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Bauernhof Geschichten

Kälbchen Klara kriegt einen Riesenschreck, als ihr auf der Weide ein laut knatterndes Ungeheuer begegnet. Schnell warnt sie alle anderen Tiere vor der unheimlichen Gefahr. Aber dann macht sie eine überraschende Entdeckung.

14 lustige und spannende Geschichten erzählen von Freundschaft, Mut und Hilfsbereitschaft. Ferkel Flo, Esel Emil, Kätzchen Katinka und alle anderen Bauernhoftiere werden für Kinder ab 3 Jahren schnell zu besten Freunden.

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Inhalt

Eine blendende Idee

Die Matschmonster

Emil gehört dazu

Die Wunschfee

Die Tier-Detektive

Schwesternalarm!

Die Ferienkinder

Ein seltsamer Spuk

Das Tierkonzert

Der Pony-Professor

Ein spannender Ausflug

Versöhnung am Ententeich

Eine tolle Fundgrube

Eine merkwürdige Krankheit

Eine blendende Idee

Es war ein friedlicher Tag auf dem Bauernhof. Die Kühe grasten auf der Weide, während das Kälbchen Klara im Gras lag und vor sich hindöste. Ab und zu brummte eine Fliege vorbei, und in der Ferne zirpten ein paar Grillen. Klara hörte, wie ihre Mama und die anderen Kühe das Gras abrupften und gleichmäßig kauten.

Das Kuhmädchen gähnte und schloss die Augen. Die Sonne schien auf Klaras Fell, und ein leichter Windhauch zog übers Land. Klara fühlte sich rundum wohl ... und war schon eingeschlafen.

Klara träumte gerade von einem Wettlauf mit dem Fohlen Flicka, als ein lautes Geräusch sie aus dem Schlaf riss. Was war das für ein seltsames Knattern? Erschrocken sprang das Kälbchen auf. Als Klara ins Sonnenlicht blinzelte, erstarrte sie vor Schreck. Das knatternde Wesen gab nicht nur unheimliche Geräusche von sich, es sah auch fürchterlich aus!

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Es war riesengroß und leuchtend blau – und es kam immer näher!

Jetzt war Klara hellwach. Sie musste die anderen Tiere warnen! So schnell sie konnte, rannte sie los. Zuerst zu ihrer Mama und den anderen Kühen, die inzwischen ein Stück weitergezogen waren.

„Passt auf!“, rief Klara. „Da rollt ein Ungeheuer übers Feld!“

Noch ehe die Kühe etwas erwidern konnten, war Klara weitergelaufen. Sie schlüpfte unter dem Zaun hindurch und kam als Nächstes bei den Enten am Teich vorbei.

„Schnell, bringt euch in Sicherheit!“, rief Klara. „Hier ist ein fauchender Riese unterwegs!“

Mama Ente rief rasch ihre Kinder herbei und scheuchte alle ins sichere Entenhaus.

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Bald hatte Klara auch die Pferde und die Schafe gewarnt. Vorsichtig spähte sie zwischen den Büschen hindurch und beobachtete das blaue Ungetüm, das mit lautem Getöse über die Wiese holperte.

Nanu, was war das? Plötzlich blieb das blaue Wesen stehen und hupte laut. Dicht vor dem Ungetüm sprang ein kleines Rehkitz auf, das im Gras geschlafen hatte. Mit großen Sätzen lief das Reh davon. Vom Waldrand eilte ihm seine Mutter entgegen.

Klara staunte. Das blaue Wesen hatte mit seinem Hupen das Rehkitz gewarnt, statt einfach weiterzurollen. Offensichtlich war der knatternde Riese nur groß und laut, aber nicht gefährlich.

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Klara nahm ihren ganzen Mut zusammen und trat dem Wesen entgegen.

Als der Knatterheini sie sah, blieb er stehen.

„Hallo, wer bist du denn?“, fragte er freundlich.

„Das wollte ich dich auch gerade fragen“, erwiderte das Kälbchen. „Ich bin Klara, das Kalb.“

„Und ich bin Tom, der Traktor“, erklärte der Blaue. „Ich wohne schon sehr lange auf dem Bauernhof.

Aber in den letzten Wochen war ich in der Werkstatt. Deshalb kennen wir uns noch nicht. Lass dich mal anschauen ...“ Er betrachtete Klara ganz genau, dann sagte er:

„Du bist bestimmt die Tochter von Käthe Kuh.“

„Du kennst meine Mama?“, rief Klara erfreut.

„Aber sicher“, brummte der Traktor. „Ich kenne alle Tiere hier auf dem Hof, nur die ganz jungen nicht, die in den letzten Wochen geboren wurden, so wie du.“

Klara schlug die Augen nieder. „Und ich dachte, du bist ein Ungeheuer“, gestand sie. „Ich habe sogar die anderen Tiere vor dir gewarnt.“

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Tom Traktor seufzte. „Das bin ich schon gewohnt“, meinte er. „Du glaubst gar nicht, wie viele Tiere sich vor mir fürchten. Dabei arbeite ich doch auch für euch.“ Er zählte auf: „Ohne mich könnte der Bauer kein Heu und kein Stroh ernten. Ich bringe das Getreide in die Scheune, das ihr im Winter fresst. Und ich hole die Baumstämme aus dem Wald, aus denen der Bauer eure Ställe baut.“

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Der Traktor sah ratlos aus. „Trotzdem laufen immer wieder Tiere vor mir davon, nur weil ich anders aussehe und anders klinge als sie.“

Klara überlegte. „Vielleicht würde es helfen, wenn du dich ein bisschen leiser bewegst“, schlug sie vor.

„Das geht leider nicht“, erwiderte Tom Traktor. „Ich brauche meinen starken Motor für meine Arbeit – und so ein Motor ist nun mal laut.“

Das verstand Klara. Nachdenklich betrachtete sie ihren neuen Bekannten. Da hatte sie auf einmal eine Idee ...

Als Klara kurz darauf auf die Kuhweide zurückkehrte, fiel ihrer Mutter Käthe ein Stein vom Herzen.

„Klara, mein Schatz!“, rief Käthe und schleckte ihre Tochter mit ihrer rauen Zunge ab. „Wo hast du nur gesteckt? Ich habe die ganze Weide abgesucht und mir riesige Sorgen gemacht.“

„Das tut mir leid“, sagte Klara und schmiegte sich an ihre große, warme Mama. „Ich habe ein riesengroßes Ungetüm gesehen und bin aus Angst davongelaufen. Aber dann habe ich gemerkt, dass das Ungeheuer eigentlich sehr nett ist.“

Nun erzählte Klara ihrer Mutter die ganze Geschichte. Natürlich weihte sie Mama Kuh auch in ihren Plan ein ...

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Noch am gleichen Tag versammelten sich alle Hoftiere auf der Kuhweide. Klara schämte sich ein bisschen, als sie berichtete, wer das vermeintliche Ungeheuer von heute Mittag gewesen war. Aber niemand lachte sie aus. Ganz im Gegenteil! Viele Tiere hatten sich ebenfalls vor dem Traktor gefürchtet, als sie ihm das erste Mal begegnet waren.

Nun erzählte Klara den anderen Tieren von ihrer Idee. „Was haltet ihr davon, wenn wir Tom anmalen? Wenn er braun-weiß gefleckt wäre wie wir Kühe, dann würde sich bestimmt niemand mehr vor ihm fürchten.“

Unter den Tieren erhob sich unruhiges Gemurmel.

„Anmalen finde ich gut!“, rief der weiße Gänserich Günter. „Aber warum nicht weiß?“

„Grau!“, schrie der graue Egon Emil dazwischen. „Grau würde Tom sicher gut stehen!“

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„Ich bin für braun!“, wieherte das braune Pferd Paula.

„Rosa!“, quiekte das rosafarbene Schwein Sonja.

„Gestreift!“, miaute die gestreifte Katze Kara.

„Gefleckt!“, gackerte das gefleckte Huhn Hanna.

Klara Kalb rief: „Ich weiß, wie wir es machen! Jede Tierfamilie bemalt einen Teil von Tom so wie es ihnen gefällt!“

Damit waren alle Tiere und auch Traktor Tom einverstanden.

Nachts, als der Bauer schlief, machten die Tiere sich ans Werk. Sie holten die Farbtöpfe und Pinsel aus dem Schuppen und legten los.

Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, sah Tom nicht mehr aus wie ein Traktor, sondern wie ein Mischwesen aus Kuh, Gans, Esel, Pferd, Schwein, Katze und Huhn.

Von nun an fürchtete sich kein Tier mehr vor ihm. Denn Tom wirkte überhaupt nicht mehr furchterregend. Der Traktor selbst war sehr zufrieden mit seinem neuen Aussehen. Und der Bauer, der sich zunächst sehr gewundert hatte, war bald ganz stolz auf Tom. Denn eines war sicher: So einen Traktor gab es nur einmal auf der Welt!

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Die Matschmonster

„Wie seht ihr denn aus?“ Kopfschüttelnd betrachtete Mama Schwein ihre Kinder.

Finja und Flo Ferkel grinsten so unschuldig, wie sie nur konnten. Die beiden hatten sich wieder einmal ausgiebig im Matsch gewälzt. Das war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Für sie gab es nichts Schöneres, als bis zur sumpfigsten Stelle ihrer Wiese zu waten und sich dort im Dreck zu suhlen, dass es nur so spritzte.

Der Schlamm war schön kühl. Und wenn er trocknete, bildete er eine feste Kruste, die alle lästigen Insekten fernhielt. Aber Mama Schwein hielt nicht viel davon, wenn ihre Kinder sich so schmutzig machten.

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Und heute schon gar nicht, denn gleich sollte Familie Schaf zu Besuch kommen. Frau Schaf legte großen Wert auf Sauberkeit. Ihr wolliges Fell war stets makellos weiß, und sie rieb ihre Hufe jeden Morgen mit frischem Tau ein, damit sie schön glänzten. Ihre Kinder Larissa und Ludwig Lamm waren fast noch feiner als die Mutter. Sie schmatzten niemals beim Essen, liefen vorsichtig um jede Pfütze herum und achteten darauf, dass ihr Fell immer schön glatt lag.

„Was sollen unsere Gäste nur denken?“, stöhnte Mama Schwein, als sie jetzt ihre völlig verdreckten Kinder sah.

„Ihr seht ja aus wie Matschmonster.“

Das Wort gefiel den Ferkeln. Munter hopsten sie über den Hof und riefen: „Wir sind die Matschmonster, wir sind die Matschmonster!“

Dabei stieß Flo aus Versehen gegen einen hoch beladenen Anhänger mit Stroh. Die Strohballen begannen gefährlich zu wanken.

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„Pass auf!“, rief Mama Schwein.

Flo sprang erschrocken zur Seite, doch es war zu spät. Schon purzelten die Strohballen vom Wagen und kullerten kreuz und quer über den Hof.

Oje! Wo Flo gerade noch gestanden hatte, türmte sich jetzt ein Strohhaufen. Mama Schwein und Finja rannten schnell zu der Stelle und schoben die Ballen zur Seite. Ein Glück, dem frechen Flo war nichts passiert. Aber wie er jetzt aussah! Auf seinem schmutzigen Fell klebten überall Strohhalme.

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„Jetzt bist du kein Matschmonster mehr, sondern ein Strohmonster“, kicherte Finja.

In diesem Augenblick drang vom Zaun her lautes Blöken zu ihnen hinüber. Frau Schwein und ihre Kinder blickten sich entsetzt an. Familie Schaf war da! Und das ausgerechnet jetzt, wo auf dem Hof ein solches Durcheinander herrschte! Finja und Flo versteckten sich schnell hinter einigen Strohballen, während ihre Mama dem Besuch entgegenging.

Frau Schaf stakste mit entrüstetem Gesichtsausdruck um die verstreuten Strohballen herum. Hinter ihr stolzierte der schwarze Ludwig Lamm, gefolgt von seiner weißen Schwester Larissa.

„Was ist denn hier los?“, fragte Frau Schaf statt einer Begrüßung.

Noch ehe Mama Schwein antworten konnte, sprang Finja aus ihrem Versteck. „Hier sind die Matschmonster los!“, rief sie und schnitt eine Grimasse.

Die Schafe fuhren erschrocken zusammen.

„Und hier sind die Strohmonster los!“ Kichernd hopste Flo hinter seinem Strohballen hervor.

„Meine Güte!“ Angewidert betrachtete Frau Schaf die schmutzigen Ferkel. „Wie kann man sich nur so dreckig machen?“

Flo grinste. „Och, das geht ganz einfach! Zuerst wälzt man sich im Matsch ...“

Die Ferkel sprangen in die nächstbeste Pfütze und machten es vor.

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„Und dann bewirft man sich mit Stroh!“, ergänzte Finja.

Schon lieferten sich die Geschwister eine lustige Strohschlacht.

Frau Schaf und ihre Kinder wichen zurück.

Mama Schwein beschloss, dass es am besten war, Frau Schaf schnell von den Ferkeln abzulenken.

„Habe ich Ihnen schon unseren neuen Gemüsegarten gezeigt, Frau Schaf?“, fragte sie.