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1. Auflage 2017

© 2017 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

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Redaktion: Desirée Šimeg, Stadtbergen

Umschlaggestaltung: Laura Osswald, München

Umschlagabbildung: Shutterstock/ace03, Chris Tall/Robert Masche, Lencke Steiner/Lencke Steiner, Sophia Thiel/Sophia Thiel, Joshua Kimmich/Getty Images, Sebastian Kurz/Dominik Butzmann, Delia Fischer/Delia Fischer/Westwing

Bildteil: Philipp von der Wippel: Nicolas Kleenworth, Fee-Gloria Grönemeyer: Astrid Stawiarz/Getty Images, Kontra K: NC Photography, Philipp Stein: Torsten Zimmerman, Andreas Wolff: Sascha Klahn, Sophia Thiel: Sophia Thiel, Andreas Kunze: KONUX/ blende11 Fotografen, Sebastian Klussmann: ARD/Uwe Ernst, Dario Müller: Dario Müller, Lencke Steiner: Lencke Steiner, Delia Fischer: Delia Fischer/Westwing, Sebastian Kurz: Dominik Butzmann, Joshua Kimmich: Getty Images, Conrad Caine: Conrad Caine/Possible, Paula Schwarz: Paula Schwarz, Jannike Stöhr: Schick-Magazin

E-Book-Konvertierung: Carsten Klein, München

ISBN Print 978-3-86881-683-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86414-979-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86414-980-1

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»Es kommt nicht auf den Kritiker an; nicht auf den Mann, der erklärt, warum der starke Mann gestrauchelt ist oder wie ein Mann der Tat es hätte besser machen können. Die Ehre gebührt dem, der tatsächlich in der Arena steht, dessen Gesicht mit Staub und Schweiß und Blut verschmiert ist; der tapfer strebt; der sich irrt, wieder und wieder scheitert, weil es kein Fortkommen ohne Irrtum und Fehler gibt; der sich tatsächlich bemüht, das Nötige zu tun; der den großen Enthusiasmus und die wahre Hingabe kennt; der für eine Sache, die es wert ist, alles gibt; der im besten Falle schließlich den Triumph einer großen Leistung kennenlernt und im schlimmsten Fall scheitert, weil er Großes gewagt hat, sodass sein Platz niemals bei den kalten, furchtsamen Seelen ist, die weder Sieg noch Niederlage kennen.«

Theodore Roosevelt*


* Auszug aus seiner Rede »Citizenship in a Republic« an der Sorbonne in Paris am 23. April 1910.



Für Dr. John Demartini, der mich im richtigen Augenblick inspiriert und mein Denken und meine Sichtweise nachhaltig geprägt hat.

Danke, John!

Inhalt

»Volare, oh oh …« – Vorwort von Emilio Galli-Zugaro

Die Macht des positiven Beispiels

1. Was ist eigentlich Erfolg?

Teil 1: Junge Überflieger – ihre Geschichten

2. Umfeld und Erziehung

3. Initiative ergreifen

4. Glaube und Überzeugung

5. Intensität und Einsatz

6. Beständigkeit und Verzicht

7. Den Weg der jungen Überflieger gehen

Teil 2: Tiefflieger – Aus Rückschlägen lernen

8. Scheitern, aufstehen und stärker zurückkommen

Teil 3: Vielflieger – Mentoren und Vorbilder

9. Aus den Erfahrungen anderer lernen

10. »Auf den Schultern von Riesen stehen«

Nachwort: Das Versprechen – Giving Back

Dank

Literaturverzeichnis

Über den Autor

Bildteil

»Volare, oh oh …«

Vorwort von Emilio Galli-Zugaro

Keel, eine Rockband, sang einmal: »So many girls, so little time.« Ich lese leidenschaftlich gerne und habe bei Weitem noch nicht alle Bücher meiner eigenen Bibliothek gelesen. Da wird man wählerisch bei zusätzlicher Lesearbeit: »So many books, so little time.« Ein gutes Buch sollte unterhaltend sein, einem etwas beibringen oder Gefühle wecken, ein Sujet haben, das einen interessiert. Kann das ein Buch über Überflieger leisten? Ein Buch über … Musterschüler, junge Streber, mit Glück gesegnete, erfolgreiche Menschen? Das Sujet ist attraktiv: Wie lautet die Formel des Erfolgs? Insbesondere des Erfolgs derjenigen, die es schon früh geschafft haben, Spuren zu hinterlassen. Ist es eine Disziplin für Zaungäste oder kann der Betrachter aus den Rezepturen des Erfolgs lernen und sie anwenden, das Buch mit ins eigene Leben nehmen?

Ein Handbuch für junge Menschen, erfolgreiche Kids zu werden, ist dieses Buch nicht. Dazu machen die befragten Erfolgsmenschen allzu klar, dass es das geheime Rezept für alle nicht gibt. Bei sich selbst zu sein und seinen eigenen Weg zu gehen, ist das, was uns die von Jonathan Sierck befragten Protagonisten mit auf den Weg geben. Das kann man allerdings nicht einfach anwenden, wenn man nicht weiß, wer man selbst ist und wonach man strebt, aber zumindest lenkt es das Augenmerk auf die Notwendigkeit einer eigenen Standortbestimmung und das ist sicherlich nützlich für den interessierten und nachahmungswilligen Leser.

Wenn man sich aber auf die Geschichten der hier beschriebenen Menschen einlässt, auf die Betrachtungen und Beobachtungen des Autors, kann man noch mehr mitnehmen als »Nutzwert«. Auf jeden Fall kann man Mut schöpfen. Was nämlich klar wird: Nicht jeder kann alles werden, aber alle können besser werden. Denn in den Geschichten der Überflieger, in denen der Tiefflieger, die mindestens einmal gescheitert sind, und denen der Mentoren junger Talente stecken Erkenntnisse moderner Forschung aus Psychologie und Neurowissenschaften sowie aus dem aktuellen Stand der Führungspraxis und -forschung. Erfolg ist nicht genetisch oder gottgegeben. Man kann sein Gehirn trainieren, man kann seine Leistung bewusst steigern. Damit dieses Prinzip von einer Öffentlichkeit verstanden wird und wirkt, ist es wichtig, dass man nicht »im Abstrakten« bleibt, sondern dass der Leser dafür Geschichten bekommt. Geschichten von denen, die das Beste aus sich gemacht haben.

Das macht das Buch glaubwürdig, denn diese Protagonisten sind Menschen mit Namen und Nachnamen und sie stellen sich damit dem Wahrheitstest. Der Autor geht dieses Risiko ein, denn er begegnet den Biografien dieser Menschen mit genuiner Neugier und Offenheit und weniger mit der akademischen Recherche des Forschers oder der zugespitzten Feder des Journalisten. Damit erleben wir diese Menschen; sie stehen und sitzen vor uns und wir können uns unseren eigenen, erwachsenen Reim auf ihre Schicksale machen, diskret begleitet von der redlichen Neugier des Autors, mit seinen eigenen Erfahrungen als jungem Überflieger, die er übrigens nie in den Mittelpunkt stellt. Er nimmt sich erfrischend selbst zurück, aber er lässt uns an seinen Meinungen und seinem Wissen teilhaben.

Damit lüften die Darsteller in Junge Überflieger ihre persönlichen Geheimnisse für Erfolg und stellen dabei nicht nur individuelle und unerreichbare Ausnahmeerscheinungen dar, sondern eine Fundgrube der Inspiration für ein erfüllteres (Arbeits-)Leben. Sie lassen dem Leser keine Ausrede mehr, sich nicht auf den Weg zu begeben, der eigenen Berufung und Bestimmung nachzugehen, ob Alt oder Jung, Überflieger oder nicht. Daraus werden »alte Durchschnittsbürger« weder jung noch Überflieger, aber womöglich besser und zufriedener. Vielleicht animiert es erfolgreiche und erfahrene Menschen, Mentoren zu werden und anderen zu helfen. Und wem dieser Anspruch zu hoch trabt, der hält trotzdem ein Buch in der Hand, das einem Freude am Lesen gibt. Auch wenn man noch wenig Zeit hat.

Emilio Galli-Zugaro, Autor von The Listening Leader, im Juli 2017

Die Macht des positiven Beispiels

Es gibt wenige Dinge, die uns derart inspirieren und zum Handeln motivieren können, wie andere Menschen, die alles für ihren Traum geben und tun, was sie für sich als gut und richtig erkannt haben. Zu sehen, wozu andere durch Willen und Einsatz fähig sind, entfacht den Glauben in uns, Ähnliches leisten zu können. Es hieß zum Beispiel lange Zeit: Es ist unmöglich, eine Meile unter vier Minuten zu laufen. Als die erste Person es geschafft hat, schafften es plötzlich auch viele weitere.

Weil ich oft selbst erleben durfte, welche Auswirkungen ein positives Beispiel auf das eigene Verhalten haben kann, habe ich es fast schon als meine Pflicht gesehen, dieses Buch zu schreiben.

Als Jugendlicher wollte ich – wie so viele andere Jungs in meinem Alter – Fußballprofi werden. Alle jungen begeisterten Fußballer verbindet, dass sie Vorbilder haben; sie eifern ihren Idolen nach. Wenn unser Trainer uns erzählte, dass diejenigen, die den großen Sprung geschafft hatten, härter trainierten als ihre Konkurrenz, auch am Wochenende früh schlafen gingen und sich gesund ernährten, dann konnte er sicher sein, dass jeder von uns, der es ernst meinte, es ab sofort genauso machen würde. Ich kann mich noch heute an den genauen Wortlaut dieser Ansprachen erinnern; weiß noch genau, was ich aus den Biografien von David Beckham, Zinedine Zidane, Pelé, Stefan Effenberg und Michael Ballack gelernt habe. Zum Beispiel:

»Wenn ich anfange, mich für den Besten zu halten, nehme ich mir selbst die Chance, besser werden zu können. Wenn ich aufgebe und nicht dazu bereit bin, alles für meinen Traum zu geben, werde ich ihn nicht erreichen. Der Glaube an mich selbst, auch wenn niemand anders an mich glaubt, macht den feinen Unterscheid aus.«

Ich hätte sogar täglich Schnecken gegessen, wenn Zidane das als seinen Schlüssel zum Erfolg identifiziert hätte. Als es mal nicht so lief, musste ich immer an Michael Jordan denken, der aus seiner Highschool-Basketballmannschaft aussortiert worden war und rückblickend sagte:

»Ich habe in meiner Karriere 9000 Würfe daneben geworfen. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26 Mal wurde mir der alles entscheidende Wurf anvertraut – und ich habe ihn verfehlt. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben, und daher war ich so erfolgreich.«

Als ich mich mit 17 Jahren, parallel zum Studium, selbstständig machte und anfing Vorträge und Schulungen für Universitäten, Unternehmen und Forschungseinrichtungen anzubieten, wurde ich wegen meiner Jugendlichkeit oft belächelt. Als ich mit 18 Jahren das erste Mal vor Vorständen eines größeren Unternehmens sprechen durfte, saßen diese mir eine geschlagene Stunde lang mit verschränkten Armen gegenüber, die Brille auf die Nasenspitze gerückt und auf ihrer Stirn stand fett geschrieben: »Was will der Jungspund mir denn bitte erzählen?« Lange hatte ich mit dem Glaubenssatz zu kämpfen, ich wäre zu jung, um Erfolg haben zu können.

Ich erzählte einem meiner Mentoren davon, und er gab mir daraufhin einen der wertvollsten Ratschläge meines Lebens:

»Nimm dich selbst nicht allzu ernst. Richte deinen Fokus immer auf den Wert, den du bieten kannst, und auf das, was du vermittelst, und nicht auf dich selbst. Es gibt genügend andere junge Menschen, die schon früh geniale Dinge auf die Beine gestellt haben und sich nicht aufgrund ihres Alters oder aus einem anderen Grund beirren ließen. Schau dir an, wie sie es gemacht haben und dann mach es genauso!«

Seit diesem Gespräch im Januar 2013 suchte ich nach jungen Menschen, die in ihrem Feld schon sehr früh Beachtliches geleistet hatten, große Verantwortung übernahmen, sich für das Gemeinwohl einsetzten, schwierige Phasen meisterten und trotz Rückschlägen ihren Weg gingen. Ich wollte wissen, was sie ausmacht, was sie denken und welche Überzeugungen sie haben, was sie antreibt, wie sie mit Tiefs und Kritik umgehen, wie sie arbeiten und wie sie als Person sind.

Egal ob es sich um lebende Personen handelte oder nicht, ich war auf einmal wie besessen davon, herauszufinden, was diese »jungen Überflieger« ausmachte und was ich von ihnen lernen konnte. Von Mozart über Einstein, Thomas Mann und Bobby Fischer bis hin zu den erfolgreichsten jungen Menschen der heutigen Zeit, interessierte mich die Antwort auf folgende Frage: Wie sind diese Personen an den Punkt gekommen, an dem sie heute stehen beziehungsweise für den wir sie immer in Erinnerung behalten werden? Ihre Lebenswege und ihre Handlungsmotive genauer zu verstehen, dient mir bis heute als große Inspirationsquelle.

Bald merkte ich, dass es auch viele andere Leute interessiert, die Geschichten erfolgreicher junger Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zu hören. Noch wichtiger: Mir fiel auf, dass junge Menschen, denen eine klare Richtung fehlte, durch die vielen positiven Beispiele offenbar bessere Orientierung, mehr Mut oder einen anderen Antrieb erhielten. Als zudem die Millennial Question1 vor allem durch Simon Sinek zunehmend an Beachtung gewann, die Generation Y immer kritischer beäugt wurde und ich aus unterschiedlichsten Quellen hörte, dass sich junge Leute heutzutage immer schwerer tun, zu entscheiden, was sie aus ihrem Leben machen wollen und ihnen oftmals eine klare Richtung fehlt, wusste ich: Die Zeit war reif, ein größeres Projekt über junge Überflieger und positive Beispiele aus der Generation der Millennials auf die Beine zu stellen.

Als Jahrgang 1993 gehöre ich selbst der Generation Y an und weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, durch die Vielzahl an Möglichkeiten, die das 21. Jahrhundert bietet, in eine Handlungsstarre zu verfallen. Die Ursache ist leicht auszumachen: Man will einerseits nicht den konventionellen Weg gehen, sondern etwas Bedeutsames tun. Andererseits fehlt eine klare Vorstellung davon, wie man vom reinen Träumen dazu kommt, seinen Traum auch wirklich zu leben.

Also stellte ich mir zuerst die Frage, womit junge Menschen gerne ihr Arbeitsleben verbringen würden, um sagen zu können: »Ich konnte meine Fähigkeiten zum Ausdruck bringen, habe Sinn und Bedeutung in meinem Tun gefunden, konnte einen wertvollen Beitrag leisten und würde es wieder so machen, wenn sich die Chance dazu ergäbe.«

Ich suchte in verschiedenen Bereichen nach jungen Überfliegern, etwa Politik, Sport, Wirtschaft, Wissenschaft, Mode, Blogging, Gastronomie, Musik, Fernsehen, Sozialunternehmertum, Schriftstellerei und Journalismus, Fotografie sowie Entertainment. Überall ließen sich problemlos Menschen finden, die den Glaubenssatz »Ich bin zu jung, um in meinem Gebiet erfolgreich zu sein« durch ihren eigenen Werdegang eindrucksvoll widerlegt haben. Das war ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl: den Mut aufzubringen, trotz Unerfahrenheit in den eigenen Traum zu investieren, trotz kritischer Stimmen und Rückschlägen weiterzumachen und deshalb als Vorbild zu dienen. Ich erstellte eine Liste mit Kandidaten, die ich persönlich als Vorbild einstufte, und befragte Menschen verschiedener Altersgruppen, wer im deutschsprachigen Raum ihre größten Vorbilder seien, die nach 1984 geboren wurden. Die Deckungsgleichheit war erstaunlich hoch und so begann ich, alles daran zu setzen, diese Persönlichkeiten für mein Projekt zu begeistern, sie persönlich zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen.

In Teil 1 geht es um die Geschichte der jungen Überflieger, die darin auch selbst zu Wort kommen. Ich werde Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten ausarbeiten, Unterschiede hervorheben und abschließend die Frage aufgreifen, ob es überhaupt sinnvoll ist, von einem Weg der jungen Überflieger zu sprechen, und falls ja, wie sich dieser skizzieren ließe.

Doch nicht jeder, der sein Herz in die Hand nimmt und hart für seinen Traum arbeitet, wird diesen auch verwirklichen können. Misserfolg ist deutlich gängiger als der große Wurf. Die wahrscheinlichste Prognose lautet: Es wird vermutlich nicht klappen. Doch genau das macht den Reiz aus, oder? Was es heißt zu scheitern und wie wir lernen können, damit umzugehen, wird Thema des zweiten Teils sein.

Ein Aspekt, der viele erfolgreiche Menschen verbindet – egal ob Alt oder Jung: Sie hatten jemanden, der sie inspiriert und gefördert hat; der an sie glaubte, eigene Erfahrungen mit ihnen teilte und sie antrieb, sich immer noch ein bisschen mehr für das große Ziel zu strecken. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen gerade die Abwesenheit einer Leitfigur zu einem großen Antrieb wurde und zu mehr Beständigkeit führte – dennoch können wir alle von Menschen lernen, die ihren Weg bereits weitgehend erfolgreich gegangen sind und vielen anderen auf ihrer Reise geholfen haben, ebenfalls voranzukommen. In Teil 3 greife ich deshalb das Thema Mentorship auf.

Wer sich aber erhofft, ein Patentrezept für den großen Erfolg in jungen Jahren in diesem Buch zu finden, und nach dem schnellsten und einfachsten Weg sucht, wird bei der Lektüre vermutlich enttäuscht. Denn eine simple Anleitung gibt es nicht. Doch ich meine, etwas Wertvolleres zu bieten: Eine Schatzkammer voller Erfahrungen, voller Einblicke und Impulse von Menschen, denen es ein Anliegen ist, andere zu inspirieren und durch ihre Perspektive zu bereichern. Aus dieser Schatzkammer darf ohne Skrupel geplündert werden.

1. Was ist eigentlich Erfolg?

»Erfolg ist kein Glück, sondern nur das Ergebnis

von Blut, Schweiß und Tränen.«

Kontra K

Es wäre einfach, zu sagen: Joshua Kimmich wurde Deutscher Meister, Sebastian Kurz ist Außenminister von Österreich, Kontra K stand an der Spitze der Charts, Delia Fischer baute ein Unternehmen mit über 1500 Mitarbeitern auf, Chris Tall gewann den RTL-Comedy-Grand-Prix, Andreas Wolff wurde Handball-Europameister, Sophia Thiel hat ein siebenstelliges Following auf allen großen Social-Media-Kanälen. Daher müssen sie alle zwangsläufig erfolgreich sein – vor allem weil ihnen das schon vor ihrem 30. Geburtstag gelungen ist. Es wäre einfach, zu behaupten, es gäbe eben immer ein paar Glückliche, denen Talent, Wohlstand oder Reputation in die Wiege gelegt wurden und die deshalb erfolgreich durchs Leben gehen. Doch das wäre zu kurz gegriffen.

Ebenso könnte ich schreiben: Joshua Kimmichs Karriere beim VfB Stuttgart geriet ins Stocken, Sebastian Kurz führte das Ranking des unbeliebtesten Politikers in Österreich an, Kontra K sicherte sich durch Überfälle sein Abendessen, Delia Fischer war nach ihrem ersten Investorentermin ziemlich geknickt, Chris Tall versagte bei einem großen Auftritt, Andreas Wolff wurde in der Jugend mehrfach vom Trainer in die Kabine geschickt, Sophia Thiel wollte sich nie im Bikini zeigen. Sie sind wohl alle doch nicht so erfolgreich. Doch auch das wäre eine eindimensionale Darstellung, die keinem Menschen gerecht wird.

Was wir unter Erfolg verstehen, sagt viel über uns, unsere Weltsicht und unsere Überzeugungen aus. Wenn jemand sagt, er wolle im Leben erfolgreich werden, dann liegt es nahe, ihn zu fragen, was das für ihn heißt. Wer hierauf eine klare Antwort geben kann, ist dem Erfolg bereits sehr viel näher, als jemand, der sich schnell in Floskeln verliert oder mit den Achseln zuckt. Der nach Erfolg Strebende muss diesen greifbar machen und in Worte fassen können; er muss genau wissen, was er will – eine große Stärke der jungen Überflieger. Ein Ziel, das man nicht sehen kann, lässt sich bekanntlich nicht treffen.

Spätestens seit Napoleon Hill, der die Erfolgsbibeln Think and Grow Rich sowie The Law of Success auf den Markt brachte, die sich über 100 Millionen Mal weltweit verkauften, witterten zahlreiche Geschäftsleute, Autoren, Vortragsredner und auch Scharlatane ihre Chance und stampften das ultimative Erfolgsrezept für jedermann aus dem Boden – das behaupten sie zumindest in ihren Slogans, auf Klappentexten, in Werbevideos und bei vielen anderen Gelegenheiten, die sich ihnen bieten. Aber: Ist jeder, der ein Buch über den Weg zum Erfolg gelesen hat, nun wirklich erfolgreich? Ist jeder ein Millionär, der die Bücher von Napoleon Hill gelesen hat? Gibt es mehr zufriedene Menschen, weil sie nun endlich haben, was sie am meisten wollten?

Bei allen Gesprächen für dieses Buchprojekt herrschte sofort Einigkeit hinsichtlich der folgenden zwei Aspekte:

  1. Nur wer genau weiß, was er will, kann in seinem Bereich besonderen Erfolg erzielen. Das mag wie eine Binsenweisheit klingen, aber offensichtlich liegt hier noch einiges im Argen. Wenn es tatsächlich jeder weiß, wie kommt es dann, dass so viele Menschen ins Stottern geraten, wenn sie in Worte fassen sollen, was sie wirklich wollen? Wieso ist die Beantwortung dieser scheinbar so simplen Frage so unendlich schwer?
  2. Erfolg sieht für jeden Menschen anders aus; er ist subjektiv und relativ. Das leuchtet sofort ein, wenn wir uns die Frage stellen, was der Begriff »Erfolg« bedeutet und wie er genutzt wird, statt einfach nur Beispiele für Erfolg zu nennen: Von Erfolg war ursprünglich dann die Rede, wenn ein bestimmtes Ergebnis durch eine Handlung erfolgt ist. Letztlich nichts anderes als eine Kausalität: Durch eine Ursache erfolgt eine Wirkung. In der Zeit der Industrialisierung wurde Erfolg zunehmend mit messbaren Resultaten gleichgesetzt; der Begriff war demnach mehr oder weniger objektiv und wertfrei. Wurde viel produziert und die Resultate stimmten, konnte getrost von Erfolg gesprochen werden. Vor diesem Hintergrund wurde Erfolg zunehmend mit dem Erreichen von Zielen, sowohl auf persönlicher wie auch auf gesellschaftlicher Ebene, gleichgesetzt. Da wir jedoch zum Teil sehr unterschiedliche Ziele verfolgen, liegt es auf der Hand, dass wir auch voneinander abweichende Vorstellungen von Erfolg haben und ihn unterschiedlich definieren.

Der enge Zusammenhang zwischen Erfolgen und Zielen führt automatisch zu der Frage, welche Art von Ziel erreicht werden muss, um von Erfolg sprechen zu können. Wer sagt, er wolle erfolgreich sein, wird sich vermutlich kaum damit zufriedengeben, ein kleines Tagesziel, wie eine Runde laufen gehen, erfolgreich bewältigt zu haben.

Es stellt sich auch die Frage: Wenn dieses Ziel, das uns erfolgreich macht, nun erreicht wurde, was dann? Sind wir dann in diesem Leben bereits erfolgreich, oder kann Erfolg vergänglich sein? Und was machen wir, wenn wir sagen, dass unser höchstes Ziel im Leben darin besteht, erfolgreich zu sein und wir das schaffen, was wir mit Erfolg gleichsetzen? Was treibt uns dann noch an? Wofür stehen wir noch auf?

Unanfechtbar ist: Was wir unter Erfolg verstehen, wirkt sich auf unser Verhalten und unsere Gefühle aus. Mein Mentor Dr. John Demartini berichtete mir, dass er ständig von Personen, Unternehmen und sogar Regierungen kontaktiert wird, die ihn bitten, mit ihnen daran zu arbeiten, zukünftig mehr Erfolg zu haben. John fragt dann gerne, was genau damit gemeint ist, was genau erreicht werden muss, um von »mehr Erfolg« zu sprechen. Unabhängig von der Antwort wählt er dann ein interessantes Verfahren. Er fragt die Person: »Wo sind Sie denn bereits erfolgreich?« Daraufhin bekommt er oft zu hören: »Nein, nein, Dr. Demartini, Sie verstehen nicht. Ich bin nicht erfolgreich, deswegen will ich doch von Ihnen lernen, wie ich das ändern kann.« John erwidert darauf, dass er die Person sehr wohl verstehe und deshalb frage, worin sie bereits erfolgreich sei. Nach kurzem Hin und Her erklärt er dann, dass jeder Mensch in irgendeinem Bereich bereits Erfolge vorzuweisen hat und auch durchaus als erfolgreich angesehen wird. Was jedoch vor allem in unserer westlichen Weltanschauung schnell passiere, sei, dass wir uns mit jemandem vergleichen, der mehr Erfolg in einem bestimmten Bereich zu haben scheint. Dadurch verlören wir den Blick für das, was uns bereits gut gelungen ist.

Der Vergleich mit anderen kann die größte Hürde auf dem Weg zum Erfolg sein. Wir müssen klar zwischen dem eigenen und dem Erfolg anderer unterscheiden.

Die bedeutende Rolle des anderen fällt ebenfalls ins Gewicht, wenn jemand bei der Frage »Was willst du im Leben, was ist dir am wichtigsten?« zögert. Das passiert nämlich nur aus Angst, die falsche Antwort zu geben, weil derjenige glaubt, dass es eine »richtige« Antwort darauf geben muss. Unsicherheit und zögerliches Handeln sind die logischen Konsequenzen.

Dabei spielen andere Menschen für den subjektiven Erfolg erst einmal keine Rolle. Da wir uns und unseren Erfolg jedoch allzu gerne an unserem Umfeld messen und gerne von außen beurteilt wird, ob eine Person erfolgreich ist, stellt sich die Frage nach objektiven Maßstäben für Erfolg. Dabei spielen zweifelsohne die Werte einer Gesellschaft eine große Rolle. Status und Wohlstand werden beispielsweise in Mitteleuropa häufig als Gradmesser für Erfolg genutzt. Junge Leute hingegen messen den Erfolg anderer oft an der Anzahl von Followern auf Instagram, Snapchat, Twitter, Youtube oder Facebook. Im Sport wird Erfolg an Siegen, Trophäen und Medaillen festgemacht. Doch macht das alleine schon Erfolg aus? Wie gefährlich eine solche Einstellung für den eigenen Erfolg sein kann, sehen wir gleich. Wer sich selbst hohe Maßstäbe setzt, unbeirrt danach strebt, diese zu erreichen, und sich nicht durch den Sturm der vielen Stimmen aus der Bahn bringen lässt, ist aus subjektiver Sicht erfolgreich, weil er seinen Weg konsequent geht, und für Außenstehende ebenfalls, weil er sich treu bleibt.

Zwei Arten des Lernens

Ob wir Erfolg haben, hängt eng damit zusammen, wie wir lernen. Besonders in der heutigen schnelllebigen Welt ist die Art des Lernens für den weiteren Weg entscheidend, weil sie unseren Umgang mit schwierigen Phasen und Rückschlägen beeinflusst.

Dr. Carol Dweck, Psychologieprofessorin an der Stanford-Universität unterscheidet zwischen Personen, die einer Entitätstheorie und Personen, die einer Prozesstheorie von Intelligenz im Zusammenhang mit dem Lernen folgen. Das Umfeld hat laut Dweck einen großen Einfluss darauf, welcher Sichtweise wir den Vorzug geben.

In ihren Forschungen und empirischen Tests fand die Psychologieprofessorin heraus, dass vor allem junge Leute, die an die Entitätstheorie glauben, viel schneller aufgeben, wenn sie herausgefordert werden. Die Wahrscheinlichkeit ist deutlich höher, dass ein Prozesstheoretiker über sich hinauswächst, weil er belastbarer und ausdauernder ist. Wer Erfolg mit Einsatz in Verbindung bringt, wie es in der Prozesstheorie der Fall ist, hegt den Anspruch an sich selbst, eine Sache meistern und überwinden zu wollen, auch wenn sie besonders schwierig ist. Wer sich selbst hingegen in einer Sache entweder als gut oder schlecht, clever oder geistig begrenzt betrachtet, sieht sich in kritischen Situationen oft als hilflos und überfordert.

Eine von Dwecks Studien zu diesem Thema war besonders aufschlussreich. Sie interviewte die jungen Probanden zuerst, um herauszufinden, welcher der beiden Theorien sie angehören. Dann stellte sie allen Teilnehmern leichte Mathematikaufgaben, die jeder problemlos lösen konnte. Im Anschluss daran sollten sie Aufgaben lösen, die zu schwierig waren. Bereits zu diesem Zeitpunkt machte sich ein deutlicher Unterschied der beiden Gruppen bemerkbar. Obwohl die Aufgaben von niemandem gelöst werden konnten, fühlten sich die Entitätstheoretiker entmutigt, während die Prozesstheoretiker die Herausforderung aufregend fanden. Die Entitätstheoretiker sagten sich: »Hierfür bin ich einfach zu doof.« Die Prozesstheoretiker dachten: »Hier muss ich mich aber mächtig ins Zeug legen!«

Besonders aufschlussreich war jedoch der dritte Schritt, der die Auswirkungen des zweiten Schritts aufzeigte: Alle Teilnehmer bekamen nun wieder Aufgaben, die wesentlich einfacher zu lösen waren. Der Großteil der Prozesstheoretiker bewältigte sie mit Bravour. Die Entitätstheoretiker hingegen waren so demoralisiert, weil sie die schweren Aufgaben nicht hatten lösen können, dass sie auch die leichten Aufgaben nicht besonders gut hinbekamen. Ihr Selbstvertrauen war derart im Keller, dass es ihnen nicht möglich war, eine bereits gezeigte Leistung erneut abzurufen.

Interessant ist: Viele hochintelligente Menschen fallen in die Kategorie der Entitätstheoretiker und rufen schlechtere Leistungen ab als weniger begabte Personen, die als Prozesstheoretiker eingestuft werden. Manchmal sind es die talentiertesten und klügsten Menschen, die daran zerbrechen, wenn sie eine Aufgabe nicht bewältigen können, und von jemandem mit deutlich weniger Geschick übertroffen werden. Sie erholen sich nur schwer oder gar nicht von Rückschlägen und Niederlagen und verbauen sich nicht selten selbst eine aussichtsreiche Zukunft.

Ein enormes Problem für den Entitätstheoretiker entsteht dadurch, dass er Erfolg mit unmittelbaren guten Ergebnissen gleichsetzt. Der Weitblick fehlt völlig – einer der Hauptgründe, wieso die Erfolgsspur immer noch von wenigen genutzt wird. Mit Niederlagen und den unvermeidlichen Herausforderungen des Lebens geht der Entitätstheoretiker nicht sonderlich gut um, wie die beschriebene Studie gezeigt hat. Ein einmaliges Versagen in einem Feld, in dem man sich bislang als gut eingestuft hat, kann das Selbstvertrauen bis ins Mark erschüttern – und die Freude an der Sache geht verloren. Entitätstheoretiker, die zum Beispiel in einer Sportart in einem kleineren Verein spielen und gewohnt sind, dort stets der Beste zu sein, verlieren oftmals die Lust, wenn sie einem größeren Verein beitreten und feststellen müssen, dass es immer jemanden gibt, der ihnen ein Stück voraus ist. Ein Prozesstheoretiker weiß damit anders umzugehen: Er nimmt die Herausforderung an und gibt alles, um sich durchzubeißen.

Es sind unscheinbare Aspekte in unserer Erziehung, die einen großen Unterscheid ausmachen können. Eltern, Lehrer, Trainer und andere Vorbilder spielen dabei eine zentrale Rolle. Wenn sie uns beispielsweise ausschließlich für unsere Ergebnisse anerkennen, kann das dazu führen, dass wir zu Entitätstheoretikern werden. Wenn wir eine gute Note erhalten, ein Spiel gewinnen oder ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen, heißt es: »Wunderbar gemacht! Ich bin stolz auf dich.« Aber wenn es dann einmal nicht läuft, eine Note schlecht ausfällt, ein Spiel verloren oder ein enttäuschendes Ergebnis erzielt wird, heißt es: »Was ist denn los mit dir? Dafür solltest du dich schämen!« Auf diese Weise werden Erfolg und Niederlage schnell mit reinem Können – einer in Stein gemeißelten Entität – gleichgesetzt.

Im Gegensatz dazu wurde jemand, der als Prozesstheoretiker gilt, schon früh an seinem Fortschritt und seiner Entwicklung anstatt dem reinen Resultat gemessen und erhielt entsprechendes Feedback. Manchmal kann uns eine Niederlage, die uns herausgefordert und an unsere Grenzen gebracht hat, weiter bringen als ein Erfolgserlebnis, das sich leicht bewerkstelligen ließ. »Gute Arbeit, du entwickelst dich super!«, »Leg dich nächstes Mal mehr ins Zeug, dann klappt es bestimmt wieder besser. Wenn du Unterstützung brauchst, lass es mich wissen.« – wohlwollendes Feedback dieser Art hilft dabei, Erfolg mit Einsatz in Verbindung zu bringen. Dadurch entsteht die Überzeugung, dass harte Arbeit auch gute Ergebnisse hervorbringt.

Eltern, Lehrer, Trainer und Vorbilder tragen eine große Verantwortung. Sie prägen die Art des Lernens von Kindern und Jugendlichen nachhaltig. Das heißt nicht, dass wir keine Eigenverantwortung tragen: Wir können uns in unserer Herangehensweise und unserer Art zu Lernen immer weiterentwickeln und es ist nie zu spät, einem Entitätstheoretiker die Prozesstheorie zu verschreiben. Junge Menschen können innerhalb weniger Minuten durch die richtigen Anweisungen ihren Lernansatz anpassen, was sich sofort in der Aufgabenbewältigung widerspiegelt. Das verdeutlicht, wie wichtig unsere Art des Lernens ist und wie sich die eigene Lerntheorie auf den weiteren Erfolg auswirkt. Wenn wir in einem bestimmten Bereich die höchsten Maßstäbe anstreben, gilt es, den langfristigen Fortschritt klar im Blick zu haben und zu bevorzugen, anstatt sich im Wohlgefühl des sicheren Mittelmaßes zu suhlen wie derjenige, der immer im kleinen Verein bleibt, um dort der Beste zu sein. Wer in einem bestimmten Bereich erfolgreich sein will, der tut gut daran, die Prozesstheorie im Hinterkopf zu behalten. Das ist nämlich eine Gemeinsamkeit der jungen Überflieger: Sie alle sind Prozesstheoretiker.

Erfolg ist Einstellungssache

Solange der eigene Erfolg von anderen definiert wird, resultiert daraus Frustration und der langfristige Erfolg bleibt aus. Der legendäre Basketballtrainer Mike Krzyzewski, auch Coach K genannt, lebt diese Einstellung seit über 35 Jahren an der Duke-Universität in North Carolina vor und trichtert sie all seinen Spielern ein. Er sagt, dass die Menschen in seinem Umfeld, andere Teams und vor allem die Presse stets darum bemüht sind, Erfolg und Scheitern für seine Mannschaft zu definieren. Erfolgreich sei er insbesondere, weil er bei diesem Spiel nicht mitmache und stets eigene Maßstäbe festlege. Für die Außenstehenden wird er an Siegen und Titeln gemessen. Für ihn persönlich besteht Erfolg aber vielmehr darin, dass seine Spieler sich weiterentwickeln, alles abrufen und ihr Herz auf dem Platz lassen (Prozesstheorie). Coach K predigt, dass niemand scheitern kann, der aufrichtig in den Spiegel blickt und weiß, dass er an seine Grenzen gegangen ist und alles gegeben hat – unabhängig davon, ob am Ende ein Sieg oder eine Niederlage zu Buche steht.

Der erste Schritt zum Erfolg besteht darin, ihn klar für sich zu definieren. Wer dabei schludert und auf äußere Stimmen setzt, hat erfolgreich ein Rezept für Misserfolg gefunden.

Wie sehr wir von unserem Umfeld geprägt sind und unser Glück sowie unseren Erfolg davon abhängig machen, zeigt ein Experiment der Cornell-Universität aus dem Jahr 2003. Auf die Frage, ob man lieber 100.000 Dollar im Jahr verdienen würde, wenn Nachbarn, Kollegen und Bekannte 80.000 Dollar verdienen, oder 150.000 Dollar, wenn bekannt ist, dass die Menschen im direkten Umfeld 200.000 Dollar Gehalt bekommen, hätte die Antwort nicht klarer ausfallen können. Die große Mehrheit wäre dazu bereit, auf 50.000 Dollar jährlich zu verzichten, um mehr zu verdienen als die Vergleichspersonen. Der Grund? »Ich will doch nicht schlechter dastehen und weniger Erfolg haben (im materiellen Sinne) als die Menschen, mit denen ich ständig zu tun habe.«

In Kapitel 2 wird es um den Einfluss von Umfeld und Erziehung gehen. Klar erkennbar ist bereits jetzt: Der Drang, sich und den eigenen Erfolg über andere zu definieren, kann erschreckend groß sein. Eine Frage, die wir uns demnach stellen müssen, lautet: Ist unsere Auffassung von Erfolg wirklich die unsere, oder haben wir sie von einer anderen Person übernommen? Diese Gefahr besteht insbesondere wenn wir zu jemandem aufschauen und das Gefühl haben, die Person sei deutlich weiter als wir selbst. Selten ändern wir unsere Sichtweise hinsichtlich Erfolg wegen jemandem, den wir als weniger erfolgreich als uns selbst betrachten.

Erfolg – egal welcher Art – lässt sich ausschließlich durch beständiges, konsequentes Handeln einstellen, was nur dann geschieht, wenn wir unseren eigenen Überzeugungen und Prioritäten treu sind. In seiner Eröffnungsrede an der Stanford-Universität hat Steve Jobs den Studenten diese Botschaft sehr klar mit auf den Weg gegeben:

»Eure Zeit ist begrenzt, also vergeudet sie nicht, indem ihr ein fremdbestimmtes Leben führt. Hütet euch vor Dogmen, denn das heißt nichts anderes, als sein Leben an den Ansichten anderer Leute auszurichten. Seht zu, dass der Lärm fremder Meinungen nicht eure innere Stimme übertönt. Und vor allem: Habt den Mut, eurem Herzen und eurer Intuition zu folgen. Die beiden wissen schon, was ihr wirklich werden wollt. Alles andere ist sekundär.«

Wann ist der Mensch also erfolgreich?

Die jüngeren Generationen (in der westlichen Welt) haben oft einen breiteren Erfolgsbegriff, weil es ihnen um mehr als die Karriere und den materiellen Wohlstand geht. Das ist vor allem der Fall, weil durch die früheren Generationen und deren Arbeit viele Sicherheiten gewährleistet sind und die Jüngeren dadurch den Luxus genießen, weitestgehend selbstbestimmt über den weiteren Weg entscheiden zu dürfen, ohne sich über andere, existenziellere Pflichten den Kopf zerbrechen zu müssen. Der Lifestyle, die Lebensqualität und die Sinnhaftigkeit ihres Tuns sind für sie besonders wichtig. Sie wollen etwas Bedeutsames tun – einen Beitrag leisten, sich wohl in ihrer Haut fühlen und mit der Welt vernetzt sein.

Die Ansichten der unterschiedlichen sozialen Schichten variieren dabei ebenfalls. Andere Kulturen, Traditionen, Religionen führen zusätzlich zu anderen Perspektiven. In manchen Gesellschaften, wie in Japan, wird nicht einmal von subjektivem Erfolg gesprochen, weil es keine Bedeutung hat; in Amerika ist das Gegenteil der Fall. In gewissen Kreisen kann man nur als erfolgreich gesehen werden, wenn sich der Erfolg auf materieller Ebene widerspiegelt. Das führt automatisch dazu, dass Personen sich über ihr Hab und Gut definieren. Wayne Dyer fragt in seinen Büchern und Vorträgen stets sehr kritisch, wenn es um diesen Punkt geht: Wenn jemand sich über seinen Besitz identifiziert und das verliert, was er hat, was ist er dann noch?

In anderen Gesellschaften ist es durchaus möglich, als erfolgreich gesehen zu werden, ohne Geld in der Tasche zu haben.

Wie wäre jemand einzustufen, der sich zwar vor Geld auf dem Konto nicht retten kann, gleichzeitig jedoch geschieden ist, Kinder hat, die nicht mit einem reden wollen und von körperlichen Leiden geplagt ist, weil jegliches physisches Wohlbefinden dem monetären Erfolg untergeordnet wurde? Ist diese Person wirklich erfolgreich? Aus subjektiver Sicht womöglich schon; die meisten Außenstehenden würden das vermutlich anders sehen.

Gibt es allgemeine Maßstäbe für Erfolg oder ist die Definition rein subjektiv? Könnte ein Weiser, der unvoreingenommen auf uns Menschen blickt und sich nicht um Status, Wohlstand und rein materielle Güter schert, uns beobachten und beurteilen, wer erfolgreich ist und wer nicht? Ich möchte an dieser Stelle für zwei universale Erfolgsmerkmale plädieren, die in allen Gespräche mit den jungen Überfliegern bekräftigt wurden.

  1. Wachstum und Entwicklung. Fortschritt und Weiterentwicklung in den Bereichen, die einem am wichtigsten sind, hängen mit Erfolg zusammen. Auch das Glücksempfinden wird dadurch nachweislich gesteigert. Zu merken, dass sich durch den eigenen Einsatz etwas tut und man besser wird, ist ein erfüllendes Gefühl. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Niemand kann erfolgreich sein, der nicht als Mensch wächst und sich weiterentwickelt. Der amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson hat schon zu seiner Zeit richtig erkannt, dass das Menschenleben ein Fortschreiten ist. Wer kontinuierlich an sich arbeitet, dadurch vorankommt und in seinem Geschick besser wird, der würde – so meine Vermutung – auch von einem Weisen als erfolgreich eingestuft werden.
  2. Das Streben nach dem Guten. Wenn derjenige erfolgreich ist, der seine selbstgesetzten Ziele erreicht und sich nicht durch äußere Stimmen beirren lässt, gelten dann Stalin, Hitler, Mao, Pinochet, Mussolini, Pol Pot, Gaddafi, Dschingis Khan und viele weitere Diktatoren, die für den Tod unzähliger Menschen verantwortlich sind, etwa auch als erfolgreich? Oder besteht ein Zusammenhang zwischen Erfolg und Moral? Zweifelsohne! Je mehr Wert wir für andere Menschen schaffen, umso mehr Erfolg haben wir in jeglicher Hinsicht. Wer durch das eigene Wirken anderen einen Mehrwert bietet, wird sich zum Beispiel in finanzieller Hinsicht keine Sorgen machen müssen. Noch viel wichtiger: Es gibt dem Leben Sinn und Bedeutung, wenn unser tägliches Tun nicht nur auf uns reduziert ist. Die jungen Überflieger zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass ihr Ziel immer größer ist als sie selbst. Die altbewährte Weisheit, dass wir alles im Leben haben können, wenn wir anderen Menschen dabei helfen, das im Leben zu bekommen, was sie am meisten wollen, trifft auf jeden Fall zu. Genauso wie der Gedanke von Tony Robbins, dass das Geheimnis im Leben darin besteht, zu geben. Wir fühlen uns glücklicher und erfüllter, wenn wir das Leben anderer bereichern, das haben zahlreiche Glücksforscher, wie zum Beispiel Martin Seligman, immer wieder belegt. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass der Weise uns als erfolgreich einstuft, wenn wir nach dem Guten streben und nach dem, was wir als richtig erachten.

Impulse der jungen Überflieger

»Wenn du erfolgreich sein willst, egal in welchem Bereich, musst du genau wissen, was du willst.«

Philipp Stein

»Dein Motiv für Erfolg muss immer stärker sein als die vielen Ablenkungen, die dich davon abhalten können.«

Kontra K

»Wenn dein Ziel größer ist als du selbst, erreichst und bewegst du deutlich mehr Leute und kannst ein Ausmaß an Erfolg erzielen, das du kaum für möglich gehalten hast.«

Philipp von der Wippel


1 Wie kommt es, dass die Generation Y (geboren nach 1984) schwer zu motivieren ist, so hohe Ansprüche stellt, ohne vorher Ergebnisse und Leistungen vorweisen zu können, stellenweise unrealistische Erwartungen hegt, immer den Sinn hinterfragt und oft nur schwer in die Gänge kommt?