen, es unter sich zu spüren, ja, einfach zu reiten! Das will sie sich nicht durch Laura-Sophie verderben lassen.

Dabei ist es manchmal gar nicht so einfach, diese eingebildete Person nicht zu beachten.

Nach der Reitstunde sitzen die Mädchen ab und führen die Pferde durch das Gattertor in Richtung Absattelplatz. Da zieht Laura-Sophie ihre Wüstenprinzessin einfach seitlich in Motte hinein. „Ach, Entschuldigung“, sagt sie spöttisch. „Ich hatte dich übersehen!“

Was für eine Unverschämtheit! Motte ist zwar ein Pony, aber so klein, dass man sie einfach übersehen könnte, ist sie nun auch wieder nicht.

Aber Maja hat keine Lust auf Streit. Sie beißt sich auf die Lippen, geht zum Absattelplatz hinüber und bindet Motte an. Dann gibt sie ihr erst einmal ein Möhrenstück. Das hat sie ihrer Mutter extra zu diesem Zweck abgeluchst. Knirschend zermalmt Motte die Möhre. Dabei sieht sie Maja aufmerksam an. Vielleicht hat sie ja noch mehr Leckereien dabei …

„Kannst du mir mal helfen?“

Maja dreht sich um. Da steht Anette und versucht gerade Felix anzubinden, der seinen Kopf wild hin- und herwirft.

Maja nickt. „Klar doch.“ Sie fasst Felix’ Kopf von unten und hält ihn fest.

Nun kann Anette dem Schecken die Trense abnehmen, ihm das Halfter umlegen und ihn festbinden.

„Wie gut, dass Motte nicht so wild ist“, denkt Maja. Sie wendet sich wieder Motte zu und klopft ihr die Flanke. „Fein hast du das gemacht, meine Süße!“

Da hört sie eine gehässige Stimme: „Na, habt ihr Probleme? Oder versuchst du gerade, das Minipferd zu beruhigen nach deiner miserablen Leistung eben? Dann solltest du ihm aber lieber Beruhigungstabletten geben. Die wirken vielleicht!“ Es ist schon wieder diese Laura-Sophie, die da lästern muss. Diesmal aber steht sie mit ihren Freundinnen Bettine und Carola zusammen. Die beiden lachen über Laura-Sophies tollen Scherz.

„Nein, wir haben keine Probleme. Du vielleicht?“, fragt Maja patzig zurück.

Laura-Sophie öffnet den Mund um zu antworten. Doch dann schließt sie ihn direkt wieder und beginnt wild an Wüstenprinzessin herumzustriegeln. Dabei wirft sie immer wieder einen Blick zur Seite.

Maja sieht sich um. Was ist es nur, das die Aufmerksamkeit der Zicke so fesselt? So sehr, dass sie nicht weiterlästern kann?

Ach, es sind Marvin und Kai, die auch hier auf dem Sonnenhof reiten. Maja kann die beiden Jungen gut leiden, besonders Kai. Er reitet den Haflinger Anton, der ihm selbst gehört. Anton kann ziemlich stur sein, aber Kai reitet gut und hat ihn hervorragend im Griff. Maja mag Kai schon ziemlich gern.

Nur scheint Kai das nicht zu bemerken. Das ist eigentlich kein Wunder, denn beinahe jedes Mädchen vom Reiterhof himmelt einen der beiden Jungen an. Entweder eben Kai mit seinen wuscheligen braunen Haaren oder Marvin mit der dunklen Lockenfrisur. Marvin hat kein eigenes Pferd, wie Maja. Er geht jetzt in den Stall, um eines der Schulpferde zu satteln.

Laura-Sophie wirft beim Striegeln lässig ihre langen, blonden Haare nach hinten und sieht aus den Augenwinkeln zu den Jungen hinüber.

Kai grüßt mit einem Grinsen zurück und bindet seinen Anton fest. Direkt neben Wüstenprinzessin.

Maja schluckt. Neben ihr hat Kai Anton noch nie angebunden. Sie dreht sich schnell weg und läuft zu Svenja hinüber. „Svenja, wird Motte noch geritten?“

Svenja sieht in ihrem Unterrichtsplan nach. Sie nickt. „Ja, sie ist gleich nochmal dran. Du kannst sie so stehen lassen.“

2. Immer dasselbe Thema!

Als Maja nach Hause kommt, herrscht wie immer ein ziemliches Durcheinander. Ihre vierjährige Schwester Anna fährt mit ihrem Rutscheauto in vollem Tempo durch den Flur, die sechs Jahre alte Sarah läuft hinter ihr her und kreischt so laut sie kann.

Mama ist gerade dabei, Jonatan zu füttern, als Maja heimkommt. Sie öffnet die Tür in einem Kittel, der mit Möhrenbrei bekleckert ist. „Und? Wie war es beim Reiten, mein Schatz?“

„Schön“, brummt Maja.

Aber die Mutter wartet die Antwort gar nicht ab, sondern saust schon wieder in die Küche. Dort sitzt der Kleine auf seinem Kinderstuhl und wartet auf den nächsten Löffel Brei.

Maja streift die Reitstiefel von den Füßen und lässt sie einfach am Eingang stehen. Dann geht sie hinüber in die Küche. Sie muss jetzt erst einmal etwas trinken, und Hunger hat sie auch. Reiten macht wirklich hungrig.

Maja gießt sich ein Glas Wasser ein. Mama sitzt schon wieder da und schiebt Jonatan einen Löffel in den Mund. Jonatan spuckt.

„Mach nicht so eine Schweinerei, Jonatan“, sagt Maja gespielt streng.

Ihre Mutter muss lachen. „Als du klein warst, hast du auch immer gespuckt. Was meinst du, wie ich da immer ausgesehen habe!“

Sie wischt Jonatan das Gesicht ab und bietet ihm geduldig den nächsten Löffel Möhren an. Dann wendet sie sich wieder ihrer Tochter zu. „War es schön?“

Maja nickt. „Motte war lieb, aber sie hatte keine Lust zum Traben“, berichtet sie. „Und Felix hat furchtbar gezickt. Die arme Anette hat ganz schön mit ihm gekämpft. Laura-Sophie musste natürlich schon wieder lästern.“ Sie schweigt plötzlich. Wenn sie über das Reiten schimpft, erinnert die Mutter sie immer daran, wie teuer es ist. Maja seufzt. „Ach, Mama! Wenn ich nur ein eigenes Pferd hätte …“

Ihre Mutter schiebt dem Kleinen den nächsten Löffel Möhrenbrei in das weit aufgesperrte Mündchen. „Marianne“, sagt sie bestimmt. „Du weißt, dass das nicht geht. Der Reitunterricht ist teuer genug. Dein Vater und ich, wir können nicht dir ein Pferd kaufen und den anderen gar kein teures Hobby mehr erlauben.“

„Aber Ben hat einen Computer bekommen …“ Maja weiß genau, dass ihr älterer Bruder den Computer für die Schule braucht – aber ein wenig neidisch ist sie schon.

„Schluss jetzt!“ Mama wird richtig energisch. „Du ziehst dich jetzt um. Und räum deine Reitstiefel bitte noch weg, bevor jemand darüber stolpert.“

Maja seufzt. Mütter können echt lästig sein. Warum nur soll man immerzu aufräumen? Und warum hat es solche Ewigkeiten gedauert, bis sie ein Handy bekam? Ihre Eltern hatten es ihr schließlich doch erlaubt, nachdem ein Freund von Ben einen Fahrradunfall hatte.

Aber ein Pferd? Da kann man bei ihrer Mutter ohnehin nichts erreichen, das weiß Maja. Darum zieht sie sich doch um und räumt ihre Reitsachen ordentlich fort. Dann kehrt sie in die Küche zurück.

Mama drückt ihr Jonatan in den Arm. „Kannst du ihn mal schnell nehmen, während ich hier aufräume?“

Maja schaukelt den Kleinen auf ihrem Schoß. Er quiekt und lacht begeistert. „Du bist mein Schatz!“, singt Maja. „Du bist mein Schatz, Schatz, Schatz!“, und sie lässt ihn auf ihren Beinen hüpfen. Jonatan lacht. Er ist so niedlich!

Schnell räumt die Mutter noch die Spülmaschine ein.

„Anette und ich haben verabredet, dass ich morgen auch auf den Sonnenhof komme“, berichtet Maja. „Sie hat Reitstunde und ich möchte gern zugucken.“

Ihre Mutter nickt. „Nach den Hausaufgaben natürlich. Und denk daran, dass du morgen Abend auf die Kleinen aufpassen wolltest.“ Sie sieht sich um. „So, fertig. Dann gib mir unseren kleinen Schatz mal, damit ich ihn wickeln kann.“

Maja steht auf.

Morgen Abend ist Hauskreis im Wohnzimmer, da kann Mama keine quengelnden Kinder gebrauchen. Und Maja hat versprochen, an diesen Abenden auf ihre kleinen Geschwister zu achten.

Im Hauskreis sprechen die Erwachsenen immer über die Bibel. Sie beten zusammen und singen auch manchmal. Maja weiß, dass das ihrer Mutter wichtig ist. Beten ist Sprechen mit Gott. Und um was man Gott bittet …

Maja dreht sich in der Küchentür um. „Ich werde um ein eigenes Pferd beten!“, erklärt sie bestimmt. „Wenn Gott mir ein Pferd schenkt, kannst du gar nichts dagegen machen!“

Ihre Mutter öffnet den Mund und schließt ihn direkt wieder. Schließlich meint sie seufzend: „Du weißt, dass Gott nicht immer alle Gebete erhört. Er hört sie wohl. Aber manchmal bitten wir um etwas, das gar nicht gut für uns ist.“

„Ein Pferd ist gut für mich!“, erklärt Maja bestimmt. Und dann zieht sie ab ins Mädchenzimmer. Sie wird ab jetzt ganz oft um ein Pferd beten. Mal sehen! Sie wird gleich jetzt anfangen.

3. So eine gemeine Zicke!

„Na seht euch mal die Marianne an!“, flötet Laura-Sophie. „Was die für schicke Reithosen anhat! Hast du die aus der Mülltonne gegraben?“

Maja wird rot. Ihre Reithose ist eine gute Vollbesatzreithose, aber sie ist geflickt, weil Maja letztens damit hingefallen ist. Reithosen sind sehr teuer. Und außerdem muss man nicht alles neu haben, sagt Mama. Maja bekommt erst eine neue Reithose, wenn Anette aus ihrer herausgewachsen ist und sie an Maja weitergibt. Zum Glück ist Anette größer als sie.

Laura-Sophie setzt noch nach: „Ach, vielleicht sollten wir einmal sammeln gehen. Unsere liebe Marianne ist doch so ein Talent – und dann kann sie sich noch nicht einmal Reithosen leisten – geschweige denn ausreichend Reitstunden! Vielleicht sollten wir einen Wohltätigkeitsbasar machen? Ich könnte ein paar Reitstulpen stiften, die meine Oma gehäkelt hat!“

Bettine und Carola kichern. Die beiden finden immer alles lustig, was Laura-Sophie sagt.

Maja will fragen, warum Laura-Sophies Oma ihr Reitstulpen gehäkelt hat, aber sie traut sich nicht. Gehäkelte Reitstulpen sehen bestimmt komisch aus.

Maja hat keine Lust auf Streit, und sie hat erst recht keine Lust dazu, sich von Laura-Sophie auslachen zu lassen. Deshalb dreht sie sich um und geht weg. Heute hat sie selbst ja keinen Reitunterricht, also kann sie ruhig ein wenig in den Stall gehen. Dort stehen heute keine Pferde – die scheinen alle draußen zu sein. Aber Milly, die Katze, schaut Maja aufmerksam an. Als sich das Mädchen hinhockt, schleicht sie herbei und reibt sich an Majas Knie. Vorsichtig streicht Marianne ihr über das weiche Fell. „Du bist nicht so eine Ziege, Milly“, murmelt Maja. Eine ganze Weile hockt sie mit der Katze im Stall, bis sie hört, dass die anderen ihre Pferde Richtung Reitplatz bringen.

Maja steht auf und verlässt den Stall. Sie hat ja Anette versprochen, mit ihr zu kommen. Anette führt gerade Baldemar auf den Platz, wo schon Svenja und die anderen warten. Baldemar ist ein Großpferd, ein Friesenmix, unheimlich lieb und freundlich. Anette hat Glück, dass sie ihn heute nehmen darf. Er ist das Lieblingspferd vieler Kinder.

Maja setzt sich auf einen der dicken Baumstämme, die als Bänke neben dem Platz liegen. Die Sonne scheint heute schön warm, da kann sie gut zusehen, wie Anette reitet.

Schon bald hallt Svenjas Stimme über den Platz. „Und wir reiten im Schritt.“ Heute will Svenja den Mädchen den leichten Sitz zeigen, da möchte Maja besonders gut aufpassen. Schließlich kann man auch beim Zusehen etwas lernen! Und Maja möchte eine ganze Menge lernen. Wenn sie doch nur so gut reiten könnte wie Laura-Sophie!

„Majanne!“, hört Maja da hinter sich jemanden rufen.

Schnell dreht sie sich um. Das kann nur Jo, der Stallbursche, sein. Jo ist schon erwachsen, aber er kann nicht richtig sprechen. Deshalb ärgern ihn manche Kinder. Dann wird Svenja aber jedes Mal richtig wütend. Sie sagt, Jo sei der beste Stallbursche, den sie jemals gehabt hätte. Er bleibt immer ruhig, und er kann unheimlich gut mit den Pferden umgehen. Und stark ist er auch.

Maja mag Jo gut leiden.

Jo grinst sie breit an. „Haste den Reithelm dabei?“

Maja nickt.

„Ich hole Motte und Rosa von der Weide hinter der Straße“, erklärt Jo. „Wenn du willst, kannst du Motte herreiten.“

„Oh ja, gerne!“ Da macht Maja, dass sie mit Jo zur Weide kommt. Eine Weile laufen sie schweigend nebeneinander her.

„Wie geht es dir, Jo?“, fragt Maja schließlich.

Jo wiegt den Kopf. „Gut und schlecht, Majanne. Gut, weil es mir gut geht. Und schlecht, weil Laura-Fie gesagt hat, dass ich dumm bin.“

„Du bist nicht dumm, Jo!“, erklärt Maja bestimmt. „Du bist voll in Ordnung! Und Laura-Sophie hat nicht halb so viel Ahnung von Pferden wie du!“ Aber da sind sie auch schon an der Weide angekommen. Jo öffnet das Gatter und pfeift leise.

Ein paar der Pferde heben sofort die Köpfe. Motte setzt sich in Trab und kommt herbei. Jo kramt ein paar Möhrenstücke aus seiner Jackentasche. „Hier, Majanne!“

Maja hält Motte das Möhrenstück auf der flachen Hand vor das weiche Maul. Motte nimmt mit den Lippen die Möhre auf und kaut genüsslich. Dann stupst sie Maja an.

Maja lacht. „Du bist verfressen!“ Aber dann gibt sie Motte das andere Stück auch noch.

Jo hilft ihr beim Aufsteigen, dann geht es zurück zur Reithalle. Dort ist die Reitstunde mittlerweile beendet. Maja lässt sich von Mottes Rücken gleiten und bindet das Pony am Sattelplatz an. Sofort kommt ein kleines Mädchen mit seiner Mutter angelaufen. „Ist das Motte?“

Maja nickt.

„Dann darf ich die jetzt reiten.“

„Schön“, sagt Maja. „Hol dir da hinten Putzzeug und striegele sie erst einmal. Aber pass auf! Motte ist manchmal frech!“

Gehorsam nimmt das kleine Mädchen einen Gummistriegel und beginnt, das Pony damit zu bürsten.

Maja dreht sich um. Gespannt sieht sie Anette entgegen. „Wie war die Stunde? Darf ich dir Baldemar striegeln helfen?“

Anette nickt lachend und sattelt Baldemar ab. Währenddessen beginnt Marianne schon, das Pferd zu pflegen.

Jo kommt pfeifend mit zwei Eimern Kraftfutter vorbei. Er lächelt Maja zu. Da hört Maja eine giftige Stimme hinter sich: „Ach, da haben wir ja wieder genau die richtige Versammlung. Die Behinderten und die Bedürftigen. Nun ja. Man soll ja wohltätig sein.“

Es ist natürlich Laura-Sophie, die da so gehässig spricht.

Maja ärgert sich. Darüber, dass Laura-Sophie über sie lästert. Aber noch viel mehr darüber, dass sie so über Jo herzieht. Jo ist nett – und er kann ja nichts dafür, dass er behindert ist, oder? Wie kann dieses Mädchen nur so gemein zu ihm sein?

Maja dreht sich zu Laura-Sophie um. Aber als sie ihren spöttischen Blick fühlt, wagt sie nicht mehr etwas zu sagen. Stattdessen beißt sie sich auf die Lippen und striegelt Baldemar. Dabei kann man auch gut seinen Frust loswerden.

4. Da hilft nur Beten

„Ach, Marianne, da bist du ja! Zieh schnell die Reitsachen aus! Ich muss noch kurz weg, Sarah von ihrer Freundin abholen!“

Maja beeilt sich. Ganz schnell schon steht sie in Jeans und Pulli da. „Da bin ich.“

„Wunderbar, mein Schatz. Ich flitze gleich los. Hast du währenddessen ein Auge auf Jonatan und Anna?“

„Klar.“ Maja nickt. Dann seufzt sie: „Ach, Mama …“

„Was ist denn?“

„Wenn ich doch ein Pferd hätte …“

„Marianne! Wir haben schon so oft darüber gesprochen. Ich will das Gejammer jetzt nicht mehr hören!“

„Aber Mama! Ich jammere überhaupt nicht. Ich bete ganz viel dafür. Das ist erlaubt. Das tut auch die Witwe. Davon habe ich im Kindergottesdienst gehört, und dann stimmt das auch.“

„Kind!“ Die Mutter seufzt. „Es werden nicht immer alle Gebete erhört.“

„Dieses schon!“

„Hast du deine Hausaufgaben gemacht?“ Mama lenkt schon wieder ab. Eltern sind so leicht zu durchschauen! Immer, wenn ihnen ein Thema nicht passt, lenken sie ab.

„Ja.“

Maja verzieht sich zu Jonatan und Anna in deren Zimmer. Dort hat sie wenigstens Ruhe vor nervigen Aufträgen und Belehrungen. Sie legt sich auf den Boden und baut Bauklotztürme für Jonatan. Und Jonatan krabbelt herum und stößt sie quietschend um. So etwas macht dem Kleinen Spaß. Anna zieht derweil alle ihre Puppen aus.

„Was machst du da?“, erkundigt sich Maja misstrauisch.

„Die wollen alle schwimmen gehen“, klärt Anna sie auf.

Schwimmen, naja, das ist natürlich nicht so toll wie reiten. Aber erlaubt ist es. Also spielt Maja weiter mit Jonatan und lässt Anna mit ihren Puppen „Schwimmen“ spielen. Erst zum Abendessen geht sie wieder hinunter.