»Kriton, mein lieber Freund Kriton, dies, glaube mir, dies ist es, was ich zu hören scheine, so wie die Korybanten Flötengetön in den Lüften hören, und der Klang jener Worte hallt und widerhallt mir im Ohr, und etwas anderes vermag ich nicht zu vernehmen.«


Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst Du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht' ich mit Dir, o mein Geliebter, ziehn!

Kennst Du das Haus, auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man Dir, Du armes Kind, getan?
Kennst Du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht' ich mit Dir, o mein Beschützer, ziehn!

Kennst Du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut,
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut:
Kennst Du es wohl?
Dahin! Dahin
Geht unser Weg; o Vater, laß uns ziehn!

VI

Inhaltsverzeichnis

Auf der Hospitalveranda im fünften Stock saß in der Morgensonne der alte Mann, ein Gespenst seiner selbst, ein Sterbender, und blickte trübselig hinweg über die breite, dunstüberzogene Stadt, die er in seiner Jugend gekannt hatte. Er war bis auf Haut und Knochen abgezehrt, vermorscht und vermürbt vom Krebs, der fauligen Wucherpflanze, die ihm im Eingeweide wuchs und mit ihren feinen Wurzelfäden das ganze Gewebe des Körpers angegriffen und ausgesogen hatte. Am Gehäuse des reptilienhaften Schädels schrumpfte das eingefallene Gesicht, aus dem scharf wie ein Schnabel, schmal wie eine Klinge, die Nase hervorsprang. Die Gesichtshaut war zartdünn, durchsichtig und von den Krankheitsgiften angegilbt. In den kleinen, kaltgrau-grünen Augen saß das Elend; sie starrten stumpf und gemüdet über den breiten Stadtraum hinaus in den sonnendunstigen Schmelz des Oktobers.

Alles an ihm war vergangen, alles verwirkt. Nur die Hände nicht. Sie waren lebendig geblieben: – große, herrliche Steinmetzenhände mit hochhöckerigen Knöcheln und ungemein langen, kraftvollen Fingern; hartknochige, sehnensträngige Hände, so gediegen beschaffen wie jene, die der Grabsteinhauer oftmals in Marmor gemeißelt hatte, Gebilde, an denen wenig war, das Tod und Krankheit antasten konnten. Die Rechte, die nach einem Rheumatismusanfall vor Jahren steif geblieben war, lag nun mit Anmut und Würde untätig auf der Sessellehne; die ausgestreckte Linke umklammerte den Griff des Krückstocks. Da beide Hände nichts von ihrer alten Lebensmacht und ihrer wohlgeformten Massigkeit eingebüßt hatten, erweckten sie nun den Eindruck eines unheimlichen Mißverhalts; sie wirkten in ihrer Lebendigkeit und Größe wie an eine kümmerliche Vogelscheuche hingehext.

Der alte Mann war verdrossen und schlapp. Mit seinen vom Leiden verdumpften Verstandeskräften versuchte er verzweifelt, in das bittre und fremde Geheimnis des Lebens zu dringen. Er bemühte sich, einen Sinn zu finden in seinem sinnlos-finstern, verworren aus Schmerz, Lust und Qual gewobenen Dasein. Er hatte als Knabe Hoffnung, Lust und Wunder, als junger Mensch Wut, Leidenschaft, Trunkenheit und wilde Begier gekannt ... dann in den Mannesjahren war ihm das reiche Abenteuer der Erfüllung zuteil geworden ... und nun hatte ihn der Weg zu diesem unabwendbaren und entsetzlichen Ende geführt. Nachdenken darüber brachte keinen Sinn in die Sache. Auch Trost brachte es nicht.

Das Land seiner Jugend lag zeitlich zwar weit zurück; kummervoll-fremd aber und einsam, verloren erschien ihm jetzt nur jene Welt im Gebirge, wo er später unter den Leuten seiner Frau gelebt hatte. Das Land seiner Jugend dagegen und Orte, Ereignisse und Menschen aus seiner Jugend traten ihm so klar ins Bewußtsein, als hätte er damals alles in Augenblicken der Ewigkeit erlebt.

O welch ein Land, welch ein Leben, welch eine Zeit! O Welt der Jugend und der Nimmerwiederkehr! Grüngoldne Verzauberung, üppiges Wachstum der Fluren, und was für Städte glänzten darin! Als der Sterbende an dieses entschwundene Leben dachte, war seine Trübsal auf einmal verwichen. Alles, was er je in Büchern über Kriege gelesen hatte, schien verschollen, aber was er als Junge vom Bürgerkrieg miterlebt hatte, das erlebte er nun inständig und mit allen Sinnen wieder.

Er erinnerte sich, wie er und sein nächstältester Bruder, Gil, zwei barfüßige Farmerbuben, dreizehn und fünfzehn Jahre alt, an der staubigen Straße bei Carlisle Pike gestanden hatten, als konföderierte Truppen auf dem Marsch nach Gettysburg angetrampt kamen ... Aufständische, Rebellen, Feinde waren das für die Pennsylvanier, die zur Union gehörten und hielten ... Leute aus den Südstaaten waren das, jenes Volk, zu dem seine spätere Frau gehörte.

Nun sah er sie wieder, aber nicht wie Schatten aus versunkner Zeit, nicht wie eingebildete Menschen aus Büchern, sondern deutlich und so, wie sie wirklich waren, ... er sah sie in einer augenblicklich-ewigen Gegenwärtigkeit, er hörte sie, roch sie, spürte sie, atmete sie ein; ... und so also sahen sie aus: zerfetzte Uniformen, statt Schuhen Lumpen um die Füße gebunden, ungewaschen und ungekämmt, und ein paar von den Gesellen hatten neue, hohe, schwarze Zylinderhüte auf, die sie irgendwo in einem Laden geraubt hatten.

»Mein Gott!« dachte der Alte. Er leckte schnell seinen großen Daumen, grinste dünn, schüttelte den Kopf. Nun war er wach. Sein Bewußtsein hatte sich aus dem Halbdämmer gereckt, es hob sich allmählich in den Schwall seiner alten Beredsamkeit. »Mein Gott!« dachte er, »was für eine Versammlung von Vogelscheuchen das war! Mein Lebtag hab' ich so eine Rasselbande nicht wieder vor Augen gekriegt! So eine lausige Verkommenheit gibt's wahrhaftig nicht noch mal! Und dabei ...« – er fing an zu murmeln, die Stimme hob und senkte sich, er begleitete den Redegang mit Handgebärden, die kaltgrauen, rastlosen Augen fieberten –, »... und dabei die Tapfersten unter den Tapferen, die beste Kampftruppe, die es je gab! Jeder von den Kerlen war alter Kämpfer, alle hatten sie die blutigsten Schlachten des Krieges mitgemacht, und was Furcht sei, wußten sie nicht. Auf Befehl ihres Führers wären sie ins Tal des Todes, in den Rachen der Hölle marschiert!«

Alles stand ihm wieder ganz klar vor Augen. Die Truppe hatte gehalten, die Gesellen hatten Späße gemacht, einer hatte seinem Bruder Gil zugerufen:

»He! Du kleiner Yankee da! Lauf schnell und versteck Dich! Jeb Stuart ist hierher unterwegs und sucht Dich!«

Und Gil, älter, mutiger, selbstsicherer als er, ein jähzorniger, energischer Kerl, heftig für die Sache des Nordens begeistert, hatte wie der Blitz geantwortet:

»Nach Dir wird er suchen, Euer General, wenn wir mit Euch fertig sind!«

Die Rebellen hatten gebrüllt vor Lachen und ihrem grinsenden Kameraden zugerufen:

»Hah! Der hat Dir's aber gegeben, was? Gelt, jetzt hältst Du das Maul!«

Und nun, als der Alte das alles inständig wiedererlebte, fiel ihm seine erste Begegnung mit der Pentlandsippe ein, denn damals bei dem zerlumpten Soldatenhaufen hatte er den Propheten Bacchus Pentland, den Onkel seiner späteren Frau, zum erstenmal gesehen. Eine wunderliche Zufallsbegegnung war das gewesen, eine Begegnung, die dann zwanzig Jahre später ihre Fortsetzung hatte finden sollen.

... Ja, da hatte dieser Trupp in der Hitze Marschrast gehalten ... furchtbare Kerle waren es ... Leute aus dem Gebirge ... das konnte man an der dehnig-dröhnigen Mundart merken ... und bei dem Trupp war einer gewesen, dessen Gesicht er nie hatte vergessen können ... es war ein volles, rotes, idiotisch-beseligtes Gesicht gewesen mit ruhig lächelnden Heiligenaugen ... und dieses Gesicht hatte zu diesem Mann gehört, dessen fleischig-feister Körper so bocksmäßig stank, daß die Kameraden den Mann im Scherz mit »Stinkjesus« anredeten ... und dieser Mann war Bacchus Pentland gewesen, der Auserwählte des Herrn. Der Prophet hatte sich hingestellt und seine Botschaft von Armageddon und der Wiederkehr des Herrn auf die Erde verkündigt. Die beiden Farmerbuben hatten ihm hingerissen gelauscht. Und so hatte er seine erste Bekanntschaft mit der Sprechweise der Pentlands gemacht, diesem ölig-gedehnten, vollmundigen Geklön: –

»Es kommt! Es kommt! Es wird über uns kommen! Der große Tag kann nicht mehr weit sein! Christi Königreich auf Erden ist zur Hand! Wir marschieren nach Armageddon!!«

»He! Bacchus!« hatte da einer gerufen. »Als es bei Chancellorsville losging, hast Du das auch geweissagt, und alles, was über mich gekommen ist, war 'ne Kartätschenkugel in den Arsch!«

Die Gesellen hatten gebrüllt vor Lachen und sich auf die Schenkel geklatscht.

»Es kommt! Es wird über uns alle kommen!« hatte Bacchus abermals verkündigt. Prophetisch lächelnd. Völlig unberührt vom Spott und Unglauben seiner Kameraden. »Erscheinen wird Er, sag ich Euch, ehe noch eine Woche vergangen ist, und wird sein Königreich aufrichten, und wird voneinander scheiden, wie es geschrieben steht, die Schafe zu seiner rechten, die Böcke aber zu seiner linken Hand!«

»Höh! Auf welche Seite kommst Du denn da, Bacchus?« hatte einer hämisch-unschuldig gefragt. »Schafseite oder Bockseite, was?«

»Oh, Bruder!« hatte Bacchus selig-vorbeglückt gerufen. »Auf die Schafseite, Bruder. Zu den Auserwählten des Herrn!«

»Hei«, hatte der andre geantwortet, »dann gib aber acht, daß Du bis dahin besser riechst! Sonst kommst Du versehentlich unter die Böcke, besonders wenn's ein bißchen dunkel ist!«

Die Männer hatten vor Lachen gebrüllt, – ein Befehl war durchgegeben worden, der Haufen war angetreten und weitermarschiert.

Das Bild zerging wie ein Rauch, und der alte Mann konnte kein Wort finden, weder für diesen Augenblick der Rückschau, den ihm sein schwindendes Gedächtnis erstellt hatte, noch auch für das, was ihn nun bewegte. Er sah sich selber als Buben in der Farmküche sitzen, und auf einmal kam er sich wie der ausgesandte Späher der Schicksalsmächte vor, wie ein Mitwisser des dunklen Waltens, denn er konnte zugleich unter die Dächer von tausendmal tausend kleinen Häusern sehen und über das sternbeglänzte, von Gefallenen bedeckte Schlachtfeld. Er dachte an zwei Verwundete, die auf diesem Schlachtfeld lagen, zwei Menschen, die sein eignes Leben angingen: – seinen eignen ältesten Bruder, der durch die Lunge geschossen dalag, und an den tönenden Propheten Bacchus Pentland, den Onkel seiner Frau, den er an jenem Tag zum erstenmal gesehen hatte.

Auf einmal war es dem alten Mann, als hätte er dieser Leute Leben und Schicksal in sich, und das Leben und Schicksal von Millionen andrer Menschen dazu, und dies ungeheure, zwangsläufige, in den unerforschlichen Tiefen der Zeit gesponnene Lebens- und Schicksalsgewebe war sein eigen, ganz so, wie das Blut seines Vaters sein eigen war. Und deswegen empfand er sich als den reichsten Menschen der Welt: Macht, Größe und Ruhm dieser Erde und aller Menschen waren sein. Auf eine Weile nun vergaß er, der Sterbende, sein elendes Los. Eine stolze Freude überkam ihn, eine schmerzliche Verzücktheit fuhr durch ihn hindurch, ein wortloses Siegeslied schwoll in ihm auf, – ihm war, er müsse auf der Stelle sterben, wenn er nicht sagte, was ihn bewegte, aber er fand keine Worte, um auszudrücken, daß die ganze herrliche Erde und alles große, schöne und geheimnisvolle Menschenschicksal sein sei.

Ein Wolkenschatten kam und verdunkelte das weite Grün der Wildnis! Ein Vogel rief im heimlichen Wald! Und etwas ging und kam und zerlöste sich dort vor der Sonne ... Einsamkeit und Kümmernis kamen, die Stimme seiner Mutter kam, und die Stimmen lang, lang vergangener Menschen kamen, und ein Flüßchen im Monat April ... und das alles, alles war sein!

Ein Mann war vor Jahren in die untergehende Sonne gegangen, – verschwunden. Ein Soldat war eines Abends bergan gestürmt, – fort. Ein Mann lag tot im blutigen Feld. Und alles, alles war sein!

Er hatte an einer staubigen Straße gestanden, ein hagerer barfüßiger Bub; Soldaten waren vorbeigezogen in die Schlacht, sie hatten Marschrast gehalten in der Hitze und hatten gespaßt; die Grillen hatten geschrillt, die Wälder hatten gedampft, und ringsum gebreitet im schläfrigen Mittag waren die fruchtbaren Fluren Pennsylvaniens gelegen – und das alles, alles war sein!

Ein Prophet war vorübergekommen, er hatte mit der Stimme einer merkwürdigen, einer ihm damals noch unbekannten Sippe gesprochen, und in der Nacht dann war der Prophet verwundet unterm Sternenhimmel gelegen, hatte das Lob Gottes gesungen, den ewigen Frieden geweissagt, von Armageddon geredet ... und neben dem Propheten war aus der Lunge blutend der Bruder des Farmerbuben gelegen, der den Propheten gesehen hatte ... und der Farmerbub hatte daheim mit den Seinen auf den Bruder gewartet im Vaterhaus, das keine vierzehn Meilen vom Schlachtfeld entfernt war ... und das alles, alles war sein!

Über die wilde, einsame, geheimnishafte Erde, über die immerdar dauernde und wandellose Erde, unterm Riesenzelt der allverschlingenden Nacht, durch die Wut hindurch, durch das Chaos hindurch, über die blinde Verwirrung von hundert Millionen Leben hinweg, durch die Geschlechterfolgen hindurch hatte sich etwas Wildes, Geheimnishaftes dunkel und furchtbar fort-und-fortgewebt mit den Fäden der Zeit und des Schicksals, – und –

Dahin war es gekommen: Ein alter Mann, der auf einer Hospitalveranda saß und dahinstarb und hinausstarrte in die sonnendunstige Gegend, das Land der verlorenen Jugend.

Und dies also war das Ende des Mannes, Ende des Lebens, der Wut, der Hoffnung, der Leidenschaft, der Herrlichkeit, Ende des wundersambittern Schicksalsgeheimnisses, das selbst ein Steinmetzenleben in sich einschloß. Dies also war das Ende: Ein alter, elender, verfaulter, von der Kränke verzehrter Mann, der von der Hochveranda eines Hospitals über die Stadt seiner Jugend hinwegblickte. Scheußliches und verruchtes Ende des Fleisches, das das Andenken an die Frühe, die Jugend, die Verzauberung mit dem Todesgestank der Krebsfäule ansteckte und Zweifel weckte, ob der Mann überhaupt gelebt, einen Vater gehabt, Freude gekannt habe; – so also war es: ein entsetzlich-häßliches, ein ungutes Ende.

An dem Morgen, als seine Söhne Lukas und Eugen ihn zum letztenmal gemeinsam besuchten, saß Gant auf der Hochveranda, wo außer ihm noch mehrere alte Männer saßen. Sie sahen sehr matt, sehr verhutzelt, sehr abgezehrt aus, alle diese Alten, und an ihnen allen fiel die klarfeine Durchsichtigkeit der Gesichtshaut auf, die vom Hospitalaufenthalt kommt. Und im überwältigenden Licht des Oktobermorgens wirkten alle diese Alten verloren.

Einige von ihnen blickten auf die sonnendunstige Stadt hinaus, dumpf und mit den gleichgültigen Augen derer, die des Leidens überdrüssig sind und den Tod herbeiwünschen. Andre wieder, die sich gerad von Operationen erholten und auf dem Weg der Genesung fühlten, freuten sich matt in der Sonne, führten mit noch kraftloser Hand die nun ungewohnt gewordene Zigarre zum Mund und sahen in die Gesichter ihrer Verwandten mit jenem ungewissen Lächeln, das gern bestätigt hätte, was es selbst noch nicht ganz zu glauben scheint, nämlich, daß Wiederherstellung und volle Gesundung Tatsache sein sollen.

In der kindlichen Vertrauensseligkeit des Hoffenwollens und des verwunderten Nichtglaubenkönnens war das Lächeln dieser Männer rührend, aber es war auch peinlich, weil die Selbstgefälligkeit der Impotenz darin lag. Es war einem, als wären diese Männer auf irgendeine geschickte Weise im Hospital kastriert worden; wenn man sie ansah, verspürte man einen heimlichen Ärger auf jene Macht im Leben, die einen Mann der Mannheit beraubt. Und der Ärger auf diese unbekannte Macht entlud sich in einem unverständlichen Groll auf Ärzte, Schwestern, Praktikanten und die ganze finsterlich-glatte Vollkommenheit des Hospitalapparats, der scheinbar imstande war, unter zynisch-falschen Vorspiegelungen einen Mann schmerzlos-geschickt zum Eunuchen zu verstümmeln.

Dieser große, maschinenmäßige Hospitalbetrieb mit seiner unheimlich verstohlenen, eigentlich nicht mehr menschlichen Vollkommenheit, mit seinen sauberen, sterilen Gerüchen, die den Gestank der Verwesung ringsum lautlos wegzusaugen schienen, gab einem eine hassenswerte Vorstellung vom Ende des Menschenloses. Zwanghaft drängte sich einem auf, daß man einst in einem solchen Betrieb sterben müsse, und da sah man plötzlich, was heutzutage aus dem Tod geworden ist. Man erlebte einen Tod, der des uralten Schreckens und der strengen Würde des Sterbens bar ward, einen verschämt-lautlosen, narkotisch-dumpfen Übergang in die Vergessenheit mit dem Geschmack von Chemikalien im letzten Atemzug. Und die Vorstellung eines solchen Todes erfüllte einen mit Haß.

So, wie Gant nun dasaß – die große Gestalt eingeschrumpft und auf die Knochen abgemagert, die Haut gelb und durchsichtig, das Kinn lose herabhängend, die öden, leblosen Augen dumpf und ohne etwas im Blick festzuhalten über die Stadt seiner Jugend hinausstarrend – so schien sein Leben bereits völlig vergangen und der Leere des grausamen, außermenschlichen Raums anheimgegeben. An ein Dasein der Wut, der Kraft und Leidenschaft erinnerte an dieser Erscheinung nichts mehr außer den Händen. Sie waren dieselben großen Steinmetzenhände geblieben, waren noch kraftvoll, sehnig und behaart wie immer, und nun wirkten sie in einem bestürzenden Mißverhalt wie an eine Vogelscheuche angeheftet.

Als er so dasaß im Sessel, die großen Hände ruhig neben sich, ging die Tür, und seine Söhne erschienen auf der Veranda.

»N-n-nun, Papa!« stammelte Lukas volltönig, »ich da-da-dachte, wir wollten Dich mal auf 'nen Au-au-augenblick b-b-besuchen, da-da-damit der Eugen Dir Lebewohl sagen kann.« Für den Bruder fügt er leis hinzu: »Kurz und b-b-bündig! N-ni-nichts was ihn aufregt!«

»Hallo, Sohn!« sagte Gant ruhig und dumpf. Er blickte zu dem jungen Menschen auf, legte seine große Hand auf die Hand des Sohns und fragte: »Wo gehst Du hin?«

»Ei, er geht 'nauf in den N-n-norden, na-nach Harvard, Papa!«

»Sei ein guter Bub!« sagte Gant sanft. Und dann, bereits ermüdet, setzte er hinzu: »Tu Dein Bestes! Wenn Du was brauchst, laß es Mutter wissen.« Er wandte den toten Blick wieder über die Stadt hin.

»Ei, er mö-mö-mö-möchte Dir noch sagen ...«

»O Jesus! Ich will's nicht hören!« greinte Gant. »Muß denn alles mir aufgeladen werden? Alt und krank wie ich bin! ... Wenn er was braucht, soll er's seine Mutter wissen lassen! Es ist furchtbar, es ist grausam, es ist entsetzlich, daß Ihr einem siechen Menschen zur Last fallen wollt.« Er schnüffelte, als wolle er weinen. Sein Kinn, an dem drahthaarige Bartstoppeln wuchsen, zitterte wie das Kinn eines flennenden Kindes.

»Ma-ma-machs kurz jetzt, Eugen, er ist nicht b-b-bei Laune!«

»Leb wohl, Papa«, sagte der Junge, beugte sich herab und nahm die große Rechte seines Vaters.

»Leb wohl, Sohn«, sagte Gant, nun wieder ganz so ruhig wie zuvor. Er blickte auf und hielt dem Sohn sein Gesicht hin. Der Sohn küßte ihn. Er spürte die Stachelbürste des Schnurrbarts auf der Wange. Wie immer.

»Gib gut auf Dich acht, Sohn«, sagte Gant gütig. »Tu Dein Bestes!« Er legte eine große Hand auf die Hand des Jungen. Mit der anderen deutete er kurz über die Stadt hin. »Da war ich als junger Mensch«, sagte er leis. »Über fünfzig Jahre her ... Old Jeff Streeters Hotel, wo ich wohnte, stand dort ...«, er deutete mit dem großen Zeigefinger in der Richtung. »... Ich stand allein in dieser großen Stadt, ganz so, wie's Dir jetzt gehen wird ... Ein armer Farmerbub, der in der ganzen Stadt keinen Freund hatte und als Steinmetzlehrling arbeitete ... Und dorther bin ich gekommen! Dorther!!« Als er diese letzten Worte sprach, zuckte auf eine Sekunde die alte Lebenskraft in Gants Stimme auf. Sein großer Zeigefinger, in die sonnendunstige Ferne deutend, beschrieb einen Bogen von Norden nach Westen hin.

»Dorther!« wiederholte er laut. Sein Blick, der dem Finger folgte, wurde hell und glänzend. »Kannst Du sehn, Sohn? ... Pennsylvanien ... Gettysburg ... Brant's Mill ... das Land, wo ich her bin, liegt dort ... werd's nicht mehr sehn ... alt und am Sterben ... große Farmen ... Baumgärten ... Scheunen, größer als die Häuser ... Du mußt mal hin, Sohn, Dir ansehn, wo Dein Vater her ist ...« Seine Stimme wurde matt, er murmelte nur noch. »Dort bin ich aufgewachsen ... war'n kleiner Bub ... und jetzt bin ich alt und werd' nicht wiederkommen ... nie mehr ... sonderbar, wenn man's bedenkt ...«

»Ei, Papa!« meinte Lukas nervös. »Ich glaub', wenn der Eu-eu-eugen seinen Zug erreichen will, d-d-d-dann ...«

»Leb wohl, Sohn«, sagte Gant, wieder ganz leise. Er drückte die Hand des Jungen mit seiner großen versteiften Rechten. »Sei ein guter Bub, gelt!?«

Das Lebensfeuer, das bei der Erinnerung an Vergangnes aufgeflackert war, war erloschen. Er war wieder ein kranker Greis. Er wandte den Blick von dem Sohn und starrte stumpf über die Stadt hinaus.

»Leb wohl, Papa«, sagte der Junge und hielt zögernd inne. Er wußte nicht, was er sonst noch sagen könne. Von dem Alten ging plötzlich ein totfauliger Verwesungsgestank aus, der junge Mensch wandte sich schnell ab und erinnerte sich entsetzten Herzens zurück an die Kindheit, an den guten Mannesgeruch, den der Vater damals gehabt hatte, an das alte, abgenutzte Ledersofa, die Stühle, das Wohnzimmer, das prasselnde Feuer im offenen Kamin, den Riegel Kautabak auf dem Kaminsims. An der Tür hielt er inne. Er blickte zurück. Dort unter den andern Alten saß sein Vater, noch so, wie er ihn verlassen hatte. Das Kinn hing ihm herab. Der Mund stand halb offen. Die toten, dumpfen Augen waren über die Stadt seiner Jugend hinweg ins Leere gerichtet. Die große Hand der Kraft lag ruhig auf dem Stockgriff.

Drunten, im dichten Straßengesträhn der Stadtmitte, konnte der junge Mensch den Bahnhof erkennen, ein Stück blinkender Gleisstrecke, Lokomotivenrauch. Als er hinunterblickte, hörte er ganz fern die heimsuchenden, prophetischen Laute der Jugend und des Lebens: die Schelle, den Rädergang, den langklagenden Pfiff des Zugs.

Er wandte sich schnell um und ging dem Zug entgegen, zu all den neuen Landen, in den Morgen, nach der glänzenden Stadt. Sein Vater auf dem Söller hatte sich nicht geregt noch gerührt. Er wußte, er würde ihn nicht wiedersehn.

XIII

Inhaltsverzeichnis

Der junge Mensch war zwanzig; dies war sein erstes Jahr in Neu-England, und der Winter war ihm sehr lang geworden. Im Schwarm der Menschen kam er sich verloren und allein vor, winzig und verlassen auf den Straßen des Lebens. Und so kam es, daß er gerade in diesem Jahr seinen Onkel sehr oft besuchte.

Manchmal fand er ihn in dem engen, staubigen Arbeitsgelaß. Bascom saß dann etwa, die Lippen zusammengepreßt, über ein verzwicktes juristisches Formular gebeugt da und füllte mit seiner steif-eckigen, gewissenhaften Handschrift die leeren Felder aus. Mit ruhiger Stimme, ohne aufzublicken, sagte er: »Hallo, mein Junge! Setz Dich bitte! Bin im Augenblick fertig!« Und auf eine Weile war es nun still bis auf das Gerumpel von Brills Stimme im Nebenzimmer, das leise Kratzen von Bascoms Feder und jenem Wandellaut der Zeit draußen, der ungeheuer in den oberen Lüften raunend den millionenfachen Lärm der Großstadt auffing, und dennoch so fernher und stet, so wesentlich, unabänderlich und gleichmütig aus Ewigkeiten anbrandete, als gälte es nichts, was für Menschen lebten oder stürben.

Dann wieder fand der junge Mensch seinen Onkel tief in Gedanken. Bascom saß dann, die Ellenbogen aufgestützt, und starrte über seine gefalteten Hände hin. Das herrliche Gesicht war dann eine Maske wahrhaft innerer Schau und andächtig-stummer Hingegebenheit. Bascom war eins geworden mit seinem wirklichen Wesen und weilte in seiner gültigen Welt: alles Unstimmige und Eigenwillig-Krampfige war von ihm abgefallen; die unangemessene Schrulligkeit seines Gebarens, die gemeinmachende Knickerigkeit und die nörglerische Reizbarkeit, das alles bestand nun nicht. Manchmal sprach er überhaupt kein Wort; er schien am Rande der Zeit zu brüten, an den Lippen der Ewigkeit zuständig den Augenblicken aus Erdenstaub enthoben zu sein.

Einmal, als Eugen ihn so fand, ließ Bascom nach längerem Schweigen die großen Hände sinken, verblieb dann, ohne den Neffen anzusehen, in einer Haltung ruhigen Entspanntseins und sprach schließlich das Psalmwort:

»Was ist der Mensch, daß Du seiner gedenkest?«

Es war einer der ersten Frühlingstage. Dieser Frühling war spät und zauberisch und mit nordländischer Plötzlichkeit gekommen. Er schien über Nacht aus der Erde aufgesprungen zu sein, die Luft war lyrisch und sang ihn. Er war wie ein Sieg und eine Verheißung gekommen, er versicherte den jungen Menschen ungekannter Herrlichkeiten und Erfüllungen, er huschte vor ihm her wie ein tanzender Lichtschein.

Eugens Hunger und Durst waren maßlos gewesen; er hatte sich zum erstenmal ins Weben der faustischen Welt verstrickt gefunden; es gab keine Speise, die ihn zu nähren, keinen Trunk, der ihm den Durst zu löschen vermochte. Unersättlich, wie ein besessenes Tier streunte er auf den Straßen umher. Erbarmen bei den Pflastersteinen, Trost und Weisheit bei einer Million von Anblicken und Angesichtern suchend, – oder aber er trieb sich in der Bibliothek herum, durch eine Unmenge von Büchern stöbernd und stiebend, gefoltert von allem und jedem, das er nicht erleben und erfahren könnte, geblendet, verdrossen und verzweifelt von dem, was er erlebte und erfuhr. Alles wollte er wissen, alles haben, alles sein – er wollte eines und vieles sein, er begehrte der weiten und beschwärmten Erde ganzes Rätsel in der Hand zu halten, leserlich und betastbar wie eine Münze geprägten Golds. Plötzlich war der Frühling da, und Eugen verspürte aufjauchzend Gewißheit und Lust. Durch die ungewaschnen Scheiben von Bascoms Gelaß konnte er eine Ecke der Faneuil Hall und auf den schwärmenden, lärmenden Betrieb der Märkte sehen. Mit dem Lärm kamen die tausend kräftigen und geheimnisvollen Marktgerüche herauf und bedrängten ihn wie der Atem der Gewißheit, wie der Beweis der Zaubermacht, wie die Offenbarung dafür, daß jetzt alle Verwirrung gebannt, die ersehnte Welt gewonnen, das seltene Wort gesagt und der zehrende Hunger endgültig gestillt sei. Diese Märkte da drunten mit ihrem mächtig heiteren Getrieb, Getös und Gedräng bewahrheiteten ihm gleichsam das Erfülltsein, denn ihm schien nun, das leidenschaftliche Rätsel Neu-England wäre nirgends spürbarer als hier; – Neu-England mit seinem harten, steinigen Boden, seiner tragischen und einsamen Schönheit, seinen öden Felsenküsten mit den geschäftigen Fischereien, – Neu-England mit seinen weißen, tiefverschneiten, eiskalten Wintern, mit dem Juwelenglanz großer Sterne in Frostnächten über dunklen Föhrenwäldern und über jenen kleinen, warmen, weißen Häusern, die er dann nicht ansehn konnte, ohne an übervolle Vorratskammern zu denken, aufgehängte Speckseiten, Apfelwein und würzig Eingeschmälztes – und an der Liebe warmes, weißes, üppiges Fleisch.

Da gab's das Geraschel der Kattunschürzen tagsüber und die gleichgültigen Blicke; wenn aber die Sterne auf die niedrigen, überhängenden Dächer schienen, dann regte es sich in den Federbetten; – seidenhäutige Schenkel, der kleine Biß weißer Zähne, die tigerhaft verkrallte Umarmung – allenthalben das begrabne Herz, die verhohlene Leidenschaft, die erfrorne Hitze. Und dann endete der schier unendliche Winter, endete das unerträgliche Eingesperrtsein. Und der Frühling kam, wie er nun gekommen war, kam wie ein lyrischer Aufschrei, kam wie ein Spritzregen auf Fensterscheiben, kam wie der plötzliche, zarte Schwirrklang eines Spinetts, – kam über Nacht und ekstatisch mit Flügelrauschen und Knospenspringen und dem Flackerlicht der Blumen, kam mit Gekräusel und Wellentanz auf bewegten Wassern, – kam heftig, jäh und frohlockend, ein flüchtiges, beinahe haschbares Wesen.

Und hier, achtzig Schritt von dem staubigen Gelaß, in dem seines Onkels Schreibtisch stand, war der lebendige Beweis dafür, daß die Intuition nicht trog; diese geheimnisvollen Neu-Engländer ernährten sich nicht bloß von Kabeljau und im Tongeschirr gekochten braunen Bohnen. Sie aßen Fleisch, Mordstrümmer Fleisch aßen sie, denn hier im Marktviertel standen den ganzen Tag über die Fahrer der großen Lastwagen bis ans Kinn in Fleisch, – Burschen schleiften große Körbe voll mit rohem Fleisch übers Pflaster, – Metzger mit roten Gesichtern, große, blutfleckige Schürzen vorgebunden, verdrückte Metzgerstrohhüte auf dem Kopf, schleppten Schenkel-, Lenden- und Rippenstücke fort, – und regimenterweis in froststeifen Reihen hingen über den mit Sägemehl bestreuten Fußböden der Kühlkammern die halben Ochsen.

Rechts und links, die beiden Seiten des Zentralmarkts entlang, erstreckten sich die alten Gebäude hinunter zum Hafen, wo es nach Schiffen roch: – dies hier war aufgeschüttetes Land, – wo jetzt Steinpflaster war, lagen einst Schiffe vor Anker. Aber diese Lagerhäuser waren dennoch recht alt, sie rochen alt und dumpf und staubig, sie sahen altersbraun und rußgeschwärzt aus, sie waren wohl aus den siebziger Jahren, denn sie wirkten wie Drucke aus der viktorianischen Zeit und erinnerten einen an die Kontore stolzer Kaufleute, die in Kutschen mit lautlosen Gummirädern vorfuhren.

Bei Tag war dieses Viertel ein wahres Gewirr im chaotischen Verkehrsbetrieb von riesigen Ladeautos und Lastwagen mit prächtigen, schweren Apfelschimmeln; man sah fluchende Fuhrleute und Fahrer, Abladen, Aufladen, Umladen, Verpacken, Auftrag und Ausführung, das unendlich verzahnte Räderwerk des Geschäftsgangs.

Kam man aber nach Feierabend, kam man am Abend eines so plötzlich sanften Tages im Neu-England-Frühling, kam man hierher, wie in vergangenen Zeiten so mancher einsame junge Mensch hierherkam, ein Bursch aus den ungeheueren Binnenlanden Amerikas, ein heimwehkranker Bub aus den wunderbaren Bergen von Alt-Catawba, – dann konnte einen die bittre Verzückung der Jugend wieder packen, die Verzückung, die einen schier zerreißt mit dem Schrei, den keiner doch schreien kann, die stolze, einsame, sieghafte Verzückung, die so freudenwild und herrlichkeitstrunken ist, und dennoch das in einem solchen Augenblick geborne Wissen in sich trägt, daß das Unberührbare und Unbegreifliche nicht ertastet und gegriffen werden kann. Auf immer dahin ist dann die herrscherisch-großartige Minute, der er mit all ihren Verheißungen und tausendmal tausend inneren Erspürungen die Dinglichkeit schöner Gestalt verleihen will. Denn dann will er dem Augenblick einen Leib geben, Brüste, Bauch und Schenkel einer wundersamen Geliebten, – will er groß und herrlich und ein Überwinder sein, – will er aus dem Äther dieser Verzückung ein Elixier gewinnen und auf immer starke Seinslust trinken; – – und im Kern all dieser Begehr ist das bittre Wissen vom Tod, – Tod des Augenblicks, Tod des Tags, Tod wieder eines Frühlings, deren dem Menschen so wenige gegönnt sind.

Dieses Bewußtwerden der Lebenslust, dieses innere Spüren zaubrisch brütender Erfüllung, das die Luft dieser zarten Frühlingstage durchschwingt, ist vielleicht gerade das, was Neu-England so wundervoll macht. Und das läßt sich wohl einfach aus dem Erlebnisgegensatz von Winter und Frühling erklären. Da kommt dieser weiche, jählings erweckte Frühling mit seinem Flickerflacker flüchtigen Frohmuts, mit seiner sprunghaften, nur halbgeglaubten Gegenwart, mit seinem verlornen, elfisch geisternden, halbgeträumten-halbgehörten Laut, – und das ist wundervoll nach der grimmigzähen Strenge des langen Winters, der schönen und schreckhaften Verödung, dem Ansturm der Fröste auf das lebendige Fleisch, das ihn nicht anders als die rücksichtslosen Faustschläge eines rohen Gegners besteht, – und so mögen denn auch wohl die herbbittre, wortkarge Sprechweise, die knappen Gebärden und das zurückhaltende, mißtrauische Gebaren, mögen auch die dünnen Lippen, die roten Spitznasen und die harten Späheräugen der Neu-Engländer daher erklärt werden, daß Leute, die sich so hart gegen die Natur halten müssen, sich auch hart gegen die ganze Welt halten.

Wie dem auch sei – was der junge Mensch, der hier gegen Tagesende herkommt, in sich verspürt, sind nicht die fruchtlos-leeren Feierabendstimmungen erschöpfter und verdrossener Großstädter; er kommt vielmehr in schwellender, erfüllungsschwangerer Verzücktheit. Die Luft hat diese wundervollen Gerüche von Markt und Meer. Auf dem Steinpflaster unter den Wellblech-Schirmdächern vor den Lagerhäusern erwachen Hunderte von Gerüchen irdischer Fruchtbarkeit und bestürmen den Vorübergehenden; – der reine, scharfe Holzgeruch der Versandkisten zusammen mit dem heimwehhaften Duft von Orangen, Zitronen und Grapefruit; – der Gestank eines verfaulten Kohlkopfs zusammen mit dem einer verderbten Orange; dann der warme, rauhe Kalkgeruch von Hühnern, der schwere Geruch kalter Fische und Austern, die feucht sauberen Ackergerüche und Gartendüfte von Salat, Kohl, neuen Kartoffeln und knirschendem Sellerie; dann der Geruch von reifen, goldnen Melonen, die in duftiges Stroh gebettet sind, und schließlich dieser warme Einschlag von Tropendüften: Bananen, Ananas und Avogado.

Die Frühlingsluft gibt allen diesen Gerüchen eine neue und köstliche Lebenskraft, sie zieht den Teergeruch aus den Straßen und erweckt die Gerüche von achtzig Jahren, die in diesen Lagerhäusern stecken: – leimig-harzige Mischgerüche, Kisten, Brettzeug und Bohlen, die ein halbes Jahrhundert alt sind, fleckige Gerüche, Teer und Terpentin, Garn und Hanf, eingedickter Zuckerrohrsaft, Ginsengwurzeln, getrocknete Kräuter, alte Säcke; der schwiemelige Geruch frisch gerösteten Kaffees, der Geruch von Hafer, von Heuballen, von geklumpter Kleie, von Eiern, Käse und Butter, und ganz besonders der Geruch von Fleisch, von allerlei Fleisch, Ochsen, Kalb und Schwein, Leber, Hirn und Nieren, Schinken, Bauchlappen und Kutteln; von rohem und zubereitetem Fleisch durcheinander, denn irgendwo im ersten Stock eines dieser Lagerhäuser ist ein Restaurant, wo Metzger, Bäcker, Bankiers, Börsenleute und Harvardstudenten beieinandersitzen und die dicken Beefsteaks von dem besten und zartesten Stück verzehren, dampfend heiße Brote und große, in der Schale gebackene Kartoffeln dazu.

Und dann ist dort immer das Meer. Diese schmutzig-graubraunen Gebäude erstrecken sich bis an die Docks, und man vergißt nie, daß dies aufgeschüttetes Land ist. Ein leeres Lastauto rattert vielleicht gerade über das verödete Pflaster, drunten biegt es in die Hafengasse ein, wo nebeneinander die kleinen, trübseligen Speisehäuser und Kleiderläden liegen. Und dort ist dann auch der Güterbahnhof; in langen Reihen, warm nach Holz und Eisen riechend, stehen auf den toten Geleisen die gähnend leeren Frachtwagen, die über große Strecken hergerollt sind.

Und schließlich ist dort das Wasser, sind dort die großen Piere und Ladeschuppen: ruhig und machtvoll liegen sie da, denn die Arbeit des Tags ist getan; ungeheuer liegen sie da mit der nackten Häßlichkeit und der schlechthin sachhaften Schönheit reiner Zweckbauten, hartkantige Backsteinklippen mit Durchstichen, durch die die Ladezüge hinaus auf die Molen laufen, und nun in der Feierabendstunde atmen sie wie müde, aber lebendige Geschöpfe. Wenn dort vielleicht noch jemand geht, dann hallt sein Tritt in den brütenden Tiefen dieser geräumigen Hallen wider; vielleicht hört man das Gerassel eines letzten, abfahrenden Wagens, hört die Stimme eines Arbeiters, der »Gutnacht« ruft, und dann tritt die zaubermächtige Stille ein.

Und dann ist da ja das Meer. Das Meer, so schön und geheimnisvoll, wie es nur dort sein kann, wo es in Häfen der Erde begegnet und anflutend und zurückebbend sein Wesen mit dem ihren vermischt. Das Meer, das gegen die verkrusteten Pfeiler schlappt und schwappt, das Meer, in dem das schaumig-algige Schlick- und Schlinggezopf treibt, das Meer mit dem Mast- und Mergelgeruch verwesender Muscheltiere. Da also ist das Meer, und da liegen die großen Schiffe, die Frachter, die Fischerschoner und die sauberen, weißen Küstendampfer, die in einer Nacht die Fahrt nach New York machen; stumm und mächtig mit Messing und Lichtern und reicheingerichteten Salons lockend, ein Wahrzeichen der Freude und des Glanzes auf dem dunklen Wasser, das sich liebend im Schwall an den Sammetbauch schmiegt. Der Anblick all dieser Dinge, das Erlebnis all dieser Gerüche, die der sprungfreudige Mai durcheinanderwirbelt, ist mit unsäglichen Rückerinnerungen und Erspürungen geladen: der junge Mensch weiß gar nicht, wie er sich da anders ausdrücken könnte als in den Bewegungen der Herrlichkeit, Liebe und Macht. Er möchte davonlaufen, dem Anblick der neuen Erde am nächsten Morgen entgegen, und die lebendig-leibliche Erfüllung seiner Verzücktheit wohnt in seinem wünschenden und überzeugten Bewußtsein.

Nun können zwar alle diese Dinge in Neu-England gefunden werden, aber die Person, die diese verschütteten Freuden vielleicht am heftigsten verspürt, ist dieser einsame Besucher, dieser junge Mensch aus den Südstaaten. Vielleicht ist nämlich die wahre und geheime Erkenntnis des Nordens diesem Menschen aus dem Süden ins Herz gelegt, aus Träumen und Kindheitsahnungen aufkeimend, und ist da wie die dunkle Helena. Was er auch immer Enttäuschendes erfahren wird, er wird immer gläubig an diesem Bild festhalten, wird immer zu ihm zurückkehren. Sicherlich aber stimmt das für den kauzigen Alten, der nun gar nicht weit von all dieser Herrlichkeit in seinem staubigen Arbeitsgelaß in der State Street sitzt. Ihn hätte wohl jeder dem Ansehen nach für einen »hartgebißnen Neu-Engländer« gehalten, er aber war von der Erde Alt-Catawbas gekommen, so elend und allein, wie ein junger Mensch nur sein kann; dann hatte er diese Welt erlebt und gespürt; trotz seiner häufigen Beschimpfungen des Landes, der Leute und des Klimas war er immer hierher zurückgekehrt, und Neu-England, das Land seiner größten Zuneigung, war seine Wahlheimat geworden.

Nun, grübelnd und in Gedanken verloren, saß dieser alte Mann da und starrte über seine verschränkten Hände hinweg. In einem Augenblick, der nur belanglos schien, in Wirklichkeit jedoch ein Stück Vergangenheit war, mit der er zusammenhing, ... in einem Augenblick, der in das dunkle Tempelinnerste der Seele reichte und von dorther ein Licht brachte, sagte Bascom: »Wer weiß, ob der Odem des Menschen aufwärts fahre und der Odem des Viehs unterwärts unter die Erde?«

Nach einer Weile gedankenvollen Schweigens fügte er traurig hinzu: »Ich bin ein alter Mann und habe lange gelebt. Ich habe so vieles gesehen. Und manchmal ist mir, als wäre alles so lange her«, und wandte den Blick zurück in die Wildnis, zur verlorenen Erde, zu den begrabenen Menschen.

Alsdann sagte er: »Ich hoffe, Du kommst am Sonntag heraus zu uns. Ja, auf alle Fälle! Auf alle Fälle! Deine Tante erwartet Dich, glaube ich. Ja, mir ist, als hätte sie mir so was gesagt. Aber vielleicht hat sie auch gesagt, daß sie eines von ihren Kindern besuchen möchte. Ich weiß es wirklich nicht. Oh!« heulte er, »ich habe nicht die entfernteste, nicht die blasseste Idee von dem, was sie vorhat ... Natürlich«, erklärte er ungeduldig-verächtlich, »natürlich habe ich nie irgendeine Vorstellung davon, was in ihrem Kopf vorgeht. Deswegen kann ich Dir's auch nicht sagen. Ich gebe einfach nicht mehr auf das acht, was sie redet.« Er machte eine großbogige Handbewegung. »Nein, nicht im geringsten!« versicherte er. Er stocherte dem Neffen mit steifem Finger das Knie, sah ihn grinsend und herausfordernd an, sein lidgelähmtes Auge glitzte. »Sag mal«, fragte er, »hast Du jemals eine Frau getroffen, mit der ein zusammenhängendes Gespräch möglich war? Hast Du jemals eine getroffen, die auf die Regungen der Vernunft und des geordneten Denkens reagierte? Mein lieber Junge!« rief er, »man kann nicht mit ihnen reden, ich versichere Dir, man kann es nicht! Genauso gut kannst Du in den Wind pfeifen oder an den Nil gehen und ins Wasser spucken. Wenn ein Mann jung ist, dann breitet er seine Geistesschätze vor ihnen aus, sein Wissen, seine Kenntnisse, seine Philosophie, ja, alle die reichen Akkumulationen seines Genius, – und das alles bloß, um sie seiner Gesellschaft würdig zu machen – und was findet er letzten Endes immer heraus? Nun«, sagte Bascom bitter, »er entdeckt, daß er sich abgemüht und seine Kräfte vergeudet hat, um einer Schwachsinnigen etwas beizubringen!« Er lachte gehässig durch die Nase, verzog das Gesicht und ahmte dann grotesk-geziert eine Frauenstimme nach: »Oh, mir ist ja sooo schlecht! O Lieber, ich glaub', meine Zeit kommt wieder! Oh, Du liebst mich nicht mehr! Oh, ich wünscht', ich war tot! Nein, heute kann ich nicht aufstehn! Oh, ich wünschte, Du brächtest mir etwas Nettes mit aus der Stadt! Oh, wenn Du mich noch lieb hättest, würdest Du mir einen neuen Hut kaufen. Ich hab' ja nichts anzuziehen! Ich schäme mich, mich auf der Straße unter den andern Frauen sehen zu lassen!« Bei den letzten Sätzen kam ein bitteres Gefauch in Bascoms Stimme.

Er hielt einen Augenblick brütend inne, dann wandte er sich unvermittelt wieder an den Neffen, stocherte ihm das Knie und fragte: »Nicht wahr? ›Das gegebene Studium der Menschheit‹, hat der Dichter gesagt, ›sei der Mensch‹ ... Na, sag' mal, hat er damit die Frau gemeint?« Er schnitt eine entsetzliche Fratze und zischelte: »Das frag' ich Dich jetzt: hat er die Frau gemeint?« Und dann heulte er laut: »Im Leben nicht! Er meint den Mann, den Mann, niemanden sonst als den Mann!!«

Er schwieg wiederum eine Weile und fuhr dann mit übertrieben betontem Spott fort: »Also Deine Tante liebt Musik. Du hast wohl beobachtet, daß Deine Tante sich sehr viel aus Musik macht ...« Das stimmte. Musik war in der Tat ihr Daseinstrost; auf einem kleinen Grammophon, das ihr eine ihrer Töchter geschenkt hatte, spielte sie ständig Schallplatten von den Werken der großen Tondichter. »Also kurz und gut: Deine Tante liebt Musik«, wiederholte Bascom entschieden. »Nun, wenn Du vielleicht gewähnt, gemeint oder geschlossen haben solltest, daß die Musik eine patentierte Erfindung deiner Tante sei, dann würdest Du schwer geirrt haben, mein Junge.« Er heulte plötzlich auf. »Oh, ja, ja, schwer geirrt hättest Du Dich alsdann!« Seine Augen glitzten bösartig, in seiner Stimme war eine beherrschte Ironie. »Sag' selbst, hat eine Frau die Fünfte Symphonie geschrieben? War Richard Wagner, dieser Gegenstand der Verehrung Deiner Tante, etwa weiblichen Geschlechts? Nein!« fauchte er gereizt. »Keineswegs! Wo sind denn ihre großen Werke, ihre mächtigen Symphonien, ihre großen Malereien, ihre epischen Dichtungen? Und ist die ›Kritik der reinen Vernunft‹ vielleicht in einem Weiberschädel entstanden? Ist das Riesenwerk an der Decke der Sixtinischen Kapelle die Hervorbringung eines weiblichen Genius? – ja, und sag': hast Du je von einer Lady namens William Shakespeare gehört? War's wohl eine Dame, die den ›King Lear‹ schrieb? Und bist Du etwa vertraut mit den Werken einer reizenden jungen Miß namens John Milton, was? Und kennst Du das süße deutsche Mädchen Fräulein Goethe, gelt?« Er höhnte: »Und die Schriften der Mademoiselle Voltaire und der Miß Jonathan Swift haben Dich auch wohl ergötzt? Puhl Puh! Puh! Puh! Puh!« Er rümpfte die Nase.

Er hielt inne, starrte über seine Hände hinweg, sagte dann, langsam und deutlich zitierend: »›Das Weib gab mir von dem Baum, und ich aß.‹ Siehst Du, da hast Du's ja, mein Junge. Da hast Du's! In einer Nußschale. Das ist die Arbeit, zu der sie am besten taugen ...« Er wandte sich plötzlich dem Neffen zu, seine Stimme war heiser und zitterte vor leidenschaftlicher Erregung. »Die Versucherin! Die Bringerin der verbotnen Frucht! Die Gesandtin des Teufels! Seit Beginn aller Zeiten ist es ihr Amt gewesen, das Hirn des Mannes mit Wahnsinn zu zerrütten, den Geist des Mannes von seinen hohen Zielen abzulenken, ihn zu verderben, ihn zu zerstören! Zu kriechen und zu krauchen, sich in den Herzen und Hirnen der Männer einzunisten, dort wo sie einsam sind, sich einzuwinden ins Kerngehäuse geheimsten Lebens, so wie sich ein Wurm in eine gesunde Frucht einfrißt ... und dieses Werk mit Schlangenschläue und Fuchsenlist zu vollbringen ... das, mein Junge, das ist, wozu das Weib da ist! Und das wird sich nie ändern.« Seine Stimme wurde geheimnisleis, ahnungsvoll, flüsternd. Er warnte: »Sei auf der Hut! Sei auf der Hut und laß Dir nichts vormachen!«

Nach einer Weile bemerkte er dann in einem ruhig-beiläufigen, ein wenig wegwerfenden Ton: »Deine Tante freilich war eine Frau von beträchtlichem Verstand, soweit eben ein Weiberverstand beträchtlich sein kann. Das ist aber nun nicht mehr so, wie es einst war. Die Kräfte sind zurückgegangen. Deswegen«, setzte er gleichgültig hinzu, »unterhalte ich mich auch nicht mehr mit ihr. Ich hör' einfach nicht zu. Mir ist aber nun so, als hätte sie was davon gesagt, daß Du am Sonntag zu uns herauskommen möchtest. Aber ich weiß es eben nicht, ich könnte Dir mit dem besten Willen nicht sagen, was sie vorhat. Ich hab' meine eignen Interessen, und ich nehme an. daß sie die ihren hat. Nun freilich, sie hat ihre Musik ... ja, bestimmt, sie hat immer ihre Musik ...« Er sagte das gleichgültig, beinah verachtungsvoll, er fing wieder an, über seine verschränkten Hände hinwegzustarren, er dachte nicht mehr an sie.

Dennoch, er war jung gewesen und voller Schmerzen und Wahnsinn. Eine Zeitlang hatte er alle die Qualen gekannt, die ein Liebhaber erfahren kann. Soviel hatte Louise dem Neffen erzählt, und Bascom hatte es durchaus nicht bestritten. »Ja, jetzt bin ich ihm gleichgültig, das ist wohl wahr«, hatte sie heftig getuschelt, »aber seinerzeit, kann ich Dir sagen, oh, seinerzeit war er wie verrückt hinter mir her. Er war wahnsinnig meinetwegen, sag' ich Dir ... Ach, der alte Narr!« gackelte sie, mit scheinbarer Gleichgültigkeit lachend. Sie hatte so getan, als ob Bascom überhaupt nicht anwesend wäre. Und dann hatte sie wieder heftig getuschelt: »Ja! Wahnsinnig war er! Wahnsinnig. Oh!« rief sie aus, »das kann er nicht leugnen. Er konnte ja damals seine Augen nicht eine Minute lang von mir lassen. Und wurde verrückt, wenn ein andrer Mann nur so tat, als sähe er mich an.«

»Durchaus wahr, meine Liebe. Ja, die volle und ganze Wahrheit«, hatte Bascom gesagt, und in seiner Stimme war keine Spur von Ärger gewesen. Anstatt in seinen gewöhnlichen Zustand der Reizbarkeit, in dem er alles abzustreiten pflegte, zu geraten, war er plötzlich in eine zärtlich-gönnerische Laune geglitten. »O ja«, hatte er, nachdenklich über den Gipfelbogen seiner großen gefalteten Hände hinwegstarrend, wiederholt, »durchaus wahr, jedes Wort, das sie gesagt hat, entspricht voll und ganz der Wahrheit. Durchaus wahr, ich hatte es vergessen, aber es ist durchaus wahr.« Er schüttelte sanft den Kopf, schloß die Augen und lachte leis durch die Nase, belustigt durch dieses Erinnertwerden an Dinge, die ihn jetzt nicht mehr betrafen.

In den ersten zwei Jahren nach seiner Verheiratung – so hatte Louise erzählt – hatte die finstere Eifersucht ihn beinah in den Wahnsinn getrieben. Die Eifersucht hatte sich auf sein Gemüt geschlagen wie eine erstickende Pestwolke, sie war ihm wie schwarze Giftzungen ins Blut gedrungen, war ihm über die Blutbahnen ins Herz geraten, hatte ihm übel im Herzen geglost und hatte ihm das Hirn so sehr mit Gehässigkeit und Argwohn durchsetzt, daß er verrückt und rasend geworden und außer Rand und Band geraten war. Seine dürre Gestalt war damals bis auf Haut und Knochen verschrumpft, Eifersucht und Angst hatten wie Geier an ihm gerissen, und seine heftige Lebenskraft hatte sich glosend in diesem gefährlichen Brand verzehrt. Und dann, als er nahe daran war, seine Gesundheit, seine Laufbahn und seinen Verstand einzubüßen, hatte ihn die Besessenheit so plötzlich verlassen, wie sie gekommen war. Sein Leben hatte sich wieder um ihn selbst gedreht, um seinen innenwüchsigen, egoistischen Kern; er war seiner Gattin müde geworden, hatte gleichgültig ihrer gedacht, hatte sie vergessen.