Details

Thomas Münzer, der Mann mit der Regenbogenfahne


Thomas Münzer, der Mann mit der Regenbogenfahne

Ein Schauspiel
1. Auflage

von: Friedrich Wolf

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 01.08.2024
ISBN/EAN: 9783689120429
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 270

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Das historische Werk aus dem Jahr 1952 bringt die bewegte Geschichte des Predigers und Revolutionärs Thomas Münzer, der im 16. Jahrhundert für die Freiheit und Rechte der Bauern kämpfte, eindrucksvoll auf die Bühne. Begleiten Sie Münzer und seine Gefährten auf ihrem mutigen Weg gegen die Unterdrückung und für soziale Gerechtigkeit. Entdecken Sie die menschlichen und politischen Konflikte, die das Herz des Widerstands schlagen lassen. Tauchen Sie ein in das dramatische Geschehen des Bauernkrieges von 1525, das die Menschen in Aufruhr versetzte und einen mutigen Anführer hervorbrachte. Diese zeitlose Erzählung vereint historische Genauigkeit mit kraftvoller Dramatik und zeigt den unermüdlichen Kampf eines Mannes gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Lassen Sie sich von Münzers Visionen, Hoffnungen und unerschütterlichem Willen mitreißen, während er den revolutionären Geist einer Ära verkörpert.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
MÜNZER: … nun liegt aber klar am Tage, dass Christus, der zarte Sohn Gottes, dieser Welt erscheinet wie eine Vogelscheuch oder ein gemaltes Männlein. Und ist doch der wahre Stein, der ohne Menschen Hände vom Berge gerissen ward, da die Hauptknechtschaft im Schwange war. Da haben sie also den Geist Christi zu einem Spottvogel gemacht, bis er ein hölzerner Götze geworden ist und ein Schanddeckel der Welt. Solch Holz- und Erzbilder aber gab’s schon ehedem. War da vor mehr denn tausend Jahren der König Nebukadnezar, der hatte einen Traum von einer gewaltigen Bildsäule aus Gold, Silber, Eisen und Ton. Doch kein Wahrsager konnte den Traum deuten; und kam man auf Daniel, den Propheten. Der machte es sich gar sauer. So sollt auch heut der Mensch zur Offenbarung Gottes einen ernsten Mut zur Wahrheit tragen. Dabei wird der Mensch finden, dass er mit dem Kopf nit sogleich durch den Himmel rennen kann, dass er das innerliche Wort erst mit Schmerzen hervorbringen muss wie eine Gebärerin. Denn auch Gott muss erst geboren werden im Menschen. Dies nun sehen die Buchstabenanbeter nit, die aus dem Wittenberger Futtertrog fressen wie Bruder Mastschwein, der gegen mich grunzet. Auch damals verstanden’s die Zeichendeuter nit. Daniel aber sah der Bildsäule golden Haupt, das war das Reich Babylon, die silberne Brust das Meder- und Perserreich, das dritte und vierte aus Eisen war das der Griechen und Römer; das fünfte aber, das wir jetzt vor Augen haben, ist aus Ton und Kot gemengt, darin sich Aale und Schlangen verunkeuschen auf einem Haufen …

Der Herzog wendet seinen Kopf unwillig zum Kanzler, der indessen Münzer sorgfältig beobachtet.

MÜNZER lebhafter: Die Pfaffen und alle bösen Geistlichen sind nun die Schlangen, so wie sie Johannes der Täufer nennet; die weltlichen Herren und Regenten aber sind die Aale und haben das Reich mit Ton beschmieret. Ach, liebe Herren, wie hübsch wird da der Herr unter die alten Töpf schmeißen mit seiner eisernen Stang!

Der Kurprinz ist aufgesprungen. Der Herzog wendet sich erneut zum Kanzler; der gibt beiden ein Zeichen auszuharren. Der Kurprinz setzt sich wieder, schaut jedoch geflissentlich nach links zum Kirchenfenster.

MÜNZER unbeirrt: Darum ihr teuersten liebsten Regenten, lasst euch von Bruder Leisetritt nit verführen mit heuchlerischer Geduld. Der Stein, ohn Hände vom Berg gerissen, ist wahrhaft gewaltig geworden. Die armen Leut und Bauern sehen ihn viel schärfer denn ihr. Er wird auf die Bildsäul niederrollen und sie zerschmettern. Ihr aber, teure Regenten, ihr müsst es wagen um des Evangeli willen, oder Gott wird euch stäupen, so, wie er seine allerliebsten Söhne züchtiget. Hat doch auch Christus mit großem Ernst befohlen: Nehmet meine Feinde und würget sie! Denn ein Gottloser hat kein Recht zu leben, so er die Frommen behindert. Ihr teuren Väter von Sachsen, dass dies aber redlich geschehe, sollen unsre Fürsten dies tun, die Christum mit uns bekennen. Wo nicht, wird ihnen das Schwert genommen werden! Denn sie bezeugen …

Der Herzog ist geräuschvoll aufgestanden und verlässt polternd mit dem Kurprinzen und dem Kanzler die Kapelle. Der Amtmann will folgen, bleibt jedoch ratlos stehen.

MÜNZER mit erhobener Stimme: Denn sie bezeugen Gott bloß mit hohlen Worten, doch leugnen ihn mit der Tat!
AMTMANN vorstürzend: Seid Ihr des Teufels, Pfarrer! Wie konntet Ihr den Herzog kränken?
MÜNZER mehr für sich: Wen Gottes Wort kränket, der kann nit zum Verbündnis gehören.
AMTMANN: Was fabelt Ihr? Der Herzog in Eurem Verbündnis?
MÜNZER: Warum sollt er nit unter Gottes Wort treten so wie der Bauer und Bergknappe?

Von links kommt eiligst der Kanzler.

KANZLER: Herr Amtmann, es heißt, am Schlosstor rotte sich Allstedter Volk.

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